Ich finde deine Ausführungen nicht sonderlich überzeugend Th(oma)s. Im Kern behauptest du ja, NO2-Messungen seien irrelevant, da gemeinsam mit NO2 andere Schadstoffe auftreten, die sehr viel gefährlicher seien als NO2 und die unberücksichtigt bleiben.
Aber du hast zumindest bislang noch nichts darüber geschrieben, welche Schadstoffe das sind, und was dafür getan werden muss, diese zu messen, dafür Grenzwerte festzulegen und entsprechende Kontrollen durchzuführen. Und wenn das alles käme, dann käme garantiert auch wieder wer und behauptet dann, das selbe von diesem Gefahrstoff, dass er nämlich eigentlich irrelevant sei und es gefährlichere gäbe usw.
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Wenn es tatsächlich so ist, dass außer NO2 noch andere Gefahrstoffe auftreten beim Autofahren, die noch gefährlicher sind, dann müsste doch erst recht sehr viel mehr getan werden, um die Autofahrerei zu reduzieren.
Du betrachtest die Schadstoffsituation und damit die Interpretation der dadurch bedingten gesundheitlichen Risiken viel zu sehr vom Jetzt und viel zu eng an dein Feindbild „Autoverkehr“ gebunden. Geh einfach mal gedanklich gut 50 Jahre zurück...
Wie war die Situation Ende der 60er Jahre, als der weltweite Vorreiter Kalifornien den ersten Standard für NO2-Grenzwerte erließ?
Fabriken und Kraftwerke blasen völlig ungereinigt ihre Abgase in die Luft. Lokale besonders gravierende Probleme werden maximal durch höhere Schornsteine „gelöst“. Es wird im Vergleich zu heute wenig sauberes Erdgas verbrannt, aber extrem viel Kohle, Benziner haben keine 3-Wege-Katalysatoren, aber dafür hochgiftiges Bleitetraethyl im Benzin. Es gibt praktisch keine PKW-Diesel, aber dafür noch etliche extrem dreckig verbrennende Zweitakter. Auch im Hausbrand wird noch sehr viel Kohle verbrannt. Müllverbrennungsanlagen und Industrie emittieren ungefiltert Schwermetalle und Dioxine.
Was war damals z.B. noch alles in der Luft, und warum sind diese Probleme heute gelöst?
- Schwefeldioxid: Rauchgasentschwefelung Kraftwerke, Entschwefelung Sprit
- unverbrannte Kohlenwasserstoffe: Optimierung der Verbrennungsbedingungen, Verzicht auf Zweitakter
- Ruß: Optimierung der Verbrennungsbedingungen, Partikelfilter
- Kohlenmonoxid: Optimierung der Verbrennungsbedingungen, 3-Wege-Kat
- Blei, Cadmium, Quecksilber: Verzicht auf Bleibenzin, Rauchgasfilterung Müllverbrennung
- Dioxine: Optimierung der Müllverbrennung, Rauchgaswäsche
- Feinstaub: Partikelabscheider (Zyklone) an Industrieanlagen, Optimierung der Verbrennungsbedingungen
Was immer wir heute an Korrelationen zwischen Schadstoffen und Lebenserwartung messen und für kausal gerechtfertigt halten können, dürfte seine Wurzel darin haben, dass die meisten Krankheits- und Todesfälle chronische Leiden sind und somit als Spätfolgen durch Aufenthalt über Jahrzehnte in der erst allmählich auf heutige Werte zurückgehenden Smogwolke bewertet werden müssen.
NO2 war vor 50 als Indikator für den ganze Dreck durchaus sinnvoll. Heute trifft das nicht mehr zu.