Beiträge von Malte

    Was ich ja besonders krass fand, waren die teilweise superengen Radwege innerhalb von Baustellen. Da war auf den ersten Blick gar kein Kopenhagen-übliches Flair von wegen drei Meter breiter Prachtboulevard und sowas:

    Oder hier, direkt auf einer der Hauptverkehrsstrecken am Bahnhof:

    Oder hier:

    Ich finde aber, gerade das letzte Beispiel zeigt prima auf, warum man das macht: Alle drei Verkehrsarten haben ihre Ruhe. Fußgänger werden nicht beiseite geklingelt (okay, von dem Irrläufer in der zweiten Bildserie mal abgesehen), Radfahrer nicht angehupt.

    Ich stelle mir die deutsche Lösung so vor, dass der Radweg endet und sich alle Fahrzeuge einen Fahrstreifen teilen müssen. Radfahrer werden bedrängelt, angehupt und dicht überholt, also fährt ein Großteil der Radfahrer ordnungswidrig auf dem Gehweg herum und geht dort den Fußgängern auf die Nerven.

    Natürlich wäre ein schönerer Lösungsansatz, die Drängeleien von Seiten der Kraftfahrer abzustellen, aber offenbar tut man sich damit auch in Kopenhagen immer noch ziemlich schwer.

    Ist schon mal jemand mit diesen lustigen weißen Leihrädern in Kopenhagen gefahren?

    Das Ding ist ja quasi auch schon ein Computer auf Rädern, aber wir haben leider versäumt, es mal zu fahren, obwohl sie an jeder Ecke stehen.

    Die Dinger werden elektrisch unterstützt und offenbar in den Radstationen aufgeladen. Die Bedienung erfolgt über das iPad-mäßige Display und funktioniert mit normalen Handschuhen erwartungsgemäß nicht. Es gibt auch einen eingebauten Routenplaner, offenbar auf OpenStreetMap-Basis.

    Allerdings… naja, an der Optik kann man sicherlich noch was machen. Gerade das starre Vorderlicht, das nicht mitschwenkt, fand ich sowohl optisch als auch praktisch sehr gewöhnungsbedürftig:

    Öhm, joa, Fazit?

    Keine Ahnung. Ich bin mir unschlüssig, wie ich das bewerten soll. Vom Gefühl her ist die östliche Hälfte einfach nur eine Route, die man durch die vorhandene Infrastruktur gelegt hat, mit ein paar Halterungen an den Ampeln und zwei Anzeigen, wann es wieder grün wird. Das ist weder super noch schnell, das ist hanseatisches Velorouten-Niveau.

    Der westliche Teil beeindruckt mich sehr viel mehr, dort wird man die Route zwar auch an der vorhandenen Infrastruktur orientiert haben, aber dort verläuft der Weg weitestgehend kreuzungsfrei — das hat mir tatsächlich ganz gut gefallen.

    Auf jeden Fall ist der Weg deutlich angenehmer zu befahren als parallel verlaufende Strecken entlang der Hauptverkehrsstraße — auch wenn man wohl noch nicht ganz fertig ist und in einigen Abschnitten noch an der Infrastruktur arbeitet.

    Nun sind wir wieder hinten jenseits des Halbring-Radweges, mit dem dieser Thread begann, und fahren nach Westen Richtung Albertslund. Dieser Halbring-Radweg markiert geradezu eine Zäsur im C99: Östlich davon wurde der Radschnellweg offenbar mehr oder weniger ambitioniert in die vorhandenen Straßen gezwängt, etwa so, wie man es in Hamburg mit den Velorouten versucht hat, während im Westen genügend Platz für eine eigene Trassierung oder großzügige Wege war.

    Die eine Kreuzung aus dem Eröffnungsbeitrag ist da schon beinahe eine Ausnahme — eine bummelige Straße, an der man trotzdem mit dem Rad keine Vorfahrt hat:

    Ich mein, im Ernst, das hier ist doch ein Traum:

    Lustiges Spielchen: Ich hatte irgendwie Sorge, es könnte einen Zaun über den Weg geben. Gibt es aber nicht, sondern nur noch die Pfosten davon:

    Hier geht man einen anderen Weg: Anstatt die Vorfahrtsverhältnisse zwischen Fahrbahnverkehr und querenden Radfahrern auszukaspern, baut man einfach eine Unterführung:

    Dann geht es eine ganze, ganze Weile durch ruhige Siedlungen. Kein Auto weit und breit, nur Fahrräder. Google Maps offenbart: In dieser Siedlung gibt es tatsächlich nur hier und da einen Parkplatz.

