Beiträge von DMHH

    Und an dem Tag kam eben alles zusammen.

    Verspätungen - können passieren
    Ignorantes Zugbeleitpersonal am Frankfurt - kann passieren, jeder hat mal einen schlechten Tag
    Überfüllte Züge - an einem Samstag nichts ungewöhnliches
    ungenügende IT - ja, besser geht halt immer

    Die DB ist mnit Fahrrädern im Fernverkehr massiv überfordert bzw. hat ein Angebot, dass so ehrlich gesagt nicht nutzbar ist.

    Es gibt keinerlei Plan B. Wenn dein Anschlusszug weg ist, hast du ein Problem.
    Wir hatten uns nach dem IC 2276 erkundigt, der um 15:10 in Karlsruhe Abfuhr und uns von Frankfurt aus bis HH hätte mitnehmen können. Der ist übrigens ausgefallen, wie wir unterwegs erfuhren...

    Was machste da als Reisender mit Fahrrad? Da schauste in die Röhre. Weil du im besten Fall zu spät ankommst, im mittelschweren Fall einen Urlaubstag verlierst und im schlimmsten Fall deine Reise gleich beenden kannst.

    Klar kann man mir jetzt vorwerfen "warum fährst du auch an einem Samstag" - ja warum? Weil die Züge da nunmal auch fahren.


    Ich habe aus dieser Bahnreise jede Menge gelernt:

    - ich als Kunde muss bei der Buchung mitdenken.
    Ich hätte stutzig werden sollen, wenn wir in München eine Umsteigezeit von 40min haben bei einem Produkt, das tendenziell sehr Verspätungsanfällig ist. Wir hatten uns nur auf den CNL eingeschossen als Buchungsvoraussetzung und den Rückreisetag.


    - die IT bei der Bahn ist im Buchungsportal fürn Arsch
    Warum wird bei der der Buchung von Verbindungen nicht eine Art Ampelsystem geführt, das die Verspätungsanfälligkeit der beteiligten Züge angibt? Dann könnte auch die Mitarbeiterin in Hamburg, die nunmal nicht so die Ahnung hat, wie oft der CNL in München unpünktlich ankommt, gleich sehen, dass sie vielleicht besser 6h Aufenthalt in München empfiehlt...


    - die Bahn hat kein Krisenmanagement für "normale Passagiere"
    Warum wird in so einem Fall wie bei uns, wo wir 6x Umsteigen sollen zwischen München und Hamburg, nicht eine sinnvollere Lösung gefunden? Der MEtronom nach HH fährt ja nun glücklicherweise stündlich. Wenn wir davor aber einen anderen Zug nicht hätten nehmen können, stünden wir echt nachts im nirgendwo rum.

    - Die Bahn macht volle Züge noch voller
    Samstag +1 Person? Super Idee. Jeder einzelne Zug an diesem Tag war mehr als gut gefüllt.


    - Fahrrad im Fernverkehr nur auf überbrückbaren Distanzen
    ehrlich, dann eben maximal die Destinationen Berlin, Hannover, Münster. Da kommt man nämlich auch mit dem Nahverkehr in grundsätzlich akzeptablen Zeiten hin


    So, und nun sorry für die textwall. Aber ich muss das wohl auch mal für mnich festhalten, wie anstrengend und enervierend die Rückreise war.
    1300km über Schotterpisten und Berge hab ich klaglos weggesteckt, aber am Sonntag nach der Rückreise war ich echt fertig.

    Ich möchte nochmal klarstellen:
    Bahnfahren macht mir Spaß, ich finde es toll. Aber mit Fahrrad? Nee danke, nicht nochmal

    In Würzburg angekommen müssen wir natürlich wieder das Gleis wechseln. Klar. Immerhin gibts hier Aufzüge!
    Am Bahnsteig angekommen wundern wir uns, wieso das so voll ist. Voll mit Partyvolk... Samstag Nachmittag? hmm.

    Der Zug fährt ein und auf einmal ist da noch viel mehr Partyvolk. Hilfe! Befürchtungen an Hamburger Zustände werden wach.
    Da wurden wir nämlich vor ein paar Wochen mit unseren Rädern aus dem Zug geworfen, weil der übervoll war und Räder nunmehr wertvollen Menschenplatz wegnehmen.

    Immerhin reagierte ein Partypeople und hielt die Meute auf, um "den Radfahrern" (also uns) das Einsteigen zu ermöglichen. Danke.
    Und so stehen wir dicht gedrängt im RE zusammengedrängt auf dem Weg nach Frankfurt am Main. Bier, Wein, RedBull, Wodka... die hatten an alles gedacht.

    Aber eins, das hatten die nicht: Pizza! :thumbup:
    Die hatten wir. In weiser Voraussicht am Abend vorher in der Pizzeria 2 Stück zum mitnehmen geordert. Nur so recht glauben wollten die uns das nicht, dass das eine original italienische Pizza aus Venedig war. Tja. uns egal. Pizza war jedenfalls gut.

    Beim Halt in Bamberg stellt sich raus, dass da wohl ein Festival war, dort verließ das Partyvolk geschlossen den Zug. endlich mehr Platz!
    Endlich mehr Platz und Ruhe, um mal zu checken, wie es weitergehen könnte...
    Ok, wir haben recht lange Aufenthalt in Frankfurt/M. wenn wir uns an den Fahrplan mit dem Regionalverkehr halten. Während des Aufenthaltes sollte ein IC aus Karlsruhe ankommen und nach Hamburg weiterfahren! Unsere Chance!

    Frankfurt/M. hat einen Kopfbahnhof! juchhu! kein dusseliges Aufzuggefahre oder Treppenschleppen.

