Sorry, der Typ ist nicht nur "ein bisschen" drüber. Ich zeige selber Falschparker an, die mir tatsächlich im Weg sind.
Wer aber in den Montur durch die Straßen zieht, sich vorne ans Fahrrad "POLIZFI" schreibt und als Hobby Falschparker jagt, bei dem stimmt etwas nicht. Auch wenn er inhaltlich natürlich Recht hat, beschädigt das das Instrument der Privatanzeige.
oh Gott, da kräuseln sich bei mir die Fußnägel hoch vor Fremdschämeritis.
Die Klamotten, der Helm, die Aussagen...
Vorwurf an die MA des ehemaligen Nachrichtenmagazins: das ist zu keinem Zeitpunkt eine "Berichterstattung", sondern ein Bloßstellen und drüber-lustig-machen. Es erfolgt stets ein läppisches Kommentieren des Verhaltens des Anzeigenhauptmeisters - jedoch keine Einordnung des tatsächlichen Fehlverhaltens der Falschparker.
Der "Anzeigenhauptmeister", so nennt er sich selbst mehrfach in dem Film (z.B. bei 5:00 oder 11:20) ist m. E. nicht so leicht zu durchschauen, wie das Filmteam glaubt. Man fragt sich zunehmend "verarscht" das Filmteam den Protagonisten, oder ist es genau umgekehrt?
Ziemlich am Anfang beispielsweise schildert der Sprecher, dass der "Anzeigenhauptmeister" das Ziel verfolgt, ins Guinnesbuch der Rekorde zu kommen und zwar mit der besonderen Leistung, in jeder Stadt in Deutschland mindestens einen Falschparker zur Anzeige gebracht zu haben. So gesehen macht es wenig Sinn, in einer Stadt besonders viele Falschparker zur Anzeige zu bringen. Dafür müsste er sehr viel mehr auf Tour gehen. Laut Wikipedia gibt es mehr als 2000 Städte in Deutschland. Schafft er fünf bis sechs Städte an einem Wochenende, dann ist das ein Acht-Jahre-Projekt.
Letztlich lässt er alle im Unklaren, warum er als Anzeigenhauptmeister so aktiv ist. In Minute 7:15 wird der Verdacht gestreut, auch von ihm selbst, dass es ihm darum geht, beleidigt zu werden, so dass er mit einer Klage reagieren kann, die ihm eine Schadensersatzsumme als "Verdienst" einbringt.
Der Film macht aber insgesamt deutlich, dass das allenfalls ein untergeordneter Nebeneffekt seiner Tätigkeit sein kann, dass die Ordnungswidrigkeitenanzeigen Beleidigungen provozieren, die bei dem "Anzeigenhauptmeister" zu Schadensersatzzahlungen an ihn führen.
In dem Film werden mehrfach vom Sprecher wenig freundliche Begriffe benutzt, um das Handeln des Protagonisten zu beschreiben. Zum Beispiel "Nervensäge im Namen von Recht und Ordnung", "Knöllchenjäger", "Anschwärzer vom Dienst", "Denunziant". Besonders interessant ist seine Reaktion auf den Vorwurf, ein "Denunziant" zu sein. Er lehnt das nicht entrüstet ab, sondern dreht den Spieß um. In 10:12 kommt die Aussage: Das Anzeigen von Ordnungswidrigkeiten schade zwar dem Einzelnen, dem Falschparker, aber die Allgemeinheit habe einen Nutzen davon.
In 12:55 wird darauf eingegangen, dass der "Anzeigenhauptmeister" sich selbst ein Schild ans Rad geheftet hat, auf dem mit Filzstift geschrieben "POLIZFI" steht. Und der gezeigte Anwalt hat einerseits richtig erkannt, dass beim Anzeigenhauptmeister Spaß und Ernst ganz dicht beieinander liegen. Sozusagen: "Aus Spaß wurde Ernst. Ernst ist heute 3 Jahre alt." Nutzt dem Anwalt und Gehwegparker aber auch nichts, die Anzeige geht ab. Und der "Anzeigenhauptmeister" hat ihn so irritiert, dass der Anwalt vom Anzeigenhauptmeister die Polizei herbeizitieren lässt. Darauf hatte der nur gewartet, denn er hätte an der Stelle ja auch sagen können, dass der andere die Polizei anrufen möge.
Dass er das Instrument der Privatanzeige beschädigt, kann ich nicht erkennen. Es ist doch eine Frage der Beurteilung ob zum Beispiel das Zuparken einer Bordsteinabsenkung, das Parken auf dem Bürgersteig usw. eine Ordnungswidrigkeit ist, die von den Behörden regelmäßig und effektiv verfolgt wird. Oder ob die Verkehrsbehörde das sehr lässig sieht und solche Ordnungswidrigkeiten als Gewohnheitsrecht betrachtet. Leider haben viele Ordnungskräfte und Verkehrsverwaltungen ein sehr "großes Herz" für Falschparker. Oder ist das nur ein subjektiver Eindruck, der sich statistisch nicht erhärten lässt? Kann man das überhaupt "objektiv statistisch" überprüfen, ob effektiv Falschparker kontrolliert werden oder nicht?
Mitarbeiter*innen der Polizei und des Verkehrsaußendienstes kommunizieren gerne und häufig, dass es zu wenig Parkplätze gäbe und man deshalb auch mal ein "Auge" zukneifen müsse. Eher selten hört man von dieser Seite davon, dass es zu viele Autos gäbe und die Bereitschaft der Autobesitzer auf eigene Kosten zum Beispiel einen Parkhausstellplatz zu mieten, nicht sehr verbreitet ist.