    Dann geht es, für mich unverständlich, aber plötzlich durch ein Industriegebiet. Dort gibt’s viele Einfahrten mit vermutlich viel Schwerlastverkehr, einige Kreuzungen und Radwege, die mal wieder ziemlich schmal sind. Fangen wir mal hinten an: Um Radfahrern die Querung dieser Straße zu ersparen führt man die Route durch eine Unterführung unter der Straße hindurch, um wieder nach Süden abzubiegen. Die Unterführung ist ganz lustig mit Bewegungsmeldern zum Energiesparen und sowas:

    Da gibt’s auch wieder eine Luftpumpe:

    Und ab dort verläuft die Route quasi kreuzungsfrei durch Unterführungen und entlang von Siedlungen:

    Die Sache mit der Kreuzungsfreiheit wird hier so ernst genommen, dass der komplette Radweg in diesem Trog verläuft. Einfache Rechnung: Keine Kreuzungen mit dem motorisierten Verkehr = keine Unfälle mit dem motorisierten Verkehr. Natürlich kann man auch hier noch verunfallen, beispielsweise mit kreuzenden Radfahrern, und natürlich bleibt die Frage, warum der Radverkehr aus dem Stadtbild herabgesenkt wurde und nicht einfach der Fahrbahnverkehr in einem Tunnel verläuft, aber okay, das ist hier wohl nunmal so. Dem Komfort tut das nunmal keinen Abbruch. Ich sähe das sehr viel kritischer, wäre das hier kein reines Wohngebiet, sondern beispielsweise eine Einkaufsmeile, an der man quasi den Radverkehr auf diese Weise von der Öffentlichkeit ausschließt.

    Gut, zurück in das Industriegebiet. Ich finde es total seltsam, dass man sich einerseits die Mühe macht, die Route über lange Strecken komplett kreuzungsfrei zu verlegen, dann aber den Abstecher durch das Industriegebiet mit der mangelhaften Infrastruktur wählt.

    Und warum man dann ausgerechnet dort sich auf dieses Experiment einlässt:

    Das Ding zeigt an, mit welchem Tempo ich fahren muss, um die nächste Kreuzung noch bei grünem Licht zu erreichen. So, und dann stelle ich mir vor, das Ding animiert mich hier jetzt mit 26 Sachen, die uns auf dem Rückweg auf der anderen Seite angezeigt wurden, bis zur nächsten Kreuzung zu donnern, vorbei an den ganzen schlecht gestalteten Zufahrten zu den Gewerbegrundstücken, und direkt in einen rechts abbiegenden Lastkraftwagen hinein. Ich weiß nicht — ich hätte diese Dinger nicht aufgestellt. Ich hatte schon mehrmals kundgetan, dass ich es für sinnvoller halte, eine grüne Welle zu kommunizieren oder wie oben die Zeit anzuzeigen, wann die Ampel wieder auf grünes Licht schaltet, aber hier die Radfahrer zum Rasen zu animieren, das ausgerechnet auch noch auf einer stark frequentierten Gewerbestrecke, das halte ich ja für total verwegen.

    Na gut.

    Der Weg führt dann noch durch ein paar Siedlungen, in denen es auch spielende Kinder gibt…

    … und endet dann inmitten eines Golfplatzes:

    Abends auf dem Rückweg ging’s dann noch mal den kompletten Radschnellweg entlang bis raus nach Albertslund. Weil es dunkel und regnerisch war, habe ich mir die vielen Fotos mal gespart, denn im Prinzip ist das der selbe Kram, nur eben spiegelverkehrt.

    An dieser Stelle, die ich oben ausgespart hatte, habe ich mich allerdings tatsächlich mal ein bisschen verletzt:

    Die Kurve hatte ich ein bisschen zu sportlich genommen und mir die Kante von dem Geländer in die Brust gerammt. Ich bin zwar nicht gestürzt, aber immerhin fast noch mit dem Geländer auf der anderen Seite kollidiert. Was passiert wäre, wenn mir noch jemand entgegen gekommen wäre… naja. Auch in Kopenhagen gilt eben: Vorsichtig fahren.

    Nun wird hier offenbar wegen der U-Bahn gebaut und man hat sich die Mühe gemacht, mehr aus der Sache rauszuholen als „Radfahrer absteigen“, aber so richtig toll ist das alles noch nicht:

    Ich weiß nicht. Wenn das eine längere Einrichtung bleiben soll, hätte ich da von Kopenhagen mehr Fantasie erwartet.

