Beiträge von TheK

    Unabhängig vom Unfallhergang werden in Absprache von Polizei- und Straßenverkehrsbehörde die nicht mehr zulässige linksseitige Benutzungspflicht innerorts im Straßenzug aufgehoben, fehlende oder ausgeblichene Furten ergänzt etc. pp.. gaaaaanz bestimmt :P:P

    Das spannende ist, dass im Saarland mit Abstand die wenigsten Radfahrer sterben – wenn die Infrastruktur überall so ist wie an diesem Kreisel aber wohl eher, weil keine Radfahrer da sind (für Saarbrücken hatte ich auch mal von ganzen 4% Radverkehrsanteil gelesen…).

    Hier im Norden versucht man mit Radwegen "opn Dörpen" ja wenigstens noch eine durchgehende Verbindung zu schaffen: Man kann (manchmal muss) von dem fahrbahnbegleitenden Radweg an einem Ortsende zu dem fahrbahnbegleitenden Radweg am anderen Ortsende auf dem Gehweg fahren. Alternative Routen gibt es idr. nicht stattdessen, sondern zusätzlich weil eine direkte Verbindung zweier Ziele.

    Was ich so aus Bayern finde, sind oft nur kurze Abschnitte, während man dazwischen dann wieder ohne irgendeine Infra auf der Fahrbahn fahren soll – und sowieso scheinen die Fahrradwege gar nicht fahrbahnbegleitend, sondern folgen völlig anderen Routen, die aus einer Mischung von von Seitenstraßen, benutzungspflichtigen Gehwegen und eigenen Führungen zu bestehen scheinen.

    Ob sie weniger streitsüchtig sind, weiß ich nicht – es wird eher aus der Wahl des Verkehrsmittels keine Religion gemacht und wie gesagt, ein Bestandteil der Infrastruktur ist, dass man sich nicht gegenseitig behindert – in beiden Richtungen nicht. In Deutschland wettern sowohl Auto- wie auch gewisse Radfahrer reichlich gegen Radwege, weil sie angeblich dem "Feind" nützen, ohne irgendwie den Nutzen für sich selbst zu sehen.

    Ich hätte jetzt gedacht, dass ein Darwin-Award-würdiger Abgang eher den Eindruck "SO doof bin ich nicht, also für mich isses noch sicherer" erzeugt. Geht mir zumindest bei Berichten wie "besoffener Radfahrer knallt in parkendes Auto" so.

    Aber allgemein scheint in NL das "wir gegen die" weniger das Thema sein, auch weil die Infrastruktur die "Leichtigkeit des Verkehrs" für alle Verkehrsarten im Auge hat. Wo die Autos 50 fahren dürfen, haben Radfahrer nach dortiger Vorstellung nichts zu suchen, weil die Autos eben auch 50 fahren können sollen. Andersherum sollen die Autos doch bitte an der Ampel nicht im Weg herumstehen, sondern man kann auf einer eigenen Spur an dem Stau vorbei radeln. Auch wird oft betont, dass die meisten Menschen doch Auto- UND Radfahrer seien – halt je nach Situation.

    Es ist vor allem entspanntes Fahren, weil man die meiste Zeit ja gar nicht mit dem Autoverkehr in Berührung kommt. Man fährt ja nicht nur nicht auf der Hauptstraße, sondern oft nicht einmal an ihr entlang. Ansatzweise hast du außerorts dieses Feeling, wenn die Routen teilweise abseits der Straße geführt sind; nur bei jeder Ortsdurchfahrt ist es dann vorbei, wo man dann entweder auf untauglichen Gehwegen fahren oder sich die Fahrbahn mit viel zu viel Durchgangsverkehr teilen muss.

    Diese Entspannung führt aber auch zu kompletter Sorglosigkeit. Bei uns hast du auf einer Radwegfurt immer den Finger auf der Bremse, weil irgendein Idiot kommen könnte, der die Vorfahrt missachtet. Und bei Gegenverkehr auf dem Radweg fährst du besser mal nach ganz rechts. In NL fährt man da einfach ohne überhaupt hinzugucken durch – und der Zweirichtungs-Radweg ist eh einfach doppelt so breit wie ein normaler (samt Mittellinie), so dass es da keine Probleme gibt. Und weil sich keiner um die Sicherheit sorgt, sind Leute mitm Klapperrad ohne Licht und der Freundin auf dem Gepäckträger unterwegs – und Helme sind regelrecht verpönt. Sprich in Summe wird die bessere Infrastruktur durch "dümmere Radfahrer" kompensiert :)

    Ich habe das Aufstellen von Ghost-Bikes bislang noch nicht als "fahrradfeindliches Bangemachen" empfunden.

    Für sich alleine vielleicht nicht, aber es ist ein Bestandteil des allgemeinen Tenors zum Radfahren in Deutschland. Und die geht halt "Radfahren ist tödlich! An jeder Ecke lauert der Tod! Auf der Fahrbahn* werden Sie sterben! Und auf dem Radweg* auch! Und mehr Licht! MEHR! NOCH MEHR! Und Helm! Warnweste! Und vor allem HABEN SIE ANGST! Denn Sie werden sterben – vielleicht nicht heute, aber sicher bald!"

