Erst mal ist festzustellen, dass das Äußern des Gedankens an einen kostenlosen ÖPNV zuallererst eine Nebelkerze ist, um auf EU-Ebene noch etwas Zeit zu schinden. Das sieht man allein daran, dass die dabei angedachten Kommunen vor der Veröffentlichung des Gedankens nicht darüber informiert wurden, geschweige denn sich dazu äußern konnten, die Versuchskarnickel zu spielen.
Das Gute ist, jetzt ist der Geist aus der Flasche und die Zauberlehrlinge werden zusehen müssen, ob sie das Thema im Sande verlaufen lassen können wie geplant oder ob doch Aktionen folgen müssen.
Wenn tatsächlich Aktionen folgen sollten und tatsächlich der Zweck verfolgt wird, durch kostenlosen ÖPNV MIV zu verdrängen, geht dies nur mit unmittelbar folgender Verschlechterung der Bedingungen für den MIV. Das kann einhergehen mit weiteren Verbesserungen der Streckenführung für den ÖPNV. Sprich: Wegnahme von Spuren für den MIV zugunsten von ÖPNV und nicht-MIV. Reduzierung von kostenlosen Parkgelegenheiten und Erhöhung der Preise für die Kostenpflichtigen. Auf lange Sicht auch Reduzierung dieser Parkgelegenheiten.
Was die Finanzierung angeht: ich habe gelesen, dass bisher die Einnahmen für ÖPNV deutschlandweit ca. 6 Mrd.€ betragen. Würde man die Dieselsubvention abschaffen, brächte dies bereits 8 Mrd€ und die Einnahmeausfälle wären überkompensiert. Fiele dann auch noch die Pendlerpauschale und die Dienstwagensubvention flach, wären noch mal ca. 8 Mrd.€ frei, um in zusätzliche Fahrzeuge und Linien sowie das dafür nötige Personal zu investieren.
Zudem weist im letzten und wohl auch in diesem Jahr der Bundeshaushalt Überschüsse auf, die mehr als ausreichend sind, die Sache anzuschieben, so man denn will. Fraglich ist eher, ob die Produzenten von ÖPNV-tauglichen Fahrzeugen so schnell liefern können, wie man es jetzt bräuchte. Und wie schnell man das Personal ausbilden kann.
Schädlich für den Radverkehr wäre es auf lange Sicht ebenfalls nicht. Nimmt man dem MIV genügend Flächen weg, hat man neben Flächen für den ÖPNV auch genug Flächen übrig, die dem Radverkehr und auch den Anwohnern zur Verfügung gestellt werden können. Mit weniger irrational handelnden MIVlern auf den Fahrbahnen trauen sich auch wieder mehr Radler auf die Fahrbahn.
Nur, ich sehe noch keine wirklich ernsthafte politische Absicht, in der Richtung aktiv zu werden. Siehe meinen ersten Satz.