Beiträge von Fahrbahnradler

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    „Bei Rot bleib steh'n, bei Grün darfst Du geh’n“ – so zumindest die einprägsame Theorie aus Kindertagen. Bei einer großangelegten Verkehrskontrolle am Donnerstag im gesamten Stadtgebiet wurden etliche Autofahrer und Radfahrer beim Über-Rotfahren erwischt.
    Insgesamt waren 169 Polizeibeamte am Donnerstag zwischen 6 und 22 Uhr zu einer großen Verkehrskontrollen-Aktion ausgerückt. Die Beamten brachten folgende Erkenntnis ans (rote) Tageslicht: Insgesamt 230 Autofahrer und 39 Radfahrer fuhren zu spät über die Ampel.

    Jahrelang habe ich auf diese Meldung gewartet:

    (gefunden drüben im Verkehrsportal)

    Wobei wir uns bei allen hochgereckten Daumen für die Helmposse sicherlich einig sind, dass wir am liebsten überhaupt keine Meldungen von verletzten Verkehrsteilnehmern lesen möchten.

    (Ist dasselbe Dilemma wie bei kämpferischen Reden, in denen Lohnraub, Umweltfrevel, Waffenlieferungen oder eine bescheuerte Verkehrspolitik mit großartiger Rhetorik angeprangert werden - die einen pfeifen, um den angeprangerten Missstand zu kommentieren, die anderen klatschen, um die brillant vorgetragene Kritik zu loben.)

    Die Mottenpest berichtet:

    Von wegen Fahrradstadt! So lässt Hamburg die Radler hängen

    Laut Statistik ist Radfahren sicherer geworden. So starben 2015 zwei Radler, während es 2014 elf waren. Ein Grund: Immer mehr Radler fahren auf der Straße – sind so besser von Autofahrern zu sehen. „Das ist generell gut“, so Lau. Dennoch sei die Verkehrssicherheit noch immer nicht gut. „Radfahrer werden bedrängelt, bepöbelt und dicht überholt“, so Lau.
    In Berlin würde die Fahrradstaffel der Polizei gegen solche Verkehrsdelikte vorgehen. „In Hamburg kontrolliert sie, ob Radfahrer ihr Handy während der Fahrt nutzen.“ Der Senat setzt auf eine Image-Kampagne, um Autofahrer zu sensibilisieren ...

    Apropos Groningen und Schwierigkeiten mit den deutschen Autofahrern, die einfach in die gesperrte Innenstadt fahren: die derzeitige Sperrung der Durchfahrt zwischen Tangstedter Landstraße und Langenhorner Chaussee wird auf den genannten Straßen an der Kreuzung mit riesigen Schildern mit [Zeichen 250] und erklärendem Text samt Blinklicht angezeigt. Biegt man von der Tangstedter aus trotzdem ein, hat man sofort ein weiteres [Zeichen 250] mit dem Zusatz "1,2 km" vor der Nase. An der folgenden Einmündung: [Zeichen 250] "600 m". Nächste Einmündung: [Zeichen 250] "300 m". Und dann kommt die letzte Einmündung. Da steht dann geradeaus das Schild "Sackgasse" mit dem Zusatz "Zufahrt bis Hausnummer 26 frei".
    Es ist immer wieder ein ergötzliches Schauspiel zu sehen, wie viele Autofahrer hier stehenbleiben, ratlos umherschauen und dann wenden. Da möchte man glatt fragen, wo die eigentlich in den letzten drei Minuten hingeguckt haben.

    (Die Experten biegen hier links ab und fahren 500 Meter durch eine enge T-30-Straße, in der Begegnung nur bei Ausweichen in eine Parklücke oder übers Hochbord möglich ist. Das ist von der Polizei wohlweislich nicht ausgeschildert worden, schließlich fahren da auch mal Sattelschlepper der Baustelle sowie Krankenwagen durch.)

    Ein Motorradfahrer ließ sich von dem Schild nicht abschrecken. Geradeaus bis zu Haus 26, rauf auf den Gehweg und an der Baustelle vorbei. Waren ja auch noch 10 cm Platz neben der jungen Frau mit dem Kinderwagen, die gerade entgegenkam.

    Falsches Beispiel. Ich gebe Dir ein besseres:

    In A-Stadt sind alle zehn Seen dank städtischer Zuschüsse mit DLRG besetzt, außerdem hängen alle paar Dutzend Meter Rettungsringe an den Bäumen. Baggerseen mit steilen Uferabbrüchen wurden entschärft oder stellenweise eingezäunt. Surfen ist auf den Seen verboten, was durch »Badestaffeln« der Polizei in Zivil kontrolliert wird. Pro Jahr gibt es zwei Badetote.

    In B-Stadt werden keine Zuschüsse gezahlt, so dass die vier Seen keine DLRG-Besetzung haben, und es gibt nur einen Rettungsring pro See. Vor Uferabbrüchen wird nicht gewarnt, Surfen ist erlaubt. Pro Jahr gibt es zwölf Badetote einschließlich derer, die von einem Surfbrett am Kopf erwischt wurden (und keinen Helm trugen).