    Der IC kommt an. Ich schnapp mir den Zugbegleiter. Oh, ok. Auskunft: Alle Fahrradplätze ausgebucht.
    Wir schauen selbst nach. 3 freie Plätze. Die digitale Reservierungsanzeige weist die freien Plätze als reserviert von Karlsruhe bis Hannover aus. Und die sind frei? Schlussfolgerung: "hey, die sind nicht gekommen! da können wir doch...."
    Also nochmal zum Zugbegleiter getigert. Der bleibt dabei: "alle Stellplätze ausgebucht". Aber er schaut immerhin mal nach. Stellt sich heraus, dass einige nette Menschen ihr Fahrrad nicht im vorgesehenden Stellplatz verstaut haben. Und außerdem stimmt die Reservierungsanzeige nicht, da eben nicht alle von Karlsruhe aus gebucht waren. Ja toll. Auch auf unser bitten und betteln, dass wir die Räder an den Rand stellen und daneben stehen bleiben, die keinem Im Weg wären - nein, es dürfen nicht mehr Fahrräder mitfahren als Stellplätze sind. Da gibt es strenge Vorschriften. Gut. Mussten wir akzeptieren.

    Und auf dem Bahnsteig steht ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn, der gerade Feierabend hat und auf seinen Zug nach Hause wartet. Der lässt sich dann echt zu dem Satz hinreißen: "Ja, das nächste Mal eben besser mal reservieren..." :cursing:
    Er wurde dann sehr freundlich darauf hingewiesen, dass unsere reservierten Fahrradplätze im IC von München aus ganz allein nach Hamburg gefahren sind. Ohne uns!
    Da war er dann ruhig. :thumbdown:


    Ooookay. Also dann mal auf zum Reisezentrum Frankfurt/M.

    Laut Fahrplan sollten wir nämlich um 23:01 in Hamburg ankommen. Der IC war so unsere letzte Hoffnung gewesen, das zu beschleunigen. Jetzt ging es nur noch darum, uns abzusichern.
    a) wann zahlt die DB eine Übernachtung bis in welche Höhe?
    b) die kostenfreie Mitnahme einer Person gilt nur am Samstag. Was ist, wenn wir Sonntag erst weiterfahren können?
    Denn der Party-People-Zug und Verspätung haben uns klar gemacht, dass wir bei einem Zugausfall vielleicht am Samstag gar nicht mehr nach Hamburg kommen können..
    Beide Anliegen wurden erstmal bearbeitet und geklärt.

    Jetzt kam die Königsdisziplin:
    c) ist in dem nächsten IC von Karlsruhe nach HH noch was frei?
    Nein, nach Auskunft der Mitarbeiterin sei dort nichts mehr frei. ärgerlich. Damit war unser Plan C dann auch dahin.

    Stand:
    IC ab München - ausgebucht
    IC ab Frankfurt/M. - ausgebucht
    nächster IC ab Frankfurt/M. - auch ausgebucht

    Es ist 15:10Uhr
    Also dann doch weiter mit dem Nahverkehr nach Kassel...

    Wo wir uns vorher noch über den Kopfbahnhof gefreut hatten, sollte das jetzt wie ein Bumerang zurückkommen.
    Der Zug nach Kassel stand am Gleis. Das Fahrradabteil war am "Kopf" des Bahnhofes. Ok, wir mussten daher nicht weit schieben zum Abteil. Aber das mussten die ganzen anderen Passagiere auch nicht. Wir kommen also ins Fahrradabteil - Rappelvoll! Mit Personen. Nicht ein einziges Fahrrad! Und nur ein Kinderwagen!

    Als wir die Passagiere aufgefordert hatten, doch bitte die klappbaren Sitzplätze freizumachen, weil das nunmal ein Abteil für Behinderte, Kinderwagen und Fahrräder sei - begann instantan die Trotzreaktion "Neien!!! meine Mutter bleibt hier sitzen!!!"
    Wir haben dann nochmal laut den Text auf dem großen Aufkleber vorgelesen, wonach dieser Bereich eben bei Bedarf zu freizumachen ist.

    Nein, man sieht gar nicht ein, den Platz zu verlassen. Ich hatte dann noch gefragt, ob die Familie nun behindert sei, weil sie einen Anspruch geltend mache, dort zu sitzen. Ich bekam ein "ja"... Als ich den Behindertenausweis sehen wollte und schonmal verbal pokerte, dass natürlich Merkzeichen G oder B drinstehen müssten, eskalierte die Situation endgültig. Das Kind der Familie wollte den Platz freimachen, wurde aber von den übrigen Familienmitgliedern auf dem Sitz festgehalten.

    Während ich es noch mit Diskussion versuchte, hatte meine Begleitung die Nase voll und suchte die Zugbegleiterin. Der war die ganze Situation aber mal gerade scheißegal. Sie hätte jetzt keine Zeit, sich darum zu kümmern.
    Sie hatte keine Zeit, wir keine Lust mehr. Also stellten wir die Räder zur Freude aller Fahrgäste in den Türraum.

    Und das Drama ging weiter. :whistling:
    Ich hab so ein wenig das Talent, Leute mit wenigen Worten echt schnell auf die Palme zu bringen. Und hey - wenn ich schon rumstehen muss, kann ich auch meinen Spaß haben mit der Deppenfamilie.

    Ich legte ein paar halblaute Kommentare hin und die sprangen voll drauf an. Das Kind, das vorher noch aufstehen wollte, fing auf einmal an zu weinen, die ganze Familie wurde hysterisch. Als dann auch noch mit dem Smartphone ein Foto der Renitenzfamily gemacht wurde, gings heiß her. Es wurde mit dem Onkel der Mutter gedroht, der bei der Polizei arbeitet.
    Als ich einwarf, dass Hausmeister im Polizeigebäude nun noch lange nicht "bei der Polizei sein" bedeutet... ohje. :whistling:

    Da die Deppenfamilie wohl dann doch keine Lust hatte, sich 2 Stunden lang meine Meinung über die anzuhören, zogen sie dann doch zeternd von dannen in einen anderen Wagen. Natürlich nicht, um demonstrativ halb über die Räder zu stolpern. :huh:

    Die Familie war weg - Platz aber immer noch nicht vorhanden! Wo die saßen, standen plötzlich Koffer und Taschen! :cursing:
    Toll. die ganze Diskussion für nüscht!


