Nochmal: was genau ist der sicherheitstechnische Grund dafür, dass man einen *Radfahr*streifen anlegen soll, aber keinen Traktorstreifen, Mofastreifen, LKW-Streifen, Kleinkraftradstreifen, S-Pedelecstreifen, Alleebaumschutzstreifen, ängstliche-Autofahrerschutzstreifen, Gegenverkehrsschutzstreifen, Kurvenschutzstreifen...
Zunächst mal ist da eine Straße, auf der 100 erlaubt ist. Die Temporeduktion macht in jedem Fall Sinn, weil Reaktionszeiten konstant sind, Reaktionswege aber stark von der Geschwindigkeit abhängig. Das heißt, je geringer die Geschwindigkeiten, desto größer ist die Chance, dass die richtige Reaktion rechtzeitig erfolgt, d. h. bevor es zu einem Zusammenstoß kommt. Bremszeiten und Bremswege sind überproportional länger je höher die Geschwindigkeit ist, da macht also eine Temporeduktion noch mehr Sinn!
In Frankreich wurde vor ein paar Monaten das generelle Tempolimit auf Landstraßen von 90km/h auf 80km/h reduziert.
In Deutschland gilt nach wie vor 100 km/h.
Und wie bereits weiter oben erwähnt erkennen die Straßenverkehrsbehörden bei der Einmündung von rechts in Minute 8:17 sogar die Notwendigkeit hier eine Temporeduktion auf 70 km/h anzuordnen. https://youtu.be/77ybHY15wCo?t=497 Allerdings steht das Schild viel zu dicht an der Kreuzung, so dass es für den Fahrer eines Fahrzeuges schon von sehr weit weg erkannt werden müsste, um zu reagieren (Reaktionsweg, bei Tempo 100 sind das 30m pro Sekunde) und den Abbremsvorgang vorzunehmen.
Wie DMHH schon sagte, müsste eigentlich ein Schild folgen, dass die Geschwindigkeitsbegrenzung wieder aufhebt, oder sie erneut anzeigt, je nachdem was gewollt ist. Es folgt aber nur bei Minute 9:18 ein nicht offizielles sehr großes Verkehsschild, das ein Handy zeigt und den Text "tipp, tipp, tot".
https://youtu.be/77ybHY15wCo?t=558 Ob das Schild dazu beiträgt, das weiter 70 statt 100 gefahren wird, wage ich zu bezweifeln. Aber irgendwie fühlten sich auch an dieser Stelle die Verkehrsbehörden verpflichtet, ein Schild aufzustellen.
Und dann gibt es da noch sehr viele weitere Einmündungen auf diese Straße, die in dem Film zu sehen ist. Müsste dort nicht auch jeweils das Tempo auf 70 km/h reduziert werden?
Mein Vorschlag lautet: Tempo 60 als generelles Tempolimit auf allen Landstraßen. Das verkürzt erwiesenermaßen die Reaktions- und Bremswege, sorgt also ganz objektiv für mehr Sicherheit. Mein zweiter Vorschlag lautete ausreichend breite Radfahrstreifen mit einer Rüttel-Linie abzutrennen, so dass Autofahrer spätestens dann, wenn sie mit dem rechten Rad auf die Linie fahren, darauf durch Rütteln aufmerksam gemacht werden.
Zusätzlich zu dieser objektiv belegbaren Verbesserung der Sicherheits-Situation für Radfahrende entsteht eine subjektiv wahrgenommene Verbesserung der Sicherheitssituation bei sehr vielen Radfahrern, die es andernfalls für zu riskant halten, auf der gezeigten Landstraße (und vergleichbaren Landstraßen) Fahrrad zu fahren.
Die Vorschrift für Radfahrstreifen ist 1,60 m Mindestbreite. (Ich bin weiter oben irrtümlich von 1,50 m ausgegangen.) Wenn man die Situation für Radfahrer richtig gut hinkriegen will, dann müsste die Straße verbreitert werden, so dass auf beiden Seiten mindestens 1,60 m breite Radwege angelegt werden können.
Die andere Möglichkeit wären Schutzstreifen, die haben eine Mindestbreite von 1,25 m, so dass die Straße weniger stark verbreitert werden müsste.
Bei einseitigem Schutzstreifen auf den Steigungsstrecken müsste die Fahrbahn nur ummarkiert werden.
Für die verbleibende Straßenbreite zwischen den Schutzstreifen genügen 5,50 m. Und das genügt deshalb, weil das Tempo auf 60 km/h reduziert wurde. (Siehe oben)
So lange das alles nicht geschehen ist, bleibt die Fahrt auf solchen Landstraßen wie im Film denjenigen Radfahrerinnen und Radfahrern vorbehalten, die sich das zutrauen. Ich bezweifle nicht, dass "Autofahrer vernünftig mit langsamen Verkehrsteilnehmern umgehen können", zumindest die meisten und meistens tun sie das auch. Aber ich halte es für richtig den Autofahrern dabei entgegenzukommen, und ihnen das zu vereinfachen, dass sie sich vernünftig verhalten, indem man sie davon entlastet, bis zu 100 km/h auf Landstraßen zu fahren. Tempo 60 ist genug!
Und wenn man dann noch erreichen will, dass deutlich mehr Menschen die Umwelt schützen und das Rad benützen, dann ist es mit einer Temporeduktion alleine nicht getan. Dann muss auch in diese Richtung eine Einladung ausgesprochen werden und dabei spielen Radwege auf der Straße bzw. je nachdem welcher Aufwand möglich ist, Schutzstreifen eine wichtige Rolle.
Also eine Einladung an Autofahrerinnen und Autofahrer: Hier müsst ihr nur Tempo 60 statt 100 fahren.
Und eine Einladung an Radfahrerinnen und Radfahrer: Es ist ungefährlich auf der Landstraße zu fahren, ihr müsst euch nicht über irgendwelche Feldwege quälen.
Für Traktorstreifen, LKW-Streifen, Kleinkraftradstreifen, S-Pedelecstreifen, ängstliche-Autofahrerschutzstreifen, Gegenverkehrsschutzstreifen, Kurvenschutzstreifen ist in der Regel zu wenig Platz und es wäre zu teuer und aufwendig die anzulegen. Mofastreifen braucht es nicht, denn die dürfen bereits heute außerorts Radwege benutzen. Alleebaumschutzstreifen? Aber natürlich!! Aber da fährt niemand drauf rum.
Fußgängerwege bitte nicht vergessen! Allerdings nur dort, wo sehr starker Fußgängerverkehr herrscht. Ansonsten Radfahrstreifen, bzw. Schutzstreifen-Mitbenutzung.