Beiträge von Ullie

    Im Großen und Ganzen ist es mir egal, was & wie und aus welchen Gründen die Menschheit sich fortbewegt.

    Mir reichen meine.

    "Wenn jeder an sich denkt, ist NICHT an alle gedacht" schreibt Autor Jan Skudlarek ...

    Jan Skudlarek über Freiheit und falsch verstandenen Liberalismus
    "Wenn jeder an sich denkt, ist NICHT an alle gedacht" schreibt Autor Jan Skudlarek über die tumbe Ich-Mentalität und plädiert in seiner Streitschrift fürs…
    www.ndr.de

    Ich konkurriere nicht um Verkehrsflächen, sondern ich will einfach nur dort fahren, wo ich sicher und zügig mein Ziel erreiche. Das ist in der Regel nicht dort, wo Fußgänger gehen, sondern wo Fahrzeuge fahren sollen.

    Fahrradfahren ist alleine schon deshalb für viele Menschen keine Angelegenheit, bei der es einzig darum geht, zügig das Ziel zu erreichen, weil es bedeuten würde, dass man das Fahrradfahren durch Training so perfektionieren müsste, dass man mit dem Fahrrad zügiger fahren kann als ohne Training. Sport ist halt nicht jedermanns Sache. Besonders nicht, wenn sich sportliche Aktivitäten vom einfachen Spaß an der Bewegung weg entwickeln und der Sport zu einer Frage von Spitzengeschwindigkeiten, Bestzeiten usw. wird.

    Beim gegenwärtigen Pedelec-Boom habe ich den Eindruck, dass einige ihn einfach nur deshalb mitmachen, weil sie hoffen, dadurch etwas flotter mit dem Fahrrad unterwegs sein zu können, um nicht zu stark "hinterherzuhinken", und um mit den anderen mithalten zu können, oder sogar schneller zu sein als andere, die weiter "Bio-Bike" fahren.

    Leider schreckt diese bei manchen Fahrradfahrer*innen sehr ausgeprägt Haltung viele andere Menschen davon ab, das Fahrrad häufiger zu benutzen oder überhaupt in Erwägung zu ziehen, das Fahrrad zu benutzen. Zweifellos macht vielen das Pedelecfahren und Fahrradfahren einfach nur Spaß. Aber es gibt auch die, die sich sagen: Da kann ich noch so viel trainieren oder elektrischen Rückenwind zukaufen, mit dem Auto bin ich einfach schneller. Die anderen finden es schade, dass es im Fahrradverkehr immer hektischer zu geht.

    "Das Viertel liegt am Berg, rechts und links der Straße parken Autos – oft mit zwei Rädern auf dem schmalen Gehweg. Den Anwohnern bleibt beim Parken kaum eine andere Möglichkeit, doch Heike Mertens ärgert sich darüber.", heißt es in dem Artikel. Es ist immer wieder bezeichnend, wie selbstverständlich Medien in Fällen von Falschparken die Autofahrersicht "es ginge halt nicht anders" übernehmen. Auch am Ende des Artikels, wo von der angeblichen Not der Anwohner die Rede ist, die auf das Auto angewiesen sind. Ob sich die Situation bessern würde, wenn es mehr mutige Frauen wie "Heike Mertens (Name geändert)" in Wuppertal und andernorts gäbe?

    Was den Anzeigenhauptmeister angeht: Den gibt's auch noch, in Hannover soll er die Baggi-Disco besucht haben:

    "Nicht weniger als "Hannovers krasseste Party-Eskalation" verspricht die Diskothek Baggi (Raschplatz 7L) für die Veranstaltung am kommenden Freitag. Mit dabei ist ein Internetpromi, der die gesamte Bundesrepublik seit Wochen spaltet – der "Anzeigenhauptmeister" Niclas M.

    "Alkoholkontrollen und Selfies sind natürlich möglich", sagt der 18-Jährige in einem kurzen Videoschnipsel auf Instagram. Darin trägt er sein berühmtes Outfit, bestehend aus einer knallgelben Jacke und einem Fahrradhelm."

