Wir sind letzte Woche von Donnerstagabend bis Freitagmorgen von Hamburg über Travemünde und Malmö nach Kopenhagen gereist. Weil man dazu im Netz wenige Informationen findet, die sich auch noch widersprechen, will ich mal versuchen, das ganz kurz niederzuschreiben.
Pro Nase haben wir auf der Finnlines-Fähre 42 Euro mit Fahrrad und Außenkabine für vier Personen bezahlt. Das ist eigentlich ein fairer Preis, da kann man sich nicht beschweren. Man muss natürlich bedenken, dass man vor der Anfahrt auch noch mal ordentlich Kohle los wird, falls man beispielsweise mit der Bahn nach Travemünde reist. Wir kamen von Hamburg über Lübeck angereist und haben für eine Kleingruppenkarte mit Fahrrad (?) irgendwas bei 15 Euro pro Person bezahlt. In Lübeck steigt man um in die Regionalbahn 86 Richtung Lübeck-Travemünde-Strand und fährt eine knappe Viertelstunde in einem Nahverkehrs-LINT bis zum Skandinavienkai.
Nun kommt der Spaß an der ganzen Sache: Der Haltepunkt Skandinavienkai wurde im Jahr 2004 neu errichtet, allerdings wurde das Hafengebiet 2006 grundlegend umgebaut, so dass der Bahnhof gar nicht mehr am Terminal liegt. Das hat schon einen kleinen Bananenrepublik-Touch. Wie auch immer: Zu Fuß muss man schnellen Schrittes durch die Unterführung unter dem Bahnhof hindurch zum Bus stratzen, der auf der Google-Ansicht dort gerade steht, der fährt dann zum Terminal. Man hatte damals sicherlich Gründe, den Bahnsteig auf die der Bushaltestelle abgewandten Seite zu bauen.
Mit dem Fahrrad darf man dem Bus allerdings nicht hinterherfahren, sondern der Beschilderung folgen. Man wird dort allerdings irrtümlich zum Terminal geleitet, wo man mit Radfahrern nichts anzufangen weiß. Stattdessen sollte man sich einfach gleich ganz beherzt in die „normale Autoschlange“ einreihen. Auf Google Maps lässt sich dieser Weg leider nicht einzeichnen, weil Google meint, Radfahrer hätten dort nichts zu suchen; man fährt quasi so und dann einfach rechts halten.
Man wird ab dem Autoschalter von einem Transporter begleitet, der Fußgänger vom Terminal aufs Schiff bringt, und darf hinter dem hinterherfahren. Nicht vergessen: Im Hafengebiet herrscht Warnwestenpflicht, für den Notfall kann man sich aber auch eine am Autoschalter leihen.
Auf dem Schiff gibt es — natürlich — keine Fahrradstellplätze, man wird angewiesen, einfach irgendwo an der Wand zu parken. Ich empfehle dringend ein Stahlseil mitzunehmen, um das Fahrrad vor Diebstahl zu schützen, mit einem normalen Schloss wird man da nichts — das Autodeck ist zwar während der Überfahrt geschlossen, aber man weiß ja nie. Wer Sorgen um seinen Lack hat, sollte eventuell zwei oder drei alte Handtücher mitnehmen.
Das Essen an Bord ist solala. Für 15 Euro ist man beim Abendbuffet dabei, das Essen war ganz manierlich, aber dem Preis nicht gerechtfertigt. Weil ich mir derbe den Wanst vollgehauen habe, um die 15 Euro irgendwie wirtschaftlich wieder reinzuholen, war mir schlecht und ich habe das Frühstück ausfallen lassen. Es gibt auch einen kleinen Pool und einen Whirlpool.
Der Whirlpool wurde leider abends von biertrinkenden Männern frequentiert und kurz vor Mitternacht sah es so aus, als hätte jemand größere Mengen Bier ins Becken gekippt. Zumindest hoffe ich, dass es Bier war.
Morgens um 6 Uhr wird man per Lautsprecherdurchsage geweckt, wenn man mit dem Rad unterwegs ist, kann man sich allerdings auch noch in Ruhe umdrehen und weiterpennen. Die Fähre legte zwar pünktlich gegen 7 Uhr in Malmö an, aber je nachdem, wo man das Fahrrad geparkt hat, wird man erst eine ganze Weile in den Abgasen auf dem Fahrzeugdeck warten, bis sich die Lastkraftwagen in Bewegung setzen. Wir kamen erst um 7.30 Uhr von Bord, nachdem wir uns frech auf die linke Seite des Fahrzeugdecks gedrängelt hatten, wo schon Bewegung in die Sache kam.
Für Fußgänger wird offenbar erneut ein Shuttlebus angeboten, dieses Mal auch direkt von der Fähre zum Bahnhof, Radfahrer müssen ungefähr dieser Route folgen:
Vorsicht: Im Hafengebiet herrschen raue Sitten. Wir sind zwar einfach den anderen Lastkraftwagen hinterhergefahren, aber deren Fahrer können Radfahrer teilweise nicht ganz so gut leiden. Am besten bremsbereit und auf dumme Überholmanöver gefasst sein.
Bis zu dem Tor, was man links im Bild erkennt, kann man getrost den Lastkraftwagen folgen, die rechte Seite, die eigentlich für Pkws und Fahrräder vorgesehen ist, war am Freitagmorgen verschlossen. Man sollte aber tunlichst nicht in dieses komische Röntgengerät (?) fahren, sondern einfach rechts dran vorbei.
Für Kampfradler: Es gibt in Malmö RAAAAAAADWEEEEGE, auf denen man wenigstens im Hafengebiet im eigenen Interesse bleiben sollte, die Lastkraftwagen-Fahrer verstehen dort echt nicht so viel Spaß. Entlang der Eisenbahnstrecke Richtung Innenstadt findet man nur einen linksseitigen Radweg vor, der allerdings für beide Fahrtrichtungen vorgesehen ist.
Der nächste Spaß ist am Bahnhof: Laut diversen Seiten im Netz und der Fahrplanauskunft auf Bahn.de ist die Fahrradmitnahme im Öresundståg nur zwischen Kopenhagen H und Malmö Hyllie möglich, man muss also vom Hauptbahnhof noch etwa zwanzig Minuten bis Hyllie radeln. Ob das stimmt oder nicht haben wir nicht rausbekommen, an der Information wusste man von dieser Einschränkung nichts. Wir haben ganz normal am Automaten unsere Tickets gekauft — der sucht freundlicherweise auch gleich den günstigsten Preis, falls jemand zu blöd für den Tarifdschungel ist — und sind im Tiefbahnhof eingestiegen. Der Zugbegleiter hatte damit kein Problem, also wird’s schon irgendwie in Ordnung sein.
Die Fahrkarte nach Kopenhagen kostete pro Nase und Fahrrad irgendwas bei 20 Euro, glaube ich.