Die Baustelle ist noch nicht fertig. Wäre es euch lieber die würden ganz dicht machen und den Durchgangsverkehr erst erlauben wenn alles zu 100% fertig ist?
Naja, ich habe früher fürs Schilderwiki Arbeitsstellen fotografiert, für die wäre es ein Segen gewesen, einfach die Straße komplett dichtzumachen, dann wäre man in der Hälfte der Zeit fertig gewesen (oder: man hätte in der Hälfte der Zeit fertig sein können).
Wie soll denn eurer Meinung nach so ein Umbau aussehen? Die Maße (zumindest aus der Planung) entsprechen den ERA. Mehr kann man von Planern ja nicht erwarten, als sich an dieses Regelwerk zu halten.
Die anderen geschilderten Probleme sind doch mal wieder Problem mit Autofahrern, die sich nicht verkehrsgerecht verhalten, oder? Man sieht ja auch auf den Bildern, dass dort noch Baustelle ist und wohl die volle Breite noch nicht genutzt werden kann.
Zunächst einmal: Wie meine Vorredner schon sagten, man kann ja auch eine Infrastruktur bauen, die über das hinausgeht, was in den ERA oder den Verwaltungsvorschriften der Straßenverkehrs-Ordnung steht. Aber in Hamburg sowie in vielen weiteren Städten wird stattdessen der umgekehrte Weg beschritten.
Die Verwaltungsvorschriften fordern für einen baulich angelegten Radweg mit Zeichen 237 eine durchgängige lichte Breite von mindestens anderthalb Metern, nach Möglichkeit sogar zwei Meter. In Hamburg bummelt man stattdessen nur die Mindestbreite von anderthalb Metern neben die Fahrbahn und unterschreitet diese Breite auch noch stellenweise, wenn Quartiersbelange oder ein Laternenmast oder etwas anderes im Weg stehen.
Du hast Recht, das Problem sind zum Teil natürlich auch Kraftfahrer, die das mit den Überholabständen nicht geregelt bekommen. Wenn man aber eine Infrastruktur wie auf den Fotos von Kampfradler anlegt, dann forciert man dieses Fehlverhalten ja geradezu. Ohne jetzt vor Ort mit dem Zollstock nachgemessen zu haben habe ich nicht den Eindruck, dass die Kernfahrbahn breiter als 5,5 Meter ist, somit verbietet sich eigentlich die mittlere Leitlinie. Diese Linie hält Kraftfahrer allein aufgrund des optischen Eindrucks davon ab, beim Passieren eines Radfahrers weiter nach links zu fahren. Ich nehme an, wenn die Baken aus der Fahrbahnmitte beiseite geräumt wurden, wird mit dem Kraftfahrzeug nicht mehr stramm mit dem Außenspiegel über der gestrichelten Linie des Schutzstreifens gefahren, aber von irgendwelchen Sicherheitsabständen, die man beim Überholen einhalten sollte, kann hier keine Rede sein.
Im Endeffekt sorgt diese Aufteilung des Straßenraumes dafür, dass Radfahrer in diesen 1,6 Meter breiten Bereich eingesperrt werden, sich dann unwohl fühlen und stattdessen auf dem Gehweg weiterrollen.
Was solche engen Schutzstreifen bewirken, kannst du dir ja drüben in der Ebertallee ansehen. Nachdem ich da einmal quasi eine Nahbegegnung der dritten Art mit einem Linienbus hatte, möchte ich dort auch nicht mehr entlangfahren und habe tatsächlich vollstes Verständnis für die ganzen Gehwegradler. Das macht man eben nur ein einziges Mal mit.
Ich frage mich, was genau Ihr hier nun eigentlich fordert... und will damit ganz bestimmt nichts schön reden! Aber wir müssen natürlich aufpassen, dass nicht aus Prinzip alles kritisiert wird, was gebaut wird. Nur weil Autofahrer Revierverhalten zeigen. Denn was ist die Alternative?
Ich sehe auch noch dieses Problem:
Gegen die Streifen in der Bebelallee haben Anwohner und cdu massiv mobil gemacht und sogar (etwas zu spät) eine Bürger-Ini gegen diese Verkehrsberuhigung gegründet!
Wenn das "den Radfahrern" nun auch nicht passt, was hier gebaut wurde, spielen wir den Autofahrern Argumente gegen weitere Streifen zu! (Die cdu nimmt doch schon das Parken auf Radfahrstreifen in Fuhle und Mühlenkamp als Argument für Bordsteinradwege auf.)
Die Alternative wäre, etwas vernünftiges zu bauen, was einerseits den Vorschriften genügt (oder: sogar über die Mindestmaße hinausgeht) und andererseits einfach und vor allem „sinnvoll“ ist. Und es ist nunmal nicht sinnvoll, zwei Fahrstreifen und zwei Schutzstreifen auf eine Fahrbahn zu bauen, die nunmal kaum sinnvolle Überholabstände zulässt. So nützt auch die Radverkehrsförderung nichts, die hier gegen den Willen der Anwohner betrieben wird; man sieht ja, dass allenfalls eine halbgare Lösung herauskommt.
