Beiträge von CKO

    Wer von euch ist der Meinung, dass es eine Ordnungswidrigkeit darstellt, in folgenden Situationen in dieser Fahrtrichtung auf dem Sonderweg rechts neben der Fahrbahn zu fahren?

    Zu Fall 1: Die oberste Landesbehörde kann gemäß § 46 Absatz 2 StVO auch die Kennzeichnung von rechten Radwegen ohne Benutzungspflicht mit Zusatzzeichen “Radfahrer frei” ohne Hauptzeichen zulassen. (https://www.stvo2go.de/radfahrer-frei/)

    Zu prüfen, ob oberste Landesbehörde es zugelassen hat, kann einem Rad fahrenden nicht zugemutet werden. Wenn jemand dort mit dem Rad fährt, kann ihm deswegen niemand einen Vorwurf machen.

    Zu Fall 2: Die "Servicelösung" [Zeichen 239][Zusatzzeichen 1022-10] gilt implizit solange nichts anderes beschildert ist und die Beschaffenheit des Weges eine Mitbenutzung durch Radfahrer nicht ausschließt. Würde also hier greifen. [Zeichen 240] hingegen muss nach jeder Einmündung neu angeordnet werden, sonst gilt es nicht mehr. (Entlang seiner neu gebauten Straßenbahngleise legt der Jenaer Nahverkehr z.B. großen Wert darauf, dass [Zeichen 240] wenn nötig alle 20 m aufgestellt wird, damit niemand auf den Gedanken kommt, die Straßenbahn zu behindern. Aber keine Sorge, von der StVB wurde mir heute telefonisch versichert: "Wenn weit und breit keine Bahn zu sehen ist, und Sie dann auf der Straße fahren, wird sich niemand beschweren. Wir werden dort auch keine Polizei hinstellen usw.")

    Also der prächtige Weg in Stade ist nicht benutzungspflichtig. Es ist ein sonstiger Weg, wo auf der roten Fläche mit dem Rad gefahren werden darf. ;)

    Um die Absicht zu bekunden, dort das Radfahren zu untersagen, hätte die StVB mehr Aufwand treiben müssen (z.B. [Zeichen 239] ).

    Was war dann eigentlich die Begründung, warum die B-Pflicht in der Naumburger Straße stadtauswärts zw. Am Egelsee und Am Steinbach (maps) aufgehoben wurde? :D

    Ich habe bisher mit niemandem drüber gesprochen und mir nur gedacht:

    Weil dort noch keine Straßenbahnschienen auf der Fahrbahn sind und ein hilfsbereiter Mensch sich die Mühe gemacht hat,

    https://maengelmelder.jena.de/de/requests/5413-2021 zu formulieren. Dort heißt es u.a.

    b) Radverkehr:
    Der hier vorhandene benutzungspflichtige Geh- und Radweg kann aus rechtlicher Position nur dann angeordnet werden, wenn die Gefahren der Fahrbahnnutzung, erheblich(!) über denen liegen, die mit der Teilnahme am Verkehr allgemein einhergehen.
    Offensichtlich hat der Fachdienst hier eine erhebliche(!) Gefahrenlage für das Radfahren auf der Fahrbahn erkannt, da ein benutzungspfl. Geh- und Radweg angeordnet wurde.

    .. Aber sobald die Schienen kommen, gilt in Jena die Blindenleitplattenbenutzungspflicht. Da hilft nur noch Linksabbiegen. :D  

    In Jena vertreten die Radverkehrsbeauftragte und der Fachdienst Mobilität die Meinung, dass das Befahren der Fahrbahn zum direkten Linksabbiegen erlaubt ist, auch wenn daneben eigentlich ein benutzungspflichtiger Radweg verläuft.

    Das ist eine starke Aussage. Spricht mir geradezu aus dem Herzen. Hoffentlich sieht die Polizei das genauso.

    Auch wenn diese Meinung juristisch sicher fragwürdig ist, so ist sie sehr nützlich. Z.B. wenn es um die Freigabe von Einbahnstraßen geht, die eigentlich nur via ebensolches direktes Linksabbiegen sinnvoll nutzbar sind.

