Beiträge von Ullie

    Für mich ist die maßgebliche Differenz zwischen Deutschland und den Niederlanden nicht die unterschiedliche Infrastruktur, sondern die vollkommen entspannte Haltung der Niederländer beim Umgang mit dem Thema "Unfallrisiko beim Radfahren". Das Thema findet in der Öffentlichkeit so gut wie nicht statt, und wenn doch ausnahmsweise über Unfälle berichtet wird, dann stets unter Würdigung der tragischen Umstände des Einzelfalles.

    Bist du denn sehr regelmäßig in den Niederlanden und sprichst die Sprache gut?

    Ich war noch nicht so oft da und spreche auch die Sprache nur sehr wenig.

    Allerdings hatte ich ziemlich schnell diesen Film beim Googeln gefunden:

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    Darin geht es um einen Pedelec-Lehrgang für über 50-Jährige. Das Thema Unfallgefahr bei Fahrrädern ist also schon ein Thema das vorkommt.

    Im Video-Begleittext heißt es:

    "Eindhovener über 50 können diese Woche üben, wie man sicher mit dem E-Bike fährt.

    Grund: Die Zahl der Unfälle mit Elektrofahrrädern nimmt zu, häufig sind ältere Menschen die Opfer."+

    Sehr entspannend, da stimme ich dir zu, finde ich, dass alle Teilnehmer an dem Kurs ohne Helm fahren und auch keine Warnwesten tragen. Während hier in Deutschland kaum ein Bericht über Pedelecs zu lesen ist, bei dem nicht das Helmtragen empfohlen wird.

    So richtig ätzend ist im Vergleich dazu der Film über einen vergleichbaren Kurs vom ACE in der Nähe von Berlin.

    Das Intro besteht aus grausamen Schockbildern von Fahrradunfällen. Das Helmtragen wird propagiert. Immerhin wurden die Teilnehmer*innen anscheinend nicht zum Westentragen verpflichtet. Dafür werden sie in der Sendung zum Teil regelrecht vorgeführt. Pechschwarze Pädagogik.

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    (andernfalls würde die Redaktion vielleicht mal auf den Trichter kommen und darüber nachdenken, was es bedeutet, wenn die Zahl der Radfahrer schneller steigt als die der radelnden Verkehrsopfer, und vor allem die naheliegende Schlussfolgerung daraus auch entsprechend kommunizieren)

    Ob es für andere Bundesländer auch zutrifft, habe ich jetzt nicht überprüft, in Niedersachsen aber ist die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Radfahrer zurückgegangen:

    "In Niedersachsen sind 2020 mit insgesamt 51 Personen rund 30 Prozent weniger Fahrradfahrende tödlich verunglückt als im Vorjahr (2019: 73). 22 von ihnen nutzten ihr Pedelec, als es zu dem tödlichen Unfall kam. Insgesamt waren von den 51 Radfahrenden 32 im Alter von 65 Jahren und älter. Minister Pistorius: „Auch in diesem Jahr liegt der Schwerpunkt in der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit auf dem Radverkehr."

    https://www.polizei-nds.de/verkehr/verkeh…020-114506.html

    Dagegen erweckt der swr-Beitrag den Eindruck, dass immer mehr Radfahrer bei Unfällen getötet werden. https://www.ardmediathek.de/video/betrifft…XgvbzE0NzU3NzA/

    Gleichzeitig ist die Zahl der bei sogenannten "Baumunfällen" getöteten Autofahrer gestiegen:

    "Auch die Zahl der bei Baumunfällen schwer und leicht verletzten Personen ist gesunken: 2020 gab es 710 Schwerverletzte (2019: 762). Die Zahl der Leichtverletzten sank von 1.468 auf 1.328 (-9,5 Prozent). Dagegen ist die Anzahl der bei diesen Verkehrsunfällen tödlich verunglückten Personen auf 121 Personen gestiegen (2019: 120). Minister Pistorius: „Damit sind rund ein Drittel aller Verkehrsunfalltoten in Niedersachsen im vergangenen Jahr bei den sogenannten Baumunfällen ums Leben gekommen. Wesentliche Gründe waren Fahrfehler sowie nicht angepasste Geschwindigkeit."

    Zum Vergleich mit dem Fahrradfilm vom swr hier ein Link zu einer Sendung von Autobild zum Thema Baumunfälle:

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    Man könnte ja annehmen, dass ein Filmbeitrag zum Thema "Baumunfälle" mit ähnlich krassen Bildern aufwartet, wie die von verletzten Radfahrer*innen in dem swr-Film.

