die Beobachtung, dass 50% der wählerstimmen in die Richtung verteilt werden, ist aktuell sicher zutreffend.
Sonntagsfrage auf Wahlrecht.de vom 24.8.24 für Thüringen: 30 % Afd, 20 % BSW
Sonntagsfrage – Umfragen Landtagswahlen (Wahlumfrage, Wahlumfragen)
Dazu gibt es diese weit verbreitete Aussage: "Wahlen werden nicht in Umfragen gewonnen."
Aber auch einen anderen Aspekt gibt es zu beachten:
Leider wird durch solche Zahlen der Eindruck erweckt, in Thüringen (in Sachsen sehen die Zahlen sehr ähnlich aus) würde die Hälfte der Bevölkerung nichts sehnlicher herbeiwünschen als den sofortigen Anschluss an die Russische Föderation.
Fakt ist aber, dass die Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl 2019 in Thüringen bei rund 65% lag.
Bedauerlicherweise habe ich keine Umfrageergebnisse zur erwarteten Wahlbeteiligung gesehen. Auf Grundlage der 65% Wahlbeteiligung von 2019 muss man die 50% Wählerstimmen anders interpretieren, als das bisweilen in fahrlässiger Weise geschieht. Es sind nicht 50% der Bevölkerung, die den rassistischen Attacken von AfD und BSW Beifall zollen, indem sie bei Umfragen angeben, diese wählen zu wollen.
Bei einer Wahlbeteiligung von 65% muss die bei der Wahlumfrage zum Ausdruck gebrachte 50-prozentige Ausländerfeindlichkeit und Russland-Ergebenheit entsprechend relativiert werden. 50% x 65 = 32,5%. Das ist immer noch ein erschreckend hoher Anteil an AfD und BSW-Verehrer*innen, aber es sind nicht 50% der Bevölkerung, wie man denken könnte, wenn man Umfrage-Zahlen zu sehr für bare Münze nimmt.
Vermutlich ist es außerdem auch so, dass bei sehr vielen Wähler*innen der "Denkzettel"-Gedanken im Vordergrund steht. Wir ärgern jetzt mal ein bisschen die "etablierten" Parteien, indem wir die wählen, vor denen uns die "etablierten" Parteien immer gewarnt haben. Wer in Anbetracht der aktuellen Zahlen weiterhin die Absicht verfolgt, sein Wahlkreuz in einer Art pubertären Geste zu verschwenden, der wird sich mit daran schuldig gemacht haben, dass er faschistische, rassistische und freiheitsfeindliche Parteien etabliert hat, falls es so weit kommt, wie die Wahlumfragen es befürchten lassen.