    Er spaltet die Nation: "Anzeigenhauptmeister" besucht Disko in Hannover
    Bei dieser Party sollten Autofahrer unbedingt aufpassen: Der "Anzeigenhauptmeister" Niclas M. kommt am 10. Mai nach Hannover.
    www.t-online.de

    Da werden jetzt natürlich einige unlautere Motive beim Anzeigenhauptmeister argwöhnen. Andererseits: mit diesem Vorwurf hat auch Frau Mertens (Name geändert) aus Wuppertal zu kämpfen. Vielleicht ist die Medienwelt heute so gestrickt, dass es den Anzeigenhauptmeister und Frau Mertens geben muss, um überhaupt die Problematik zur Sprache zu bringen?

    In dem Artikel aus Wuppertal sagt Frau Mertens: "Früher habe sie Fahrer auch direkt angesprochen, doch die Gespräche waren oft unfreundlich, "so dass ich diese Diskussion mit den Autofahrern nicht mehr eingehe"."

    Weil Du ein Wahlplakat der MLPD postest, hab grad festgestellt, die APPD tritt gar nicht an. Wär auch mal was, zur Europawahl.

    Die MLPD ist doch eher sehr ernst und dogmatisch aufgebaut.

    APPD? War (Ist?) das nicht die Anarchistische Pogo Partei Deutschland?

    Sind die meisten Mitglieder der APPD nicht übergewechselt in die Partei DIE PARTEI?

    Also mit der MLPD würde ich die APPD jedenfalls nicht in Verbindung bringen.

    Oder ist es wegen der "guten alten Zeiten?". Tatsächlich beobachte ich, dass die MLPD schon seit vielen Jahren sehr präsent ist bei den Wahlplakaten.

    Eben nicht als Alltagsradler. Wenn man in der Freizeit umanandabummeln will, ok.

    Viele Menschen, die das Fahrrad für Alltagswege benutzen, zum Beispiel zum Einkaufen oder für den Weg zur Arbeit, hätten die Möglichkeit, mit einem Auto schneller ihr Ziel zu erreichen. Viele haben auch ein Auto zur Verfügung, benutzen es aber nicht zum Beispiel für den Weg zur Arbeit. Stattdessen fahren sie Fahrrad, gehen zu Fuß oder benutzen den ÖPNV.

    Es gibt sogar das Phänomen, dass Menschen Alltagswege zu Fuß gehen, obwohl sie zum Beispiel mit dem Fahrrad schneller an ihr Ziel kämen. Ebenso benutzen viele gerne das Fahrrad, auch wenn der ÖPNV eine schnellere Alternative darstellt. Und es gibt ÖPNV-Nutzer, die das Fahrrad selbst bei schönem Wetter und guter Wetterprognose und trotzdem sie damit schneller wären, nicht benutzen, sondern stattdessen Bus und Bahn. Ich denke, wenn man nur streng danach schaut, wie notwendige Wege am schnellsten zurückgelegt werden können, dann gäbe es in dieser einseitig auf den Autoverkehr ausgerichteten Infrastruktur noch deutlich weniger Menschen, die das Auto öfter mal stehen lassen, oder von vornherein erst gar nicht den Führerschein machen.

    Als die Autofahrerei in Deutschland in den 50er und 60er im großen Stil ihren Anfang nahm, gab es übrigens noch viele Autobesitzer, die weiterhin mit dem ÖPNV zur Arbeit fuhren, obwohl es länger dauerte, und ihr Auto nur für Wochenendausflüge oder andere besondere Gelegenheiten aus der Garage holten.

    Den Wahl-O-Mat kennen die meisten sicher schon. Die Ausgabe für die aktuelle Europawahl ist freigeschaltet: https://www.wahl-o-mat.de/europawahl2024/app/main_app.html

    Weniger bekannt ist dieser "Wahl-O-Mat", der sich speziell mit der Klimapolitik der kandidierenden Parteien auseinandersetzt:

    Mach den EU-Klimawahlcheck!
    Hallo, am 9. Juni ist EU-Wahl. Hast du schon den Klimawahlcheck gemacht? Finde heraus, was die großen Parteien zu wichtigen Klima- und Naturschutzfragen sagen…
    klimawahlcheck.eu

    In den Erläuterungen heißt es: "Der Klimawahlcheck basiert auf den Positionen von Klima-Allianz Deutschland und Naturschutzbund Deutschland und wird unterstützt vom Deutschen Naturschutzring. Für redaktionelle Beiträge, die namentlich gekennzeichnet sind, liegt die Verantwortung im Sinne des Presserechts bei dem Autor oder bei der Autorin."