    Das ist aber ganz und gar nicht so. Stattdessen fokussiert der Film das Thema darauf, dass Crashtests gezeigt werden und stabilere Autos gebaut werden müssten, die den Insassen einen größeren Unfallschutz bieten. Und an Landstraßen, dass ist die andere Forderung, dürften keine Bäume mehr gepflanzt werden. "Im Falle eines Unfalles würden Büsche zum Beispiel besser bremsen.", heißt es in dem Auto-Bild-Video." (Minute 5:05. Kein Wort davon, dass Büsche keinen Schatten spenden wie Bäume das tun und von dem gerade auch Radfahrer*innen und Fußgänger*innen erheblich profitieren.

    Besonders krass ist diese Aussage bei Minute 2:05 von 5:22 "Eine Geschwindigkeit von 80 km/h ist richtig hoch." Kein Wort davon, dass auf Landstraßen ein viel zu hohes generelles Tempolimit von 100 km/h gilt. An einer Stelle werden ganz kurz Assistenzsysteme erwähnt. (Minute 0:59) Angeblich sind diese Assistenzsysteme nur dazu da, Sicherheit zu "suggerieren".

    Was zeigt der Vergleich? Autofahren-Sicherheitsprobleme löst man durch stabilere Karosserien und Verzicht auf Straßenbäume. Auf Schockbilder wird verzichtet. Die naheliegendsten Maßnahmen, Tempo drastisch reduzieren und wirksame Assistenzsysteme einbauen, die automatisch verhindern, dass schneller gefahren werden darf, als erlaubt, werden nicht erwähnt. Vielmehr werden Assistenzsysteme als reines Surrogat bezeichnet.

    Aber kann diese Vorgehensweise des Autobild-Films ein Muster dafür sein, über Unfall-Gefahren beim Radverkehr zu informieren? Ich fürchte Nein.

    Natürlich besteht die Gefahr, dass die gezeigten Gesichter, die durch die Unfallfolgen übel zugerichtet sind, Menschen davor abschrecken, Fahrrad zu fahren. Aber es wäre meines Erachtens falsch, den Filmproduzenten des swr-Beitrags zu unterstellen, sie wollten damit Menschen davon abhalten Fahrrad zu fahren. Ich erkenne vielmehr die Absicht, damit Verbesserungen für den Radverkehr durchzusetzen, die auch beinhalten, dass die Autoverkehrsinfrastruktur zurückgebaut wird und niedrigere Tempolimits durchgesetzt werden.

    Trotzdem kannst du nicht in einer Kika-Sendung dazu auffordern, benutzungspflichtige Radwege einfach zu ignorieren.

    Im übrigen wird in dem Film darauf aufmerksam gemacht, dass Radwege kritisch zu bewerten sind.

    Es werden auch nicht Radwege überall gefordert.

    Das ist ganz gut gelungen, indem der Fahrradkurier in den Film eingebaut wurde, der zeigt, dass Fahrbahn-Radfahren möglich ist.

    https://www.ardmediathek.de/video/betrifft…XgvbzE0NzU3NzA/

    Gefährliche Fahrt - Wie kann der Radverkehr sicherer werden?

    09.06.2021, SWR Fernsehen

    "Immer mehr Menschen steigen um: aufs Fahrrad, Pedelec oder E-Bike. Gut fürs Klima. Die Kehrseite des Booms: Es verunglücken auch immer mehr Radfahrende im Straßenverkehr, viele sogar tödlich. Woran liegt das? Wie liesse sich der Radverkehr sicherer machen?"

    Vorgestellt wird unter anderem der Einsatz eines "Sensobikes" mit dem Daten gesammelt werden, die über Gefährdungen für Radfahrer.

    Tenor des Filmes: Es würden deutlich mehr Menschen Fahrrad fahren, wenn eine sichere Radverkehrsinfrastruktur zur Verfügung steht.

    Das bedeutet, wenn ich bei grün eine Kreuzung überquere, habe ich einfach Pech gehabt, wenn mir von rechts ein Radfahrer in die Rippen fährt?

    Warum sollte dir ein Radfahrer in die Rippen fahren? Fährst du, wenn du mit dem Rad unterwegs bist, Fußgänger an?

