Die Mehrheit der Leute die auf dem Land leben hat doch mit Landwirtschaft nichts zu tun. Wobei auf dem Land leben schon sehr wohlwollend ausgedrückt ist. Auf dem Land schlafen wäre da ehrlicher. Morgens geht's dann in schöner Regelmäßigkeit erstmal in die nächste Stadt Lärm und Schadstoffe verteilen.
Irgendwie hast Du eine lustige Vorstellung vom Landleben. Und von der Realität in diesem Land. 77% leben in der "Stadt". Wir haben kuschelige 230 Einwohner / km², auch wenn das vielleicht im Osten erst mal nicht gleich schlüssig erscheint. Wir haben eine, Stichwort, "urbanisierte" Gesellschaft.
Wo ist das denn noch so dass böse, bucklige, schwer verständliche einheimische Einpendler mit Hasenscharte aus 200 Einwohner-Dörfern morgens in die Stadt drängen und einen Stau auf der Autobahn verursachen?
Vielleicht schaust Du einfach mal auf eine Landkarte. Dann wirst Du feststellen, dass die Straßeninfrastruktur hauptsächlich große Städte mit großen Städten verbindet. Und auf diesen Straßen fahren Leute von großen Städten zu großen Städten. Und an diesen Straßen liegen zu 95% Orte, die so groß sind, das sich eh nix ändern würde, weil sie deiner Meinung nach groß genug wären. Nur mal so: nur etwa 15% in diesem Land leben überhaupt in Orten mit <5000 Einwohner ;-).
Kann ja nur fürs Münchner Umland sprechen, aber eingependelt nach München wird hauptsächlich vom direkten Umland und das sind Gemeinden in einer Größe, die würden in anderen europäischen Länder als Stadt durchgehen. Aber durchaus auch von Augsburg, Mering, Landsberg, ....
Hier im Landkreis ist Olching Stadt, Gröbenzell könnte, Puchheim ist, wie FFB, Germering,...
Aus diesen Gemeinden kommen wahrscheinlich 90% der München-Pendler des Landkreises her. Jede hat >20.000 Einwohner. Es pendeln übrigens auch Münchner in diese Städte zum arbeiten. Man könnte den LK FFB natürlich nach München eingemeinden, dann leben alle in der Großstadt.
Jetzt gibts da überall relativ viele Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften mit bissl Garten. Das gibts aber weitestgehend um den Münchner Stadtkern auch, weil das eben nur eingemeindete ehemalige Dörfer sind. Laim, Pasing, Allach, Menzing, das sieht auch nicht anders aus wie der direkte Umkreis.
Im bösen Hinterland gibts schon auch ein paar Pendler, aber in % viel weniger. Weg ist lang. Die meisten arbeiten am Ort, oder im Landkreis bzw. mit Pendelstrecken von <20km.
Jetzt schwappt es ja immer hin und her, einmal ist Landflucht, momentan eher Stadtflucht, aus gutem Grund.
Da spielen dann persönliche Bedürfnisse rein und kann natürlich in Maßen von der Politik gesteuert werden.
Mich würde interessieren, wie Du Dir das vorstellst mit dem "in die Stadt". Typische Oberland-Situation in einem wirklich kleinen Dorf: Hof ist in "Familien"-Besitz, in der Regel ist einer Landwirt, dann hängen die Eltern mit dran, vielleicht im Austragshäusl, Bruder/Schwester bekommen als Ausgleich ein Stück Grund und bauen Haus. Oder jemand (aus der Stadt ;-)) kauft sich ein Grundstück mit Haus, oder baut.
Und wie genau willst Du jetzt erreichen dass jemand sein, sagen wir mal 1000m² Grund mit 250²-Wohnflächenhaus, in eine 80m² 2,5-Zimmer Wohnung tauscht? Welche Anreize soll der bekommen?
Wenn der Klimawandel vorhergesagte3 Temperatursteigerungen von 3-4°C erreicht, sind Städte übrigens vielleicht nahezu unbewohnbar. Deswegen sollte man auch schauen, wie viele Extra-Radwege-Infrastruktur überhaupt noch sinnvoll ist,. In 20 Jahren fährt im Sommer vielleicht niemand mehr freiwillig Rad in einer von Dir erwünschten Wohnsilo-Stadt.