    Könnte es da einen Zusammenhang geben zwischen der Infrastruktur samt Überwachung der Regeln und den Badetoten?

    ZEIT ONLINE: Groningen gibt in den nächsten vier Jahren 85 Millionen Euro für die Fahrradinfrastruktur aus, das macht rund 105 Euro pro Jahr pro Einwohner. In Berlin lag dieser Wert in 2015 bei 4 Euro.

    Und jetzt bitte mal die Zahl der getöteten Radfahrer dazu ins Verhältnis setzen. Da dürften Berliner Politiker eigentlich von den Anklagebänken gar nicht mehr runterkommen.

    Wow, der Vizechef vom Abendblatt liest denen ja mal wirklich die Leviten!


    Es ist zehn Jahre her, da blamierten sich Hamburgs Bezirke bis auf die Knochen. Der damalige, dem Radverkehr nicht besonders verbundene CDU-Senat hatte für die Sanierung maroder Radwege drei Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Abgefordert aber hatten die Bezirke kümmerliche 45.000 Euro – also 1,5 Prozent. Diese Summe ging allein auf Mitte zurück, alle anderen Bezirke verzichteten aus Inkompetenz, Unwissenheit, Desinteresse auf jeden Cent. Es mangele an Personal, hieß es damals zur Entschuldigung. Dabei wussten einige Verantwortliche damals nicht einmal von dem Sonderfonds, der in allen Zeitungen gefeiert worden war.
    Wer diese Vorgeschichte mitbringt, sollte etwas leiser klagen.
    ...
    Um den Radverkehr voranzubringen, bedarf es eben nicht nur des Gelds und des Personals, sondern vor allem des Willens zur Verkehrswende. Gute Ideen und Pragmatismus sind dabei von zentraler Bedeutung. Auf Nebenstraßen etwa sind keinerlei Baumaßnahmen nötig, um den Verkehr zu entschleunigen und sicherer zu machen. Dafür reicht etwas Farbe. Schon das Entfernen der Mittelmarkierung verengt eine Straße und macht sie radlerfreundlich. Eine veränderte Ampelschaltung kostet ebenfalls kaum etwas, genauso wenig wie die Öffnung weiterer Einbahnstraßen. Ein konsequentes Abzetteln von Autos, die Radwege zuparken, könnte sogar Geld einbringen.

    ... ihr dürft jetzt zwei Mal raten, wer die Radfahrer zur Regeleinhaltung zwecks vollkommener Akzeptanz aufgefordert hat.

    a) der von der Handelskammer gekommene Wirtschafts- und Verkehrssenator

    b) die vom ADFC gekommene Radverkehrskoordinatorin

    Das »Hamburger Wochenblatt« für Langenhorn, Fuhlsbüttel und Hummelsbüttel macht mit fast zwei Seiten zum Radverkehr auf. Der »Rad-Reporter« hat den Verkehrssenator Frank Horch und die Radverkehrskoordinatorin Kirsten Pfaue interviewt.

    Das Stadtrad wird als voller Erfolg gelobt, und wenn der jetzige Vertrag ausgelaufen ist, könnte sich der Senator vorstellen, dass es für die Nutzer Geld kostet. Natürlich »ohne die Attraktivität des Systems infrage zu stellen«.

    Frau Pfaue lobt die Grindelallee: »Nach dem Umbau ist dort eine hervorragende Lösung für alle Verkehrsteilnehmer gefunden worden, mit einer Radverkehrsführung nach dem Stand der Technik. Geradlinig, der Autoverkehr hat Radfahrer im Blick, und es gibt keine Nutzungskonflikte mit Fußgängern.«

    Na, habt ihr immer noch nicht genug? Dann geht es jetzt zur Disziplin über. Der Rad-Reporter spricht Konflikte der »verschiedenen Verkehrsteilnehmer« an. Nachdem Herr Horch ein »geradezu militantes Aufeinanderprallen« konstatiert hat und für »ein gemeinsames Verständnis für die Situation« wirbt, fragt der Reporter: »Müssen sich Radfahrer auf stärkere Kontrollen einrichten?«

    Antwort: »Wenn Radfahrer als Verkehrsteilnehmer vollkommen akzeptiert werden wollen, dann müssen sie auch die Regeln einhalten. In gegenseitiger Rücksichtnahme.«

    Was besagt diese Konstruktion eigentlich?
    "Rechts um die Ecke ist Durchfahrt verboten für Radfahrer. Zusätzlich ist der Radweg durch Absperrung gesperrt".
    Was ist gemeint?
    "Radweg hier gesperrt, aber wenn Sie rechts fahren, kommt ein benutzungspflichtiger gemeinsamer Geh- und Radweg."
    Das habe ich aber erst gemerkt, als ich mich schon längst in den Stau auf der Fahrbahn eingereiht hatte.

    Berlin. Nu ja. Ich lese heute, dass der Senat eine Ausschreibung gestartet hat - nicht um die Radwege zu verbessern, sondern um Marketing für »Berlin ist schon ganz toll beim Radverkehr« zu machen. Genau zeitgleich zum Volksentscheid soll die Kampagne laufen.