Und diese halbgare Lösung wird dann die Befürchtungen der Kritiker erfüllen: Man wird eng überholt und hat gleichzeitig Anst, von eienr plötzlich geöffneten Autotür vom Sattel geprügelt zu werden. Da stellt sich Ploß dann ganz zurecht hin und sagt: Ist ja total blöd, was dort gebaut wurde.
Wenn man in Hamburg nicht in der Lage ist, eine vernünftige Infrastruktur zu bauen, dann soll man es bitte bleiben lassen. Dann fahren eben die „normalen Radfahrer“ aus Angst auf dem Gehweg herum oder nehmen das Auto und einige verwegene Kampfradler stürzen sich in den Fahrbahnverkehr. Aber diese halbgaren Lösungen, die einerseits den Radverkehr noch mehr gefährden als die üblichen Hochbordradwege, und die andererseits dafür sorgen, dass die Radlinge zu recht reklamieren, Radfahren auf solchen Streifen wäre gefährlich, die taugen eben allenfalls für eine gute Pressemitteilung, aber nicht für eine Förderung des Radverkehrs.
lasst bitte nicht ausser Acht (und das macht Ihr meiner Meinung nach): Geht nicht von euch aus. Mit wäre das auch alles lieber ohne Streifen. Aber was macht meine Tochter? Was machen ältere Leute? Die im Mischverkehr an einer solchen "Einfallstraße" wie die Bebelallee?
Also, ehrlich gesagt: Meine Kinder ließe ich nicht auf so einem Streifen radeln. Das ist mir selbst schon zu gefährlich, solche Erfahrungen wie mit dem Bus in der Ebertallee oder irgendwelchen plötzlich geöffneten Türen müssen meine Kinder echt nicht machen.
Ich gehe hier auch gar nicht nur unbedingt von uns aus. Wir sind hier im Forum größtenteils irgendwelche Kampfradler, die eher keine Probleme mit der Fahrbahnradelei zwischen dem Kraftverkehr haben. Dem entgegen stehen nun die „normalen Radfahrer“, die gerne einen Radweg hätten, weil sie sich nicht neben die Lastkraftwagen trauen — und diese „normalen Radfahrer“ sollen nun auf einem Streifen fahren, der gerade mal den Mindestmaßen entspricht, um sich eng von ebenjenen Lastkraftwagen überholen zu lassen und gleichzeitig noch in jedes parkende Kraftfahrzeug schielen zu müssen, ob da wohl gleich jemand die Tür aufreißen könnte.
Meines Erachtens taugen solche Streifen weder für Alltagsradler noch für „normale Radfahrer“.
Natürlich muss man ERA nicht als Maximum sehen, aber irgendwo ist Platz auch endlich und wenn schon Anwohner so derart auf die Barrikaden gehen...wie soll man da als Planer noch arbeiten? Man kann es nicht jedem Recht machen und auch Radfahrer haben kein Gottgegebenes Recht auf freie Fahrt (für freie Bürger).
Nach meinen Erfahrungen vom Klosterstern sehe ich das eigentlich inzwischen so, dass man als Planer entweder einfach seinen Job macht und vernünftig plant oder eben die Meinung der Bürger einholt und auf Quartiersbelange Rücksicht nimmt. Offenbar hat man in der Bebelallee aber genau wie beim Klosterstern versucht, einerseits möglichst viele Forderungen der Bürger umzusetzen und andererseits wider besseren Wissens noch eine von oben verordnete Radverkehrsinfrastruktur dazwischen zu quetschen.
Wenn man aber die Anwohner am Klosterstern und in der Bebelallee befragt und sich herausstellt, dass keine Radverkehrsinfrastruktur gewünscht ist, weil den Leuten Parkplätze und vier Fahrstreifen wichtiger sind, warum quetscht man dann trotzdem diese Schutzstreifen dazwischen? Das hätte man sich dann auch echt schenken können. Die wenigen Anwohner, die mit dem Rad fahren wollen, hätten weiterhin auf den vorhandenen Radwegen oder durch den Park fahren können, die Radverkehrsforum-Alltagsradler wären auf der Fahrbahn geradelt, die übrigen Radfahrer wären ebenfalls durch den Park gefahren, hätten eine andere Route gewählt oder das Auto genommen. Alle wären zufrieden, es gäbe diese blöden Streifen nicht und kein sogar die BILD hätte den „Verkehrt-Staatsrat“ gelobt. Denn was sich ja bei solchen Bürgerfragestunden immer wieder herauskristallisiert ist die Zufriedenheit mit der vorhandenen Infrastruktur — den meisten Radfahrern ist es nicht wichtig, ob der Radweg nur einen halben Meter misst und buckelig ist, die wollen einfach nicht zwischen den Kraftfahrzeugen fahren. Aber genau zum Fahren zwischen den Kraftfahrzeugen werden sie auf dieser Infrastruktur nun gezwungen.