Auch in Stade war in der vergangenen Woche die "Climate Action Week". Los ging es am Freitag d. 20.09. mit der großen Demo, an der ca. 1000 Leute teilgenommen haben. Ich weiß nicht, ob es in Stade jemals eine solche Teilnehmerzahl an einer Demonstration gegeben hat.
Da die Demo erst um 16:00 Uhr begann, habe ich die Hamburger Demo etwas früher verlassen und war rechtzeitig mit dem Fahrrad wieder in Stade.

Der Demonstrationszug ging einmal um die Innenstadt und zwischendurch gab es zwei Stopps mit Reden der Jugendlichen. Bezeichnend: Die einzigen Flächen, die in Stade offenbar groß genug sind, um eine solche Menschenmenge zu fassen, sind Parkplätze. Nervig fand ich schon in Hamburg die Ordner, die penibel darauf geachtet haben, dass niemand die Mittellinie übertritt. Ist klar: Der Autoverkehr auf der Gegenfahrbahn darf natürlich durch eine Klima-Demo nicht beeinträchtigt werden.
Am Donnerstag fand dann der "Verkehrswendetag" statt, organisiert von der Klimawerkstatt Stade e.V. https://klimawerkstatt-stade.de/verkehrswendet…andkreis-stade/
Auf dem Platz Am Sande hatten die Autohäuser Elektroautos ausgestellt und so war die ganze Veranstaltung irgendwie sehr autolastig. Aber es gab auch ein Highlight in Form des Vortrages von Prof. Monheim, der leider viel zu schwach besucht war.

Monheim hat mehrfach betont, dass eine Verkehrswende sich nicht darauf beschränken darf, bei allen Autos die Antriebe auszutauschen, sondern dass man das Thema neu denken muss und Mobilität nicht immer mit Automobilität gleichsetzen darf. Mit deutlichen Worten hat er auch direkt den Landrat angesprochen, der wohl in seiner Begrüßungsrede vor allem darauf hingewiesen hat, dass das Thema im ländlichen Raum doch sehr kompliziert sei und es ohne Auto nunmal nicht gehen würde. Monheim hat auf Kommunen in NRW verwiesen, in denen man innerhalb weniger Jahre die Zahl der Fahrgäste im ÖPNV verzehnfacht hätte. Er hat auf die vielen Autofahrten hingewiesen, die auch auf dem Land kürzer als 5km sind und die problemlos mit dem Fahrrad gefahren werden könnten. Es wird ja immer so getan, als gäbe es auf dem Land nur die Pendler, die 50km zu ihrem Arbeitsplatz in die nächste Stadt fahren.
Schön war auch der Abschluss der Veranstaltung, bei der der Moderator noch einmal alle Vortragenden auf die Bühne geholt hat. Als er davon sprach, dass es trotz zunehmendem Radverkehr und besserem ÖPNV sicherlich auch in Zukunft immer noch den "Individualverkehr" geben würde, hat ihm Monheim das Mikro aus der Hand genommen und heftig entgegnet, dass Autoverkehr kein Individualverkehr sondern Massenverkehr sei. Die individuellste Form des Verkehrs sei der Fußverkehr, dessen Leistungsfähigkeit immer unterschätzt werde. Man müsse endlich aufhören, Individualverkehr mit Autoverkehr gleichzusetzen.
Vorher gab es den Vortrag von Felix Kruse über die CO2-Bilanz von Elektroautos, die oftmals schlechter dargestellt würde als sie ist. Kruse hat sich selbst mit dem Thema seiner persönlichen Klimabilanz intensiv befasst und einige Maßnahmen ergriffen, durch die die CO2-Emissionen seiner Familie um gut ein Drittel reduziert werden konnten: Er hat in seinem Wohnhaus die alte Heizungsanlage gegen ein Blockheizkraftwerk ersetzt und plant derzeit die Installation einer Solaranlage. Der Familienurlaub wird nur noch mit der Bahn gemacht, 2 Autos wurden abgeschafft und dafür ein Elektroauto gekauft. Der tägliche Weg zur Arbeit erfolgt nur mit Bus und Bahn. Er setzt sich in Stade auch stark für eine Verbesserung der Busverbindungen ein.
Klingt alles fortschrittlich, wenn vielleicht nicht gerade revolutionär, aber immerhin: Der Mann ist seit Kurzem Vorsitzender der CDU Stade https://www.tageblatt.de/lokales/stade_…id,1467555.html