Danke für den Link. Ich zitiere mal:
Zitat
Ich glaube, dass das Infektionsrisiko bei uns kalkulierbar ist.
Das Infektionsrisiko beträgt für Ungeimpfte langfristig exakt 100%. Das ist in der Tat äußerst kalkulierbar. Auch Geimpfte können sich infizieren, aber dann ist das Risiko eines schweren Verlaufs deutlich geringer.
Insofern zähle ich die beiden aus dem Interview schon zu den Bräsigen und/oder Gleichgültigen, weil ihnen entweder nicht bewusst ( = bräsig) oder aber egal ( = gleichgültig) ist, dass eine Entscheidung gegen die Impfung eine Entscheidung für eine Infektion ist. Und es ist eine Entscheidung für ein deutlich erhöhtes Risiko eines schweren Verlaufes im Falle einer Infektion.
Natürlich ist es nicht ganz unwahrscheinlich, dass die beiden Glück haben und sie die Infektion mit einem milden oder asymptomatischen Verlauf überstehen. Aber die Annahme, dass sie sich gar nicht infizieren werden, ist naiv und realitätsfern. Früher oder später werden sie also auch zur 2G-Gruppe (geimpft oder genesen) gehören.
Die spannende Frage, die im Herbst / Winter auf uns zukommt, lautet daher: Wie viele Bräsige / Gleichgültige kann unser Gesundheitssystem verkraften? Und ab welchem Punkt wird es zu deren eigenem Schutz und zum Schutz derjenigen, die nicht geimpft werden können, wieder stärkere Einschränkungen für alle geben, von überlastetem Klinikpersonal ganz zu schweigen.
Ich halte den Begriff "indirekter Impfzwang" im Übrigen für äußerst unpassend. Zu einer freien Entscheidung muss auch die Bereitschaft gehören, die Konsequenzen zu tragen. Für Ungeimpfte ist das zum Einen die Bereitschaft, sich selbst zu infizieren, aber dazu muss auch die Bereitschaft gehören, andere, die gefährdet sind, vor einer Übertragung zu schützen. Jeder Erwachsene hat inzwischen den besten Schutz angeboten bekommen, nämlich eine Impfung. Wer dieses Angebot ohne triftigen (medizinischen) Grund ablehnt, hat aus meiner Sicht keinen Anspruch darauf, dass man ihm abnimmt, die Konsequenzen dieser freien Entscheidung selbst tragen zu müssen.
Nun ist ja der Artikel auch schon wieder einen Monat alt und ich könnte mir vorstellen, dass mit steigenden Infektionszahlen die Bereitschaft, sich doch noch impfen zu lassen, wieder zunimmt. Es steht ja außer Frage, dass das Infektionsrisiko für Ungeimpfte größer sein wird als im letzten Winter, da man jetzt höhere Inzidenzwerte zulassen wird, bevor man mit härteren Maßnahmen gegensteuert.
Eine Katastrophe ist das für diejenigen, die sich trotz eines hohen Risikos nicht impfen lassen können. Ein Freund von uns hat gerade eine Stammzellentherapie nach einer Leukämieerkrankung hinter sich. Für den kommt eine Impfung in der Tat gerade nicht infrage, aber im Falle einer Corona-Infektion besteht für ihn akute Lebensgefahr.