    Schade, dass die "Klimaliste" und die "Letzte Generation" nicht im klimawahlcheck enthalten sind. Der beschränkt sich auf 6 Parteien mit guten Wahlchancen.

    Schade ist auch, dass zwar ein Fahrradsymbol benutzt wird, um den Themenbereich Verkehr und Gebäude vorzustellen, bei den Fragen dazu aber spielt der Fahrradverkehr keine Rolle.

    Exakt! Und woher sollten sie auch ihr Selbstbewusstsein ziehen, wenn sie sich bis an ihr Lebensende auf Gehwegen verkriechen, um den "richtigen Verkehr" nicht zu stören?

    Viele Fahrradfahrer*innen fühlen sich dem Fußverkehr viel stärker zugehörig als dem MIV, den Sie vollkommen zu recht als "richtigen Verkehr", gesetzt in Anführungsstrichen, bezeichnen. Der MIV ist nämlich nicht der richtige Verkehr, sondern eine Mobilitäts-Fehlentwicklung die uns allen jeden Tag hohe Kosten und viel Leid bereitet und die unsere Zukunftschancen massiv einschränkt.

    Warum sollte ich mich als vernünftig denkender und handelnder Mensch, also als Fahrradfahrer*in, mit Autofahrer*innen gemein machen? Was soll es für einen Sinn machen, mit Autofahrer*innen jeden Tag unter denkbar ungünstigen Voraussetzungen stetig auf den Fahrbahnen um Verkehrsflächen zu konkurieren?

    Wieso sollte ich glauben, dass Autofahrer sich rücksichtsvoll und zuvorkommend gegenüber Fahrradfahrer*innen verhalten, wenn ich einerseits oft genug das Gegenteil erlebe und andererseits die Kräfteverhältnisse so extrem ungleich verteilt sind?

    Diese Frage stellen sich doch viele Menschen, ohne dass es ihnen irgendwie an Selbstbewusstsein fehlt. Und egal wie sie diese Frage beantworten, verdient es Respekt, wenn sie trotz den extrem ungleich verteilten Kräfteverhältnissen, das Fahrrad benutzen. Egal, ob sie mit dem Fahrrad auf einem Gehweg fahren, der für den Fahrradverkehr freigegeben ist, oder auf der Fahrbahn. Und dann gibt es da noch zahlreiche Wege, bzw. Weg-Abschnitte, bei denen eine eindeutige Zuordnung gar nicht oder auch einfach nur nicht ohne Weiteres sofort zu erkennen ist.

    die Interviewten sind die selben Personen, die zu DDR-Zeiten ganz ohne Radweg mit ihrem Singlespeed die 10km zur LPG geradelt sind. morgens um 5:00. im Dunkeln

    Auf der Landstraße. mit LKW. und Bussen.

    Vermutlich aus Mangel an Alternativen. Diese sollten jedoch in einer Welt mit nachhaltiger Mobilität vorhanden sein. Allerdings nicht in Form von Autos. Stattdessen müssen Fußverkehr, ÖPNV und Fahrradverkehr im Mittelpunkt stehen. Den Mobilitäts-Ballast Auto können wir getrost vergessen und keiner greint ihm eine Träne nach.

    Ich befürchte, zu DDR-Zeiten gab es für viele Menschen nicht die Möglichkeit, bequem auf einen guten ÖPNV zuzugreifen als Alternative zur Fahrt mit dem Fahrrad. Und die Fahrt mit dem Fahrrad war gewiss kein Spaß auf vielen ehemaligen Straßen in der DDR, deren Grundausstattung oft noch aus Vorkriegszeiten stammte. Daneben gab es damals vermutlich deutlich mehr Krafträder und dafür deutlich weniger Kraftwagen als Alltagsverkehrsmittel als heute.