    Dafür habe ich dann noch eine Luftpumpe gefunden:

    Kieler-Straße-Güterumgehungsbahn-Gedächtnis-Stelle:

    Hier geht’s ganz hart nach rechts. Hmm. Da hätte ich mir einen großzügigeren Kurvendurchmesser gewünscht:

    Dieses Mal ein Radfahrstreifen mit parkenden Autos direkt daneben:

    Die lustigen Mülleimer dürfen natürlich nirgendwo fehlen:

    Ich glaube, das hier trifft die Begriffe „Verkehrsmittelapartheid“ und „Separationsfetischismus“ ganz gut: Auf der Fahrbahn ist kaum etwas los, die ganze Straße ist eigentlich ein langer Parkplatz. Für Radlinge gibt es einen zwei Meter breiten Radweg, der abzüglich der Breite einer Autotür nur einspurig befahrbar ist, Fußgänger können aber noch nicht einmal vernünftig nebeneinander laufen. Auch in Kopenhagen regiert in vielen Straßen eben nicht der Mensch, sondern das Automobil:

    Dann kommen wieder diese lustigen Stellen, an denen man mit dem Rad plötzlich hinter parkenden Autos auftaucht und sich mit Rechtsabbiegern auf einem Fahrstreifen arrangieren muss. In Hamburg wären diese Stellen die reinsten Todesfallen, in Kopenhagen funktioniert es irgendwie:

    Und dann geht’s halt noch über verschiedene Formen der Radverkehrsführung bis zum Vesterport:

    Weiter geht’s mit unterschiedlichen Abschnitten und unterschiedlicher Infrastruktur. Immerhin kommt man hier mit einer Handvoll unterschiedlicher Infrastruktur-Typen aus und braucht nicht wie in Deutschland derer 13:

    Auch interessant für einen Radschnellweg: Über die Kreuzung, dann Vorfahrt achten und die Fahrbahn queren:

    Weiter in eine abgetrennte Trasse:

    Zurück auf die Zuwegung eines Parkplatzes, bei der man mit Fahrrad-Piktogrammen deutlich macht, dass hier auch Radlinge fahren:

    … uuund zack, hier geht’s rechts rein in die Enge:

    Weiter an den Stadträdern vorbei:

    Links und dann gleich wieder rechts:

    Die nächste Kreuzung kündigt sich mit einem breiten Radweg an:

    Radlinge dürfen sich dann aber an dieser Berg- und Tal-Bahn aufs Maul hauen:

    Man sieht das den Fotos nicht direkt an, aber man muss erst von der anderen Straße über den Gehweg über den Radweg auf die Fahrbahn hinunter, dann noch mal die Verkehrsinsel hoch- und runterkraxeln und dann auf dieser Straßenseite, auf der ich gerade stehe, noch mal eine solche Kante erklimmen. Sowas habe ich bislang nur in Neumünster gesehen, wo man meint, dass zehn Zentimeter hohe Kanten an einem Radweg schon irgendwie okay wären. Tatsächlich habe ich hier selbst gemerkt, wie viel Konzentration dieses Auf und Ab bindet — das halte ich beim Queren einer Hauptverkehrsstraße für ein ziemlich großes Risiko.

    Es schließt sich dann ein kombinierter Rad- und Fußweg mit hanseatischer Breite an. Wie hoch ist das erwartete Verkehrsaufkommen doch gleich?

    Die eben abgebildete Kreuzung wäre auch mal eine tolle Stelle, um das Rechtsabbiegen bei rotem Licht zu erlauben.

    Gut, nun folgt ein Radfahrstreifen. Was die Kopenhagener von den Hamburger Radfahrstreifen unterscheidet, ist gar nicht mal unbedingt deren Breite, aber die fehlenden parkenden Autos auf und neben den Streifen. Ich habe in Kopenhagen nur wenige Stellen gesehen, wo wirklich direkt neben einem solchen Streifen geparkt wurde (dafür allerdings aberhunderte Stellen, an denen direkt neben dem Radweg geparkt werden darf — auch nicht besser).

    Die Ampel im Hintergrund ist wohl der Versuch, Rechtsabbiegeunfälle von vornherein zu unterbinden: Rechtsabbieger und Radfahrer gleichzeitig gibt’s nicht.