    Honi soit qui mal y pense ...

    Ah ja, hier gibt es Genaueres:


    El marido de la víctima, Joan Maria Roure, también da credibilidad al ciclista y este miércoles en una entrevista en la emisora RAC1 ha criticado que ciclistas y peatones compartan un espacio sólo separado por una línea pintada en el suelo. Roure ha culpabilizado al Ayuntamiento de la convivencia de bicicletas y peatones y ha anunciado que por el momento no emprenderá acciones legales contra el ciclista.
    El pasado 14 de febrero falleció Muriel Casals. El 30 de enero fue atropellada por un ciclista cuando ella cruzaba un semáforo en rojo. No pudo sobrevivir a las heridas que le provocó el impacto. Desde entonces se ha abierto un debate sobre la convivencia de ciclistas y peatones en la ciudad.

    Der Ehemann des Opfers, Joan Maria Roure, glaubt dem Radfahrer auch und hat am heutigen Mittwoch in einem Interview mit dem Sender RAC1 kritisiert, dass Radfahrer und Fußgänger gemeinsam einen Raum nutzen, der nur durch eine auf den Boden gemalte Linie unterteilt ist. Roure hat die Stadtverwaltung wegen des Aufeinandertreffens [wörtlich: Zusammenlebens] der Fahrräder und Fußgänger beschuldigt und hat angekündigt, momentan kein Verfahren gegen den Radfahrer einleiten zu wollen.
    Am 14. Februar dieses Jahres starb Muriel Casals. Am 30. Januar wurde sie von einem Radfahrer getroffen, als sie eine Ampel bei Rot überquerte. Sie vermochte die vom Aufprall verursachten Verletzungen nicht zu überleben. Seitdem ist eine Debatte über das Miteinander von Radfahrern und Fußgängern in der Stadt entbrannt.


    Und noch eine Hintergrundinfo: hier steht »als sie eine Ampel bei Rot überquerte«. Kurz nach dem Unfall las es sich noch anders, da war die Parlamentsabgeordnete unschuldig und der Radfahrer der Böse:

    Casals, según fuentes cercanas a la familia, atravesaba un paso de peatones cuando fue embestida por el vehículo.

    ... überquerte einen Fußgängerüberweg, als sie von dem Fahrzeug gerammt wurde ...

    Klare Ansage aus Spanien: »Die Bürgersteige sind für die Fußgänger da«.


    In Barcelona ist eine 69-jährige Frau nach einem Zusammenstoß mit einem Radfahrer ins Koma gefallen.

    El autor del atropello asegura que él circulaba por su carril bici, pero, claro, el mencionado carril es apenas una franja pintada.
    Der Urheber des Zusammenstoßes versichert, dass er auf seiner Radspur gefahren ist, aber - klar - die genannte Spur ist gerade mal ein aufgemalter Streifen.

    Der Kommentator spricht davon, dass die Fahrräder im öffentlichen Raum sich vermehren »wie die Karnickel«
    las bicis, que se han multiplicado en el espacio público con una tasa de reproducción conejuna

    und dass es deswegen höchste Zeit ist, die Radfahrer dahin zu schicken, wo sie hingehören: auf die Fahrbahn. Gerne auch auf eigener Piste.

    Automóviles, motocicletas y bicicletas tienen su propia vía de circulación. Existen algunos tramos viarios (pocos) exclusivos para los ciclistas, en atención a su debilidad respecto al resto de los vehículos, llamados carril bici.
    Autos, Motorräder und Fahrräder haben ihren eigenen Verkehrsweg. Es gibt einige (wenige) exklusive Pisten für die Radler, eingedenk ihrer Schwäche gegenüber dem Rest der Fahrzeuge, »Radspuren« genannt.

    Berlin und Brandenburg tun was gegen Fahrradabteil-Blockierer:


    »... sind die Doppelstockzüge für insgesamt 36 Fahrräder ausgelegt.
    Doch in der Praxis stehen viele Stellplätze nicht zur Verfügung. Oft liegt es daran, dass sich auf benachbarten Klappsitzen Fahrgäste niedergelassen haben – oft deshalb, weil es anderswo kaum Platz für Gepäck gibt. Streit ist programmiert. „Rad im Regio“ soll ihn verhindern oder zumindest entschärfen.
    „Wir schaffen klare Zuordnungen“, erklärt VBB-Chefin Susanne Henckel. Weiße Bodenmarkierungen und Aufkleber an den Wänden zeigen: Hier haben Fahrräder Vorrang. Um die Mehrzweckabteile für Fahrgäste ohne Rad unattraktiver zu machen, beginnt die Bahn außerdem damit, pro Zug sieben Klappsitze mit Bügeln unbenutzbar zu machen. „Bei uns werden jeweils im ersten und letzten Wagen insgesamt 18 Klappsitze ausgebaut“, sagt ODEG-Chef Arnulf Schuchmann.«