    Immerhin: In der DDR galt stets ein generelles Tempolimit von 80 km/h auf Landstraßen! Viele Landstraßen ließen jedoch aufgrund ihrer Beschaffenheit kein höheres Tempo als 60 km/h zu. Und Fahrradfahrer*innen freuten sich über jeden Trampelpfad am Fahrbahnrand, um dem groben Pflaster auf der Fahrbahn zu entgehen.

    Hier noch ein Bild aus Karstädt zu DDR-Zeiten:

    https://before-after-media.s3.amazonaws.com/compilations/aligned/226ca3a1-5aa4-48bc-9d50-c017ba71ef01.jpg

    Damals gab es noch einen Bahnübergang im Ort. Der ist heute eine Brücke als Teil einer Umgehungsstraße.

    auch nicht-selbstbewusste Fahrbahnradler sind auf der Fahrbahn besser aufgehoben als auf Gehwegen. oder Radwegen. Und nochmal: wir reden dort in dem Städtchen von so wenig Verkehr, dass es dort nicht mal Fußgängerüberwege gibt.

    Nicht ausreichend selbstbewusste Fahrradfahrerinnen fahren nicht auf der Fahrbahn sondern lassen es dann halt bleiben oder fahren immer seltener, wenn der Fahrradweg, oder das, was sie immer dafür gehalten haben, ersatzlos gestrichen wird. Und diejenigen, für die das Fahrradfahren noch in der Projektplanung war, haben einen Grund mehr, gar nicht erst richtig in das Projekt einzusteigen.

    Die Städtchen mit dem wenigen Verkehr, sind das nicht die, wo oft zu schnell mit dem Auto durchgerast wird? In dem Artikel heißt es: „Die Straße ist die Verbindungsstraße von der A24 bis zur A14 nach Karstädt. Lkw und Busse kommen dort lang. An die Geschwindigkeit halten sich die wenigsten. Das ist nach der Sanierung eine Rennstrecke geworden.“ Leider wird in dem Artikel nicht die geltende zulässige Höchstgeschwindigkeit angesprochen. Vermutlich sind das 50 km/h. (Gefahren 60)

    Dieses streetview-Bild zeigt noch die Baustelle:

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    Na, so hat Frau Schulz das ja auch nicht gesagt, nur dass sie die Regeln kennt. Das trifft ja für die allermeisten Autofahrer auch zu.

    Insofern würde ich annehmen, die Karstädtern würden sich als Radler genauso gut an die Regeln halten wie im KFz.

    In dem Artikel wird vorgeschlagen: "Manche Gehwege haben das Zusatzzeichen 239. Darauf ist ein Fahrrad abgebildet und mit „Radfahrer frei“ beschriftet. Genau das fordern die Bürger." Ist halt Mist, aber immer noch besser als einfach darauf zu warten, dass alle Menschen selbstbewusste Fahrbahnradler werden.

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    Was fährt sie auch mitten auf der Straße und im Toten Winkel 🤷🏻‍♂️

    Es lebe der Sport ...

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    An der L 89 und im weiteren Geradeaus-Verlauf gibt es einseitig einen Angebots-Fahrradweg, der jedoch nicht für beide Fahrtrichtungen freigegeben ist. Leider kein Einzelfall. Vielleicht war das mal anders und der einseitige Fahrradweg war für beide Richtungen freigegeben.

    Und vielleicht hätte man das so belassen sollen, um dann eines Tages breite Radfahrstreifen auf der Fahrbahn anzulegen und dafür die Parkstreifen umzuwandeln. Zumindest im Bereich der L 69.

    Das Schüler*innen zu erläutern, was sie da vorfinden, hat jedenfalls im Ansatz das Potenzial Radverkehrsinfrastruktur-Geschichte anschaulich zu machen.

    …deine Schallplatte hat 'nen Sprung.

