Beiträge von TheK

    Ist er zum Beispiel hier gestartet, also noch ein Haus weiter vorne, auf der linken Bürgersteigseite, dann hätte er sein Rad entweder schieben müssen oder die vierspurige Straße überqueren müssen, um korrekt rechtsseitig stadtauswärts zu fahren.

    Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob man da auch gleich rechts fahren darf (ob man es KANN, ist ob der diversen Hindernisse dort allerdings auch noch eine andere Frage…) und das links nur den Abschnitt von der Seitenstraße bis zur Ampel meint – auf alle Fälle ist es sehr schlecht beschildert und animiert zu Fehlverhalten.

    Noch dazu: Ohne diesen einen Mast wäre der linksseitige Radweg weit besser für zwei- als der rechte auch nur für eine Richtung geeignet…

    Du siehst aber den Unterschied im Adressaten der Aktion? Bei Autofahrern geht es darum, dass die jungen Leute sich selbst überschätzen (und nein, die Frage ist nicht ob sie mit 80 oder 100 am Baum enden… eher mit 180). Beim Ghostbike wird dagegen nur die "schlechte Infrastruktur" kritisiert.

    Die aufgezeigte vollkommen inhomogene Gemengelage der Unfallhergänge lässt mich ratlos zurück, wenn ich darüber nachdenke, welche Art der Infrastruktur eigentlich die Mahnwachenszene mit ihrem Aktivismus zur Bekämpfung dieses Unfallgeschehens durchsetzen wollen könnte?

    Viele der Unfälle wären sicher durch anders gelöste Details zu vermeiden – etwa wenn Straßen nicht nach rechts in Sandwege übergehen oder wenn Bordsteine sauber abgesenkt sind. Nur wird man sowas nie perfekt überall eliminieren können.

    Anders sieht es mit Stellen aus, wo erkennbar Designstandards grob missachtet wurden, wie das frische Beispiel aus dem Saarland oder der Fall in Hamburg in der Königsreihe (23-277).

    Rechtsabbiegeunfälle können zum Beispiel auch durch Abbiegeassistenz-Systeme verhütet bzw. die Gefahr verringert werden. Außerdem gilt die Regel, dass abbiegende LKW maximal Schritt-Tempo fahren dürfen. Auch eine Ausweitung dieser Regel auf PKW ist vorstellbar.

    Vorstellbar ja, aber nicht nötig: Tödliche RA-Unfälle sind fast ausschließlich mit LKW oder seltener Bussen. Das Problem ist dann auch weniger der ursprüngliche Zusammenprall, sondern dass das ausscherende Fahrzeug den gestürzten Radfahrer überrollt.

    Unabhängig vom Unfallhergang werden in Absprache von Polizei- und Straßenverkehrsbehörde die nicht mehr zulässige linksseitige Benutzungspflicht innerorts im Straßenzug aufgehoben, fehlende oder ausgeblichene Furten ergänzt etc. pp.. gaaaaanz bestimmt :P:P

    Das spannende ist, dass im Saarland mit Abstand die wenigsten Radfahrer sterben – wenn die Infrastruktur überall so ist wie an diesem Kreisel aber wohl eher, weil keine Radfahrer da sind (für Saarbrücken hatte ich auch mal von ganzen 4% Radverkehrsanteil gelesen…).

    Hier im Norden versucht man mit Radwegen "opn Dörpen" ja wenigstens noch eine durchgehende Verbindung zu schaffen: Man kann (manchmal muss) von dem fahrbahnbegleitenden Radweg an einem Ortsende zu dem fahrbahnbegleitenden Radweg am anderen Ortsende auf dem Gehweg fahren. Alternative Routen gibt es idr. nicht stattdessen, sondern zusätzlich weil eine direkte Verbindung zweier Ziele.

    Was ich so aus Bayern finde, sind oft nur kurze Abschnitte, während man dazwischen dann wieder ohne irgendeine Infra auf der Fahrbahn fahren soll – und sowieso scheinen die Fahrradwege gar nicht fahrbahnbegleitend, sondern folgen völlig anderen Routen, die aus einer Mischung von von Seitenstraßen, benutzungspflichtigen Gehwegen und eigenen Führungen zu bestehen scheinen.

    Ob sie weniger streitsüchtig sind, weiß ich nicht – es wird eher aus der Wahl des Verkehrsmittels keine Religion gemacht und wie gesagt, ein Bestandteil der Infrastruktur ist, dass man sich nicht gegenseitig behindert – in beiden Richtungen nicht. In Deutschland wettern sowohl Auto- wie auch gewisse Radfahrer reichlich gegen Radwege, weil sie angeblich dem "Feind" nützen, ohne irgendwie den Nutzen für sich selbst zu sehen.

    Ich hätte jetzt gedacht, dass ein Darwin-Award-würdiger Abgang eher den Eindruck "SO doof bin ich nicht, also für mich isses noch sicherer" erzeugt. Geht mir zumindest bei Berichten wie "besoffener Radfahrer knallt in parkendes Auto" so.

    Aber allgemein scheint in NL das "wir gegen die" weniger das Thema sein, auch weil die Infrastruktur die "Leichtigkeit des Verkehrs" für alle Verkehrsarten im Auge hat. Wo die Autos 50 fahren dürfen, haben Radfahrer nach dortiger Vorstellung nichts zu suchen, weil die Autos eben auch 50 fahren können sollen. Andersherum sollen die Autos doch bitte an der Ampel nicht im Weg herumstehen, sondern man kann auf einer eigenen Spur an dem Stau vorbei radeln. Auch wird oft betont, dass die meisten Menschen doch Auto- UND Radfahrer seien – halt je nach Situation.

