Beiträge von Yeti

    Warum trotzdem nur ganz wenige Radler auf der breiten "Autofahrspur" fahren, ist zu diskutieren.

    - Weil ständig von Autofahrbahnen die Rede ist und damit ständig der Revieranspruch der Autofahrer auf ihre Fahrbahn untermauert wird?

    - Weil "Straße" geschrieben wird, wenn die Fahrbahn gemeint ist?

    - Weil Jahrzehnte lang versucht wurde, dem Autoverkehr auf der Fahrbahn freie Fahrt zu verschaffen und Fußgänger und Radfahrer dafür an den Rand gedrängt wurden?

    - Weil die Straßenränder oft genug nicht einmal Platz für Fußgänger bieten, sondern für Kraftparkzeuge und sich Fußgänger den letzten Rest mit Radfahrern teilen sollen, die man dem Autoverkehr auf der "Autofahrbahn" aus dem Weg schaffen wollte?

    - Weil Mobilität immer noch zuerst mit Automobilität gleichgesetzt wird?

    - Weil die motorisierten Verkehrsteilnehmer einen Anspruch darauf erheben, jederzeit mindestens mit der zulässigen Höchstgeschwindigkeit fahren zu können und jedes langsamere Fahrzeug als Verkehrshindernis betrachtet wird?

    - Weil seit der Massenmotorisierung auf der Straße (nicht nur auf der Fahrbahn) vor allem das Recht des Stärkeren gilt?

    - Weil immer wieder verbreitet wird, es sei für Radfahrer zu gefährlich auf der Fahrbahn und man müsse sie durch "Radwege" schützen?

    Die Fahrbahn heißt Fahrbahn, weil darauf die Fahrzeuge fahr'n. Quelle: http://www.gesetze-im-internet.de/stvo_2013/__2.html

    Mir zeigt das eigentlich nur, dass du dem Kopfkino, dass die PBL-Aktivisten mit den Aufnahmen bezweckt haben, auf den Leim gegangen bist.

    Die gestellte Szene zeigt eine Situation, in der es schon schief gegangen ist: Warum steht der eine LKW schon halb auf dem Radfahrstreifen? Und warum stehen die Kinder irgendwie dazwischen? Das dürfte allerdings aber auch in der Realität häufiger vorkommen als einem lieb sein kann.

    In einer realen Situation müsste man fragen: Wer war zuerst da? Wartete der LKW dort und die Kinder sind von hinten in die Stelle reingefahren? Oder waren die Kinder schon dort und der LKW-Fahrer hat noch versucht, an ihnen vorbei zu kommen und ist dann vor ihnen nach rechts gezogen?

    Natürlich müsste es solche Situationen nicht geben, wenn einerseits Radfahrer bereit wären, zu warten und nicht von hinten an wartenden Fahrzeugen vorbeifahren. Dazu verleitet jedoch der markierte Streifen. Auf der anderen Seite dürfen Kfz-Führer an solchen Stellen nicht versuchen, noch schnell an den geradeaus fahrenden Radfahrern vorbei zu kommen und dann auf die rechte Spur zu wechseln. Mit einzelnen Radfahrern mag das alles auch noch gehen, aber was passiert, wenn dort ein Radfahrer nach dem anderen ankommt und man mit dem Kfz rechts abbiegen will?

    Da beides in der Realität aber so nicht immer funktionieren wird, kann ich die Bedenken von Epaminaidos gut nachvollziehen. Sicherer wäre es, wenn Radfahrer dort mittig auf der Fahrspur fahren würden und damit entweder eindeutig vor oder hinter dem LKW bleiben. Es müsste davor eine Strecke geben, auf der für alle Überholverbot besteht und wo sich Kfz-Führer in jedem Fall hinter vorausfahrenden Radfahrern einordnen müssten und umgekehrt auch Radfahrer nicht rechts an wartenden oder langsam fahrenden Kfz vorbei fahren dürften. Da höre ich aber bereits den Tiefbauer jammern, der die "Leistungsfähigkeit" seiner Kreuzung den Bach runter gehen sieht.

    Im Prinzip wie bei einem Radwegende oder vor einem Kreisverkehr. Dort, wo größere Geschwindigkeitsunterschiede bestehen, fahren Kfz- und Radfahrer noch nebeneinander. Dann wird der Kfz-Verkehr runtergebremst und beide sortieren sich nach dem Reißverschlussverfahren ein.