    120 km/h statt erlaubter 70km/h: Philipp Amthor soll für 4 Wochen seinen Führerschein abgeben.

    Damit zeigt er Volksnähe. Jeden Sommer fahre ich durch seinen Wahlkreis. Dort gibt es sowohl viele Blitzer als auch vor jeder Wahl reichlich NPD-Plakate. Der Slogan "Gegen Blitzer-Abzocke!" gehört da zum Repertoire.

    Übrigens: In Pasewalk bin ich auch schon geblitzt worden. :( Aber nicht ganz so schnell wie er.

    ich hatte im Nachgang zur damaligen, erstmaligen Vorstellung der Idee der Neubeschilderung eine ellenlange E-Mail geschrieben.

    Vermutlich zu lang.

    Das ist zu befürchten.

    Sehr gut finde ich den Vorschlag, rechtsseitig auf die Beschilderung zu verzichten. Das spart Blech und Nerven. Die farbliche Trennung des Pflasters im Seitenraum ist aussagekräftig genug.

    Mit der Saalebrücke, das ist so eine Sache. Vermutlich sind StVB und Polizei mit einer regelwidrigen Nutzung des Gehwegs als Zweirichtungsradweg einverstanden. Zumal dort nicht so viele Rad fahren ("Da können wir schon mal ein Auge zudrücken"). Sie wollen halt nur auf der sicheren Seite sein, wenn es infolgedessen zu einem Unfall kommt.

    Landkreis Stade auf dem 2. Platz!

    Falls ich zufällig mal dort vorbeikomme, muss ich da unbedingt hochfahren. Ich hoffe, es ist dann nicht nass. ;)

    Durch Dessau (Platz 3) bin ich bisher einmal gefahren und finde, sie haben sich den Platz auf dem Podium redlich verdient.

    Mit Platz 5 könnte auch Jena nach wie vor mithalten.

    An eine zufällige Verteilung der Unfälle glaube ich jedenfalls nicht, sondern schätzungsweise 50% der Fahrradunfälle werden hier durch eine mangelhafte Infrastruktur und Verkehrsregelung mindestens sehr stark begünstigt.

    Die tödlichen Unfälle sind ja nur die (zum Glück recht kleine) Spitze des Eisbergs. In der Gesamtheit der Unfälle wird die Korrelation zu fehleranfälliger Verkehrsführung und Infrastruktur schon eher sichtbar.


    Dass in Stade so wenig auf Yeti gehört wird, ist schon fahrlässig seitens der StVB. So gründliche ehrenamtliche Mitarbeiter müsste man eigentlich mit Samthandschuhen anfassen. Dass in Stade auch im Neubau so viele Altlasten geschaffen werden, ist ein Jammer. Wahrscheinlich ist die Stadt zu klein. Als Unfallschwerpunkt gilt eine Kreuzung wohl erst bei mindestens 5 Unfällen / Jahr. Und solange die Polizei nicht Alarm schlägt, haben sie in der StVB ruhigen Schlaf. Aufgeschreckt werden sie mitunter, wenn sehr schwere oder gar tödliche Unfälle passieren.

    Darum finde ich es durchaus aufschlussreich zu beobachten, wie die Behörden reagieren wenn sie aufgeschreckt werden.

    Grundsätzlich erfreulich ist, dass Unfälle mit getöteten Radfahrern so seltene Ereignisse sind, dass es sehr schwer fällt, eine Korrelation zu schlechter Infrastruktur auszumachen. (Abgesehen vielleicht von den Abbiegeunfällen mit geradeaus Rad fahrenden im Seitenraum).

    Bei der Zuarbeit zur Verkehrsschau in meinem Stadtteil habe ich als größte Probleme Verkehrsdichte und -geschwindigkeit benannt. Wahrscheinlich liege ich da gar nicht so falsch. Die zunehmend strengeren innerörtlichen Geschwindigkeitsbeschränkungen scheinen tatsächlich den größten Beitrag zur statistisch sichtbaren Verringerung tödlicher Radunfälle mit Kfz-Beteiligung beizutragen.

