Ich meine eher ein Beispiel einer Stadt mit hohem Verkehrsanteil und ohne separate Infrastruktur.
Jede Industriestadt in der ehemaligen DDR? Da gab's (in Ermangelung alternativer Fortbewegungsmittel) massig Radfahrer, die auch ohne Radwege zur Arbeit gefahren sind. Und wieder nach Hause. Oder in den Kindergarten.
Und lustigerweise steigt der Anteil der Radfahrer, die ganz selbstverständlich auf der Fahrbahn unterwegs sind mit der Entfernung von Ballungszentren. Zumindest von Hamburg aus gesehen Richtung Osten/Südosten.
Ich verstehe auch nicht, was gegen gute separate Infrastruktur spricht.
gute separate Infrastruktur ist in Hamburg offensichtlich so wenig durchsetzbar wie absolut entspanntes Fahren auf der Fahrbahn.
Die neue Veloroute 8 bei mir um die Ecke. Zwischen Burgstraße und Berliner Tor. 2,5m breit. gesamt! für 2 Richtungen. Zusammen. in einer Grünanlage. Wenn ich nicht mal auf einer neuen Veloroute zügig fahren kann, weil ich über den Gehweg überholen müsste, um den Sicherheitsabstand einzuhalten, wenn ich nicht mal auf einer Veloroute zu zweit nebeneinander fahren kann, dann zeigt mir die Stadt, dass sie keine gute separate Infrastruktur will. Oder kann. Beides doof.
Ich gehe davon aus, dass der Radverkehrsanteil nicht auf dem gegenwärtigen Niveau verharren wird.
2 Optionen:
a) Anteil steigt
b) Anteil sinkt
In beiden Fällen mag ich mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass da für Geld Infrastruktur gebaut wurde, die eigentlich in 10 Jahren nochmal angefasst werden müsste. Entweder, um sie breiter zu machen - oder um sie zurückzubauen. Denn das wäre die ehrliche Konsequenz aus einem sinkenden Radverkehrsanteil. Das meine ich ernst. Meinetwegen können Radwege zu Parkständen umgebaut werden, wenn da nur 1 Radfahrer in der Woche längs fährt und nicht zu erwarten ist, dass das mehr werden, weil der allgemeine Anteil an Fahrradfahrten seit langem am messbaren Rand der Skala liegt.
Wir können gerne gute separate Infrastruktur bauen. Hab ich nichts dagegen.
Nur befürchte ich, dass wir unterschiedliche Auffassungen von "gut" haben.
Bei mir:
- 2m breit
- keine Parkstände neben dem Radweg
- Abbiegespuren an Kreuzungen für den MIV sind gesondert signalisiert, jedoch ohne die Radverkehrsgrünphase zu sehr einzuschränken
- keine Werbeplakate, Säulen, Schildermasten, die die Sicht auf querende Fußgänger verhindern
- an unsignalisierte Kreuzungen, an denen der Radverkehr hauptstraßenbegleitend geführt wird, erhalten eine bauliche Umgestaltung, bei der Rechtsabbiegeunfälle quasi ausgeschlossen werden. Enge Kurvenradien, freie Sicht, Aufpflasterungen. Wie lange das halten wird bei dem Verkehr - fraglich
- keine Verschwenkungen und Einengungen mehr an U-Bahn Aufgängen
- gesonderte Führung an Bushaltestellen, wie auch immer geartet...
Klar kann man das bauen. Klar kann man das fordern. Bitte. Wär ich nicht dagegen. Umsetzbarkeit auf einer zeitlich überschaubaren Schiene? Ööööööhm....