    Jetzt aber bitte Helm aufsetzen und anschnallen, es folgen zwei Arbeitsstellen mit Hamburger Niveau:

    Es wird auch einfach nicht besser. Das Ding hier soll eigentlich die Sekunden bis zum nächsten Grün anzeigen, aber ist natürlich relativ witzlos, wenn man erstmal abbremsen und mit Fußgängern den Gehweg teilen muss:

    Hier ist jetzt einer dieser Radwege, wo ich trotz der ganz manierlichen Breite immer Angst vor geöffneten Autotüren hätte. Allerdings scheinen die Dänen dort in der Lage zu sein, vor dem Öffnen den Radweg zu kontrollieren, zumindest hatte ich in den vier Tagen keine unangenehmen Begegnungen:

    Hier sorgt man dann mal für klare Verhältnisse: Rot gilt auch für Radfahrer, damit die Fußlinge besser queren können. An anderen Stellen kommunizert man diese Regelung allerdings nicht so deutlich und hat dort eher deutsche Verhältnisse, wo sich ja seit Jahrzehnten die Falschinformation hält, dass eine Ampel nur für Radfahrer gelte, wenn sie rechts vom Radweg stünde:

    Der nächste Versuch, die Zeit bis zur Grünphase zu kommunizieren, allerdings ist das Ding hier kaputt…

    … dafür steht dann hier, wie lange man warten muss.

    Solche Anzeigen sehen zwar zunächst ganz schon sinnlos aus, aber eigentlich fände ich die total super. Wenn ich weiß, wann an der nächsten Kreuzung grünes Licht leuchtet, kann ich meine Kräfte besser einteilen und kachle nicht mit Kette rechts bis zur Kreuzung, wenn die Ampel gerade auf rotes Licht schaltet — und neige dann auch nicht dazu, noch schnell rüberzusausen, damit die ganze investierte Kraft jetzt nicht für die Katz war.

    Wir sind letzte Woche von Donnerstagabend bis Freitagmorgen von Hamburg über Travemünde und Malmö nach Kopenhagen gereist. Weil man dazu im Netz wenige Informationen findet, die sich auch noch widersprechen, will ich mal versuchen, das ganz kurz niederzuschreiben.

    Pro Nase haben wir auf der Finnlines-Fähre 42 Euro mit Fahrrad und Außenkabine für vier Personen bezahlt. Das ist eigentlich ein fairer Preis, da kann man sich nicht beschweren. Man muss natürlich bedenken, dass man vor der Anfahrt auch noch mal ordentlich Kohle los wird, falls man beispielsweise mit der Bahn nach Travemünde reist. Wir kamen von Hamburg über Lübeck angereist und haben für eine Kleingruppenkarte mit Fahrrad (?) irgendwas bei 15 Euro pro Person bezahlt. In Lübeck steigt man um in die Regionalbahn 86 Richtung Lübeck-Travemünde-Strand und fährt eine knappe Viertelstunde in einem Nahverkehrs-LINT bis zum Skandinavienkai.

    Nun kommt der Spaß an der ganzen Sache: Der Haltepunkt Skandinavienkai wurde im Jahr 2004 neu errichtet, allerdings wurde das Hafengebiet 2006 grundlegend umgebaut, so dass der Bahnhof gar nicht mehr am Terminal liegt. Das hat schon einen kleinen Bananenrepublik-Touch. Wie auch immer: Zu Fuß muss man schnellen Schrittes durch die Unterführung unter dem Bahnhof hindurch zum Bus stratzen, der auf der Google-Ansicht dort gerade steht, der fährt dann zum Terminal. Man hatte damals sicherlich Gründe, den Bahnsteig auf die der Bushaltestelle abgewandten Seite zu bauen.

    Mit dem Fahrrad darf man dem Bus allerdings nicht hinterherfahren, sondern der Beschilderung folgen. Man wird dort allerdings irrtümlich zum Terminal geleitet, wo man mit Radfahrern nichts anzufangen weiß. Stattdessen sollte man sich einfach gleich ganz beherzt in die „normale Autoschlange“ einreihen. Auf Google Maps lässt sich dieser Weg leider nicht einzeichnen, weil Google meint, Radfahrer hätten dort nichts zu suchen; man fährt quasi so und dann einfach rechts halten.

    Man wird ab dem Autoschalter von einem Transporter begleitet, der Fußgänger vom Terminal aufs Schiff bringt, und darf hinter dem hinterherfahren. Nicht vergessen: Im Hafengebiet herrscht Warnwestenpflicht, für den Notfall kann man sich aber auch eine am Autoschalter leihen.

    Auf dem Schiff gibt es — natürlich — keine Fahrradstellplätze, man wird angewiesen, einfach irgendwo an der Wand zu parken. Ich empfehle dringend ein Stahlseil mitzunehmen, um das Fahrrad vor Diebstahl zu schützen, mit einem normalen Schloss wird man da nichts — das Autodeck ist zwar während der Überfahrt geschlossen, aber man weiß ja nie. Wer Sorgen um seinen Lack hat, sollte eventuell zwei oder drei alte Handtücher mitnehmen.

