Kiel beteiligte sich von 2010 bis 2012 zusammen mit den Städten Esbjerg, Kolding, Middelfart, Svendborg und Flensburg am EU Interreg 4A Projekt Radeln ohne Grenzen.
In dem Rahmen wurde 2012 eine Umfrage in Kiel durchgeführt. Ich finde die ziemlich gut gemacht, mit, wie ich glaube, für Kiel-Kenner interessanten Ergebnissen.
Irgendwo hieß es mal, Kiel setze voll auf Radstreifen. Ich komm da leider nur noch selten hin.
Aber im Rahmen meiner Auseinandersetzung mit Radstreifen hab ich mir diese Umfrage, insb. S. 33, mal angeguckt und die unter "Wo fühlen Sie sich besonders unsicher?" 10 meist genannten Strassen auf Google angeschaut.
Das waren fast alles Radstreifen. Sind die in Kiel so schlimm?
Zunächst einmal setzt Kiel nicht voll auf Streifchen, man hat sogar in der jüngsten Vergangenheit wieder Rumpel-Hochbordradwege
gebaut und an min. einer Stelle konnte es gerade noch verhindert werden, mit dem Hinweis darauf, daß dort dann die Fußgänger
ja keinen Platz mehr hätten und durch den Radverkehr gefährdet würden.
Die alte Politik "Radfahrer weg von der Fahrbahn, damit der KFZ-Verkehr nicht belästigt wird" gilt immer noch.
Die Streifen waren mal eine zeitlang in Mode und ersetzten Hochbordradwege, die schon aufgrund der Platzverhältnisse auf dem
Gehweg völlig inakzeptabel waren. Da hat man dann einfach auf der Fahrbahn einen Streifen gemalt.
Die Streifen sind nicht schlimmer als in anderen Städten, aber sind teilweise kaum benutzbar. Die führen nämlich direkt an
Längsparkern ohne Schutzraum vorbei, so daß ich meist knapp rechts oder links der Linie fahre. Die Restfahrbahnbreite ist an einigen Stellen so gering, daß LKW und Busse mit einem "Beinchen" die Streifen mitbenutzen müssen. So sind es denn auch
Busfahrer der KVG, die mir immer wieder mal durch riskant niedrige (Manchmal sogar im Straftat verdächtigen Bereich) seitliche
Überholabstände negativ auffallen. Man hat eben "vergessen" die Mittellinie wegzunehmen, damit die seitlichen Überholabstände
größer werden. Ich bin aber im Großen und Ganzen mit dem Verhalten der Kieler Autofahrer zufrieden, der seitliche Sicherheitsabstand beträgt regelmäßig mehr als Armlänge (also größer als 80-100 cm).
Die Angabe Holtenauer Straße ist völlig unpräzise, da gibt es nämlich alle üblichen Radverkehrsführungen.
Dort gibt es Hochbord mit Benutzungspflicht, Hochbord freiwillig mit Fahrbahnoption , Radfahrstreifen, Fahrbahn mit der Option auf freigegeben Gehweg. Es fällt aber auf, daß der weit überwiegende Teil der Radfahrer die Fahrbahn nicht benutzt und sich
stattdessen lieber der Gefahren von Rechtsabbiegern, Einbiegern, Fußgänger und Parkern aussetzt.
Wenn man das für gefährlich hält, dann ist das eine realistische Einschätzung.
In der Umfrage gibt es einige Werte die daran zweifeln lassen, daß die Umfrage auch nur annähernd repräsentativ ist.
Flapsig formuliert: Man hat bevorzugt Männer mittleren Alters im Angestelltenverhältnis mit überdurchschnittlich hoher
Helmtragequote befragt. Wer durch Kiel fährt, merkt sofort, daß diese Gruppe im Straßenbild aber kaum vorkommt...
Man müßte also mal, sofern das möglich ist, die Daten mit denen aus SrV 2008 vergleichen, um abschätzen zu können,
ob mein Eindruck täuscht oder nicht. Dazu bin ich aber zu faul, zumal ich die Radwege Kiels seit einigen Jahren
verweigere und damit im wahrsten Sinne des Wortes gut fahre. Im Gegensatz zu früher hat sich das Verhälnis RF-KFZ
doch deutlich zum Positiven entwickelt. Ganz im Gegensatz zu früher, werde ich als Fahrbahnfahrer ordentlich behandelt.
Früher war Gehupe, Abdrängen von der Fahrbahn, Ausbremsen und andere Bestrafungsaktionen noch fast an der Tagesordnung.
Das kommt jetzt nur noch ganz selten vor.