    Ampeln sind doch vor allem zu dem Zweck gebaut, Autoverkehr mit möglichst hohen Geschwindigkeiten zu ermöglichen. Das funktioniert dann, wenn ich Fußgängern klar mache, dass die Fahrbahnen für sie komplett tabu sind, sozusagen Todesstreifen.

    Am perfektesten verwirklicht auf Autobahnen. Gelegentlich habe ich den Verdacht, dass manche Autofahrer nur deshalb Autobahnen ohne Tempolimit wollen, weil sie meinen, mit den unbegrenzt hohen Geschwindigkeiten noch effektiver Eindringlinge abwehren zu können als das bei Tempo 130 oder 120 oder 100 ohnehin schon der Fall ist.

    Da geht es nicht um rationale Erwägungen oder Umweltschutz-Fragen, da geht es in Wirklichkeit um Revierverhalten. Autofahrer verhalten sich wie Tiere, die "Artfremde" nicht den Zutritt gestatten.

    In Ortschaften und Städten funktioniert das nicht so ohne weiteres. Die Anzahl der Fußgänger*innen ist zu hoch. Ampeln werden deshalb gebaut, damit Fußgänger*innen verdeutlicht wird: Ihr seid tot, wenn ihr es wagt außerhalb der Ampelfurt, außerhalb der Grünphase die Fahrbahn zu betreten. Und wenn einer von euch Fußgänger*innen es trotzdem wagt und bei dem Versuch umkommt, dann werden alle sagen: Wie kann die Person auch nur so blöd sein, bei Rot über die Kreuzung zu gehen. Oder wie kann die Person nur so blöd sein, außerhalb der ampelgesicherten Fußgängerfurt die Straße überqueren zu wollen.

    Fahrradfahrer*innen sind deutlich langsamer unterwegs. Ein halbwegs gut trainierter Läufer ist so schnell wie viele Alltags-Durchschnittsradfahrer. Die Zeit zu reagieren ist länger, die Bremswege sind kürzer. Und die Gefahr bei einem Zusammenstoß mit einem Fußgänger sich selbst erheblich zu verletzen ist bei einem Radfahrer deutlich höher als bei einem Autofahrer. Und die Trefferfläche ist kleiner. Alles Gründe, warum ich mich nicht übermäßig davor fürchte, dass mir ein Radfahrer in die Rippen fährt. Auch dann nicht, wenn ich bei Grün auf einem Fußgängerüberweg über die Fahrbahn gehe und anschließend noch einen Radweg ohne Ampelsicherung quere.

    Eine Kombination aus Rad- und Fußverkehr kommt ohne Ampeln aus, auch bei einem recht hohen Verkehrsaufkommen. Wenn Autos dazu kommen, besonders dann, wenn die höhere Geschwindigkeiten fahren wollen oder fahren können sollen, dann werden Ampeln notwendig. Etwas Sorge bereitet mir die zunehmende Anzahl von Pedelecs. Möglicherweise ist 25 km/h eine zu hohe Geschwindigkeit bei der die Tretkraftunterstützung abgeriegelt wird.

    Für diejenigen Radfahrer*innen, die aufgrund ihrer körperlichen Fitness hohe Geschwindigkeiten fahren können, muss ebenso wie es für die Speed-Pedelec-Fahrer bereits jetzt die Möglichkeit geschaffen werden, die Fahrbahn zu benutzen. (=Aufheben der Radwege-Benutzungspflicht.) Jedoch darf das nicht auf Kosten der Radwege-Qualität gehen, dort wo Fahrradwege oder Radfahrstreifen weiter ihre Berechtigung haben.

    Wo alle Verkehrsteilnehmer zuverlässig (!) mit niedrigen Geschwindigkeiten (15 - 30 km/h max.) unterwegs sind, sind nur dort Ampeln und ggf. Fahrradwege notwendig, wo sehr hohe Verkehrsmengen zu managen sind.

    Es ist soweit ich's verstanden habe auch relevant, ob die Fußgänger noch eine Aufstellfläche zwischen Fußgängerfurt und Radweg haben. Die gibt es hier.

    Ergo: Kein Rotlichtverstoß. Die Verkehrsführung ist trotzdem ne Katastrophe. Einfach auf der Fahrbahn fahren...

    Das mit dem "einfach Fahrbahn fahren" ist eine Sache, die du in einem Kika-Fernsehbeitrag so nicht bringen kannst.

    In Minute 12:16 fährt Eric zunächst auf der Fahrbahn. Erlaubterweise, denn es gibt keinen benutzungspflichtigen Radweg. Dann wechselt er von der Fahrbahn auf den Radweg.