    Das Essen an Bord ist solala. Für 15 Euro ist man beim Abendbuffet dabei, das Essen war ganz manierlich, aber dem Preis nicht gerechtfertigt. Weil ich mir derbe den Wanst vollgehauen habe, um die 15 Euro irgendwie wirtschaftlich wieder reinzuholen, war mir schlecht und ich habe das Frühstück ausfallen lassen. Es gibt auch einen kleinen Pool und einen Whirlpool.

    Der Whirlpool wurde leider abends von biertrinkenden Männern frequentiert und kurz vor Mitternacht sah es so aus, als hätte jemand größere Mengen Bier ins Becken gekippt. Zumindest hoffe ich, dass es Bier war.

    Morgens um 6 Uhr wird man per Lautsprecherdurchsage geweckt, wenn man mit dem Rad unterwegs ist, kann man sich allerdings auch noch in Ruhe umdrehen und weiterpennen. Die Fähre legte zwar pünktlich gegen 7 Uhr in Malmö an, aber je nachdem, wo man das Fahrrad geparkt hat, wird man erst eine ganze Weile in den Abgasen auf dem Fahrzeugdeck warten, bis sich die Lastkraftwagen in Bewegung setzen. Wir kamen erst um 7.30 Uhr von Bord, nachdem wir uns frech auf die linke Seite des Fahrzeugdecks gedrängelt hatten, wo schon Bewegung in die Sache kam.

    Für Fußgänger wird offenbar erneut ein Shuttlebus angeboten, dieses Mal auch direkt von der Fähre zum Bahnhof, Radfahrer müssen ungefähr dieser Route folgen:

    Vorsicht: Im Hafengebiet herrschen raue Sitten. Wir sind zwar einfach den anderen Lastkraftwagen hinterhergefahren, aber deren Fahrer können Radfahrer teilweise nicht ganz so gut leiden. Am besten bremsbereit und auf dumme Überholmanöver gefasst sein.

    Bis zu dem Tor, was man links im Bild erkennt, kann man getrost den Lastkraftwagen folgen, die rechte Seite, die eigentlich für Pkws und Fahrräder vorgesehen ist, war am Freitagmorgen verschlossen. Man sollte aber tunlichst nicht in dieses komische Röntgengerät (?) fahren, sondern einfach rechts dran vorbei.

    Für Kampfradler: Es gibt in Malmö RAAAAAAADWEEEEGE, auf denen man wenigstens im Hafengebiet im eigenen Interesse bleiben sollte, die Lastkraftwagen-Fahrer verstehen dort echt nicht so viel Spaß. Entlang der Eisenbahnstrecke Richtung Innenstadt findet man nur einen linksseitigen Radweg vor, der allerdings für beide Fahrtrichtungen vorgesehen ist.

    Der nächste Spaß ist am Bahnhof: Laut diversen Seiten im Netz und der Fahrplanauskunft auf Bahn.de ist die Fahrradmitnahme im Öresundståg nur zwischen Kopenhagen H und Malmö Hyllie möglich, man muss also vom Hauptbahnhof noch etwa zwanzig Minuten bis Hyllie radeln. Ob das stimmt oder nicht haben wir nicht rausbekommen, an der Information wusste man von dieser Einschränkung nichts. Wir haben ganz normal am Automaten unsere Tickets gekauft — der sucht freundlicherweise auch gleich den günstigsten Preis, falls jemand zu blöd für den Tarifdschungel ist — und sind im Tiefbahnhof eingestiegen. Der Zugbegleiter hatte damit kein Problem, also wird’s schon irgendwie in Ordnung sein.

    Die Fahrkarte nach Kopenhagen kostete pro Nase und Fahrrad irgendwas bei 20 Euro, glaube ich.

    Ich war leider nicht in der Lage herauszubekommen, wie diese drei Brücken heißen. Die erste ist die Inderhavnsbroen, die zweite heißt wohl irgendwie Schmetterlingsbrücke? Und die dritte? Hat die überhaupt einen Namen?

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    Gegenüber den ersten Befürchtungen, die damals auf facebook die Runde machten, nachdem jemand ein Video von einer Überfahrt gepostet hatte, sehe ich die Sache hier eigentlich total entspannt. Es ist halt keine Brücke, über die man mit Kette rechts rüberkachelt, aber wenn man sich nicht allzu blöd anstellt, bekommt man auch die 70-Grad-Kurven problemlos geregelt und der Belag machte bei leichtem Regen nicht den Eindruck, besonders rutschig zu werden.