    Also standen wir bis Kassel im Türraum. Der Zug rammeldicke voll. Bei jedem Halt sollten sich dann Leute die Hosenbeine schmutzig machen...
    Die ignorante Zugbegleiterin traute sich erst kurz vor Kassel zum kontrollieren durch den Zug. Weder haben wir platz gemacht, noch hat sie darum gebeten. Die ist lieber wie eine Spinne halb an der Tür hochgeklettert, als ein Wort zu verlieren. Zangenabdruck wollte sie uns auch nicht geben... Wir haben den dann aber verlangt.

    Wenn man sich berschweren will, weiß man so immerhin, mit welchem Zug man gefahren ist ;)


    In Kassel (Kopfbahnhof!) angekommen steigen wir in so ein winziges Regionalbahntaxi nach Göttingen um. Es war jetzt 17:46. Wir hätten vor 10min in Hamburg ankommen sollen...

    Wir erreichen Göttingen. Ab hier gehts um 19:07 endlich weiter mit dem Me-tro-nom!
    Also die Betreiberfirma, die es gerafft hat und einen ganzen Doppelstockwagen im unteren Bereich für Räder reserviert hat. Ohne Sitzplätze für die "Verirrten"

    Die Fahrt Göttingen-Uelzen verlief problemlos. Der Zug hält an jeder Milchkanne, man hat das Gefühl, dass man nicht vorankommt.
    Die Sonne geht unter, die Dunkelheit kommt hoch. Wir sind jetzt 24h unterwegs.
    Das ist ein Zeitrahmen, in dem andere Leute von Deutschland nach Australien reisen. Wir haben gerade einmal halb Deutschland durchquert.

    21:45 - endlich erreichen wir Uelzen. Und uns erreicht die Durchsage, dass aus "betrieblichen Gründen" der Metronom nach Hamburg um 22:01 ausfällt. Jetzt wirklich.
    Ohne Quatsch. Wir stehen an einem Samstag abend um 22:00 auf einem Provinzbahnhof im Niedersächsischen Nirgendwo. Wir haben 2 Fahrräder und Reisegepäck dabei und wir wollen nur noch Heim.

    Und welch Ironie, dass in Frankfurt/M. im Reisezentrum noch nach Übernachtungskonditionen gefragt habe. Mit den Worten
    "Im schlimmsten Fall stehen wir nachts um 11 in Uelzen. Waren Sie schonmal in Uelzen?"
    "Nein"
    "Aber ich. Mehrfach. Da werden um 18:00 die Bahnsteige hochgeklappt. Da ist nichts. Also wirklich - NICHTS!"

    Und dann stehen wir echt in Uelzen. Und da ist ungelogen nichts. Nada! Der ServicePoint in Uelzen war aber tatsächlich noch besetzt. Bis 22:00Uhr
    Wir hatten nun eine Stunde Zeit, uns zu überlegen, was wir machen.
    a) um 23:01 weiterfahren und um 00:20 in Hamburg sein
    b) aus Trotz in Uelzen Übernachten und die DB zahlen lassen

    Da wir nach 2 Wochen in fremden Betten irgendwie wieder im eigenen muckeligen Bettchen schlafen wollten, wenig Lust auf Diskussion mit der DB um Hotelkosten und den Passus "zumutbar" (ist 00:20 Ankunft zumutbar?) hatten, entschieden wir uns, den Metronom nach HH zu nehmen.

    Und natürlich war der 23:01-Metronom auch so ein Bummelzug, der überall hält. Darum auch über 1h Fahrtzeit nach Hamburg.
    Und so erreichten wir 27h und 12min nach Abfahrt in Venedig mit 8x Umsteigen den Hamburger Hauptbahnhof.

    Naja.. jedenfalls stehen wir da an einem Samstag um 7:30Uhr in München aufm Bahnhof.
    Unser IC 6:46Uhr ab München ist schon lange unterwegs, Hamburg noch weit weg.

    Ich hatte schon unterwegs im Zug in Rosenheim Online bei der Bahn nach alternativen Verbindungen gesucht.
    Um 7:46Uhr sollte noch ein IC nach Hamburg fahren. Über Stuttgart und Frankfurt/M

    Blöd nur: Mitreisende im Nachbarabteil waren auch mit dem Rad unterwegs und mussten nach Stuttgart. Mit diesem Zug. Das senkte die Chancen, dort einen Fahrradplatz zu erhalten.
    Egal, wir wollten es dennoch probieren. Wir rollerten zum Bahnsteig, auf dem IC gerade einfährt. Es stehen ca.15 Radfahrer auf dem Bahnsteig...
    Damit waren unsere Hoffnungen, halbwegs zügig nach Norden zu kommen, dahin.
    Kein Platz für Fahrräder mehr, alles reserviert. Zugpersonal verweigert uns mit Hinweis auf "ausgebucht" die Mitfahrt.


    Gut. Fahrradkommando "Reisezentrum".
    Dort druckt man uns eine tolle Reiseverbindung aus.
    München - Nürnberg
    Nürnberg - Würzburg
    Würzburg - Frankfurt
    Frankfurt - Kassel
    Kassel - Göttingen
    Göttingen - Uelzen
    Uelzen - Hamburg

    Super. Auf Nachfrage, ob da nicht irgendwo ein verd***** Intercity zumindest irgendwo in die grobe Richtung fährt, in dem 2 Fahrradplätze frei sind, gibts die Antwort, dass man das leider nicht checken könne.
    (-> Thema IT und Thema Personal)

    Es ist mittlerweile 8:00Uhr, zum Glück war das Reisezentrum noch nicht so voll.
    Wir wollten lieber im Zug sitzen als auf dem Bahnsteig auf den RE nach Nürnberg zu warten.
    Kurzerhand stiegen wir in den am Gleis abfahrbereit stehenden RE nach Augsburg ein. Von da aus kommt man nämlich auch nach Würzburg. Längere Fahrzeit - gleiche Reisezeit.

    Die Fahrt mit der Regionalbahn verlief noch recht entspannt. Blöd wie immer: die Fahrradstellplätze sind eben nur so Notplätze.
    Aber zur Erinnerung: Samstag, tolles Wetter. Mit jeder Station drängten mehr Radfahrer in den Zug. Irgendwann ist dann auch der Punkt erreicht, wo ich es nicht einsehe, dass da Deppen ihre Baumarkträder und einfach irgendwie in den Zug stopfen und mir Kratzer in den Lack schlagen oder Züge abreißen...