    Das was Eric und der Fahrradkurier dazu sagen ist nicht ganz eindeutig. Man könnte meinen, dass sich Radfahrer an dieser Stelle aussuchen können, ob sie weiter auf der Fahrbahn fahren oder auf den Radweg wechseln.

    Allerdings ist der Radweg benutzungspflichtig. Man kann das in dem Film sehen bei der angegebenen Zeit. Eine echte Wahl gibt es also nicht für den Radverkehr. Und in einer Kika-Sendung macht es sich nicht gut, ein ordnungswidriges Fahrverhalten zu propagieren.

    Auch wenn die ganze Problematik mit benutzungspflichtigen Radwegen und Angebotsradwegen nicht dargestellt wird, wird doch immerhin das Problem angesprochen, dass viele Radwege nicht in Ordnung sind.

    Der Fahrradkurier fährt sogar mindestens in einer Straße unerlaubterweise auf der Fahrbahn. Unerlaubt, weil ein benutzungspflichtiger

    Hochbordradweg vorhanden ist.

    Das ist bei Minute 10:30 bis 10:32

    Da fährt der Fahrradkurier durch die Lindenstraße auf der Fahrbahn und passiert unter anderem die Spielothek "Spiel-Kiste". Auf den googlestreetview-Bildern von 2008 kann man sehen, dass der Radweg benutzungspflichtig ist. Kann natürlich auch sein, dass dort inzwischen die Benutzungspflicht aufgehoben wurde.

    Hier der Link zu googlestreetview von 2008:

    https://www.google.com/maps/@50.93459…!7i13312!8i6656

    Vorne rechts im Bild kann man das blaue Radwegschild sehen [Zeichen 241-30] . Und links im Bild das Schaufenster mit dem Schriftzug Spiele-Kiste.

    Und noch eine Sache ist mir aufgefallen:

    In Minute 14:10 zupft Eric an seinem neongelben Radfahrer-Trikot und betont, dass es wichtig ist, Signalfarben anzuhaben.

    Das Outfit des Fahrradkuriers jedoch widerspricht dem, was Eric sagt. Der Fahrradkurier ist komplett in Schwarz gekleidet und er trägt einen schwarzen Helm. (Erics Helm dagegen ist wie sein Trikot neongelb.)

    Und bei 8:59 begeht der Moderator einen qualifizierten Rotlichtverstoß, denn der Richtungspfeil des Signalgebers für den Fahrverkehr war eindeutig rot. Dafür beschwert er sich, dass ihm die Fußgänger in die Quere kommen.

    Das ist kein Rotlichtverstoß, den Eric da begeht, denn das Rotlicht mit dem Richtungspfeil nach Rechts gilt für den Autoverkehr.

    Für den Radverkehr auf dem Radweg, den Eric benutzt, gilt das Rotlicht nicht, denn die Ampel steht links vom Radweg und auf dem Radweg ist an der Stelle keine Haltelinie markiert.

    Das ist die Stelle bei google-Satellitenbild:

    https://www.google.com/maps/place/Neu…904!4d6.9474874

    Und hier bei google-street-view:https://www.google.com/maps/@50.93628…!7i13312!8i6656

    Sehr spannend ist der Rollkoffertransport rechts im Bild der googlestreetview-Aufnahme!

    Allerdings hat Eric nun wirklich keinen Grund sich über die Fußgänger zu beschweren, denn auf die muss er natürlich Rücksicht nehmen. Es ist meines Erachtens eine unklare Verkehrssituation, in der gilt, dass der Stärkere, bzw. derjenige von dem die größere Gefahr ausgeht auf die Schwächeren Rücksicht nehmen muss. Und diese Rolle des Stärkeren hat der Radverkehr.

    In Hannover gibt es auch an mehreren Stellen an solchen Hochbordradwegen wie im Film Ampeln, die links von dem Radweg stehen. Wenn dort eine Haltelinie auf dem Radweg markiert ist, dann muss bei Rot auch der Radverkehr halten. Wenn dort keine Haltelinie markiert ist und die Ampel links vom Radweg steht, dann muss der Radverkehr nicht anhalten. Das ist sehr praktisch, denn so kann der Radverkehr auf dem Hochbordradweg an vielen Stellen weiterfahren, an denen der Autoverkehr auf der Fahrbahn anhalten muss. Kompliziert wird es immer dann, wenn Fußgänger mit Fußgänger-Grün nach dem Queren der Fahrbahn auch den Radweg queren. So wie in dem Film bei der von dir ausgewählten Stelle. Ich sehe an der Stelle den Radverkehr in der Pflicht im Falle von Fußverkehr auch dann zu halten, wenn keine Haltelinie auf dem Radweg markiert ist.