    Als total blöd gelöst empfinde ich eigentlich nur die Überleitung an der Nyhavner Seite: Dort müssen Fußgänger von der Brücke aus einmal die Fahrradroute queren, um den Gehweg Richtung Innenstadt zu erreichen.

    Die Kopenhagener Schlangenbrücke sollte ja mittlerweile jedem Radling aus den Medien ein Begriff sein — falls nicht: Martin hat das prima zusammengefasst:

    Um es noch kürzer zusammenzufassen: 12.500 Radlinge pro Tag teilten sich mit Fußgängern eine konfliktträchtige und enge Route. Und was macht man dann in Kopenhagen? Man baut eine Brücke.

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    Die einzigen richtigen Konflikte bei der Verkehrsführung über die Brücke kann ich mir eigentlich nur hier vorstellen, wenn allzu viele Fußgänger auf allzu viele Radlinge treffen:

    Auf der Brücke sind Knallerts und Fußlinge verboten:

    Das ist wohl eine der Brücken, über die vorher der Radverkehr zwischen Universität und Innenstadt geleitet wurde:

    Den Platz zwischen der Schlangenbrücke und der Bryggebroen finde ich nicht so ganz gelungen. Die Pflasterung ist schon dermaßen im Eimer, dass man sich problemlos aufs Maul hauen kann. Schade, dass man sich hier nicht so viel Mühe gegeben hat.

    Weiter über die Bryggebroen:

    Für Fußgänger ist eigentlich die linke Seite jenseits der Mauer vorgesehen, aber auch in der Welthauptstadt des Fahrrades steht man halt mal auf dem Radweg herum und quatscht :D

    Noch ein Blick zurück:

    Und noch ein paar Ansichten der Schlangenbrücke vom Vortag:

    Dann hätte ich plötzlich fast vor Schreck die Kamera fallen gelassen. Separierung hin oder her, aber hier sollen… wie viele tausend Radfahrer an Werktagen durch? Okay, es ist Sonntag, da sind wir fast allein auf der Strecke, aber in dieser Tempo-40-Zone hätte ich mir doch etwas mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger gewünscht. Zumal man weiter hinten ohnehin an einer unmöglichen Stelle wieder auf die Fahrbahn verwiesen wird.

    Jemand ist für Superschnellwege und Superkinder. Ich kam nicht umhin pessimistisch zu bemerken, dass in Deutschland wegen spielender Kinder ein solcher Radschnellweg nicht möglich wäre:

    Weiter geht’s an meinem Lieblingssee entlang, der immer so schön stürmisch ist. Ich vermute mal, dass an Werktagen das Verhältnis zwischen Radfahrern und Fußgängern umgekehrt sein wird, denn das hier erinnerte eher so an den Wilhelmsburger LOOP.

    Hier ist eine der Service-Stationen entlang der Strecke. Obwohl recht prominent beworben und gefeiert bestehen die offenbar nur aus einer Luftpumpe und sind überdies im Straßenbild nicht sofort zu entdecken:

    Naja — von meinem bequemen Schreibtischsessel aus halte ich solche Abzweigungen für etwas ambitioniert angesichts der erwarteten Radfahrer-Massen:

    Es geht weiter, wieder durch ein Wohngebiet. Mir fallen hier sofort parallelen zum Grandweg ein: Dort führt zwar eine Veloroute hindurch, aber der ist so schmal dimensioniert, dass mit dem abwechselnden Parken links und rechts und dem krachenden Schleichverkehr andauernd Konflikte zwischen Radfahrern und Kraftfahrern auftreten. Nur geht man in Hamburg eben andere Wege und legt die Veloroute aus der Tempo-30-Zone Grandweg lieber an die parallel verlaufende Hauptverkehrsstrecke. In Kopenhagen geht es hingegen ganz zivilisiert zu:

    Das endet dann wieder an so einer Kreuzung, wo man sich als Radfahrer an den Rand zwängen muss:

    Die nächste Straße hat mir überhaupt nicht gefallen. Hier wird zwar der motorisierte Durchgangsverkehr mit unzähligen Hindernissen eingebremst, als Radling soll man aber offenbar durch die hohle Gasse an der rechten Seite schlüpfen — direkt in der Door-Zone. Ohnehin hätte ich Sorge, dass bei schlechter Witterung dort kein Räumfahrzeug entlangfährt und man plötzlich den Pfosten knutscht:

    Am Sonntag, den 20. November 2016, stand dann die Erkundung des ersten Kopenhagener Radschnellweges auf dem Programm. Die Dinger heißen dort Supercykelstier und sollen dort wie hier Radfahrer möglichst schnell in die Innenstadt bringen.

