Beiträge von TheK

    Was nun schneller oder bequemer?

    Beides zusammen – wobei man die Geschwindigkeit berechnen kann, während die Bequemlichkeit stark subjektiv ist. Ein überfüllter Bus, Scheißwetter auf dem Fahrrad oder ein Einbahnstraßen-Irrgarten mit dem Auto machen auch ein eigentlich schnelles Verkehrsmittel unattraktiv. Und deswegen gibt es eben auch Menschen, die in Amsterdam mit dem Auto und in Duisburg mit dem Fahrrad fahren – beides erfordert eine masochistische Neigung…

    Es gibt genug Leute, die meinen Verkehrsprobleme mit Autos lösen zu können.

    Nein. Die Leute glauben, dass es rund um Autos gar keine Verkehrsprobleme gibt, sondern diese nur von "bösen Parkplätze raubenden Grünen" erzeugt werden.

    Die meisten überschätzen den Anteil des Autos am Innerstädtischen Verkehr bei weitem, so dass das Risiko von "induced demand" (so das Prinzip überhaupt bekannt ist) als gering eingeschätzt wird – man kennt ja die Sprüche von "ich sehe kaum einen Radfahrer". Tatsächlich spielen deutsche Städte dieses Spiel aber (bewusst oder unbewusst) sehr gut, weil wir hier zwar teilweise "autogerechte", aber nicht "auto-abhängige" Städte haben.

    Zum "induced demand" gehört nämlich, dass ein Verkehrsmittel so lange bevorzugt wird, bis ein anderes schneller oder bequemer ist – und da sind ÖPNV und Radverkehrsinfrastruktur in Deutschland (mit Ausnahme des Ruhrpotts) zumindest gut genug, um den Wachstum des Autoverkehrs zu stoppen, bevor es zu schlimm wird. In Städten wie New York oder Paris, die erst jetzt anfangen, auch auf Fahrräder zu setzen, verlangsamt sich der Verkehr dagegen (abseits der U-Bahn-Routen) so lange, bis man zu Fuß schneller ist.

    Das führt übrigens auch zu dem Paradoxon, dass man den Autoverkehr schneller macht, indem man ihn (scheinbar) langsamer macht: Nimmst du auf einem gut ausgebauten Teil Kapazität weg, wird das Auto unattraktiver und die ganzen überfüllten Punkte davor und dahinter werden soweit entlastet, dass es am Ende schneller wird.

    Und um wieder on-topic zu werden: Pedelecs wiederum verschieben diese Gleichung in die andere Richtung. Weil sie den Radverkehr schneller machen, verschiebt sich der Punkt an dem das Fahrrad schneller ist nach oben – und zwar so extrem, dass der Autoverkehr ideale Bedingungen (grüne Welle bei 50) braucht, um da gegen an zu kommen.

    Wieso hat eine 30-Zone 6,50 Fahrbahnbreite und eine Mittellinie…? Eine 30-Zone, die auch als solche gestaltet ist (mit Bus also 2x 3 Meter) spart am Ende Geld und Nerven: Weniger Tempokontrollen (ok, auch weniger Einnahmen aus diesen…), weniger nörgelnde Anwohner und weniger Elterntaxis.

    Ist hier in Lüneburg ähnlich: In der gesamten Innenstadt gibt es etwa 600 Parkplätze "am Fahrbahnrand", was gegenüber den Parkhäusern (~3500) und einem Großparkplatz (für alles, was zu sperrig ist…) sowieso nur ein Fliegenschiss ist und selbst an den Advents-Samstagen war mehr in den Parkhäusern frei. Die Stadt plant aber auch schon eine lange Streichliste – es bleibt wohl nur noch Anwohner, Gehbehinderte und was entlang der Strecke zu einem Parkhaus liegt und nicht im Weg ist. Und das dann teurer als das Parkhaus selbst.

    Erstaunlich finde ich, dass es nichtmal ein Schild gibt, um eine Straße für Leichtkrafträder freizugeben: Wo kein Motorrad fahren darf, darf auch kein S-Pedelec mit maximal 30 hin…

    Gestern mal nach anderen Ländern geguckt: In NL dürfen oder sogar müssen die Dinger außerorts Radwege benutzen (entsprechendes Schild!), das dann mit maximal 40 km/h. Allerdings sind dort auch die (neuen) Radwege selbst am Arsch der Heide 4 Meter mit Mittellinie breit.

