Alles anzeigenUllie verliert so langsam sämtliche Hemmungen...
Findest du deine Einstellung nicht ein klein wenig totalitär...!? Erklärst du z. B. auch dem schwerbehinderten Mann, den ich letztens sah, wie er mühsam in sein Auto einstieg, dass er in Zukunft halt Bus oder Fahrrad fahren soll?
Auch auf dem Land, auf dem schlicht keine Alternativen bestehen? Diese Entscheidung könntest du bitte weiterhin den Menschen selber überlassen. Außerdem ist nicht alles was hinkt ein Vergleich: Mit einer Schusswaffe kommt man bspw. dann doch eher schlecht von A nach B. Okay, außer man erzwingt sich so die Mitfahrt. Auf dem Gepäckträger eines Fahrrads...!?
Würden Leute wie du den 1. vor dem 10. Schritt gehen und den Leuten erst einmal eine Alternative anbieten, könnte man für einen derart blinden Hass ja noch halbwegs Verständnis haben. Aber das interessiert Leute wie dich ja nicht. Was in deinem Mikrokosmos funktioniert, muss ja dann überall und bei jedem funktionieren. Du weigerst dich (wie viele andere dieses Schlags) ja auch beharrlich, die gesellschaftlichen Sachzwänge in deine Analyse mit einfließen zu lassen, warum die Menschen so handeln, wie sie handeln. Ansonsten kämst du auch nicht auf die absurde Idee, dass ein kapitalistisches System ohne Autos noch groß funktionieren könnte. Jeden Tag müssen weiterhin zig Mio Menschen zur Lohnarbeit pendeln. Auch das wird nicht infrage gestellt...
Lieber Autofahrer hassen. Weil man selbst ja ein besserer Mensch ist, der Bus, Bahn und Fahrrad fährt. Da aber vor allem die beiden erstgenannten Systeme grobe Mängel haben (u. a. zeitlich im Vergleich zum Auto auch und Fahrrad fürchterlich ineffizient und unzuverlässig), versucht man halt, die anderen auf das eigene Niveau herabzuzwingen. Jedenfalls wünsche ich viel Spaß - die Anzahl der Wege, die die Menschen heute jeden Tag zurücklegen müssen, kriegst du mit der Bahn, dem Bus und auch dem Rad nicht über die Bühne - das würde sehr "kuschelig"...
Lieber in Internetforen "Scheiß Autofahrer" krakeelen.
Wie kommst du drauf, dass ich sämtliche Hemmungen verliere?
Ich kenne wirklich sehr viele Menschen mit Behinderungen, die aufgrund ihrer Behinderung nicht in der Lage sind, Auto zu fahren, aber sehr wohl mit Bus und Bahn gut zurechtkommen. Und ich wage hier mal die These, ohne dafür belastbares Zahlenmaterial vorlegen zu können, dass eine deutliche Mehrheit von Menschen mit einem Behinderungsgrad von 100% sehr viel häufiger mit Bus- und Bahn als mit dem Auto selbstständig mobil sind. Zum einen weil sie aufgrund der Behinderung nicht in der Lage sind, selbstständig Auto zu fahren. Zum anderen, weil die Behinderung oft ein sehr niedriges Einkommen bedingt, das es nicht erlaubt, selbstständig mit dem Auto mobil zu sein.
Es ist übrigens keine Alternative, erstmal den ersten Schritt zu gehen, wie du es verlangst und eine qualitativ so hochwertige ÖPNV-Struktur und gleichzeitig MIV-Struktur zu schaffen, dass alle Menschen die Wahl haben, ob sie alle mit dem Auto zur Arbeit (und zum Einkaufen und zu den Freizeitstätten) fahren oder mit dem Auto. Auf jeden fall ist selbst in mittelgroßen Stätten nicht möglich, dass alle Menschen dort ihr täglichen Ziele mit dem Auto ansteuern können. Dass viele Menschen ihre Ziele mit dem Auto ansteuern können, geht nur, weil viele andere Bus und Bahn benutzen. Würden nämlich alle mit dem Auto fahren, dann wäre dafür nicht genug Platz auf den Straßen.