    Umsteigen in Augsburg war ... naja, lassen wir das. Aufzüge sind wohl ein krasses Luxusobjekt in unserer Industrienation. 1000 Ampeln in jeder popeligen Kleinstadt - aber Aufzüge an Bahnhhöfen mit mehr als 2 Gleisen? Das müssen wir noch üben, liebe DB.

    Auf gehts von Augsburg nach Treuchtlingen.
    gleiches Spiel. Auch hier wird das Fahrradabteil mit jeder Station immer voller. Und wir halten verdächtig lange. Ach, ein verspäteter IC muss überholen. Und schon haben wir 4 Minuten Verspätung. Umsteigezeit in Treuchtlingen in den RE nach Würzburg war mit 5min angegeben...
    Der Zugbegleiter ist sich aber sicher, dass alle Anschlusszüge erreicht werden. Nunja. Sein Wort in Gottes Ohr.

    Wir holen in den kommenden 2 Haltestellen tapfer wieder 2 Minuten auf. Das könnte doch noch klappen mit dem Anschluss!
    Aber ach, an jedem Bahnhof wollen Radfahrer dazusteigen. Und die stehen konsequent und verlässlich am anderen Ende des Bahnsteiges. Der Zugbegleiter gibt mit lautem Rufen und deutlichen Gesten zu verstehen, dass die Radfahrer doch bitte einfach so einsteigen sollen. Aber die deutsche Mentalität kennt in der Provinz nur eine Logik: das Fahrrad muss in den Wagen mit dem Fahrradabteil. Also da waren sie wieder, die 5min Verspätung.
    Einfahrt in Treuchtlingen. Durchsage, dass der Zug nach Würzburg wartet. Toll!

    Aber ach, es wollten noch weitere Radfahrer dort umsteigen. Genau der Schlag Radfahrer, den man so gerne hat. Sonntagsradler, die 1x im Jahr aufm Rad sitzen und alle 5 Jahre mal mit der Bahn fahren. Aussteigen - Problem. Treppen runter - Problem. Treppen raus - Problem. Einsteigen - Problem.
    Da hätt man sich mit Kamera hinstellen können und das filmisch begleiten sollen.
    Auf mein Insistieren, dass sich die Bummelradfahrer doch bitte mal beeilen sollen mit dem Einsteigen, damit nicht der nächste Anschlusszug in Würzburg dann weg ist, kam nur rumgeblubber. Na klar, bis Würzburg wollten die ja nicht...

    Weiter gehts also nach Würzburg.
    Im Zug schaue ich wieder mal ins Internet und wie ich so rumklicke sehe ich eine Meldung, die die Verbindung Nürnberg-Würzburg betrifft. Also die Route, die uns in München ausgedruckt wurde, die wir aber nicht genommen hatten. Irgendwo zwischen Nürnberg und Fürth gabs einen Oberleitungsschaden. Züge der DB verkehren nicht. Hatten wir etwa noch Glück im Unglück gehabt?! hmmmmm.

    1. Preise
    2x Fahrradkarte zu je 10,-
    1x Venedig - Hamburg zu 59,90
    1x Venedig - München zu ca. 40,-
    2x CNL-Schlafwagen zu je 66,-
    Summe: ca. 250,-
    Ohne Bahncard wären es dann eben 270,- gewesen. Aber wir haben unsere Reisetermine nun nicht wegen 20,- verlegt. Das passte einfach.

    Flugzeug käme für 2 Personen mit Fahrradgepäckzuschlag bei ca. 220,- raus. Dazu kämen noch mögliche Kosten für Verpackungsmaterial. Und auch wenn man Zeit für Demontage und rechtzeitig-am-Flughafen-sein dazu rechnet - das Argument Reisedauer spricht irgendwie dann doch fürs Flugzeug.


    3. Reservierung
    Abfahrt SantaLucia: 20.57
    Abfahrt Mestre: 21.09
    Wir sind nun nicht in ... Udine oder so dazugestiegen.
    Das mit den 15min ist bekannt, aber so waren es 12Minuten.

    4. Family
    Die waren zu 4.
    Die hätten sich im Schlafabteil dann stapeln müssen :P

    6. Frühstück
    Das Frühstück gibts in einer lustigen kleinen Box, dazu einen Kaffee im Becher. Grundsätzlich waren 3 Szenarien denkbar:
    wir sind pünktlich in München - dann haben wir Zeit, das Frühstück am Bahnhof zu futtern
    wir sind nicht pünktlich in München, haben kaum Umsteigezeit - dann hätten wir die Box in den Anschlusszug genommen und dort gefrühstückt
    wir sind nicht pünktlich in München und verpassen unseren Anschlusszug - dann haben wir eh genug Zeit, das Frühstück im Bahnhof zu essen.

    Die Schlafabteile sind zweifelsohne funktional - aber nun auch nicht so einladend dimensioniert, dass ich da unbedingt mein Frühstück drin essen muss.
    Bei all dem stand im wesentlich nur im Vordergrund, so lange wie möglich schlafen zu können. Daher auch das "knappe" Wecken 20min vor geplanter Ankunft.

    Das Frühstück war auch gar nicht sooooo schlecht. Aber als Vegetarier schauste dann doch eben doof in den Karton, wenn da als Aufstrich "Leberpastete" und "komisches Konfitüre" zur Auswahl stehen. Aber ok. Ich hab eine Übernachtung gebucht, kein Frühstücksbuffet...

    So, meine "Erlebnisreise" mit der Deutschen Bahn ist jetzt beinahe 2 Wochen her, die Formulare mit den Fahrgastrechten sind ausgefüllt und im Briefkasten.

    Eines Vorweg: ich bin jetzt diverse Bahntrassenradwege gefahren, die mir sehr gut gefallen haben. Nach den Erlebnissen mit der Deutschen Bahn bin ich mir nicht sicher, ob es für mich als Radfahrer nicht besser wäre, wenn die Deutsche Bahn pleite ginge und alle Privatbahnen verboten werden. Auf den dann nicht mehr genutzten Trassen könnte man herrliche Bahntrassenradwege in einem Nah- und Fernradverkehrsnetz anlegen!