    Sprech' mal lieber von Entwicklungssprüngen! Anfangs hatte ich die Idee angesprochen, für Pedelecs die Radwegbenutzungspflicht generell aufzuheben. Allerdings mit der Option auch weiterhin den Radweg nutzen zu dürfen. Inzwischen habe ich in der Diskussion den Eindruck gewonnen, dass mehrere Diskussionsteilnehmer im Pedelec vor allem einen Vorteil erkennen: Langsame Fahrradfahrer sollen für sie nicht weiter ein Radweg-Verkehrshindernis darstellen, sondern sich gefälligst ein Pedelec besorgen, wenn sie es schon nicht aus eigener Kraft schaffen, einen Schnitt über 20 km/h zu fahren.

    Da sag ich mal: "Hetz mich nicht" (Sascha Grammel)

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    Das mit dem Tuning von Pedelecs ist mir auch erst im Verlauf der Diskussion mehr und mehr klar geworden. Der tatsächliche Umfang, in dem solche Manipulationen stattfinden, ist mir noch nicht klar. Und ich glaube nicht ohne weiteres alles, was darüber geschrieben wird. Aber beruhigend ist das auch nicht, was ich darüber lese.

    Stellt sich raus: sie fuhr gar nicht auf einem Kombi-Geh-Radweg, sondern auf "Gehweg, Radverkehr frei"
    Daraufhin schrieb ich ihr eine nette E-Mail

    Ich bin arrogant und behaupte, dass der letzte Absatz im heutigen Beitrag über die "fehlenden Radwege" zur Schrittgeschwindigkeit vor 2 Wochen so noch nicht drin gestanden hätte :whistling::saint:

    In der Mail hattest du der Frau Kasprzak geschrieben:

    "Die Empfehlung lautet daher ganz klar: nutzen Sie mit dem Rad die Fahrbahn. Aber vermutlich werden Sie das ab jetzt ohnehin machen, da sie bestimmt keine Lust haben, zukünftig in Schrittgeschwindigkeit auf den für den Radverkehr freigegebenen Gehwegen zu fahren. Denn wer Schrittgeschwindigkeit fährt, der kann auch absteigen und schieben.

    Ich weiß nicht, was für'n Fahrrad Frau Kasprzak fährt. Aber ich fahre eins mit immerhin 2 Zoll breiten Reifen und bin in Wittenberge bereits Fahrrad gefahren, als ich dort ein paar Tage zu Besuch war. Die Rathausstraße zeigt ein häufig anzutreffendes Wittenberger Problem für den Radverkehr:

    In dem Abschnitt vom Rathaus bis zur Perleberger Straße ist die Fahrbahn der Rathausstraße mit einem sehr groben Pflaster belegt. https://www.google.de/maps/@52.99814…i8192?entry=ttu

    Da weicht der Radverkehr dann gerne auf den Fußweg mit Radverkehrsfreigabe aus, denn schneller als Schrittgeschwindigkeit kann man auch auf der Fahrbahn nicht fahren, wenn man nicht komplett durchgeschüttelt und durchgerüttelt werden will.

    Jenseits der Perleberger Straße setzt sich die Rathausstraße mit einem glatten Belag fort.

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    Ist es auf der Fahrbahn leer, dann ermöglicht das eine rasche Fahrt. Staut sich jedoch der Autoverkehr auf der Fahrbahn, dann kann es sein, dass es auf dem Fußweg mit Radverkehrsfreigabe in Schrittgeschwindigkeit schneller vorangeht für den Radverkehr.

    Übrigens: Es mag sein, dass du mit deiner Schrittgeschwindigkeit auf dem Fahrrad sehr langsam bist, sodass es dir schwerfällt, das Gleichgewicht zu halten. Wenn ich mit Schrittgeschwindigkeit fahre, dann habe ich kein Problem damit, neben oder hinter einem Fußgänger in derselben Geschwindigkeit zu fahren, ohne dabei ins Straucheln zu kommen.

