Beiträge von Malte

    Das neue Jahr ist noch keine 40 Stunden alt, schon liege ich dort beinahe unter dem Auto.

    Radlinge und Fußlinge bekommen grünes Licht, vom Rechtsabbiegerstreifen will jemand bei rotem Licht rechts abbiegen. Irgendjemand hupt, der Kraftfahrer mit Rot-Grün-Schwäche gibt Vollgas und fährt mich mit der Stoßstange fast an.

    Ich frage mich ja schon, ab wann ich damit rechnen kann, dass an dieser Kreuzung die Quote problematischer Abbiegevorgänge auf ein akzeptables Maß sinkt. Bislang erlebe ich noch zwei solcher Helden pro Woche.

    Wer jahrelang(!) und unreflektiert durchs Leben schreitet und selbstsicher davon ausgeht, dass nur er die Wahrheit mit Löffeln gefressen hat, alle anderen und gerade "das Feindbild" eben nur Unfug erzählen, der wird - erst recht in "der Öffentlichkeit" nicht von seiner Wahrheit abrücken.

    Ich nehme an, das läuft analog zu dem festen Glauben an Verschwörungsmythen: Man steckt so tief drin, dass allein die Akzeptanz einer anderen Perspektive nicht mehr möglich ist, weil das bedeutete, identitätsstiftende Überzeugungen, an denen man sich jahrelang gelabt habt, von jetzt auf gleich über Bord zu werfen. Wer eben als Kraftfahrer hinter dem Lenkrad die Überzeugung vertritt, stets unfall- und fehlerfrei unterwegs zu sein und die Verkehrsregeln quasi auswendig zu lernen, wird sich nicht plötzlich umstimmen lassen oder gar zugeben, hier im Unrecht gewesen zu sein. Es klingt ja geradezu lächerlich, aber angesichts einiger Kommentare in den gesellschaftlichen Netzwerken scheint mir die Überzeugung in die eigenen Fahrkünste tatsächlich für manche Menschen ein geradezu identitätsstiftendes Merkmal zu sein.

    Und dann lässt man sich eben nicht einfach erklären, dass Radfahrer keineswegs jenen Straßenteil befahren müssen, der durch die Windschutzscheibe den Eindruck eines irgendwie gearteten Radweges macht, oder dass Radfahrer keineswegs anhalten müssen, sobald irgendwo eine Fußgängerampel rotes Licht zeigt. Das passt in das sorgfältig gepflegte Feindbild nicht rein und man müsste plötzlich feststellen, seit 20 Jahren hinsichtlich der heiligen Radwegbenutzungspflicht schlichtweg im Unrecht gewesen zu sein. Das hört man sich eben nicht gern an.

    Interessant ist in dieser Hinsicht noch, dass der Abwehrmechanismus bei all diesen Leuten ähnlich funktioniert, ganz egal ob auf Facebook oder Telegram: Es geht dann schnell in persönliche Angriffe, dass ich doch erst einmal was im Leben leisten möge, bevor ich Menschen, die dieses Land mit aufgebaut haben, kluge Ratschläge gebe, oder meine Interpretation der Verkehrsregeln wäre „ein typischer links-grüner Malte-Thorben“. Und ich wüsste ja zu gerne, woher diese Malte-Thorben-Phrase stammt, dass die mir sogar hier in Lüneburg entgegen geworfen wird.

    Heute ist mein Test wieder negativ. Auch mit der Lupe ist kein zweiter Strich mehr zu erkennen.

    Wenn ich das richtig sehe, bekomme ich ja jetzt keinen kostenlosen PCR-Test mehr, denn mein Schnelltest ist ja nun negativ. Insofern ist die Empfehlung des Landkreises Lüneburg, sich gegen Ende der Erkrankung noch mal mit einem PCR-Test abzusichern, mit einem Eigenkapital von 99 Euro verbunden. Das scheint mir dann doch etwas teuer dafür zu sein, dass sich offenbar hier niemand mehr so richtig für eine Bekämpfung der Ausbreitung interessiert.