    Worüber rege ich mich auf?
    - Preispolitik
    - Personal und IT
    - Fahrradmitnahme mit der Bahn

    Gründe fürs Aufregen:
    - Preispolitik
    Die DB hat mit ihrem ganzen Bahncard-Geraffel und Sparpreis, Zugbindung, Normalpreis-Tralala ein schier undurchdringliches System an Preisnachlässen, Rabatten und Zwängen aufgebaut, das wohl am Ende mehr Ausgaben verursacht und Bahnreisen verhindert, als sich die DB das wünscht.
    Mitte diesen Jahres hat die DB ein ganz grandioses Programm aufgelegt, um die BahnCard mal wieder zu bewerben und mit Kunden zu rechnen, die dieses Zwangsabo dann nicht kündigen. Es wurde eine ProbeBahnCard angeboten, mit der der Inhaber an einem Samstag einen weiteren Gast kostenfrei mitnehmen kann.
    An sich eine gute Idee. Abstecher am Samstag nach Berlin? Kein Thema. Eine Person bezahlt, 2 fahren.

    - IT
    Hier beginnt das Elend aber schon in der Tatsache, dass die Fahrradmitnahme bei Onlinebuchung natürlich nur auf 1 Rad pro Reisender begrenzt ist. Wer diese Bahncard nutzen will und für 2 Personen 2 Fahrräder mitnehmen möchte, darf das Telefon bemühen oder ins Kundenzentrum gehen.
    Der Spaß lässt sich weiterführen, wenn eine Fahrt ins Ausland geplant ist. Dort gilt diese Samstags-Regelung natürlich auch nicht.
    Spaßig wirds, wenn man beides kombinieren will.

    Und wir wollten. :D
    Plan: 2 Personen, 2 Fahrräder von Venedig nach München mit dem Nachtzug (Freitag auf Samstag) und von München nach Hamburg weiter mit dem IC
    Problem: CityNightLine-Schlafwagen, Ausland, Fahrrad, Probebahncard
    Ergebnis: Als wir früh morgens im Kundenzentrum Hamburg-Altona aufschlugen, waren insgesamt 2 Mitarbeiter für 4 Personen abgestellt. Als wir fertig waren und die Tickets in den Händen hatten, waren immer noch 2 Mitarbeiter an den Schaltern, aber nunmehr knapp 34 Leute in der Warteschlange.
    Na klar, es bedurfte auch diverser Anläufe der bemühten Mitarbeiterin, bis endlich alles zu unserer Zufriedenheit war.
    Denn Ziel war ganz klar: 1 Ticket von Venedig nach München im CNL Schlafwagen, dazu 1 Fahrrad; sowie 1 Ticket von Venedig nach München im CNL Schlafwagen, dann weiter nach Hamburg mit 1 Fahrrad; und schließlich 1 Fahrradkarte von München nach Hamburg, da die 2. Person auf dieser Strecke kostenfrei reist.

    - Personal
    Und ich gebe zu bedenken, dass wir genau wussten, was wir wollten! Wir wollten keine Optionen genannt bekommen, wir wollten keine Preisvergleiche, wir wollten einfach nur Tickets buchen.
    Im 3. Anlauf hats dann geklappt. Die ersten beiden Versuche waren ohne Fahrrad oder ohne Berücksichtigung der BC25-Samstagsregelung...

    Letztendlich waren wir preislich in Regionen, wo man auch das Flugzeug hätte nehmen können und mit 2x Sportgepäck zu je 50,- noch günstiger wäre.
    Aber ich bin bisher ein Verfechter Bahn gewesen, hatte mich auch auf die Reise quer durch Deutschland und den Nachtzug gefreut. Hatte.

    Bis hierhin also:
    - Onlinebuchung nicht möglich
    - Telefon/Kundencenter muss bemüht werden
    - ich verbrate meine Freizeit, um 40min am Schalter zu stehen und meine Wünsche vorzutragen
    - Rabattaktion führt mal eben zu "Verlust" von knapp 60,- für die DB. Denn gefahren wären wir eh.


    Die eigentliche Reise
    Einstieg in Venedig Mestre. Abends. Der Zug ist voll, aber das Einsteigen läuft gesittet ab. Da ist der Bahnfahrer auch schon anderes gewohnt...
    Das Schlafwagenabteil ist schnell gefunden, die für den Schlafwagen zuständige Zugbegleiterin auch nach Zeigen der Tickets endlich davon überzeugt, dass das unsere Kabine ist. Merken: Wenn man von Bahnhof A aus bucht, am besten auch dort einsteigen. Die Dame hatte nämlich schon alles wieder abgeschlossen, weil wir laut Plan eben schon in SantaLucia hätten einsteigen sollen und nicht erst eine Station später.

    Anekdote: Am Bahnsteig diskutierte eine deutsche Familie noch mit einem Zugbegleiter, der sie absolut nicht einsteigen lassen wollte. Der CNL sei ausgebucht, es sei kein Platz mehr vorhanden. Man kann der Familie jetzt natürlich sagen, dass sie eben Plätze im CNL hätten reservieren müssen - aber den Ärmsten ist wohl das Auto mit einem Motorschaden abgeraucht. In Italien. Vor wenigen Stunden. :/
    Zu diesem Zeitpunkt dachte ich: "oh, die tun mir leid"

    Die Fahrt mit dem Nachtzug war ... "interessant". Ich fand es enorm entspannend, im Bett zu liegen und die dunkle, nur teilweise erleuchtete Landschaft und Städte an mir vorüberziehen zu sehen. Liegend im Bett im Dunkeln nach draußen schauen. Fand ich toll. Bin dann aber doch eingeschlafen...
    Irgendwann mitten in der Nacht ging ein Alarm los. Keine Ahnung, was da los war - ich habs aber nicht geträumt. Nach ein paar Sekunden, die schlaftrunken dann auch eher wie Minuten vorkamen, ging der Ohrenbetäubende Lärm dann wieder aus. hmmm.

