Neuer Medienhinweis, gerade aus der Post gefischt (Newsletter: Fahrradportal-News Nr. 08/2014 - 19.06.2014)
Research reveals perceptions, safety and use of protected bike lanes
(National Institute for Transportation and Communities, NITC-RR-583, 177 Seiten, Portland, Juni 2014)
Aus der Studie:
"Most respondents indicated that seeing approaching bicycles when turning right is an issue (53% disagree that they can adequately see approaching bicycles). (p.100)"
Dazu passt dann auch das nur "mayor intersections" mit hüpschen Mischzonen ("mixing zones") oder anderen aufwändigen Abbiegekonstrukte beobachtet wurden während die "minor intersections", die wie in D mit einem einfachen grünen Belag auskommen mussten(S.100), leider aus Geldmangel nicht in die Studie mit einflossen "Unfortunately, budget limited the team’s ability to collect video at any minor intersections (p.99)".
Dann ging es in der Studie ständig um "perception", also gefühlte Sicherheit. Na, auch das ist nichts neues das sich die Leute besser fühlen wenn sie an den Kreuzunge zusammengefahren werden anstelle auf den Geraden fahren können.
Dann gab es eine einzige beobachtete "loading zone" vor einem Hotel: " When a vehicle is using the loading zone (as shown in the figure) 48% of the observed bicyclists follow the TBL path, while approximately 40% were forced out of the bike lane due to an improperly stopped vehicle blocking the lane.(p.94)" Na sowas, ischa ganz neu! Nett auch das Photo: in der "loading zone" mutiert die sog. "protected lane" dann ganz schnell zu einem "normalen" deutschen Radweg: rechts der mit 50 km/h fließende Verkehr (ja, die "protected bike lane" ist auf der linken Straßenseite!), links die stehenden Autos und dazwischen die "not anymore protected bike lane" genau auf die dooring zone gepflanzt (S.95), die, durch die Ladezone bedingt, auch noch fleißig genutzt wird. Entsprechend sind auch die Kommentare der Radfahrer zu dem Bereich.
Interessant bei all dieser "percieved safety" war auch die Liste auf Seite 113: (berichtete) collisions or near collisions: Fußgänger sowie abbiegende/(gerade)parkende Fahrzeuge sind die überwiegenden Ursachen für Unfälle und Beinahunfälle "Collisions with turning cars were reported as both the highest collision rate (1.8%) and the highest near collision rate (23%) (p.111)". Kann gar nicht sein, die Dinger sich doch hochsicher!
Dann auch das Übliche: Die Dinger waren - bis auf zwei Ausnahmen - weniger als 2 km lang. Und dann?
Noch was: es wurden 16.400 Radfahrer und knapp 20.000 Abbieger innerhalb 168 Stunden gezählt (S.5) - auf den großen Knotenpunkten! Im Schnitt fuhr da also alle 40 Sekunden mal ein Radfahrer. Kein Wunder das die Bilder in dem excutive summary (Seite ES4) so aufgeräumt aussehen. Safety in numbers? Wo? Aber ich nehme mal an das die für die Bilder nur einen der seltenen Momente abgepasst haben in dem außer Radfahrer auch noch ein Teil des Weges zu sehen ist
Wer sich die Studie tatsächlich durchliest sieht das es darin vor allem um die Akzeptanz der verschiedenen Ausführungen der "protected lanes" und der Hauptknotenpunkte geht. Daher auch die Fragen nach der "perceived safety". Wie sich die "protected lanes" in der Realität auf das Unfallgeschehen auswirken konnte nicht geprüft werden (ES 12). "Interessanterweise" findet sich in diesem executive summary, also der Zusammenfassung für die Leute die zwar zu Dumm sind zu wenig Zeit haben sich die Studie komplett durchzulesen aber den Bau dann anordnen, zwar die Auswertung der Fragebogen ob mehr Personen Rad fahren würden wenn es diese getrennten Radwege gäbe (ca. 2/3), nicht aber den Zählwert von etwa +11% Radfahrer.
So, jetzt reichts mir erstmal.
Ich will damit auch gar nicht die Autoren der Studie kritisieren, die haben ja alles fein säuberlich beschrieben. Wenn man die 140 Seiten aber auf ein halbes A4-Blatt zusammenkürzt fällt halt was hinten runter. UNd wenn man dann die Zusammenfassung als Aussage der Studie nimmt ...
EDIT:
1) Das ist zwar nicht Bestandteil der Studie, es wäre aber trotzdem schön gewesen wenn sie zum Vergleich auch mal eine Straße untersucht hätten die als 20mph-Zone ausgeschildert wurde. Kommt aber wohl nicht in Frage weil dann die Freie Entfaltung der Persönlichkeit behindert worden wäre...
2) Das sich die Anwohner ebenfalls positiv über so eine Verkehrsberuhigung geäußert haben sollte nicht weiter verwundern.