    Aus Radfahrersicht denke ich nach wie vor, dass ein sehr gutes Antizipationsvermögen mehr wert ist als die beste Infrastruktur. Aber wie ist denen zu helfen, die das nicht haben?

    Dieser Ansatz baut darauf auf, dass besonders schwere Unfälle auf örtlichen Defiziten beruhen würden. Mein Eindruck nach mittlerweile knapp 3.900 ausgewerteten Todesfällen ist aber, dass es prädestinierte Unfallstellen ebensowenig wie prädestinierte Unfallverursacher gibt.

    Zunächst bin ich Ihnen sehr dankbar für die gewissenhafte Aufbereitung und Zugänglichkeit der Daten.

    An den meisten Stellen hat es wahrscheinlich im Vorfeld keine schweren Unfälle gegeben. Dort würde ich auch nicht erwarten, dass sich infolge des tödlichen Unfalls irgend etwas ändert.

    Was mich interessiert, sind jene Stellen, wo die Behörden der Meinung waren "Naja, geht gerade noch. Ist ja noch keiner umgefahren worden.". Dann werden im Anschluss oftmals die Ärmel hochgekrempelt usw.

    Noch ein Hinweis zu 19-411:

    Zwei Fahrspuren pro Richtung. Der Verursacher schoss bei Rot auf der rechten Spur mit > 80 km/h an den bereits wartenden Fahrzeugen links neben ihm vorbei, bemerkte zu spät den Linksabbieger von vorn, beschleunigte noch einmal, um noch vor ihm durchzukommen. Kollision mit Linksabbieger mit anschließender Verwüstung des rechten Seitenraums.

    Ja, Alkohol war im Spiel. Der Verursacher hatte im Rausch verschlafen und versuchte nun, irgendwie noch pünktlich auf Arbeit zu kommen.

    Und zu 20-026:

    Stoppschild + gelbes Blinklicht. Niemand weiß, warum die Radfahrerin direkt vor der fahrenden Tram die Gleise überqueren wollte.

    Nach Verkehrsunfällen, bei denen ein Radfahrer getötet wurde, sind öffentliches Interesse und mediale Aufmerksamkeit für Sicherheitsverbesserungen an der Unfallstelle meistens sehr hoch.

    In einigen Fällen hat es im der Unfallstelle bereits mehrere Unfälle gegeben, die noch nicht tödlich ausgegangen sind. Dann steigt der Handlungsdruck für die zuständige Straßenverkehrsbehörde, Maßnahmen zur Unfallreduktion umzusetzen.

    Insbesondere auf von mir befahrenen Strecken in Thüringen und Sachsen schaue ich aufmerksam hin, wenn mir ein tödlicher Unfall bekannt wird achte darauf, ob und was sich infolgedessen dort verändert.

    Manche meiner Beobachtungen habe ich bereits in anderen Themen geteilt, würde sie aber gern hier zusammenführen. Zumal mich auch der deutschlandweite Vergleich interessiert.

    Aber egal, mit jedem mal in Folge nicht überfahren werden, steigt nach "meiner Erkenntnis" (was für Worte) die Wahrscheinlichkeit, am nächsten Tag doch überfahren zu werden und das macht mich --- nervös.

    Das liegt daran, dass wir jeden Tag älter werden. Ab einem gewissen Alter, welches auch ich bereits überschritten habe, bringt das vor allem Nachteile mit sich:

    * Verzögerte Wahrnehmung

    * nachlassende Reaktionsschnelligkeit (z.B. beim Ausweichen)

    * usw.

    Als ich vor einigen Wochen für meinen Vortrag im Beirat Radverkehr die BAST-Studie "Unfallhäufigkeit und Regelakzeptanz von Fahrradfahrern" gelesen habe, dachte ich mir vor dem Einschlafen noch: "Und du willst morgen wieder mit dem Rad auf Arbeit fahren?"

    Eigentlich kann ich froh sein, dass ich im "wilden Osten", wo man mit den Regeln oft etwas lockerer umging bzw. immer noch umgeht, ziemlich unbekümmert meinen eigenen Stil entwickeln konnte. Und dass mir mein Vater schon zum 5. Geburtstag ein Schachspiel geschenkt hat, war auch hilfreich.