    Wenn ich das richtig verstanden habe, ist bislang nur Albertslundruten C99 fertiggestellt, die von einem Golfplatz im Westen Kopenhagens bis in die Innenstadt führt. Das ganze Ding ist 17 Kilometer lang und führt tatsächlich relativ geradlinig bis zum Vesterport.

    Wir stiegen allerdings erst knapp in der Mitte ein, weil unser Campingplatz dort in der Nähe der Route lag.

    Ich fange ja hier schon mit dem Staunen an: Das ist noch gar kein Teil des Schnellweges, sondern einfach nur… ja, einfach nur eine Halbring, der in einiger Entfernung um Stadtzentrum herumführt. Teilweise komplett kreuzungsfrei ausgebaut, manchmal nur ein bisschen, stellenweise nicht, aber offenbar größtenteils beleuchtet und regelmäßig von Laub gereinigt. Puh, und hier in Hamburg feiert man es schon als Erfolg, dass die Stadtreinigung jetzt nach und nach einmalig (!) das Laub von den Radwegen entfernt.

    Diese Ringstrecke wird dort im Hintergrund vom C99 gekreuzt, wir biegen erstmal nach links ab und bestaunen die stadtauswärts angelegte Infrastruktur — hier ein Tunnel unter der Autobahn:

    Jenseits der Autobahn führt der Weg weiter durch die Siedlungen, allerdings sieht man auch hier am Dreieck, dass auch in entlegeneren Teilen der Stadt Radfahrer an dieser bummeligen Straße keine Vorfahrt bekommen:

    Na gut, umkehren und in die andere Richtung. Wir fahrbahnradeln durch ein ruhiges Wohngebiet und haben plötzlich Angst, uns mit der Geschwindigkeit verschätzt zu haben, denn plötzlich werden wir auf einen Radweg in Kieler-Straße-Niveau gezwungen. Sowas hier ist ernsthaft Teil des Radschnellweges:

    Ich habe mir sagen lassen, dass man hier wohl die Oberfläche noch austauschen will — da bin ich ja mal gespannt.

    Für § 37 Abs. 2 Nr. 6 StVO geplagte Hamburger Radfahrer ein toller Service: Man kann sich abstützen, während man sich Gedanken macht, welcher Signalgeber denn zu beachten ist:

    Auch ungewohnt für Hamburger Radlinge: In der Hansestadt hätte hier längst jemand die blauen Schilder in Grund und Boden geklagt.

    Naja, weiter geht’s:

    An Fußgängerüberwegen haben Fußlinge natürlich auch bei der Querung des Radweges Vorrecht. Das ist in Deutschland eigentlich auch so vorgesehen, aber weil kaum eine Behörde den Verwaltungsvorschriften folgt, spart man sich beim Applizieren der Überwege etwas Farbe und hinterlässt auf den Radwegen einen gewissen rechtsfreien Raum:

    Dass es in Kopenhagen mit dem Rechtsabbiegen so prima funktionierte hat mich wirklich überrascht. In Hamburg hätte ich in so einer Situation zur Vermeidung einer mittlerweile dritten Gehirnerschütterung sofort die Notbremse gezogen, aber in Kopenhagen klappt sowas sehr viel besser. Tatsächlich wurde ich in vier Tagen Kopenhagen ein Mal (1!) beim Rechtsabbiegen übersehen — und das von einem Kraftfahrer, der ohnehin nicht alle Tassen im Schrank hatte und schon vorher auffällig unterwegs war. Ey, wenn ich an meinen Weg zur Arbeit denke, boah, da werde ich mit Sicherheit mindestens fünf Mal „übersehen“ — und traurigerweise immer an den selben Stellen, an denen die Infrastruktur teilweise erst vor kurzem saniert wurde. Nun ist es sicherlich nicht so, dass es in Kopenhagen gar keine Rechtsabbiege-Unfälle gäbe, aber die Quote derer, die keinen Schulterblick geregelt bekommen, scheint mir deutlich geringer zu sein.