    Die Schwierigkeit besteht halt darin, dass Radfahrer mit sehr unterschiedlichen Geschwindigkeiten unterwegs sind. Das heißt, dass es keine einheitliche Geschwindigkeit gibt, bei der Kfz. und Radfahrer im Reißverschlussverfahren einfädeln können. Dafür muss dann deutlich werden, dass der jeweils Schnellere sich hinter dem Langsameren einzufädeln hat. Das kann der PKW sein, der von hinten kommt, aber auch der Radfahrer, der sich von hinten einer wartenden Kfz-Schlange nähert.

    Fahrradfahrbahn

    Ich habe es mal korrigiert :)

    Das Ding heißt "Fahrbahn", nicht "Auto-Fahrbahn" und auch nicht "Fahrrad-Fahrbahn". Einfach nur "Fahrbahn", weil sie zum Fahren durch Fahrzeuge bestimmt ist (s. §2 StVO)

    *edit: Und da auf dem von dir gezeigten Bild die Benutzung des für den Radverkehr bestimmten Teils eines mit [Zeichen 241-30] als benutzungspflichtig gekennzeichneten getrennten Fuß- und Radweges durch eine Absperrschranke (VZ 600) verboten ist, darf / muss man diesen Radweg auch nicht benutzen -> §2 (1) StVO

    Der ADFC-/Radentscheide-Ansatz geht dabei so:
    Erzähl den Leuten erstens ein Jahr lang, wie mies die Radwege sind, mache nach schweren Unfällen öffentlichkeitswirksame Mahnwachen und verkaufe die lokale Critical Mass als Ausdruck der tiefsten Unzufriedenheit mit den "Zuständen".
    Fordere sie dann zweitens im Rahmen der Werbung für den Klimatest dazu auf, doch bitte mal so richtig Dampf abzulassen, damit "denen da oben" der Marsch geblasen wird und sie endlich mal in die Gänge kommen.
    Beschwöre unablässig den Kampf um die Straße herauf. Entweder "sie" oder "wir"!
    Freu dich abschließend über das erwünschte Resultat (nämlich Futter für das erfolgreiche Einwerben von mehr Finanzmitteln für Radwegebau).

    Schönes Beispiel dafür sind die von foobar hier verlinkten Seiten: Der Tote Winkel lebt

    Bild mit zwei großen LKW, die gefährlich nahe neben ängstlichen Kindern stehen. Fazit: Wir brauchen "geschützte Kreuzungen" wie in NL, weil da sowieso alles besser ist.

    Es besteht nur die Möglichkeit, den Radverkehr auf der Abbiege-Autospur zu führen

    Warum sollten geradeausfahrende Radfahrer auf der Abbiegespur fahren? Um sich anschließend wieder in den Geradeausverkehr einzufädeln, der von der Geradeausspur kommt?

    Und warum ist das eine Abbiege-"Autospur"? Es ist eine Rechtsabbiegespur auf der Fahrbahn. Für Fahrzeuge. Zum Beispiel Fahrräder.

    Warum bräuchte man überhaupt noch eine Abbiegespur, wenn rechts daneben kein Radweg mehr wäre, gegenüber dem man eine separate Ampelschaltung für Rechtsabbieger einrichten müsste?

    Francop: Der Fahrrad-Wegweiser nach Finkenwerder steht oben auf dem Deich. Zum Glück hatte ich ein Anliegen (ich wollte nach Finkenwerder).

    Zwischen L.A. (Lühe-Anleger) und Hollern-Twielenfleth: Gibt es noch weitere Radwanderwege in Norddeutschland, die nicht über diesen gesperrten Weg führen? Das [Zeichen 250] ist nagelneu.

    Ich sehe vor allem, dass die Erwartungen größer werden und dort, wo wenig bis gar nichts getan wird, die Unzufriedenheit über die Missstände steigt.

    Stade 2014: 3,6

    Stade 2016: 3,7

    Stade 2018: 4,0

    Schaut man sich das Ergebnis im Detail an, wurden die Bewertungen auch dort schlechter, wo sich objektiv nichts geändert hat. Zum Beispiel der Punkt Breite der "Radwege" wurde 2018 um 0,5 Punkte schlechter bewertet als 2016 und die "Radwege" sind ja in den letzten Jahren nicht schmaler geworden. Es scheinen sich aber immerhin inzwischen weniger Menschen mit diesem Murks zufrieden zu geben.

    Die schlechteste Note erhielt Stade übrigens bei der Frage "Führung an Baustellen" mit 4,8 (0,5 Punkte schlechter als 2016 und selbst vor zwei Jahren war das schon einer der größten Schwachpunkte).

    Bei gleich 11 Fragen haben die meisten Teilnehmer der Befragung die Note 6 gegeben.