    Wenn die Chance, überfahren zu werden, jeden Tag 1:1000 steht, dann bin ich nach 4 Jahren überfällig. Mist, da bin ich schon fast.


    Bei 1:5000 sind es schon 14 Jahre, bis ich überfällig werde. Da hätt ich noch ein bisschen Zeit...

    Das verdeutlicht einmal mehr, wie stressig z.B. das Fahren im linken Seitenraum ist. Selbst wenn 99,9% der abbiegenden Kfz-Fahrer aufpassen und anhalten würden, würde das nicht ausreichen, um Einmündungen sorglos passieren zu können.
    Man darf dem "Gegner" einfach keine Chance geben, einen aus Unachtsamkeit umzufahren.

    Heute hat Herr T. im Beirat den Beschilderungsplan für die Lobedaer Straße vorgestellt. Weil Schilder so einfach zu wechseln sind, liegt der Schwerpunkt auf:

    Aus [Zeichen 240] mach [Zeichen 239][Zusatzzeichen 1022-10]

    Dazu Bordsteinabsenkungen am Anfang und Ende der Saalebrücke (Nordseite) sowie der HInweis, dass der Gehweg auf der Brücke nicht freigegeben werden kann (zu schmal und v.a. Geländer nicht hoch genug).

    Eigentlich wollte er noch mehr Beschilderungspläne vorstellen, aber die Zeit ließ es nicht zu. Aber weil MTL hier so gut zugearbeitet hat, hat er mit der Lobedaer Str. angefangen.

    fährt er rechts ran (Halteverbot) und während ich an ihm vorbeifahre wieder los, drückt mich in den Gegenverkehr mit dem Auto, während er was von Radweg erzählt auf dem ich fahren müsste. Also, kein Lebensrecht für Nicht-Radweg-Benutzer.

    Triumphierend zeigt er kurz später auf, na was wohl:

    [Zeichen 239][Zusatzzeichen 1022-10]

    Me too. Allerdings wollte ich sowieso an der nächsten Einmündung links abbiegen, was ich auch getan habe. Er wollte die Polizei rufen, hat mich noch eine Straße weiter verfolgt aber dann aufgegeben. Ich hatte keine Zeit zum Diskutieren, da meine Tochter im Schulhort auf mich wartete.

    Die Forderung nach Radverkehrsförderung sehe ich deswegen auch eher als Greenwashing. Es wird unterwellig angedeutet, dass dann weniger Autos fahren, was ich nicht erkenne kann. Eher wird der ÖPNV geschwächt, was ich für problematisch halte.

    Was ich noch problematischer sehe, sind die E-Scooter. Die zielen auf Leute, die sonst viel ÖPNV fahren, nutzen die lokale Infrastruktur und ziehen das Geld aus den Städten ab. Und (zumindest hier in Jena) genießen sie völlige Immunität im ruhenden Verkehr.

    An anderer Stelle hatte ich einmal vorgeschlagen, dass man reine Angebots-Fahrradwege oder Fußwege mit Radfahrer frei nur noch für solche Fahrradfahrer*innen freigibt, die bei 50 Pedalumdrehungen pro Minute maximal 15 km/h schnell fahren. (Das entspricht etwa 1. bis 2. Gang bei einer Dreigang-Nabenschaltung) Oder bei denen die Motorunterstützung bei 15 km/h abschaltet. Das halte ich nach wie vor für erwägenswert, aber nur für die (noch) vorhandenen Angebotsradwege und nicht mit dem Ziel noch mehr Fußwege für den Radverkehr frei zu geben.

    Ja, das ist ungefähr die Grenzgeschwindigkeit. Die Erlaubnis zum Gehwegradeln an die Geschwindigkeit statt ans Alter zu knüpfen, ist sicher sympathischer.

    Es gibt aber auch viele Leute Ü60, die Jahrzehnte quasi nicht mehr Rad gefahren sind und sagen: "Bei dem Verkehr trau' ich mich nicht auf die Straße."