    Die Begründung dazu lautet:

    Zitat

    Aus der "Schilderwaldnovelle" nicht übernommen wird allerdings das Fehlen einer konkreten Höchstgeschwindigkeit auf Fußgängerverkehrsflächen, wenn andere Verkehrsarten dort zugelassen werden. Eine fehlende Geschwindigkeitsvorgabe wäre der Verkehrssicherheit dieser schwächsten Verkehrsteilnehmer abträglich. Bund und Länder lehnen aus Gründen der Verkehrssicherheit bislang auch "Flanierzonen nach Schweizer Vorbild" ab, die mit einem Vortrittsrecht der Fußgänger bei einer höchstzulässigen Geschwindigkeit für den Fahrverkehr von 20 km/h einhergehen. Daher wird für Fußgängerverkehrsflächen an der Schrittgeschwindigkeit festgehalten. Dort ist in der Regel mit einem plötzlichen Heraustreten aus Häusern, Geschäften, Lokalen etc. zu rechnen, ist Raum für den kommunikativen Gemeingebrauch, darüber hinaus lässt der (Ausbau-) Zustand dieser Verkehrsflächen (oftmals Kopfsteinpflaster, Blumenkübel, Werbetafeln/Möblierung etc.) höhere Geschwindigkeiten als Schrittgeschwindigkeit in der Regel nicht zu. Auch Sport und Spiel ist dort zulässig. Die Festlegung der Schrittgeschwindigkeit ist daher nach wie vor allgemein geboten.


    Es ist also tatsächlich so gewollt, dass Radfahrer auf freigegebenen Gehwegen und in freigegebenen Fußgängerzonen generell mit Schrittgeschwindigkeit fahren müssen.

    … womit man wieder bei der Frage ist, warum man den nicht fahrbahnbegeisterten Radfahrern diesen Käse überhaupt anbietet. Auch kurze Abschnitte von 50 Metern fährt kein normaler Radfahrer mit Schrittgeschwindigkeit — wer fährt denn beispielsweise diese kilometerlangen freigegebenen Gehwege im nördlichen Niedersachsen mit Schrittgeschwindigkeit?

    Es gibt ja zwei verschiedene Interpretationen zu § 9 Abs. 2 StVO:

    [stvo]Wer mit dem Fahrrad nach links abbiegen will, braucht sich nicht einzuordnen, wenn die Fahrbahn hinter der Kreuzung oder Einmündung vom rechten Fahrbahnrand aus überquert werden soll. Beim Überqueren ist der Fahrzeugverkehr aus beiden Richtungen zu beachten. Wer über eine Radverkehrsführung abbiegt, muss dieser im Kreuzungs- oder Einmündungsbereich folgen.[/stvo]

    Die eine sagt, man brauche beim indirekten Linksabbiegen keine eventuell in der neuen Fahrtrichtung gültigen Lichtzeichen beachten, weil in der Straßenverkehrs-Ordnung explizit nur die Beachtung des Fahrzeugverkehrs aus beiden Richtungen gefordert wird — wozu solle man den denn beachten, wenn man beim indirekten Linksabbiegen ohnehin auf das grüne Licht der beispielsweise dort aufgestellten Fußgängerampel wartete?

    Die andere sagt, man müsse natürlich und selbstverständlich die Ampel beachten — wo kämen wir sonst dahin?

    In Hamburg fährt man diesbezüglich zweigleisig und denkt sich mal dies, mal jenes. In der Regel werden solche Aufstellflächen so aufgemalt, dass man die Fußgängerampel in der neuen Fahrtrichtung sehen kann — ganz unabhängig davon, ob im Sinne von § 37 Abs. 2 Nr. 6 StVO diese Zeichen überhaupt gültig sind oder nicht, aber lassen wir solche Details jetzt mal außer Acht. Manchmal werden auch zusätzliche Signalgeber neben der Aufstellfläche installiert, was wohl verdeutlichen soll, dass Radfahrer tatsächlich nicht „einfach so“ links abbiegen sollen.

    Dem gegenüber stehen aber solche Wunderwerke wie hier am Wiebischenkamp oder dort an der Stresemannstraße:

    Egal aus welchem Blickwinkel man in der Aufstellfläche steht: Man kann von dort keinen Signalgeber sehen. Auf der anderen Straßenseite gibt es keinen, die Signalgeber für den Fahrbahnverkehr sind entsprechend abgeschirmt und unsichtbar. Weil hier eine für Radfahrer durchlässige Einbahnstraße beginnt, gibt es noch nicht einmal hupenden Kraftfahrer hinter einem. Nun weiß ich bei solchen Situationen wieder nicht: Hat man einfach ohne Sinn und Verstand diese Fläche aufgemalt oder hat man sich hier irgendetwas bei gedacht?

    Hat mit so etwas irgendjemand Erfahrungen, eventuell schon mal eine Ansprache von der Polizei bekommen?