    Manche Fußgänger warten aber trotzdem. Andererseits ist diese Regelung meines Wissens nicht sonderlich unfallträchtig. Und ich hoffe, dass sich alle Radfahrer hinreichend defensiv verhalten, so dass an der Regelung nichts geändert werden muss.

    Auf jeden Fall ist es ein gutes Beispiel für eine Verkehrssituation, bei der nicht sofort jedem 100%ig klar ist, was gilt. Und auch darauf will der Film ja aufmerksam machen.

    Hier ein Beispiel aus Hannover für einen Hochbordradweg mit einer roten Ampel, die links von dem Radweg steht. Der Radfahrer mit dem blau-weiß karierten Hemd ist trotz der roten Ampel nicht wartepflichtig. Wenn allerdings Fußgänger*innen den Radweg kreuzen um die Fahrbahn zu queren, oder nachdem sie gerade die Fahrbahn gequert haben, dann hat der Radverkehr darauf Rücksicht zu nehmen.

    Wir brauchen mehr Kontrollen und härtere Strafen ...

    Warum bestrafen, was sich in vielen Fällen von vornherein verhindern lässt?

    Ab 2022 müssen Neuwagen mit etlichen Assistenzsystemen ausgestattet sein. Darunter auch ein Intelligenter Geschwindigkeitsassistent. Der könnte so programmiert werden, dass er in den meiste Fällen ein Zuschnell-Fahren technisch unterbindet. Auch eine Blackbox soll kommen, die von der Polizei nach einem Unfall ausgelesen werden kann. Leider ist zu befürchten, dass solche technischen Neuerungen, nicht im vollen Rahmen der Möglichkeiten genutzt werden, um schwere Unfälle von vornherein zu unterbinden.

    Die Autolobby versucht hier Freiheitsrechte geltend zu machen, und verharmlost die Gefährlichkeit des Autoverkehrs.

    doch, der ist schlecht.

    allein der Melonentest disqualifiziert den gesamten Beitrag.

    Man muss sich ja nun schon fragen, warum dann in Holland, keine 10sek nach dem Melonentesteinspieler, nicht massenweise leute mit zerplatzten Köpfen auf den Radwegen herumliegen. Denn zum hinfallen brauch ich dann doch nicht zwingend einen Unfallgegner "auto", da reicht ein Bordstein...

    Immerhin kommt in dem Film die 12-jährige Dunja aus den Niederlanden sehr ausführlich zu Wort (ab 16:20) und begründet, warum man zum Fahrradfahren keinen Helm tragen muss. Das ist dann eingebettet in die "Legende" vom vorbildlichen Fahrrad-Paradies Niederlande, wo nach den Erfahrungen von meinen wenigen Reisen in die Niederlande allerdings längst nicht überall diese oft gepriesenen paradiesischen Verhältnisse für den Radverkehr vorherrschen.

    Was vermutlich zum Thema Helmtragen bei vielen hängen bleiben wird:

    Radfahren in Deutschland ist so gefährlich, dass man besser einen Fahrradhelm trägt. Es könnte allerdings mit der notwendigen Kraftanstrengung der Verkehrsplaner der Radverkehr sicherer gemacht werden, so dass man auch hierzulande wie in den Niederlanden ganz selbstverständlich ohne Helm Fahrrad fährt.

    Auch wenn ich nicht mit allem zufrieden war, was ich in den Niederlanden diesbezüglich vorgefunden habe, das Radfahren hat dort einen erkennbar höheren Stellenwert.

    Und in dem PUR+ Film wird nicht nur das Helm tragen vorgestellt, sondern auch das Fahrradfahren ohne Helm.

    Da sag ich mal das Glas ist halbvoll und nicht halbleer.

    So schlecht ist der Film von PUR+ nun auch wieder nicht. Warum allerdings nicht darauf hingewiesen wird, dass es oft sicherer ist, innerhalb von dem Straßenbahn-Gleispaar zu fahren als rechts daneben, kann ich nicht verstehen. Andererseits ist für sehr viele RadfahrerInnen zumindest in Westdeutschland und im ländlichen Raum das Verkehrsmittel Straßenbahn ohnehin ein "unbekanntes Wesen".

    https://www.zdf.de/kinder/purplus…fahren-100.html

    Die vielen gezeigten "Radinfrastruktur-Bausünden" sind ja nun mal leider vorhanden. Es ist doch gut, dass darauf aufmerksam gemacht wird.