    Wir wurden wie gewünscht um 5:40Uhr, 20Minuten vor dem Planmäßigen Einlaufen in München vom Kabinenwecker wachgetutet.
    Komisch, wir standen in Prien am Chiemsee... hmmm. Na gut, die Sonne geht auf, Nebel, toller Anblick.
    Moment - Prien am Chiemsee? Und in 20Minuten nach München? Genau, das wird nix...

    Nungut, unser Anschlusszug fuhr dank der grandiosen Buchungsleistung der Dame im Kundencenter sagenhafte 40min nach Ankunft des CNL in München ab. Das könnte knapp werden. Das hatten wir bereits am Abend der Zugbegleiterin auf den Weg gegeben. Wir müssen den Anschlusszug bekommen...

    Irgendwann setzte sich der sich der Zug wieder in Bewegung, wir hatten jetzt die 40min Verspätung...
    Als wir in Rosenheim ankamen, stand ein Begrüßungskomitee am Bahnsteig. Ganz in Blau. In Uniformblau. Mit Einweghandschuhen und Pistolen am Gürtel. :/
    Ein Polizeieinsatz. In unserem Zug. hui.
    Wir hatten nämlich in der Nacht mit der Neuzusammenstellung des Zuges ein paar Wagen aus Ungarn hinter der Lok. Und in diesem Wagen saßen eine Menge Leute, die schon viel weiter und viel länger als wir gereist sind. Es waren Flüchtlinge, die die Polizei nun nach und nach aus dem Zug holte und in die zentrale erstaufnahmestelle brachte.
    Das dauerte natürlich.

    Wir erreichten dann mit 80min Verspätung den Bahnhof München. Unser Anschlusszug konnte die 40min dann nicht mehr warten. Ok, darüber rege ich mich nicht auf.
    Jetzt beginnt erst der spannende Teil der Reise...

    Aber wenn CM ist, brüllt der geneigte Kampfautomobilist gern rum und lässt seinen gesamten Ärger über die ScheißRadfahrer raus, die ihrem Hobby nachgehen und nur dumm rumgurken und den ganzen Verkehr aufhalten.

    Hier erdreisten sich so Typen in der Midlife-Crisis mit genügend dickem Geldbeutel dazu, einfach den Verkehr aufzuhalten, wenn sie der Meinung sind, dass sie jetzt mal eine Runde fliegen wollen. Und das ist eine bodenlose... oh, wait, die zahlen ja Steuern, also dann... :P

    Stop. Und radfahrer gefälligst absteigen! keine dusseligen Kunststücke mit Trackstand oder sowas. Absteigen!!!
    Beide Füße von den Pedale nehmen! Bitte neben das Rad stellen! Hören Sie auf, Unfug zu machen und steigen Sie endlich ab! Wie - Reiserad?! Das ist egal. Absteigen. steht da! und nun hopp!



    Allein, um auch nur die Hälfte des Bullshits, der mir auf nur 7 Tagen auf süddeutschen (Fern-)Radwegen untergekommen ist, in Form von zynischen E-Mails an die zuständigen Behörden "abzuarbeiten", bräuchte ich wohl nochmal 5 Tage frei.

    so, ich hab dann mal ein paar Fotos gesichtet und mich wieder an die aberwitzigen "Konstruktionen" erinnert, die den Radfahrer dort erwarten.

    Hier der 2-Richtungsradweg der Via Fausta

    Über die Hindernisschilder mitten auf dem Rad-Fußweg kann man sich amüsieren. Richtig heimisch fühlte ich mich, als ich erkannte, dass es sich um eine Bettelampel handelt. Ich hab den Bettelknopf mal eingekreist...


    Und wenn man glaubt, es kommt nicht mehr schlimmer, fährt man einfach mal 200m auf den "Radwegen" dort.
    Ja, auch hier 2-Richtungsradweg. Welchen Weg die allermeisten Radfahrer wählten, um an den blauen Hindernissen vorbeizukommen, muss ich nicht erwähnen, oder?
    "Packtaschenkiller".


    Eher in die Kategorie "lustig" fällt dann die Auffahrt (Aufschiebe?) zum Fahrradparkhaus direkt am Bahnhof Mestre.
    Pro Tag kostet das Abstellen des Rades locker-flockige 50ct. Wirklich. 50 cent. Und da sitzen mehr oder weniger motivierte Mitarbeiter am Schalterhäuschen, die die Zeit totschlagen, Geld kassieren und Tickets aushändigen, mit denen man (s)ein Fahrrad abholen kann.
    Und damit der letzte Depp bloooooß nicht auf die Idee kommt, die Rampe hoch- oder gar runterzufahren, stellt man ein Schild auf, dass das Rad an der Hand zu führen, vulgo zu schieben ist.
    Und da viele Schilder immer noch besser als nur ein, zwei oder drei Schilder sind, stellt man so viele auf, wie nur irgendmöglich auf die Rampe passen.


    Hier mal das, was einen etwas östlich von Venedig in den ganzen Tourismus-"Zentren" an Radwegen erwartet:

    Der geneigte Leser fragt sich natürlich gleich: "und der Gehweg?"
    Naja, das ist Italien. Damit ist eigentlich alles gesagt.
    Die Touristen trauen sich meist nicht, im Ausland das Arschloch raushängen zu lassen und den Fußgänger niederzuhupen.
    Den Italienern selbst ist es reichlich egal, wo da Fußgänger rumlaufen. Außerhalb von Stadtzentren nimmt die Breitschaft zum zu-Fuß-Gehen ohnehin rapide ab.

    Wer da im Hintergrund den schön dekorierten Kreisverkehr sieht, dem muss sich zwangsläufig die Frage stellen, wie das mit dem Radweg dort gelöst ist.
    Klare Sache - der Radweg führt einfach entgegen der Fahrtrichtung um den Kreisverkehr. Halleluja! :thumbup:

    Aber im Gegensatz zu Deutschland gibts in Italien wohl Zebrastreifen, die auch für Radfahrer gedacht sind.
    da am linken rand das blaue Schild unter dem Fußgängerüberweg-VZ

    Wenn man natürlich auf einer Straßenseite einen 2-Richtungsradweg hat mit derartigen baulichen Trennungen, kommt unweigerlich der Punkt, an dem man den ganzen separierten Mist nun irgendwie entflechten muss, da die ganzen Verkehrsteilnehmer möglicherweise andere Richtungen einschlagen wollen.
    Aber dem Ingenör ist nichts zu schwör. 3 Eimer Farbe, eine handvoll Schablonen und der feste Glaube daran, dass sich die Leute schon nicht gegenseitig über den Haufen fahren werden.