    Jetzt zu den wesentlichen Problemen: Wie lange lässt man sich jetzt sinnvollerweise Zeit mit größeren Radtouren?

    Ich hab noch ein paar Überstunden übrig und nach zwei Wochen zu Hause geht meine Bewegungsdrang deutlich über die üblichen Spaziergänge hinaus. Ich nehme aber an, den Gran Fondo im Dezember noch schnell mit 100 km zu absolvieren ist vielleicht nicht so schlau, wenn der Test gerade mal zwei Tage lang wieder negativ ist. Also lasse ich es in diesem Jahr lieber bleiben und… starte dann eher in der zweiten oder dritten Januar-Woche? Vorausgesetzt natürlich, dass ich mich dann grundsätzlich fit fühle?

    In Lüneburg geizt man ja bekanntlich nicht mit Fußgängerüberwegen. Grob aus dem Bauch heraus geschätzt komme ich an deutlich mehr Fußgängerüberwegen vorbei als in Hamburg oder Kiel oder auch anderen Städten, die ich nicht so gut kenne.

    Die Uelzener Straße, die unweit unserer Wohnung verläuft, bietet momentan auf einer Länge von 1,1 km ganze sieben Fußgängerüberwege. Vier davon sind als Provisorium ausgeführt, deren Verschleiß ich regelmäßig beim örtlichen Mängelmelder reklamiere, nach den Baumaßnahmen werden wohl fünf Fußgängerüberwege übrig bleiben. Der Rest meiner Wege in die Innenstadt oder zum Bahnhof wird ebenfalls mit rechts und links mit diversen Fußgängerüberwegen flankiert.

    Das klappt auch alles nicht sooo richtig gut, gerade die provisorisch angelegten (und unzulässigerweise mit gelben Markierungen applizierten) Fußgängerüberwege, die hier und da aufploppen und rasch wieder verschwinden, sorgen für so manches Missverständnis.

    Schwierig wird es, ich glaube, ich hatte es schon mal erwähnt, immer dann, wenn eine rot Fahrradfurt neben einem Fußgängerüberweg verläuft: Dort habe ich auf dem Rad im Regelfall Vorfahrt, weil die rot markierte Fahrradfurt normalerweise im Verlauf einer vorfahrtsberechtigten Straße liegt, da kümmert mich als Radfahrer der danebenliegende Fußgängerüberweg recht wenig.

    Andere Verkehrsteilnehmer stellt das offenbar vor große Herausforderungen: Durch die Windschutzscheibe scheint die rot markierte Fahrradfurt nahezu unsichtbar zu sein und auch bei diversen Ortsterminen der Vergangenheit, die vom ADFC oder von den Grünen organisiert wurden, gab es unterschiedliche Interpretationen über den eigentlich glasklaren Sachverhalt, ob man denn vielleicht doch absteigen müsse, weil das ja irgendwie doch zum Fußgängerüberweg gehöre.

    Nun ja.

    Eine schwierige Stelle ist auch das Ding hier, nach meinem Empfinden wird man hier auch gerne mal „übersehen“, entweder aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse, die hier tatsächlich sehr undankbar sind, oder aber wieder aufgrund der Kombination von Fahrradfurt und Fußgängerüberweg. Dank § 9 Abs. 3 StVO müssen Radfahrer und Fußgänger auf jeden Fall durchgelassen werden, dazu hätte es nicht einmal des Fußgängerüberweges bedurft. Und damit das auch der allerletzte kapiert, gibt es obendrein noch ein gelbes Blinklicht.

    Vor ein paar Wochen geriet ich in einer lokalen Telegram-Gruppe erneut in die Verlegenheit, die Verkehrsregeln an dieser Stelle zu erklären, weil sich die lieben Radfahrer hier angeblich nie und auf gar keinen Fall an die Regeln hielten (nämlich: nicht abstiegen und schoben) und im Laufe des Gesprächs wurde mir von mehreren langgedienten Kraftfahrern erklärt, dass Radfahrer hier bei roter Ampel warten müssten. Die Polizei müsse sich hier mal hinstellen und die ganzen Rotlichtverstöße aufnehmen.