Umgekehrt wäre es sehr viel einfacher zu bewerkstelligen, dass alle Menschen mit dem ÖPNV und dem Fahrrad und zu Fuß (und mit dem Elektrotretroller) ihre täglichen Ziele erreichen. In vielen Städten ist ohnehin bereits jetzt eine Mehrzahl der Menschen autofrei mobil. In Berlin ist der MIV-Anteil am Modal split z. B. 32% in Hannover sind es 38%. Dokumentation der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages, S. 8, https://www.bundestag.de/resource/blob/…17-pdf-data.pdf
Du schreibst, "...die Anzahl der Wege, die die Menschen heute jeden Tag zurücklegen müssen, kriegst du mit der Bahn, dem Bus und auch dem Rad nicht über die Bühne - das würde sehr "kuschelig"..." und da muss ich dir widersprechen! Selbstverständlich wäre es möglich, dass komplett alle Menchen in Deutschland autofrei mobil sind. Es gäbe dabei allerdings auf kurze Sicht gesehen Gewinner und Verlierer. Auf ganz kurze Sicht geht das gar nicht. Es muss mindestens so viel Zeit sein, um ausreichend ÖPNV-Kapazitäten zu schaffen, das wäre innerhalb weniger Jahre machbar. Je nachdem wie drastisch man dabei vorgehen würde, könnten zwei bis drei Jahre ausreichen. Eine ÖPNV- und Radverkehr und Fußinfrastruktur ohne Privat-PKW würde allerdings für einige Menschen Unannehmlichkeiten mit sich bringen, denn in sehr stark zersiedelten Gebieten würde sich die Erreichbarkeit der Bushaltestellen oder Straßenbahnhaltestellen, Bahnhöfe usw. sehr unterschiedlich gestalten. Die einen würde näher dran wohnen als die anderen. Der Grund dafür ist eine jahrzehntelange (Fehl-)Entwicklung, bei der das Auto in vielen Regionen als Hauptverkehrsträger im Mittelpunkt stand.
Hört sich jetzt sehr ambitioniert sein, hat aber nichts zu tun mit "Hemmungen fallen lassen". Dagegen ist dein Vorschlag, gleichzeitig eine komplette Doppel-Infrastruktur (MIV-Infrastruktur und MIV-freie Infrastruktur) aufzubauen, in jedem Falle sehr viel "ambitionierter", bzw. ganz einfach gar nicht verwirklichbar.
Aber deine Bedenken kann ich sehr gut verstehen: Gestern war mal wieder so ein Tag: Bei der S-Bahn auf dem Hinweg ging die eine Tür, die den Einstieg ins Fahrradabteil ermöglicht, nicht. "TÜRSTÖRUNG". Zum Glück gab's 'ne zweite. Am Abfahrtsort und am Zielort funktionierte der Aufzug. Aber bei der Rückfahrt (erfolgte von einem anderen Bahnsteig als die Ankunft) funktionierte der Aufzug nicht. Rolltreppen gibt's dort nicht. Nicht so schlimm, das Fahrrad konnte ich zum Glück die Treppe hochtragen. Leider funktionierte auch hier nur die eine Tür zum Fahrradabteil (es war definitiv nicht derselbe Wagen!). Aber wie gehabt: Macht ja nichts, es gab ja auch noch eine zweite Tür ins Fahrradabteil. Bei der Ankunft am Heimatbahnhof funktionierte der Aufzug, zum Glück, denn die Rolltreppe vom Bahnsteig abwärts, sonst eine bequeme Alternative zum Aufzug (auch mit Fahrrad) funktionierte nicht.
Das alles ist ein bisschen ärgerlich, aber im Grunde genommen, kam ich persönlich irgendwie zurecht.
Aber es ist extrem ärgerlich aus zwei Gründen: Ein Mensch mit Rollstuhl wäre an dem kaputten Aufzug gescheitert, bzw. hätte Umwege fahren müssen.
Und zweitens, weil ich jetzt dem Pirminator kaum ernsthaft und guten Gewissens versichern kann, dass er keine Bedenken haben muss gegen den Komplett-Umstieg auf den ÖPNV als Hauptverkehrsträger. Und trotzdem ist es so, Pirminator: Ein gutes Leben mit viel Mobilität auch ohne MIV ist für alle Menschen möglich!