Das Problem ist doch viel tiefgreifender: In den Köpfen hat sich festgesetzt, dass der Autoverkehr der einzig wichtige und richtige Verkehr ist, dem sich alles andere unterzuordnen hat. Daraus erwächst die Erwartung, dass man mit dem Auto überall freie Fahrt hat und niemals für andere bremsen muss. Daraus erwächst auch die Erwartung, überall (mindestens) die zul. Höchstgeschwindigkeit ausnutzen zu können, auch wenn das Sichtfahrgebot und die Forderung, einer den Verkehrsverhältnissen angepassten Geschwindigkeit es in den meisten Fällen nicht zulässt, auf Landstraßen 100km/h schnell zu fahren.
Nun gibt es viele Radfahrer, die lieber auf einem Kack-Radweg in völlig desolatem Zustand fahren als auf der Fahrbahn, weil sie zum großen Teil das Selbstverständnis des Autoverkehrs als einzig richtigen und wichtigen Verkehr selbst verinnerlicht haben und weil sie sich auch durch Autofahrer mit diesem Selbstverständnis gefährdet sehen.
Leider werden Verstöße z.B. gegen das Sichtfahrgebot oder der Einhaltung einer angepassten Geschwindigkeit nicht geahndet, sondern haben allenfalls dann Konsequenzen, nachdem etwas passiert ist: Weil erst dann zweifelsfrei erwiesen ist, dass die Geschwindigkeit nicht angepasst war.
![Zeichen 239 [Zeichen 239]](https://radverkehrsforum.de/images/smilies/zeichen-239.png)
außerhalb geschlossener Ortschaften ist Blödsinn, weil dabei von Anfang an einkalkuliert ist, dass dort nicht mit Schrittgeschwindigkeit gefahren wird, was dort in der Regel auch nicht erforderlich sein wird. Es gibt andere Möglichkeiten, die Benutzung eines "Radweges" zu erlauben, ohne sie gleich vorzuschreiben. "Radwege", die sich in einem Zustand befinden, dass man darauf nicht Fahrradfahren kann, sollten in der Tat lieber umgepflügt werden. Damit könnte man wenigstens noch ein paar Bienen helfen.
Und es gibt auch außerorts sehr viele Straßen, an denen man wirklich keinen "Radweg" braucht. Ich hatte ja ein weiteres Bild meiner Fahrt nach Hangover gezeigt:

An der selben Straße gibt es 2km vorher keinen "Radweg", also warum braucht man auf einmal hier einen? Es handelt sich um die K134 zwischen der K139 und L130. Mittendrin liegt das Dorf Vierden, das hauptsächlich über die K134 erreichbar ist. OpenStreetMap
Ob dort ein Tempolimit angeordnet wird oder nicht, spielt überhaupt keine Rolle, weil das niemals jemand kontrollieren wird.
Mir sind dort auf der gesamten Strecke von 4,4km zwei Kraftfahrzeuge begegnet. Zwischen der K139 (an der es übrigens auch keinen "Radweg" gibt) und Vierden fährt man auf der Fahrbahn und danach darf man nicht mehr auf dem glatten Asphalt fahren, sondern muss die baufällige Buckelpiste rechts im Bild benutzen, die außerdem so schmal ist, dass man darauf langsamere Radfahrer nicht sicher überholen kann und dass eine Begegnung mit entgegenkommenden Radfahrern gefährlich ist. Da muss nur einer von beiden ein paar Zentimeter von der Spur abweichen und dann kracht es. Warum fühlen sich Radfahrer auf so einem Schrott sicherer, als nebenan auf der leeren, glatt asphaltierten Fahrbahn?
Hier wäre die Anlage eines Blühstreifens auf dem umgepflügten "Radweg" wirklich das Beste für alle, weil auch Fußgänger und Radfahrer durch das Insektensterben mehr gefährdet sind als durch die Benutzung der Fahrbahn. Solange es nicht einmal als normal empfunden wird, auf solchen Nebenstraßen mit dem Fahrrad auf der Fahrbahn zu fahren, wird das nichts mit der Verkehrswende, durch die Radfahrer als gleichwertige Verkehrsteilnehmer wahrgenommen werden, oder sich selbst als gleichwertige Verkehrsteilnehmer betrachten.