    Und ich kann dem Gedanken ja sogar für ein paar Meter folgen: Es gibt ja auch durchaus Kreuzungen, in denen der so genannte freilaufende Rechtsabbiegefahrstreifen lichtsignalgeregelt ist — und wenn Fußgänger und Radfahrer „da hinten“ rotes Licht haben, dann haben sie’s auch „hier vorne“. Okay.

    Aber kann man sich als ortskundiger Kraftfahrer auch nach Jahrzehnten so sehr vertun und ernsthaft glauben, dass die beiden Signalgeber dort im Hintergrund Einfluss auf die Querungsfurt im Vordergrund haben?

    Nun sind’s seit heute wohl 14 Tage mit Corona. Die meisten Symptome waren nach zwei Tagen wieder fort, geblieben sind Gliederschmerzen und ein noch nicht wieder voll entwickelter Geschmackssinn. Noch nicht ganz im Klaren bin ich mir mit meiner Müdigkeit: Ich schlafe momentan über zwölf Stunden am Tag. Eventuell ist das meinem ungeregelten Tagesablauf der letzten zwei Wochen geschuldet oder vielleicht doch der mangelnden Fitness dank der Corona-Infektion; das mag ich nicht beurteilen.

    Mein Schnelltest ist immer noch positiv, wenngleich der Strich jetzt nicht mehr so extrem ausgeprägt ist wie noch vor anderthalb Wochen. Momentan habe ich aber den Eindruck, dass wohl auch Silvester für mich ausfallen wird.

    Momentan ist das Einbiegen nach rechts in den Pulverweg untersagt, was noch für viel gefährlichere Situationen sorgt, weil sich a) nicht jeder daran hält und b) plötzlich Vollbremsungen auf dem Radweg oder dem Fußgängerüberweg hingelegt werden und eventuell c) hastig und unaufmerksam ausgeführte Wendemanöver folgen.

    Eine solche Sperrung gibt es seit ein paar Monaten erneut und das ist jetzt tatsächlich eine dieser Stellen, an der man mit dem Rad am besten absteigt und schiebt. Aus dem Pulverweg darf man nun links und rechts der Verkehrsinsel abbiegen.

    Anfang Oktober lief es geradezu im Minutentakt so:

    Wobei ich mir nicht sicher bin, ob Buschmann und Drosten das gleiche meinen. Drosten sagt, dass SARS-CoV-2 nach diesem Winter keine Chance mehr hätte, weil die Grundimmunisierung in der Bevölkerung stark genug wäre, Buschmann macht mir eher den Eindruck, es könne ihm mit der Aufhebung der verbleibenden Schutzmaßnahmen gar nicht schnell genug gehen. Ich denke, das hat Drosten eher nicht gemeint.

    Mit dem Fahrplanwechsel kommen die Lüneburger Fahrgäste wieder in den Genuss der Auswirkungen des Regionalisierung des SPNV. In Schleswig-Holstein hat eine gleichnamige Tochterfirma des niedersächsischen erixX das Netz Mitte übernommen, darunter auch die Strecke Kiel–Lübeck–Lüneburg. Während auf dem Nordteil der Strecke ein Großteil der Fahrten aufgrund des hohen Krankenstandes ausfällt, fährt auf dem südlichen Teil quasi, naja, so gut wie nichts mehr:

    Mehr dazu hier:

    Deswegen läuft der Bahnverkehr im Norden so extrem unzuverlässig
    Drei Bahnunternehmen - drei Probleme: AKN, Metronom und der neuen Anbieter Erixx Holstein sorgen mit Massenausfällen und schlechter Störungskommunikation für…
    www.nahverkehrhamburg.de

    Die letzten 3 Jahre wurde das eigentlich vor allen großen Feiertagen (Weihnachten, Ostern) vermutet und davor gewarnt. Als die Zahlen direkt danach das nicht zeigten, hieß es dann, wegen der Feiertage stünden noch viele Meldungen aus, die Zahlen wären noch nicht repräsentativ. Als alle Zahlen hätten da sein müssen, hat man nix mehr davon gehört.