    Jaja, genau… Geldmacherei…

    Pedelecs sind in der Praxis Fahrräder mit weitaus größerer Reichweite und der Sargnagel für Mofas. S-Pedelecs sind eine weitaus weniger umweltschädliche Alternative zu Mopeds, wobei beide Fahrzeugarten einen vernachlässigbar kleinen Verkehrsanteil haben – auch weil es für sie außerorts (wo sie wegen der Entfernungen den größten Nutzen hätten) keine wirklich geeignete Wegeart gibt.

    Die Tabelle vom Kaufland ist allerdings auch stark vereinfacht…

    Alles, was schneller als 25 km/h fährt, gilt als "Kleinkraftrad" mit Führerschein (Klasse AM), Helm, Kennzeichen und genereller Fahrbahnbenutzung. Dabei ist egal, ob das mit Verbrennungsmotor (Moped), E-Motor ("Elektromotorroller)" oder pedalunterstützt (S-Pedelec) fährt.

    Im Bereich 25 km/h gibt es dagegen diverse Kategorien, die alle anders behandelt werden und am Markt (weil halt kein Vorteil zum Pedelec) kaum oder gar keine Bedeutung mehr haben. Pedelecs sind rechtlich Fahrräder ohne irgendwelche Einschränkungen. Alles andere dagegen braucht Mofa-Prüfbescheinigung, Helm und Versicherungskennzeichen. Lediglich die 20 km/h "Leichtmofas" wären ohne Helm, allerdings ist mir unklar, ob es da überhaupt wirklich welche gibt. Außerorts sollen die auf den Radweg, innerorts ist kompliziert noch nett ausgedrückt: Es müsste jeweils mit einem Zusatzschild erlaubt werden, wobei es für Mofas und E-Bikes jeweils eigene gibt – in der Praxis sieht man selten mal das für Mofas (und meist nicht weil der Radweg für schnelles Fahren geeignet ist, sondern weil das Schild da schon 1980 aufgehängt wurde…), das für E-Bikes dagegen praktisch nie.

    Jein… Sie verlieren nur keine Stimmen, gewinnen tun sie aber auch keine. Das Thema ist den meisten nicht wichtig genug, als das man davon seine Wahlentscheidung beeinflussen lässt. Zudem sind die Unterschiede der Parteien zu gering – nur, dass die Grünen den Radweg wegen drei Bäumen nicht verbreitern und die Union wegen drei Parkplätzen.

    Hier hatte ich mich dazu Mal mit einer Krankenschwester unterhalten, die auf die Art ihre azyklischen Wege ausgleichen kann. Denn morgens fährt halt noch kein Bus auf die Dörfer raus. Und nein, in der 5100 (25 km, Radweg fehlt teilweise) husten die dir was, wenn du mitm Fahrrad ankommst. Da kannst du froh sein, wenn sie dich nicht mit Kinderwagen stehen lassen, weil nach drei is dann doch Mal voll.

    Selbst vielleicht weniger, aber es gibt mehr als genug Autofahrer, die durch Äußerungen ("sind doch selbst Schuld, wenn sie uns nicht durch lassen") oder Fahrverhalten (vorsätzlich enges Überholen) deutlich machen, dass ihnen tote Radfahrer mindestens egal sind. Und dann ist man bei 50 (oder gar mehr) halt auch ein Hindernis auf der Fahrbahn, dass man selbst hinterm Steuer da nicht haben will.

    Ich denke, der Kern des Übels bei Baustellen liegt darin, dass die Bauarbeiter selbst die Schilder da aufstellen. Denen ist es nämlich völlig egal, ob oder wie da irgendjemand vorbei kommt, sondern wollen nur schnell anfangen. Auch fehlt jegliches Wissen auch nur darüber, was die Schilder überhaupt bedeuten, so dass selbst die dümmsten Fehler keinem auffallen.