Ich habe mir in NL angewöhnt, die Radwege als eigenes Straßensystem zu begreifen,
So sieht's wohl aus. Und genau darin besteht IMHO das entscheidende und große Problem.
Längs einer Strecke kann ich Verkehrsströme beliebig separieren und ihnen das gewünschte Maß an Raum zur Verfügung stellen. Ich kann theoretisch ein ganz eigenes Kraftverkehrsnetz und ein ganz eigenes Radverkehrsnetz errichten. Aber solange sich der gesamte Verkehr am Ende innerhalb der gleichen Ebene abspielt - sich die Verkehrsströme also nicht wie U-Bahn, LKW und Flugzeug auf mehrere "Etagen" verteilen -, werde ich unweigerlich Schnittpunkte (Kreuzungen) zwischen den verschiedenen Netzen haben. Und jede weitere Maßnahme zur Separierung der Verkehrsströme steigert die Zahl der Schnittpunkte um ein Vielfaches! Das Kraftverkehrsnetz und das Radverkehrsnetz und das Fußgängernetz etc. überlagern sich also mit einem Gewirr aus unzähligen Interaktionen, die jeweils durch Regeln (allgemeine Regeln, Verkehrszeichen, Lichtzeichen) gesichert werden müssen.
Nun genügt ein einziger flüchtiger Blick in eine beliebig ausgewählte Unfallstatistik um zu erkennen, dass die Gefahr im Straßenverkehr genau dort lauert: an den Schnittpunkten.
Wie man es nun schaffen könnte, durch massive Steigerung der Zahl der Schnittpunkte (und ein dann zwingend komplexes Regelwerk zur Sicherung derselben) die Gefahren zu reduzieren, bleibt mir rätselhaft.
Dass Radfahrer in den NL "sicherer" unterwegs sind, liegt daran, dass sie dort überall völlig alltäglich und aus dem Straßenbild nicht wegzudenken sind. An irgendeiner Kreuzung "nicht mit einem Radfahrer gerechnet" zu haben, das dürfte einem Kraftfahrer in den NL kaum passieren.