    Wobei man davon nach meinem Verständnis auch nichts mehr gehört hat, weil das Aufmerksamkeitsorchester schon wieder zum nächsten Auftritt weitergezogen ist und ein neues Thema bespielte.

    Vielleicht ist das auch nur eine Momentaufnahme meines Bauchgefühls, aber ich habe den Eindruck, dass momentan in meinem Umfeld ungefähr ein Drittel der Leute an Corona erkrankt sind. Und das hat es früher nicht gegeben.

    Aber womöglich ist das tatsächlich nur so ein Bauchgefühl, weil mein Umfeld in den letzten Jahren eigentlich von Corona verschont geblieben ist, und eventuell daher eine gewisse Grundimmunität gegen das Virus fehlt. Das kann ich nicht einschätzen. Mich hat es nur verblüfft, wie viele Menschen mir schrieben, dass bei ihnen auch Weihnachten krankheitsbedingt ausfiele.

    Während ich jetzt unfreiwillig viel mit Corona-Schnelltests zu tun habe, kommen natürlich auch die ganzen Besserwisser aus meinem Umfeld dazu, die ganz genau wissen, dass das alles ja nur eine ganz große Verschwörung der Grünen wäre und ich gar kein Corona hätte, denn die Corona-Tests, die wären alle schon von Soros in chinesischen Fabriken programmiert worden. Wenn man mit UV-Licht draufleuchtet, könne man das Testergebnis schon vorher sehen:

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    Ja, wenn man solche Leute im Bekanntenkreis hat, dann hat man immer großen Spaß. Witzigerweise ist mir der obige Tweet schon seit elf Monaten bekannt: Es handelt sich um australische Tests der Firma Hough, die wohl ohne Goldkolloide auskommen, so dass die Striche nicht rot markiert werden, sondern mit einer UV-Lampe abgelesen werden müssen (was offenbar jemand in dem verlinkten Video genau so praktiziert).

    Kann mir jemand erklären, warum man bei den dortigen Tests auf Goldkolloide verzichtet? Das Ablesen mit UV-Licht scheint mir ja deutlich komplizierter zu sein.

    Aber ich werde, so wie die Lage ist, wohl nicht drum herum kommen.

    Ich habe auch nicht den Eindruck, dass man sich der Sache noch entziehen kann — außer du willst tatsächlich und ernsthaft den Rest des Lebens zu Hause sitzen.

    Missmutig, wie man mich ja kennt, hab ich in Erfahrung gebracht, was man denn in meinem Freundeskreis Weihnachten anstellen wird, und es stellte sich heraus: Ich bin längst nicht der einzige, bei dem Weihnachten komplett ausfällt. Grob geschätzt hat über die Hälfte meines Freundeskreises gerade mit Corona zu kämpfen. Das ist echt irre. Die übrigen Menschen, die bislang nicht heimgesucht wurden, dürften sich ja mit hoher Wahrscheinlichkeit an den Feiertagen infizieren.

    Mit dem Fahrplanwechsel kommen die Lüneburger Fahrgäste wieder in den Genuss der Auswirkungen des Regionalisierung des SPNV. In Schleswig-Holstein hat eine gleichnamige Tochterfirma des niedersächsischen erixX das Netz Mitte übernommen, darunter auch die Strecke Kiel–Lübeck–Lüneburg. Während auf dem Nordteil der Strecke ein Großteil der Fahrten aufgrund des hohen Krankenstandes ausfällt, fährt auf dem südlichen Teil quasi, naja, so gut wie nichts mehr:

    Zahlreiche Ausfälle und defekte Züge: So desaströs war der Start für Erixx in Lüneburg
    Viele Lokführer sind krank, einige Züge defekt: Das Unternehmen streicht Dutzende Verbindungen auf der Strecke Lüneburg-Lübeck und sorgt für Frust bei…
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    Die Strecke Kiel–Rendsburg ist auch so gut wie eingestellt worden, die Leute sollen dann auf den Schienenersatzverkehr umsteigen. Das ist ja mehr als abenteuerlich.

