Gegenwärtig beläuft sich die Zahl der Radfahrer in Deutschland auf ungefähr 15 Millionen. In den Niederlanden dagegen gibt es rund 3 Millionen Radfahrer bei einer Einwohnerzahl von 8 Millionen. Auch in Dänemark kommt auf je zwei Einwohner ein Fahrradbesitzer. Deutschland steht diesen Ländern gegenüber noch im gleichen Rückstande wie auf dem Gebiete der Kraftfahrzeuge.
Unter dem Zeichen der fortschreitenden Motorisierung geht es aber nicht auf die Dauer, daß ein so billiges und unentbehrliches Beförderungsmittel, wie es heute das Fahrrad darstellt, weiter vernachlässigt bleibt. Nichts steht dem entgegen, daß auch in Deutschland das Fahrrad das "Auto des kleinen Mannes" werden kann. Billig und stabil, schnell und sicher, das ist es, was der kleine Mann, der Arbeiter oder Angestellte braucht.
Ebenso wie für den Kraftwagen neue Verkehrswege geschaffen werden, so soll auch das Fahrrad seine eigenen Radfahrwege bekommen. Von dem Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen wurde im Einverständnis mit der Deutschen Arbeitsfront und dem Propagandaministerium die Abteilung Radfahrwegebau im deutschen Radfahrerverband mit der Durchführung dieser Aufgabe betreut.
Von ähnlichen Richtlinien wie bei der Planung des Reichsautobahnnetzes ausgehend, wurde der Generalstabsplan des künftigen Radfahrnetzes ausgearbeitet. Im Vordergrund steht die deutsche Landschaft. Erschließung neuer Gebiete, Schaffung neuer Verbindungen, das sind die Aufgaben, die zu lösen sind.
Der Bau dieser Wege soll mit möglichster Beschleunigung erfolgen. Als eine der ersten wird die Radfahrstrecke Berlin-Ostsee gebaut werden. Gleichzeitig werden in allen Städten, in denen es bis jetzt noch keine eigenen Radfahrwege gab, solche in Angriff genommen, damit möglichst bald der Radfahrer seinen eigenen Weg bekommt und er sowohl wie der Kraftfahrwagen von einem Gefahrenmoment entlastet werden.
In den Städten werden als Baustoffe für die Radfahrwege wie bisher Steine und Teerasphalt verwendet werden. Dagegen soll zum erstenmal auf der Fernstrecke in Übereinstimmung mit dem Reichsforstmeister Holz als Baustoff verwendet werden. Neue Arbeitsmöglichkeiten werden so und Benutzung rein deutschen Materials geschaffen. Die Breite der Holzradwege, die mit einer Teer-Kiesdecke belegt werden, beträgt für Einbahnradwege 2½ Meter. An den Endpunkten, in den Städten usw. sollen zur Unterbringung der Fahrräder besondere Parkplätze geschaffen werden, auf denen die Unterbringung unentgeltlich erfolgt.
Durch diese ganzen Maßnahmen wird sich das Fahrrad einen weit größeren Anhängerkreis erobern können als bisher; Autostraßen und Radstraßen werden zusammen das Land erschließen.
Was die Frage der Finanzierung betrifft, so wurde diese zunächst dadurch sichergestellt, daß der Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen zum Bau der Radfahrwege 1 Million bereitgestellt hat, die für das erste Bauprogramm ausreichen dürften. Jedenfalls wird durch dieses Projekt der Wille der Regierung zum Aufbau auch im kleinsten bewiesen.