    Teilweise finde ich das Ergebnis aber auch widersprüchlich: Eine der besten Bewertungen erhielt Stade bei der Frage "Spaß oder Stress" mit 3,2 aber die Fragen "Fahren auf Radwegen & Radf. -streifen" (4,3), "Fahren im Mischverkehr mit Kfz" (4,6), "Oberfläche der Radwege" (4,6) und "Reinigung der Radwege" (4,5) sind weit unterdurchschnittlich. Was macht denn dann noch Spaß, wenn es weder auf Radwegen noch auf der Fahrbahn befriedigend ist?

    Auch das Dilemma zwischen gefühlter Sicherheit und objektiver Sicherheit fällt auf. Im Vergleich zu anderen Städten ähnlicher Größe schneidet Stade bei "Sicherheitsgefühl" und "Konflikte mit Kfz" besser ab, trotz der offensichtlich als unzureichend empfundenen "Radwege".

    Nur leider lockt die Aussicht auf fahrradfreie Fahrbahnnutzung keinen Autofahrer auf das Fahrrad.


    Warum taucht die unbelegte, von Wunschdenken geprägte Annahme, Radwege würden den Radverkehr fördern - was schon grandios gescheitert ist -, immer wieder auf?

    Ich schrieb hier ja schon oft von einem "Dilemma". Einerseits ist es völlig richtig, dass Radwege vor allem auch dem ungebremsten Vorankommen des Autoverkehrs dienen und somit dafür sorgen, dass das Autofahren bequem bleibt. Andererseits gibt es nunmal auch -insbesondere unter Gelegenheits-Radfahrern- große Vorbehalte, auf der Fahrbahn zu fahren. Aber gerade diese Personen müsste man aus den Autos holen und zum häufigeren Radfahren motivieren, wenn man den Autoverkehr eindämmen will.

    Man darf das beides nicht ignorieren und damit sage ich nicht pauschal, dass Radwege den Radverkehr fördern und schon gar nicht, dass nur Radwege den Radverkehr fördern.

    Man muss sich allerdings auch mal Städte wie Kopenhagen oder Amsterdam mit außerordentlich hohen Radverkehrsanteilen anschauen. Dort fahren insbesondere an Hauptstraßen die Radfahrer auf separaten Radwegen und nicht im Mischverkehr auf der Fahrbahn. So ganz gescheitert ist man dort also mit Radwegen auch nicht.

    Die Unterschiede zwischen Kopenhagen und Hamburg sind aber mit Sicherheit nicht nur mit der Existenz breiter Radwege zu erklären, auch das habe ich nie behauptet. In Kopenhagen hat man seit den 1970er Jahren systematisch die Anzahl der Parkplätze reduziert und auf diese Weise dafür gesorgt, den MIV unattraktiv zu machen. In London soll eine City-Maut dafür sorgen, die PKW aus der Stadt fern zu halten.

    Die idealen Hauptstraßen des Radverkehrs sind aus meiner Sicht die vorhandenen Nebenstraßen des motorisierten Verkehrs. Ich bin beruflich regelmäßig in Braunschweig und dann oft vom Bahnhof aus mit dem Brompton unterwegs. Dort gibt es inzwischen einen komplett geschlossenen Ring von Fahrradstraßen rund um die Innenstadt, sowie viele Nebenstraßen, die als Tempo 30 Zone ausgewiesen sind und auf denen man prima mit dem Fahrrad voran kommt. Als ich vor knapp 10 Jahren aus BS weggezogen bin, hatte man gerade die ersten Fahrradstraßen ausgewiesen und anfänglich funktionierte das eher nur mäßig, da diese Straßen anfangs noch stark vom PKW-Ausweichverkehr von den Hauptstraßen missbraucht wurde. Zuletzt war ich aber wirklich positiv überrascht, wie rücksichtsvoll sich Autofahrer mir gegenüber auf den Fahrradstraßen verhalten haben. Da muss ich jetzt auch nicht dafür kämpfen, auf dem 4-spurigen östlichen Ring mit bis zu 60.000 Kfz./Tag auf der Fahrbahn zu fahren.

    https://www.braunschweig.de/leben/stadtpla…dstadtplan.html

    Zum Ausgleich dafür, dass ich die unbekannten laufenden Unterhalts- und Reinigungskosten nicht anrechne, gehe ich einfach davon aus, dass so ein Weg nach dem Bau sich selbst überlassen bleibt und sich dafür in 20 Jahren vollständig amortisieren soll. Dann kostet jede einzelne Benutzung die öffentliche Hand (1.250.000/365.000) 34 ct.

    Das wären 5 Ct./km, sensationell günstig. Wie sähe die Rechnung für eine Autobahn aus? Hier haben sie im letzten Jahr die Asphaltdecke einer gerade vor 5 Jahren neu gebauten Autobahn 26 erneuert (bei gerade einmal 25.000 Kfz/Tag).