    Derweil wird immer noch über den Ausbau der Strecke Hamburg–Hannover debattiert: Die Ertüchtigung der vorhandenen Strecke möchte niemand, einen Neubau entlang der A 7 will man aber auch nicht:

    Alpha E: Dagegen wehrt sich Lüneburg
    Die Entscheidung über den Schienenausbau im Norden rückt näher. Am Sonnabend vor dem vierten Advent findet im Kreishaus hinter verschlossenen Türen ein…
    www.landeszeitung.de

    Und das finde ich wieder so spannend: In der Debatte um den Neubau entlang der A7 geht es unter anderem darum, dass dort Naherholungsgebiete für die dort lebenden Menschen der Vernichtung zugeführt werden, während die Menschen selbst aber nichts von der schnellen Eisenbahnverbindung hätten. Das ist insoweit auch für mich ein nahvollziehbares Argument: Es ist nicht vorgesehen, entlang der Strecke links und rechts jeweils ein Gleis für Bummelzüge einzurichten, die dann in Bispingen, Munster oder Bad Fallingbostel halten. Die Menschen dort in der Region haben allenfalls einen indirekten Nutzen dadurch, dass die Wirtschaft und der Hamburger Hafen eine bessere Infrastruktur bekommen.

    Witzigerweise protestieren auf der anderen Seite der Heide aber offenbar nur verschrobene Umweltschützer gegen den Weiterbau der A 39 von Lüneburg nach Wolfsburg, denn von so einer Autobahn, die zwar auch durch ökologisch wertvolle Flächen führt, profitiert jeder: Jeder hat ein Auto, mit dem man dann binnen 30 Minuten in Hamburg sein könnte (stimmt ja nicht so ganz mit der Zeitangabe, aber lassen wir das mal so stehen). Und die Wirtschaft profitiere auch, die dann in Windeseile ihre LKWs von Wolfsburg nach Hamburg fahren könne. Deshalb sind die Leute geradezu geil auf eine Autobahn direkt vor der Tür (also klar, nicht direkt vor der eigenen Tür, dann ist’s ja laut, aber in annehmbarer Entfernung vor der Tür anderer Leute ist es okay).

    Spannend ist es dann, wenn Malte Hübner aufzeigt und fragt, was denn mit seinem Naherholungsgebiet passiert, wenn dort plötzlich eine Autobahn mit vier Fahrstreifen und Seitenstreifen durchgebaut wird. Die Antwort lautet dann ernsthaft: Ja, ist schon ein bisschen blöd, aber Malte Hübner kann dann ja mit dem Auto über die A 39 zum Beispiel nach Bad Bevensen fahren und dort im Kurpark spazieren gehen. Ja, nee, Bad Bevensen ist für mich kein Naherholungsgebiet mehr und wenn ich in den dortigen Kurpark fahren wollte, könnte ich auch heute schon mit dem Metronom fahren und quasi direkt im Kurpark aussteigen.

    Das ist eine Argumentation, der ich beim besten Willen nicht folgen kann: Wir betonieren ein Naherholungsgebiet mit ökologisch wertvollen Flächen zu, damit die Leute mit dem Auto schneller ins nächste Naherholungsgebiet fahren können. In den Köpfen mancher Leute muss das wohl wirklich sinnvoll sein.

    Ein ❤️ für Autofahrer: Privatperson verängstigt Anwohner mit regelmäßigen Falschparker-Anzeigen – „Man lebt in ständiger Panik“

    Mir würde da spontan ein Weg einfallen, mit dem man sowohl die Panik los wird, als auch das Gesetz einhält 😏

    Auch interessant, dass dort die Kommentare der Nutzer in dem Artikel eingeschoben werden, aber keine Einordnung stattfindet. So steht dort jetzt die Falschinformation, dass man seit 50 bis 70 Jahren auf dem Gehweg parken dürfe, was ja so aber nunmal nicht stimmt. Ich bin mir gerade unsicher, seit wann überhaupt auf der Fahrbahn geparkt werden darf, das war ja einige Jahre nach dem Krieg auch nicht gestattet — es gab schlichtweg so wenige Fahrzeuge, dass das überhaupt nicht notwendig war.