    Wo in Deutschland das Recht des Stärkeren regiert, gilt in Italien noch immer "fahr forsch, aber stets bremsbereit"
    Auf 400km süddeutscher Radwege hab ich nach den ersten 30 [Zeichen 205] -Schildern an einmündenden Feldwegen, Grundstückszufahrten und größeren Kreuzungen aufgehört zu zählen.
    In Italien humpelt die Schilder-Lobby am Bettelstock; es gibt kaum [Zeichen 205] im Straßenraum. So blieb mir bis zur Abfahrt aus Italien unklar, wer denn hier nun Vorrang vor wem genießt. Aber hey - das war auch irgendwie nicht schlimm. Denn dort wurde kaum schneller als 40km/h gefahren.

    Ich hab mich da teilweise nicht über die Straße getraut. Nicht etwa, weil da so viel Verkehr war oder ich den Autofahrern dort nicht getraut hätte. Nein, ich bin Hamburg-Konditioniert. Quere ich hier die Straße, weiß ich, wie weit ein Auto entfernt sein muss, damit ich noch rüberkomme. Jeder fährt 60km/h in Hamburg, Straßenbreite, eigene Geschwindigkeit... da hat man irgendwann den Dreh raus.
    In Italien ist es mir so oft passiert, dass ich nicht die Straße gequert hab, weil "oh, das wir dzu knapp..."
    Nur um dann festzustellen, dass ich in der Zeit nicht nur die Straße locker hätte überqueren, sondern mir unterwegs auf der Fahrbahn noch die Schuhe zubinden können.

    Ja, auch in Italien wird schnell gefahren. 70km/h außerorts werden da so sehr als grober Richtwert aufgefasst wie in Deutschland. Aber innerorts fahren die Italiener dort augenscheinlich gesitteter als die allermeisten Hamburger.


    Neee, in Italien ist wahrlich nicht Radfahrer-Himmel.
    Da ist noch ganz vieles ähnlich schlimm und "au-weia" wie in Deutschland; einiges wohl sogar noch schlimmer. Aber auch jetzt, nachdem ich mir nochmal das ein oder andere Video der LenkerCam angesehen hab, Fotos geguckt und dann auch wieder 100km in Hamburg unterwegs war - das Einsteigen in den Zug nach Deutschland war doch irgendwie so ...
    Das Bild triffts ganz gut ;)

    was mich nachhaltig "beeindruckt" hat:
    Die Straßen in Italien kommen mit ungefähr der Hälfte an Verkehrsschildern aus.

    Anfangs hat mich noch irritiert, dass kaum eine Kreuzung beschildert ist, aber eben nicht Rechts-vor-Links gilt. Die einmündende Straße, die die Vorfahrt beachten soll, hat einfach eine Haltelinie mit einer Reihe kleiner Dreiecke davor auf die Straße gepinselt. Maximal hängt noch ein "Vorfahrt beachten"-Schild dran, das "Hauptstraße"-Schild fehlt aber an der anderen Straße.

    Hast doch ein Fahrrad :P
    2 Tage hin, 2 Tage zurück.

    Oder aber du packst die Gelegenheit beim Schopfe und bewirbst dich in Hamburg auf eine Stelle bei der zentralen Flüchtlingsaufnahme. Ohne Quatsch jetzt - die suchen händeringend Mitarbeiter. Öffentlicher Dienst, halbwegs vernünftig bezahlt - und das Beste: denen ist im Prinzip recht egal, was du gelernt hast. Musst eben entweder mit Menschen (Flüchtlingen) umgehen können, oder aber entsprechende Rechtsvorschriften umsetzen können (Schreibtischtäter also)...

    so, ich hatte die erfreuliche Möglichkeit, mein Fahrrad Im August durch 3 Länder zu bewegen.

    Deutschland (Bayern)
    Österreich
    Italien

    Ums kurz zu machen:
    - überall ist es besser als in Hamburg
    - Österreich nimmt sich bei schwachsinnigen Anordnungen, Wegeführungen und "Ideen" aber absolut nichts mit Deutschland
    - in Italien gibt es kaum Radwege, vorhandene Radwege werden benutzt, oder auch nicht - es ist ALLEN egal.
    - in Italien werden Radfahrer zwar auch bei aufkommendem Gegenverkehr überholt, aber dann wird knallhart die Gegenspur mitbenutzt. Es verbleibt in der Regel mehr Platz zwischen Autofahrer-Radfahrer als Autofahrer-Autofahrer. Überspitzt formuliert: die fahren sich eher die Außenspiegel ab, als dem Radfahrer den Außenspiegel an den Ellenbogen zu knallen.

    - Deutsche Touristen erkennt man zuverlässig am Helm. 95% der Helmträger unterwegs waren deutsche Touristen, die sich entweder am Urlaubsort ein Rad ausgeliehen haben, eines mitgebracht haben oder gleich mit dem Fahrrad angereist sind.

    ---
    Ich habe mich in keinem Land so "sicher", so akzeptiert, toleriert und als gleichwertiger Verkehrsteilnehmer gefühlt wie in Italien.
    Die Italiener kommen augenscheinlich viel viel besser mit langsameren Fahrzeugen zurecht als die meisten Deutschen.