    Ein wesentlicher Unterschied zwischen der Fahrradinfrastruktur und einer Autobahn besteht auch darin, dass die Fahrradinfrastruktur vermutlich nicht durch ihre Benutzung durch Fahrräder zerstört wird, sondern eher durch Baumwurzeln und die Witterung. Würde eine solche eigenständige Fahrradinfrastruktur dazu führen, dass der Autoverkehr abnimmt, würde es sich unter dem Strich vermutlich sogar rechnen, weil an anderer Stelle weniger Schaden an der Infrastruktur angerichtet wird.

    Ich weiß, dass aus deiner Sicht keine eigenständige Infrastruktur für den Radverkehr erforderlich ist und deine Gründe kann ich auch zum großen Teil gut nachvollziehen. Nur leider lockt die Aussicht auf gemeinsame Fahrbahnnutzung keinen Autofahrer auf das Fahrrad.

    Wie agieren denn die Grünen Plakate-mäßig auf das CDU-Autoplakat?

    Die Grünen haben keinen eigenen Kandidaten für die Bgm-Wahl. Daher gibt es heute Abend die Diskussionsrunde mit den 4 Kandidaten (SPD, CDU, Piraten, Die Partei), wo insbesondere "grüne Themen" diskutiert werden sollen, darunter sicherlich auch das Thema Mobilität und Verkehr.

    Für eine bessere Verkehrsplanung mit dem Bild eines Staus zu werben, ist auf jeden Fall äußerst fragwürdig. Es deutet zwar das Problem an, aber keine Lösung und jeder kann darunter verstehen was er will. Die "Lösung" könnte der Wähler auch darin sehen, die Straßen weiter auszubauen, um den Kfz-Verkehr weiter zu beschleunigen. Den typischen CDU-Wähler schätze ich jedenfalls eher so ein, dass er Radfahrer als Verkehrshindernis wahrnimmt und nicht als Lösung der Verkehrsprobleme ( = zu viele Autos).

    Immerhin hat der CDU-Kandidat am vergangenen Mittwoch an der Radtour teilgenommen, die ich organisiert habe.

    In Stade wird ja parallel zum Europaparlament auch die Bürgermeisterin oder ein neuer Bürgermeister gewählt. Nachdem die Amtsinhaberin bereits auf Augenhöhe mit Fußgängern und Radfahrern plakatiert hatte, sind nun auch die ersten Plakate ihres aussichtsreichsten Herausforderers aufgetaucht.

    Was ein CDU-Kandidat unter einer "besseren Verkehrsplanung" versteht, sollte jedoch skeptisch hinterfragt werden. Gelegenheit dazu wird es heute Abend auf einer Veranstaltung mit allen 4 Kandidaten geben, die von den Grünen organisiert wurde. https://gruene-ov-stade.de/aktuelles/aktu…kandidaten_ein/

    Da viele Autos im 1. Gang bei Standgas schon schneller als Schrittgeschwindigkeit fahren, bedeutet das für mich, dass jeder, der nicht im 1. Gang und nicht mit Standgas fährt, zu schnell ist.

    Ich wohne selbst in einem VB (enge Gasse in der Altstadt mit Außengastronomie) und schätze die Durchschnittsgeschwindigkeit vor der Haustür auf 20-25 km/h. Hier wird teilweise im 3. Gang noch Gas gegeben. Die Gestaltung der Straße erweckt aber nicht im Geringsten den Eindruck, dass es sich um eine gemeinsame Verkehrsfläche handelt. Es gibt eine Fahrbahn mit historischen Kopfsteinpflaster, daneben einen mit anderen Steinen glatt gepflasterten und mit einem flachen Bordstein abgesetzten Bereich, auf dem auch Menschen mit Gehhilfe laufen können, und auf der gegenüberliegenden Seite hochbordig eine Fläche, die im Sommer von der Außengastronomie genutzt wird.

    Aber der nächsten Kreuzung wird dann deutlich langsamer gefahren, weil die gesamte Straße niveaugleich gepflastert ist. An den Randbereichen wurde das historische Pflaster geschliffen, um ebene Bereiche für Menschen mit Gehhilfe oder Rollstuhl zu erhalten. Die Gestaltung hat eben maßgeblichen Einfluss darauf, wie sich die Verkehrsteilnehmer verhalten.

    Die Straße aus dem Video sieht für mich aus wie eine Tempo 30 Zone. Es gibt eine Fahrbahn, Parkstreifen, daneben Gehwege. Kein Wunder, dass das [Zeichen 325.1] keine Akzeptanz findet.