    Bei mir gibt’s halt immer was zu erleben. Hoffentlich werden die nächsten Tage wenigstens etwas entspannter.

    Geblieben sind davon primär starke Gliederschmerzen, als hätte ich mich wochenlang nicht bewegt, so wie Neo, der damals aus der Matrix befreit wurde, und ein bisschen husten — und der positive Schnelltest. Der Teststrich ist immer noch äußerst kräftig zu sehen.

    Da ich mir nun keine Illusionen mache, dass der Strich binnen der nächsten 24 Stunden verschwindet, entfällt damit wohl für mich das Weihnachtsfest. Ich möchte die Diskussion nicht schon wieder eröffnen, aber ich fahre mit diesem Test nicht Verwandte besuchen, die vor Kurzem erst ihre Chemotherapie überlebt haben.

    Andererseits haben in meinem Umfeld gerade dermaßen viele Menschen einen positiven Test, dass ich der Ansteckung sowieso nicht auf Dauer hätte entfliehen können.

    Sowas ist ja noch leicht zu durchschauen. Ich meine die fieseren Verdrehungen.

    Es gibt leider immer mehr verdrehte Wahrheiten in diesen Netzwerken. Nimm mal die "Twitter-Files", deren Veröffentlichung Elon Musk angestoßen hat.

    Ich habe mal stichprobenartig reingeschaut und vielleicht ein gutes halbes Dutzend der Vorwürfe gelesen. Und an keiner Stelle empfand ich das Handeln von Twitter als unangemessen. Ich fand viel mehr die konstruierten Vorwürfe lächerlich.

    So geht es mir seit dem ersten Teil der Veröffentlichungen. Aber aus jedem Aspekt wird ein riesiger Skandal herausgearbeitet, was sich dann noch ein weiteres Mal potenziert, weil wir auch Empfänger adressiert werden, die sich noch nie auf Twitter aufgehalten haben und überhaupt nicht wissen, wie dieses Netzwerk eigentlich funktioniert.

    Und trotzdem taucht dann irgendwo ein Kommentar auf, dass Twitter vom FBI für das Unterdrücken von Meinungen bezahlt wurde.

    Und der verlinkte "Beleg"?

    Das FBI stellt natürlich ständig irgendwelche rechtlichen Anfragen an Twitter. Genauso wie die Bundepolizei sicherlich auch. Und Twitter hat die dafür zulässigen Gebühren genommen.

    Ende der Geschichte.

    Der Typ hat ja immerhin noch mitgekriegt, dass mit der deutschen Übersetzung „Bundesbehörde“ vermutlich das FBI oder andere us-amerikanische Behörden gemeint sind. In irgendeinem Telegram-Kanal las ich gestern, dass sich deutsche Bundesministerien wöchentlich zum Austausch mit Twitter getroffen hätten, um zu besprechen, welche Konten gesperrt werden sollten. Das ist so eine hanebüchene Interpretation und von vorne bis hinten so falsch, dass ich glatt behaupten möchte: Wer das glaubt, ist einfach wirklich doof.

    Solche Geschichten halte ich für ziemlich gefährlich. Denn sie verbreiten unwahre Vorwürfe. Und nicht alle sind mit einem Klick widerlegt. Und wie an den Likes zu sehen ist, macht sich auch nicht jeder die Mühe.

    Dieses ständige „Flood the zone with shit“ sorgt halt auch dafür, dass diese Erzählung eben doch hängenbleibt. Selbst bei Menschen, die ich politisch eher links der Mitte einordnen möchte, hat sich mittlerweile die Überzeugung eingestellt, dass die „ReGIERung“ höchstselbst in Auftrag gegeben hätte, unbotmäßige Informationen über die Corona-Pandemie zu sperren.

