Und es wurde erwähnt, dass in Kopenhagen "Kampfradler" unbekannt seien. Kampfautofahrer tauchen dort auch wenig auf, verglichen mit den vielen Wildparkern in Hamburg bzw. Deutschland generell. Interessant dabei: Kopenhagens Radwege kommen ohne Poller aus.
Hattest du auch den Eindruck, der NDR-Beitrag ist eher eine sehr listig verpackte Negativberichterstattung, die sich gegen eine nachhaltige Verkehrswende richtet?
Noch zwei Sachen, die mir aufgefallen sind:
"In Kopenhagen ziehen alle an einem Strang, um ein umfassendes Fahrradkonzept umzusetzen.", heißt es in Minute 16:44." An anderser Stelle wird jedoch ausführlich darüber berichtet, dass auch in Kopenhagen der Widerstand der Autolobby riesig war und erst mal überwunden werden musste. Und es bleibt unklar, ob das auch tatsächlich schon nachhaltig gelungen ist. Ganz sicher gibt es auch heute noch in Kopenhagen der Versuch der Autolobby, ihre "Besitzstände" zu wahren und den Radverkehr auszubremsen. Darüber wird jedoch nicht berichtet. Stattdessen wird so getan als brauche es erst mal den Konsens auch der Autofahrer, um positive Veränderungen zu bewirken. Tatsächlich jedoch, so meine Erfahrung braucht es vielmehr den Mut zu politischen Entscheidungen gegen die ewig nörgelnde "Autofahrermeute" und ein dickes Fell der Entscheidungsträger. Im Nachheinein stellt sich dann schnell heraus, dass das Schreckbild vom Verkehrskollaps, dass die Autofahrerlobby gerne benutztr, ausbleibt.
Das andere ist ein Detail, aber kein unwichtiges: Kopenhagen wird einerseits als die Stadt der Hochbordradwege gepriesen. Radwege mit Bordstein abgetrennt vom Autoverkehr einerseits und abgetrennt mit Bordstein vom Fußverkehr andererseits. Das mag in vielen Fällen auch die beste Lösung sein. Leider verhindert das Schielen auf diese "beste aller Lösungen" oft die guten Lösungen. Zum Beispiel eine ausreichend breite Radfahrspur, die auf die Fahrbahn markiert ist. Und genau eine solche Spur befährt der ehemalige technische Bürgermeister Kopenhagens im Bild genau in dem Moment, als der Sprecher von den abgetrennten Radwegen schwärmt.
Das ist genau in der Zeit 16:59 bis 17:06! In dieser Filmsequenz wird eine auf die Fahrbahn markierte Fahrradspur gezeigt, ausreichend breit, aber eben nicht mnit einem Bordstein abgetrennt.
Der Filmautor vermittelt jedoch den Gesamteindruck, gute Radverkehrsinfrastruktur ist zwar in Kopenhagen möglich, aber in Deutschland nicht vorstellbar, weil "Deutschland ist ja Autoland". Diese Aussage tauchte nach meiner Erinnerung auch an irgendeiner Stelle im Film auf. Ich finde die nur grad nicht. Oder ist es nur der Gesamteindruck, den ich von dem Film habe? Beurteile ich das möglicherweise überempfindlich?
Das Kopenhagens Radwege ohne Poller auskommen wurde nach meiner Erinnerung im Film nicht erwähnt. Ebensowenig wurde erwähnt, wie konsequent gegen Falschparker vorgegangen wird (wie hoch z. B. die Kosten für's Falschparken sind und wie oft kontrolliert und abgeschleppt wird), oder ob sich die Kopenhagener Autofahrer einfach respektvoller gegenüber dem Radverkehr verhalten. Das sind m. E. ganz entscheidende Bedingungen für eine erfolgsreiche Verkehrswende, aber eben auch zugleich ganz "heiße Eisen", die anscheinend auch der NDR nicht gerne anpackt.