    Trotzdem wären in der Rathausstraße in dem Teil mit gepflasterter Fahrbahn glatte Pflasterstreifen eine große Hilfe für den Fahrradverkehr. Beispiel aus Hannover:

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    "Bei einfachen Pedelecs greift die Tretunterstützung bis Tempo 25. Manchen ist das wohl nicht genug – und das wird ein Problem für die Bremsen." So steht es in dem verlinkten Artikel. Und damit wird ein weit größeres Problem komplett ausgeblendet. Es ist eine sehr einseitig technische Betrachtungsweise, dass die Bremsen versagen können. Viel schlimmer ist: Die Idee Fahrrad-Mobilität ist etwas für wirklich fast alle Menschen! Und durch getunte Pedelecs wird diese Idee gefährdet.

    Viele Fahrradwege sind viel zu schmal, um schnell darauf Fahrrad fahren zu können. Sichere Überholvorgänge sind oft komplett unmöglich, trotzdem erlebe ich es immer wieder, dass Pedelec-Fahrer die oft fast doppelt so schnell unterwegs sind, mich und andere Fahrradfahrer*innen an dafür ungeeigneten Stellen überholen.

    Und ich kann nicht erkennen, dass die vielerorts bereits für normale Fahrradgeschwindigkeiten im Bereich um die 15 km/h viel zu schmalen Fahrradwege jetzt plötzlich alle verbreitert werden.

    Ich kann aber leider auch nicht erkennen, dass die Pedelec-Fahrer*innen die Fahrbahn benutzen. Im Gegenteil: Selbst in Fällen, in denen der Fahrradweg lediglich ein Angebots-Fahrradweg ist, wird munter drauf losgefahren und von Pedelec-Fahrer*innen andere Fahrradfahrer*innen aus dem Weg geklingelt. Oder gleich ohne klingeln oft unangenehm und gefährlich dicht überholt. Selbst Speed-Pedelec-Fahrer*innen benutzen häufig Fahrradwege, obwohl die zur Fahrbahn-Nutzung verpflichtet sind.

    Wie gravierend das in dem Artikel angesprochene Problem ist, kann ich nicht durch eigene Messungen überprüfen. "Die Polizei zieht zunehmend technisch manipulierte Pedelecs aus dem Verkehr. Konkrete Zahlen gibt es aus Baden-Württemberg, wo die Beamten 145 Fälle im Jahr 2023 registrierten." 145 hört sich jetzt erst mal nicht viel an. Allerdings steht da auch: "Die Zahlen dürften nach ihrer Einschätzung aber nur einen Bruchteil der tatsächlichen Manipulationen abbilden."

    Völlig unabhängig von der möglichen Unfallgefahr führt diese Beschleunigung auf den Fahrradwegen dazu, dass weniger schnelle Fahrradfahrerinnen nicht mehr gerne mit dem Fahrrad fahren. Es mag sein, dass durch das Pedelec neue Fahrradfahrer*innenkreise erschlossen werden. Aber es wäre wichtiger eine wirklich breite Bevölkerung für das Fahrrad zu gewinnen und nicht nur diejenigen, die es gerne ein wenig rasanter lieben. Die Berichte über getunte Pedelec jedoch bewirken das Gegenteil.

    Mein Vorschlag: Pedelecs nur noch dann für Fahrradwege zulassen, wenn sie keine Gangschaltung haben und bei einer Trittfrequenz von 50 Pedalumdrehungen pro Minute maximal 15 km/h schnell fahren können. Eine Trittfrequenz von 60 bis 70 Umdrehungen pro Minute ermöglicht dann 18 bis 21 km/h. Mit einer Trittfrequenz von 100 Pedalumdrehungen pro Minute könnte man dann immer noch bis zu 30 km/h schnell fahren. Das würden jedoch vermutlich nur sehr wenige machen und es wäre wieder ein ruhigeres Fahren auf den Fahrradwegen möglich. Außerdem ist eine solche Vorschrift vermutlich deutlich leichter überprüfbar.

    Wer schneller fahren möchte, der kann das mit einem Speed-Pedelec mit Gangschaltung auf der Fahrbahn tun. Schließlich gilt für Speed-Pedelecs nicht die Fahrradwegbenutzungspflicht. Im Gegenteil: Speed-Pedelecs müssen die Fahrbahn benutzen.