Woher kommt denn deine ANsicht, dass jede Nacht wildgewordene Autofahrer durch die Stadt rasen, alles niedermähen was nicht wegrennen kann und danach in der eigenen Garage den Schaden ausbeulen, den Lack fachgerecht reparieren und so tun als wäre nichts gewesen?
Ich glaube nicht, dass das nur bei Nacht passiert. Auch wenn am hellichten Tag ein Autofahrer einen Poller oder Fahrradbügel krumm fährt, hat er vermutlich gute Chancen, ohne weiter behelligt zu werden, einfach so davon zu kommen. Insbesondere bei Fahrradbügeln und Pollern ist die Anzahl des längst zu Klump gefahrenen Straßeninventars so hoch, dass sich ein Autofahrer leicht darauf rausreden kann, der sei ja schon krumm gewesen, bevor er dagegen gefahren sei. Falls überhaupt irgend ein Passant das genau beobachten konnte und sich die Mühe gemacht hat, Anzeige zu erstatten.
Ich habe mehrmals krumm gefahrene Verkehrsschilder bei der Polizei gemeldet, wenn sie in gefährlicher Weise in den Verkehrsraum ragten. Als ich einmal etwas Zeit hatte, wartete ich darauf, dass sich die Polizei den Schaden ansah. Dann habe ich danach gefragt, ob denn schon andere wegen des krumm gefahrenen Verkehrsschildes angerufen hätte und wie hoch sie die Quote der gemeldeten Verkehrsschilder- und Poller-Karambolagen einschätzen. Genaue Zahlen konnten sie mir nicht nennen, aber sie vermuten eine hohe Anzahl von den Verursachern nicht gemeldeter Karambolagen. Die Polizei sicherte die Verkehrssituation äußerst notdürftig dann mit einem Stück rot-weißen Flatterband. Da längst nicht alle in gefährlicher und verkehrbehindender Weise krumm gefahrenen Verkehrszeichenträger mit rotweißem Flatterband gesichert sind, kann man wohl davon ausgehen, dass sie vielfach nicht gemeldet werden.
Ich kann mir ferner nicht vorstellen, dass eine Werkstatt, die den Auftrag erhält, ein beschädigtes Auto zu reparieren, das bei einer Poller-Karambolage etwas abgekriegt hat, danach fragt, ob der an dem Poller angerichtete Schaden bei den Ordnungsbehörden angezeigt wurde.
Und dann gibt es da noch die nicht zu unterschätzende Fraktion derjenigen Autofahrer, die jeden Poller für einen Poller zu viel halten, die Verkehrsschilder für Gängelei halten und die Fahrradständer als Affront betrachten. Siehe zum Beispiel diesen Bericht aus Düsseldorf:
https://rp-online.de/nrw/staedte/du…rf_aid-33287805
Darin heißt es unter anderem: "Hans-Burkhard Harbort wohnt an der Cranachstraße in Flingern. Es ist ihm ein Dorn im Auge, dass vor seiner Haustür trotz großer Parknot die „neumodische Fahrradabstellanlage“ ausgerechnet in die Parkbucht gesetzt wurde."
Dabei wurde die Fahrradabstellanlage ja gerade wegen der Parknot dort hingesetzt. Wegen der Fahrradparknot. Aber es wird an mehreren Stellen im Artikel so getan, als gäbe es "Parknot" nur für Autofahrer. Überhaupt kann man sich über den Begriff "Parknot" streiten. Ein Fahrzeug, das beim Parken rund zehnmal mehr Verkehrsfläche in Anspuch nimmt als ein Fahrrad, ist doch wohl eher der Verursacher von "Parknot" als das Opfer!
Ich will jetzt keinesfalls unterstellen, dass Herr Harbort reihenweise Fahrradbügel platt walzt. Aber ich befürchte, dass Autofahrer auf dem Hintergrund einer solchen Berichterstattung ihr Unrechtsbewusstsein still gelegt sehen könnten, wenn sie versehentlich eine Fahrradbügel touchieren.
Bereits der Titel des Artikels ist darauf ausgerichtet, Autofahrer zu umgarnen:
"Ärger über neue Fahrradständer in Düsseldorf"
Der angebliche Ärger über die neuen Fahrradständer ist vielleicht bei einigen Autofahrern vorhanden, dafür freuen sich aber auch sehr viele Fahrradfahrer über die "neumodische Fahrradabstellanlage".
Übrigens auch das ein Hinweis, wie der Artikelschreiber Meinung macht: Er schreibt nicht einfach von einer "Fahrradabstellanlage" sondern fügt das Attribut "neumodisch" ein, als handele es sich dabei um etwas Unausgegorenes, völlig Überddrehtes und Überflüssiges, um eine Art Mode-Firlefanz, der verzichtbar ist und nur zum Leidwesen der Autofahrer errichtet wurde.
Ein Bild aus dem Artikel ist besonders sehenswert, deshalb habe ich es hier noch mal extra verlinkt: https://rp-online.de/nrw/staedte/du…rf_aid-33287805
Es zeigt, wieviele Fahrräder dort Platz finden, wo ein einziges KFZ eine große Verkehrsfläche in Anspruch nimmt.
Um die Notwendigkeit einer Verkehrswende deutlich zu machen, müsste der Titel eigentlich heißen:
"Autofahrer verweigern Verkehrswende"
Vermutlich müssen die Befürworter einer echten Verkehrswende noch viel deutlicher darauf hinweisen: DAS AUTO MUSS WEG!