Ich vermisse mein Auto für derartige "Späße". Einige meiner schönsten Radtouren habe ich durch Fahrten mit dem Auto in den Schwarzwald, in die Vogesen, in den Hunsrück, in die Schweiz, nach Südtirol, Frankreich machen können. Okay, ich könnte mir ja hin und wieder auch mal eins mieten. Da hab ich mich aber noch nicht genauer mit befasst.
Aber ja - die Annehmlichkeiten eines Autos sind der Haupt-Hindernisgrund für viele, sich von diesem zu trennen. Man muss auch sehen, dass die meisten Menschen derart bewegungsfaul sind, dass sie gar nicht Rad fahren könnten, selbst wenn sie es wollten. Bis die einigermaßen fit wären, hätten die schon unzählige Male die Lust verloren. Bestes Beispiel dafür ist meine Mutter; ich weiß nicht, wie oft die sich schon vorgenommen hatte, wenigstens 1 x die Woche mit der Nachbarin wenigstens eine kleine Tour zu machen... Das Rad rostet seit Jahren im Keller vor sich hin. Und auch sonst - wenn ich Freunde oder Kollegen mal zu einer kleinen Tour einladen wollte: Kein Interesse. Nicht wenige hatten überhaupt gar kein Fahrrad...
Und ehrlich, ich fahre gerne mit dem Fahrrad. Aber wenn ein Auto vor der Tür steht, ist die Versuchung, damit einfach zum verdammten Bäcker 1200m die Straße runter zu fahren, einfach da.
Ein Auto hat einen verdammt hohen Fixkostenblock (Abschreibungen, HU-Gebühren, Haftpflicht, Kfz-Steuer, Stellplatz usw.). Es sich daheim hinzustellen und kaum damit zu fahren, ist ökonomisch vollkommen unsinnig. Außerdem kommen dann auch noch andere gesellschaftliche Umstände hinzu, die auch mich dazu brachten, bspw. in den allermeisten Fällen die 7 km zur Arbeit mit dem Auto - und nicht mit dem Rad zu fahren. Mir war z. B. die Fahrt in gesellschaftlich akzeptierten, "klassischen" Alltags-Klamotten einfach zu unbequem. Umziehen für die kurze Strecke aber ebenfalls unnötig und zu zeitraubend. Solange man also am Arbeitsplatz nicht in gemütlichen Shorts akzeptiert wird...!
Das KFZ hätte hier keine 67,- EUR und das Benzin nicht nur rund 1,34EUR/l kosten dürfen
Erst dann wäre ich bereit gewesen, Alternativen in Betracht zu ziehen, die dann nämlich nicht mehr so exorbitant viel teurer geworden wären, als für Freizeitvergnügen 900km zurückzulegen.
Halt - was heißt hier "nur 1,34 Euro/l"? Als ich mit dem Autofahren anfing, kostete der Liter "nur" 2 Mark - und das war damals schon eine "Schallmauer", die da durchbrochen wurde! Ein Auto ist für sich betrachtet verdammt teuer, weshalb ich heute keins mehr besitze. Das fällt einem auch nicht unbedingt auf, wenn man sich nur 4 Tage lang mal eins mietet, vermutlich waren die 67 Euro auch ein Angebotspreis? Dass beispielsweise die Bahn im Fernverkehr (sofern es noch einen gibt) oft teurer und auch zeitraubender ist, spricht eher für eine grundsätzlich verfehlte Verkehrs-, aber auch Preispolitik bei der Bahn - und nicht dafür, dass ein Auto "zu billig" wäre. Es ist ja bspw. auch total unsinnig, dass das Fliegen wiederum am billigsten ist. Und nebenbei: Die Bahn ist ja auch alles andere als zuverlässig...
Mit einem mit 3 bis 5 Personen besetztes Auto ist das übrigens auch ökologisch nicht so "böse", wie es immer dargestellt wird. Für die damals täglichen Fahrten zur 60 bis 70 km entfernten FH waren wir immer eine 2- bis 5-köpfige Fahrgemeinschaft.
Man begeht meines Erachtens einen strategischen Fehler, wenn man als Autokritiker selbst immer wieder behauptet, Autofahren sei so abartig billig. Isses aber nicht. Autofahren ist ökonomisch betrachtet eine Geldvernichtungsmaschinerie sondergleichen. Rechnet man wirklich alle Kosten auf einen Kilometer um, wird manch einem erst bewusst, wie viel er andauernd in seine Karre steckt. Außerdem gibt es ja kaum ein Konsumprodukt, welches bereits gegenwärtig stärker besteuert wird, als Mineralöl - da beträgt ja der Steueranteil schon das X-fache des eigentlichen Werts...
Ich persönlich halte vor allem sozialpolitisch eine weitere künstliche Verteuerung des Automobils für völlig falsch. Gesellschaftlich schädliches Verhalten sollte kein Privileg von Leuten mit ausreichend dicken Brieftaschen sein. Die Arbeitsmarktpolitik in D ist grausig und verlangt von Menschen unheimlich viel ab; den Niedriglöhner trifft es dann nämlich als Ersten. Oder denjenigen, der aus gesundheitlichen Gründen nicht drauf verzichten kann. Die fahren auch eher keinen fetten, spritfressenden SUV. Kann ja sein, dass manch grüner Öko, der trotzdem ein Auto hat, einen hoch höheren Benzinpreis verkraften und meint, sich so ein gutes Gewissen erkaufen zu können...
SO wird das Auto seinen immensen Wert als Statussymbol eher nicht verlieren!
Ökonomisch kann jedenfalls wohl gar nichts gegen das Verkehrsmittel Fahrrad anstinken; mit keinem kommt man mit einem derart geringen finanziellen Aufwand so weit wie mit einem Fahrrad. Man müsste es nur wollen...