    Ich hatte ja so manche Befürchtung mit der Musks Twitter-Übernahme verbunden, aber ich hatte nicht damit gerechnet, was für ein Beschleuniger diese ganze Thematik für die abstrusesten Verschwörungsmythen sein würde. Die ganze Debatte im Netz ist mittlerweile dermaßen vergiftet, dass ich mich wirklich wundere, wie wir als Gesellschaft eigentlich noch funktionieren sollen, wenn ein nicht unerheblicher Teil der Leute in einer Parallelwelt lebt und tatsächlich den lieben langen Tag derartige Halbwahrheiten oder komplette Lügen konsumiert. Mit diesen Twitter-Files scheint mir Musk jedenfalls der Durchbruch gelungen zu sein, um Leute auf der anderen Seite des politischen Spektrums einzusammeln und für seine Verschwörungsmythen zu begeistern.

    Heute erreichen sie oft ein Millionenpublikum. Und kein Mensch hat mehr Zeit, diese ganzen Lügen und Halbwahrheiten einem Faktencheck zu unterziehen.

    Eben, ja. Das Aufdecken von solchen Lügen ist immer eine Größenordnung teurer als das Verbreiten. Wenn ich jetzt beim Verwandtschaftsbesuch mit dem Thema Twitter konfrontiert würde, wie soll ich denn dort am Kaffeetisch überhaupt irgendeine Gegenrede praktizieren? Für meinen Standpunkt wird nämlich erwartet, dass ich ihn mit ernsthaft recherchierten Fakten untermauern kann, während die Gegenseite einfach alles in den Ring werfen kann, was Telegram hergibt. Ich kann ja schlecht argumentieren, alles, was Elon Musk dort verbreitet, wäre einfach eine dreiste Lüge. So einfach ist es ja nunmal nicht.

    Man kanns auch positiv sehen: Lieber Halbwahrheiten als gar keine Infos? Für mich ist immer noch die alte Gefahr, die Mehrheit der Mitmenschen als "doof" zu betrachten, während man selbst glaubt, über "Medienkompetenz" zu verfügen. Das alte Leid. Aber stimmt halt einfach nicht, hat noch nie gestimmt?

    Ich halte es mit dem berühmten Motto, zu wissen, dass ich nichts weiß. Aber ich versuche so gut es geht, die besagte Medienkompetenz zu praktizieren, wenngleich das natürlich nicht immer klappt und ich auch mal daneben liege. Aber wer jetzt das liest und bei Twitter „rot-grüner Staatsfunk“ oder „wie gewählt so geliefert“ kommentiert, nun, da habe ich schon den Eindruck, es könnte ein Mangel an Medienkompetenz oder Intelligenz im Allgemeinen vorliegen.

    Wie schwer Mastodon zu verstehen ist, kann man ja hier in einem Beitrag des so genannten „ÖRR Blog“ erkennen:

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    Wie immer gilt der Grundsatz: Den Unsinn, der in 280 Zeichen passt, zu erklären, verlangt nach deutlich mehr als 280 Zeichen.

    1. Böhmermann bewirbt den Server nicht, er betreibt dort lediglich ein Konto.
    2. Da es dort nur acht aktive Profile gibt und neu registrierte Profile offenbar gesperrt werden, scheint es sich um einen Server für die Leute aus Böhmermanns Umfeld zu handeln.
    3. Es gibt bei Mastodon keine Direktnachrichten — vermutlich genau aus dem Grund, dass man den Anspruch hatte, so etwas ohne wirksame Verschlüsselung gar nicht anzubieten.

    Diese Meldung findet natürlich prächtigen Anklang und wird fleißig retweetet. Und was bleibt bei den ganzen Leuten hängen? Mastodon würde irgendwie vom „GEZ-Rundfunk“ betrieben.

    Die Blödheit der Leute hat mittlerweile ein wirklich besorgniserregenden Stadium angenommen. Wie sollen wir denn als Gesellschaft noch funktionieren, wenn mittlerweile ein Großteil der Inhalte in den gesellschaftlichen Netzwerken einfach nur aus Halbwahrheiten besteht?