Wenn die Polizei in Hannover an Stellen Jagd auf Radfahrer macht, die geradezu ein Fehlverhalten nahelegen, und die Presse das genüsslich beklatscht, dann weiß man, aus welchen Zutaten das Zerrbild vom "Rüpelradler" zusammengerührt wird.
Eines nach dem anderen:
Diese Baustellensituation ist einmal mehr ein Beispiel dafür, dass die Stadtverwaltung nicht ernsthaft die Förderung des Radverkehrs vorantreiben möchte.
Die Radfahrer werden gemeinsam mit den Fußgängern in einen sehr engen Fußgängertunnel gezwungen, wo sich beide Verkehrsteilnehmer zwangsläufig gegenseitig als Hindernis empfinden müssen:

Warum wird hier nicht einfach die Fahrspur neben der Baustelle benutzt, um einen gesicherten Radfahrstreifen anzulegen?
Ggf. könnten auf der gegenüberliegenden Seite einige Auto-Stellflächen aufgehoben werden, falls es sonst zu eng wird auf der Fahrbahn.
Ich habe das mal mit einfachen Mitteln in das Foto eingebaut:

So weit so schlecht. Und was passiert bei einer so schlecht angelegten Umleitung? Es gibt Radfahrer, die benutzen dann einfach auf der anderen Seite den Bürgersteig entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung. Das ist zwar verboten. Aber was soll's? Dort ist der Bürgersteig wenigstens breit. Wenn Radfahrer dagegen den vorgeschriebenen Bürgersteig benutzen, dann wird es dort richtig eng im Falle von Begegnungsverkehr.
Was jedoch passiert, wenn Radler die andere breite aber leider nicht vorschriftsmäßige Bürgersteigseite benutzen, das kann man hier sehen:
HAZ Foto vom 24.4.2019 Im Bildhintergrund sieht man die auf meinem Foto dargestellte Baustelle von der anderen Seite
https://www.haz.de/var/storage/im…dorten_w760.jpg
Und der zu dem Bild gehörige Artikel ist entsprechend reißerisch betitelt: "Polizeikontrollen: Radfahrer begehen Verstöße im Minutentakt"
https://www.haz.de/Hannover/Aus-d…dfahrern-senken
Und schon ist der Ruf des "Rüpelradlers" weiter gefestigt! Um nicht missverstanden zu werden: Dieser Beitrag soll keine Legitimation liefern für falsches Verkehrsverhalten. Und ja: Es gibt Radfahrer, die es an Vorsicht und Umsicht vermissen lassen. Da sind Radfahrer nicht besser und schlechter als andere Verkehrsteilnehmer auch. Aber es gibt eben auch Radverkehrsanlagen, insbesondere im Umfeld von Baustellen, bei denen Radlern einiges zugemutet wird, so dass Radler nicht mehr bereit sind jeder verkorksten Fahranleitung Folge zu leisten. Und wenn, wie in diesem Fall, dann Radler auf den falschen aber deutlich breiteren Bürgersteig ausweichen, dann sollte die Polizei nicht genau an dieser Stelle Jagd auf diese Radler machen.
Und eine verantwortungsbewusster Journalismus sollte an so einer Stelle mal den Ursachen nachgehen, die zu Radfahrerfehlverhalten führen, anstatt einfach nur Radler an den Pranger zu stellen!