    *) also je nach dem, welcher Untergangsapostel einem gerade einflüstert.

    So und nur so wird in Deutschland über Radverkehrsinfrastruktur geredet – und vielleicht noch "Ramboradler ermorden Fußgänger". Und die Autoindustrie jubelt, denn solange die Leute glauben, dass alles andere gefährlich ist, solange werden sie weiter auf's Auto setzen.
    Darüber, dass man mit dem Rad oft schneller und vor allem berechenbarer (weil nahezu immun gegen Staus) am Ziel ankommt oder dass man auf dem Rad viel mehr von seiner Umwelt wahrnimmt (und darum auch eher mal Läden aufsucht, an denen man mit dem Auto nur vorbeifahren würde…) wird gar nicht geredet und dass Radfahren eigentlich viel entspannter ist, wird mit der chronischen Angst-Rhetorik eh negiert.

    Und das machen vor allem die Niederländer komplett anders: Da geht die gesamte Rhetorik "Radfahren bei uns ist sicher und jeder macht's". Man will gar nicht, dass den Leuten irgendeine Gefahr bewusst wird – denn das hält sie nur vom Radfahren ab.

    Bei vielen Beiträgen dieser Art – übrigens auch direkt vom ADFC – hat man den Eindruck, es ginge primär darum, den Menschen Angst vor dem Radfahren zu machen. Würde es wirklich um die Sicherheit gehen, müsste viel mehr darauf hingewiesen werden, dass Verkehrsregeln keine Empfehlungen sind; auch und gerade da wo "noch nie einer kam". Und wer im Dunkeln eine aktive Beleuchtung für verzichtbar hält, hat für mich auch den Schuss nicht gehört – oder möchte gerne für "Radfahrer fuhr gegen parkendes Auto" verspottet werden.

    Zu deiner Überlegung mit den 9 oder 17% Warnwestenträger unter den Verunfallten: Wer nachts auf einer Landstraße radelt dürfte schon generell nicht unbedingt dem "Durchschnittsradler" entsprechen – eventuell ist unter dieser Klientel entsprechende Kennzeichnung weiter verbreitet.

    Das in Amsterdam ist noch was anderes, da hat man sogar "Snorfietsen" (Mofas) von den Radwegen verbannt – etwas, was in Deutschland ja sowieso der Normalfall ist: Innerorts müssen die ausdrücklich erlaubt werden (was leider in der Praxis in keinem Zusammenhang zur baulichen Eignung steht).

    Bromfietsen auf dem Radweg beschränkt sich weitgehend auf außerorts und sind dann Wege mit 2x2 Meter Breite und Speedbumps, also kaum auch nur mit sehr guten deutschen Radwegen vergleichbar. Auf Fahrradstraßen und baulich ähnlicher Infrastruktur sehe ich für die Dinger allerdings kein Problem; nur liegt der große Nutzen dieser Fahrzeugkategorie eigentlich außerorts.

    Im nordstlichen Niedersachsen kannte ich bisher nur das Ende der B 209 in die B 71 kurz vor Soltau. Eine Bundesstraße, die ohne Kreisel oder Ampel in eine andere mündet ist aber eh speziell.

    Und dann natürlich MV: B 195 von Neuhaus nach Boizenburg begrüßt eine 50 m nach der Landesgrenze ein [Zeichen 205] im Land der Hornochsen.

    Hatten die Briten das nicht so gemacht? Tempolimits quer durch leicht gesenkt, so dass die Leute de facto die alten endlich mal einhalten? Allerdings wirkt der Ansatz "30 dranschreiben, damit auch die Arschlöcher höchstens 50 fahren" auch irgendwie wie eine Kapitulation vor der allgemeinen Gleichgültigkeit.

    Ansonsten gefällt mir aber auch der Ansatz über das Straßendesign – oder wie es jemand von der Stadt hier ausdrückte: "Das wirksamste Tempolimit ist die Angst der Autofahrer vor einer Beule".

    Deshalb finde ich den nicht benutzungspflichtigen Geh- und Radweg so charmant, weil ich die „Rücksicht auf Fußgänger“ für mich so interpretiere, dass sobald Fußgänger da latschen, Schritttempo angesagt ist und ansonsten halt nicht, was für mich einfach realitätsnäher ist.

    So handhabt in der Praxis ja auch jeder die freigegebenen Gehwege. Die einzigen, die was dagegen haben, sind Autofahrer, die Angst haben, es würden den Radverkehr nicht genug behindern.

    Ansonsten, ist natürlich richtig, wenn man erwartet, dass die Fußgänger Platz machen, muss der Platz auch da sein – in der Hinsicht braucht es auch gerade für Ortsdurchfahrten auf Dörfern endlich mal einen vernünftigen Standard. Kann man ja in die Niederlande gucken: Eine Seite reiner Gehweg, andere Seite ein SEHR breiter Radweg "Fußgänger frei" (bei 4 m fährt man problemlos im Bogen um die rum). Und wenn der Platz nicht reicht, dann eben 30+Fahrbahnradeln.