    Es ist vor allem entspanntes Fahren, weil man die meiste Zeit ja gar nicht mit dem Autoverkehr in Berührung kommt. Man fährt ja nicht nur nicht auf der Hauptstraße, sondern oft nicht einmal an ihr entlang. Ansatzweise hast du außerorts dieses Feeling, wenn die Routen teilweise abseits der Straße geführt sind; nur bei jeder Ortsdurchfahrt ist es dann vorbei, wo man dann entweder auf untauglichen Gehwegen fahren oder sich die Fahrbahn mit viel zu viel Durchgangsverkehr teilen muss.

    Diese Entspannung führt aber auch zu kompletter Sorglosigkeit. Bei uns hast du auf einer Radwegfurt immer den Finger auf der Bremse, weil irgendein Idiot kommen könnte, der die Vorfahrt missachtet. Und bei Gegenverkehr auf dem Radweg fährst du besser mal nach ganz rechts. In NL fährt man da einfach ohne überhaupt hinzugucken durch – und der Zweirichtungs-Radweg ist eh einfach doppelt so breit wie ein normaler (samt Mittellinie), so dass es da keine Probleme gibt. Und weil sich keiner um die Sicherheit sorgt, sind Leute mitm Klapperrad ohne Licht und der Freundin auf dem Gepäckträger unterwegs – und Helme sind regelrecht verpönt. Sprich in Summe wird die bessere Infrastruktur durch "dümmere Radfahrer" kompensiert :)

    Ich habe das Aufstellen von Ghost-Bikes bislang noch nicht als "fahrradfeindliches Bangemachen" empfunden.

    Für sich alleine vielleicht nicht, aber es ist ein Bestandteil des allgemeinen Tenors zum Radfahren in Deutschland. Und die geht halt "Radfahren ist tödlich! An jeder Ecke lauert der Tod! Auf der Fahrbahn* werden Sie sterben! Und auf dem Radweg* auch! Und mehr Licht! MEHR! NOCH MEHR! Und Helm! Warnweste! Und vor allem HABEN SIE ANGST! Denn Sie werden sterben – vielleicht nicht heute, aber sicher bald!"

    *) also je nach dem, welcher Untergangsapostel einem gerade einflüstert.

    So und nur so wird in Deutschland über Radverkehrsinfrastruktur geredet – und vielleicht noch "Ramboradler ermorden Fußgänger". Und die Autoindustrie jubelt, denn solange die Leute glauben, dass alles andere gefährlich ist, solange werden sie weiter auf's Auto setzen.
    Darüber, dass man mit dem Rad oft schneller und vor allem berechenbarer (weil nahezu immun gegen Staus) am Ziel ankommt oder dass man auf dem Rad viel mehr von seiner Umwelt wahrnimmt (und darum auch eher mal Läden aufsucht, an denen man mit dem Auto nur vorbeifahren würde…) wird gar nicht geredet und dass Radfahren eigentlich viel entspannter ist, wird mit der chronischen Angst-Rhetorik eh negiert.

    Und das machen vor allem die Niederländer komplett anders: Da geht die gesamte Rhetorik "Radfahren bei uns ist sicher und jeder macht's". Man will gar nicht, dass den Leuten irgendeine Gefahr bewusst wird – denn das hält sie nur vom Radfahren ab.

    Bei vielen Beiträgen dieser Art – übrigens auch direkt vom ADFC – hat man den Eindruck, es ginge primär darum, den Menschen Angst vor dem Radfahren zu machen. Würde es wirklich um die Sicherheit gehen, müsste viel mehr darauf hingewiesen werden, dass Verkehrsregeln keine Empfehlungen sind; auch und gerade da wo "noch nie einer kam". Und wer im Dunkeln eine aktive Beleuchtung für verzichtbar hält, hat für mich auch den Schuss nicht gehört – oder möchte gerne für "Radfahrer fuhr gegen parkendes Auto" verspottet werden.

    Zu deiner Überlegung mit den 9 oder 17% Warnwestenträger unter den Verunfallten: Wer nachts auf einer Landstraße radelt dürfte schon generell nicht unbedingt dem "Durchschnittsradler" entsprechen – eventuell ist unter dieser Klientel entsprechende Kennzeichnung weiter verbreitet.

    Das in Amsterdam ist noch was anderes, da hat man sogar "Snorfietsen" (Mofas) von den Radwegen verbannt – etwas, was in Deutschland ja sowieso der Normalfall ist: Innerorts müssen die ausdrücklich erlaubt werden (was leider in der Praxis in keinem Zusammenhang zur baulichen Eignung steht).

    Bromfietsen auf dem Radweg beschränkt sich weitgehend auf außerorts und sind dann Wege mit 2x2 Meter Breite und Speedbumps, also kaum auch nur mit sehr guten deutschen Radwegen vergleichbar. Auf Fahrradstraßen und baulich ähnlicher Infrastruktur sehe ich für die Dinger allerdings kein Problem; nur liegt der große Nutzen dieser Fahrzeugkategorie eigentlich außerorts.

    Im nordstlichen Niedersachsen kannte ich bisher nur das Ende der B 209 in die B 71 kurz vor Soltau. Eine Bundesstraße, die ohne Kreisel oder Ampel in eine andere mündet ist aber eh speziell.

    Und dann natürlich MV: B 195 von Neuhaus nach Boizenburg begrüßt eine 50 m nach der Landesgrenze ein [Zeichen 205] im Land der Hornochsen.