    Das andere Extrem war - erwartungsgemäß - die Großglockner-Hochalpenstraße. 33km bergauf, 15km bergab. Motorräder zahlen knapp 25,- als Tagesmaut, Autofahrer sind mit 35,- dabei. Und genau so wird sich dort auch benommen. "ICH habe bezahlt, also will ICH auch vorankommen mit MEINEM KRAFTfahrzeug!"
    Da sind durchaus einige Radfahrer im Berg unterwegs. wirklich nicht wenige. Aber da wird gnadenlos vorbeigezogen an den Radfahrern, ganz egal, ob da eine Kurve voraus ist, um die ein Motorradfahrer bergab mit 80km/h geschossen kommen kann. Ganz besonders erbarmungslos waren regelmäßig die Reisebusse. In einer Serpentinenkurve noch überholen müssen und den Radfahrer an den Rand der Straße drängen. Leitplanken gibts da wenige. Manchmal auch ganz gut so ||

    Leider sind meine Fotos ausm Urlaub alle nix geworden ;(
    Wir hatten uns nämlich bereits am 2. Tag der Reise überlegt, ob wir nicht einen Kalender konzipieren sollten mit den schwachsinnigsten Radverkehrsführungen und -vorschriften, den dümmsten Schildern und selbst gebastelten Verkehrszeichen. Vorn aufm Kalenderblatt das Foto, hinten drauf der entsprechende VwV-Absatz, mit dem der Unfug auf dem Foto dann erläutert wird.
    Am 3. Tag der Reise hätten wir genügend Bildmaterial zusammengehabt, um statt 12 Kalenderblätter gleich 52 gestalten zu können.
    Wenn wir noch ein paar Tage länger in Deutschland unterwegs gewesen wären, hätte es bestimmt zu einem Tageskalender gereicht.

    Crowdfunding dafür und schon bekommt die zuständige StVB des Crowdfunders so einen Kalender gratis :P

    Nachdem ich letzte Woche die Stadt Schenefeld auf eine Baustelle aufmerksam gemacht habe, durch die der benutzungspflichtige Radweg führt, und bei der die Fahrbahndeckschicht abgefräst wurde, was ca. 5cm+ hohe Kanten im Bereich der "abgesenkten" Bordsteine zur Folge hat...
    Ich angedroht habe, meine mir entstandenen Kosten geltend zu machen - ich bin da nachts um 22:00 reingefahren und hab das erst gemerkt, als sich meine Felgen laut schreiend über die hohen Kanten beschwerten...

    Jedenfalls hat Schenefeld umgehend gehandelt und die Stelle entsprechend beschildert.

    herrlich.
    Hält sich natürlich niemand dran - wieso auch, das Schild entfaltet bekanntermaßen keine rechtliche Wirkung.
    Ergebnis ist dann das hier:

    Aber hey, das ist schon ok so, sind ja nur scheiß Radfahrer.

    Ich hab das jetzt mal nach Pinneberg eskalieren lassen. Wenn die nicht vollkommen bescheuert sind, erkennen die dort, dass monatelange Nichtnutzbarkeit eines Radweges mit B-Pflicht auch irgendwann die Notwendigkeit der B-Pflicht als solches in diesem Abschnitt in Frage stellen könnte...

    ich hab jetzt mal im Hamburger Allris nachgeschaut.
    hier die Kenntnisnahmeverschickung:

    im verlinkten PDF ganz unten dann die Pläne.
    die reden von 3,08m Resdtfahrbahnbreite incl. 12cm Markierung Schutzstreifen.
    ich habe eine geringere Restfahrbahnbreite gemessen. Warum? In Fahrtrichtung links (zum begrünten Mittelstreifen) endet die obere Deckschicht ca. 20cm vor dem Kantstein. Diese 20cm sind also "Rinnstein", dienen der Abführung von Regenwasser ins Sielsystem. Da fährt doch keiner.

    Beim Radverkehr wird sowas regelmäßig eben nicht zur Verkehrsfläche gezählt. Bei Fahrbahnen schon?

    Besonders interessant:
    Die Anwohner beschweren sich darüber, dass der unbefestigte Seitenstreifen zwischen Gehweg und Fahrbahn befestigt werden soll. Wegen der Parkplätze. Und sie beschweren sich auch, dass der Gehweg breiter wird, bis an die eigenen Grundstücke heran gepflastert wird. Wegen der Parkplätze.
    Aber gegen die Legalisierung des Gehwegparkens war dann niemand. Super.

    Ich weiß echt noch nicht, was ich der StVB da genau an den Kopf knallen will...

    ich hab jetzt mal nachgemessen:

    beide Seiten sind identisch ausgestaltet.

    Schutzraum zu parkenden KFZ: 40cm
    Breite Schutzstreifen: 110cm
    verbleibende Restbreite der Fahrbahn links vom Schutzstreifen: 265cm

    Die Straße wurde nicht umgebaut.
    Man hat ein paar Linien auf den Asphalt und den Gehweg gepinselt und zwingt dank passender (Nicht-)Beschilderung alle Radfahrer ausnahmslos auf den Todesstreifen.

    vorher [Zeichen 239][Zusatzzeichen 1022-10] - jeder Radfahrer konnte wählen, ob Mischverkehr auf der Fahrbahn oder ggfs. Schritttempo auf dem Gehweg.
    jetzt darf jeder Radfahrer wählen, ob er absteigt und auf dem Gehweg schiebt, oder aber auf dem Schutzstreifen fährt, bei dem alle Autos brav mit 50cm Abstand überholen. Oder aber ob der Radfahrer die 1,2m Sicherheitsabstand zu parkenden KFZ einhält und links neben dem Schutzstreifen fährt, angefeuert durch ermutigendes Hupen des folgenden KFZ.

    Die ERA schweigt sich übrigens zu Schutzstreifen auf ein-richtungs-Fahrbahnen aus.
    Dies verwundert letztendlich auch nicht, wenn man sich mal die Ausführungen zu Schutzstreifen dort durchliest.
    Schutzstreifen werden auf Fahrbahnen aufgetragen, die für Radfahrstreifen zu schmal sind. In jeder dort aufgeführten Variante kann der überholende Autoverkehr genügend Abstand zum Radfahrer halten, weil die Gesamtfahrbahnbreite dies hergibt. Wahlweise mit oder ohne Mittelmarkierung.

    Hier hat der KFZ-Verkehr physisch keine Möglichkeit, diesen Abstand zu Radfahrern einzuhalten.

    Im Übrigen kann ich Ihre Aussage gerade nicht einordnen.