Für neue Radverkehrsführungen bin ich nur, wenn sie auf der Fahrbahn eingerichtet werden.
Bereits heute sind Fußgänger und ihr Platzbedarf häufig Verfügungsmasse, die zwischen Fahrbahnverkehr und Radverkehr auf dem Hochbord zerrieben wird.
Leider ist in den Köpfen der meisten Leute, inklusive politisch Verantwortlicher und in Behörden, nur Fahrzeugverkehr richtiger Verkehr.
Fußgänger sind halt da, das kann man nicht ändern, und Radfahrer sind eher Fußgänger mit Hilfsmittel als Fahrzeugführer.
Anders ist es nicht zu erklären, dass selbst die Betroffenen in den wenigsten Fällen Anstalten machen, ihren Verkehrsraum für sich zu beanspruchen. Lieber laufen Fußgänger zwischen Gehwegparker slalom, drücken sich auf den engen Restflächen an den Stehzeugen vorbei. Immer darauf bedacht, das heilige Blech nicht zu berühren, sonst droht Mecker oder schlimmeres vom Besitzer. Außerdem besitzt man oft selbst ein Auto und weiß, wie ärgerlich Kratzer im Lack sind.
Weiters wird hingenommen, dass die Fußgänger ihre zu schmalen Wege noch mit Radlern teilen sollen oder diese illegal dort radeln.
Sitzen besagte Fußgänger oder Radler dann selbst hinterm Steuer ihres KFZ, verhalten sie sich genauso wie die Fahrzeugführer, deren Stehzeuge sie eben noch ausweichen durften.
Ist halt so.
Die Radler sind viel zu oft nicht anders als die Fußgänger. Gehwegradeln als Geisterfahrer. Darauf kommt man doch nur, wenn man sich überhaupt nicht als Führer eines Fahrzeuges fühlt.
So lange dieses Denken herrscht, wird es keine Besserung geben. Und wir hatten auf Bundesebene noch keinen einschlägigen Minister im entsprechenden Ressort, der daran etwas ändern wollte. Die Verkehrsminister sind die Speerspitze der KFZ-Lobby. Von sich aus bewegt sich da gar nix. Wenn sich was bewegt, dann, weil es nicht mehr anders geht. Aber von sich aus ne Vision von Deutschland mit weniger KFZ und mehr Fuß- und Radverkehr? Fehlanzeige. Man möchte nach der politischen Karriere ja noch als "Berater" irgendeines Konzerns seine karge Ministerpension aufbessern. Und Radfahrer sowie Fußgänger verfügen nicht über Konzerne.
Es wäre ein leichtes, die ERA nicht nur empfehlend, sondern verpflichtend zu machen. Übergangszeit fünf Jahre und fertig. Wobei die ERA auch nicht immer das Gelbe vom Ei sind. Aber schlechter als ERA sollte nicht mehr geduldet und schon gar nicht mehr neu gebaut werden.
Fazit: wenn Fußgänger und Radfahrer sich nicht mal selbst ernst nehmen, wie soll sich dann was ändern?
Antwort: durch Überzeugungsarbeit an der Basis und in den Gremien. Ist aber ein hartes Brot, und dauert lange.
Ein bisschen besser ist es dank lokalem Engagement schon geworden. Aber es ist noch ein weiter Weg.