Hat wer hier im Forum die Anne Will Sendung gestern Abend auf ARD gesehen?
Was war euer Eindruck?
Ich will es mal so zusammenfassen, wie ich es erlebt habe:
Ein Rapper der von der Moderatorin einfach nur "Smudo" genannt wurde, hat eine App entwickelt, die angeblich verantwortbare weitere Öffnungsschritte ermöglicht, die darüber hinausgehen, die Friseurgeschäfte zu öffnen.
Es wurde sehr viel von Schnelltests gesprochen, die angeblich viele weitere Öffnungen ermöglichen sollen. Wie das genau funktionieren soll, wurde mir nicht so recht deutlich.
Bei Besuchen im Altenwohnheim nehme ich derzeit wöchentlich an einem Test teil, bei dem recht unangenehm im Rachenraum und in der Nase rumgestochert wird und dann ca. 10 - 15 Minuten gewartet werden muss, um das Ergebnis zu erfahren. Soll das künftig auch für Baumarktbesuche so gehandhabt werden? Wieviel kosten diese Tests? Wer bezahlt die? Drei wichtige Fragen, die unbeantwortet blieben. (Oder habe ich da nicht alles richtig mitbekommen?)
Warum einer der Gäste einfach nur "Smudo" genannt wurde, bleibt mir ein Rätsel. Immerhin wurde in der Sendung so getan als verfüge dieser "Smudo" über die Fähigkeiten und Fertigkeiten eine solche App zu entwickeln, die es ermöglicht, dass das Veranstaltungsgewerbe bald wieder wie früher Veranstaltungen durchführen kann. Wie das dann genau geschehen soll, wurde nicht deutlich.
Bin ich zu bieder veranlagt, wenn ich die Erwartung habe, dass eine solche App von jemandem entwickelt und vorgestellt wird, der nachweisbar ein Experte auf seinem Gebiet ist. Und dass sie von jemand vorgestellt wird, der seriöser wirkt als ein Band-Leader mit dem Künstlernamen "Smudo"?
Beim Googeln nach Corona-Schnelltests - die Sendung legte diese Idee ja irgendwie nahe - tauchte sehr häufig das Banner auf:
"Dieser Artikel ist zur Zeit nicht lieferbar".
War das der "heimliche Lehrplan" der Anne Will - Sendung?
Die totale Hoffnungslosigkeit vermitteln, um deutlich zu machen:
Lasst alle Hoffnung fahren, ihr seid am "Ar..." und zwar so was von.
Was noch hängen geblieben ist:
Frau Leutheusser-Schnarrenberger (FDP-Politikerin und frühere Bundesjustizministerin) fordert Öffnungen aber nicht einfach so, sondern verbunden mit Maßnahmen:
Mit diesen Maßnahmen zusammen, und da gehören die Schnelltests dazu. Schnelltests, selbst durchzuführende Tests, muss man sehen, was ist auf dem Markt, was ist zugelassen usw." (ab Minute 5:40)
Und an einer anderen Stelle, die ich jetzt leider nicht wiederfinde, sagte Frau Leutheusser Schnarrenberger, dass es ihr wichtig sei, eine App (eine App, das betonte sie und nicht fünfzehn oder zwanzig oder dreißig verschiedene Apps) auf ihrem Handy zu haben, die ihr sagen könne, ob sie in dieses oder jene Restaurant, dieses oder jenes Kino, dieses oder jenes Konzert gehen könne oder nicht.
Apps habe ich bisher immer nur im Plural wahrgenommen, frei nach dem Schema "je mehr desto gut". Was Frau Leutheusser-Schnarrenberger da fordert ist ein Kulturbruch.
Zum Nachsehen und -hören:
https://daserste.ndr.de/annewill/Die-g…newill6902.html
Nach ca. einer halben Stunde bin ich zum Spätkauf und habe mir ein alkoholfreies Bierchen beim Nachtspaziergang gegönnt. Um den zugetexteten Kopf wieder klar zu kriegen.
Zum Glück blieben die Alpträume aus, die ich befürchtete: Ich steige in die Stadtbahn und weil ich die falsche App (oder das falsche Handy) dabei hatte, traf mich der Eliminieren-Blitz, so dass ich tot rückwärts wieder rausfiel.
Sehe ich dass alles zu negativ?