    80 km/h auf Landstraßen fände ich in Ordnung. KFZ-Verkehr soll möglichst nicht von der Autobahn auf Landstraßen oder Ortschaften verlagert werden.

    Diese Gefahr sehe ich ganz und gar nicht. Landstraßen mit Tempo 60 müssen keinen hohen Ausbaustandards genügen. Der Ausbaustandard für Autobahnen mit Tempo 80 wären weiterhin deutlich höher. Allenfalls könnte man die Autobahnen mit etwas kleineren Kurvenradien bauen, wenn dort grundsätzlich Tempo 80 max. gilt.

    Autobahnen wären weiterhin kreuzungsfrei. Und sie würden weiter bevorzugt benutzt werden vom Autoverkehr.

    Tempo 80 auf Autobahnen würde den Verkehrsfluss deutlich verstetigen. Autonomes Fahren könnte dort vermutlich deutlich schneller verwirklicht werden. Und das alles ohne zusätzlichen Investitionen.

    Und gleichzeitig verbessern sich die Voraussetzungen für den Ausbau des Eisenbahnverkehrs. Und zwar nicht für extrem kostspielige Hochgeschwindigkeitsstrecken, sondern für Eisenbahnverkehr mit moderaten Geschwindigkeiten, mit dem viele (oft nur scheinbar schnelle) Autofahrten ersetzt werden können.

    "Man kann ziemlich sicher sein, daß die Vielzahl an elektronischen Kontakten in Echtzeit, deren Netz sich vom nächsten Stockwerk bis über en Rund des Globus spannt, früher oder später zu einer Explosion des physischen Verkehrs führen wird. Denn elektronische Kontakte erweitern den Aktionsradius ganz ungemein und werden häufig genug den Wunsch nach persönlicher Begegnung hervorbringen. Anders gesagt: wenn nicht die Steigerung der elektronischen Raum-Zeit-Verdichtung mit einer Begrenzung der mechanischen Raum-Zeit-Verdichtung einhergeht, dann stehen historisch neue Verkehrslawinen ins Haus."

    Wolfgang Sachs: Die Überholspur verlassen

    Über die Zusammenhänge von Geschwindigkeit und Ökologie, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, 1998

    https://epub.wupperinst.org/frontdoor/deli…e/596_Sachs.pdf

    Dieses Zitat weist auf eine große Gefahr der zurückliegenden Pandemie-Monate hin, die einzusetzen droht, wenn das Pandemie-Geschehen weiter nachlässt. Ich fürchte ohne steuerndes Eingreifen wird es einen "Rebound-Effekt" geben, der die Chancen für eine Klima- und Verkehrswende verschlechtert.

    "FFF-Sprecherin im "ntv Frühstart"

    Grüne "werden Klimaschutz-Anspruch oft nicht gerecht"

    Die Grünen gelten allein schon historisch als die Klima-Partei und stellen Klimaschutz zentral in ihren Wahlkampf. Die "Fridays for Future"-Sprecherin Carla Reemtsma erklärt im "ntv Frühstart", warum selbst das grüne Programm, insbesondere unter ihren Spitzenpersonen, nicht ausreicht."

    Hier der Link zum ntv-Interview vom 12.6.2021:

    https://www.n-tv.de/mediathek/maga…le22612460.html

    Das Vertrauen der Bürger für eine echte Klimapolitik kommt dann, wenn die Parteien aufhören, sich "schlammschlachtmäßig" über Klimapolitik zu streiten. Statt dieser "Schlammschlachten" fordert Carla Reemstma ein echtes Bekenntnis aller Parteien zum Klimaschutz.

    (Minute 4:30 von 10:10 in dem verlinkten Interview.)

    Carla Reemtsma kritisiert die Grünen dafür, dass sie keine ambitionierteren Ziele für das Bundestagswahlprogramm formuliert haben. (Minute 7:45 von 10:10) Laut Carla Reemstma ist das grüne Parteiprogramm nicht ausreichend, um das 1,5°-Ziel zu erreichen.

    Eine Wahlempfehlung für die Grünen gibt FFF nicht. Vielmehr betont Carla Reemstma, dass Fridays For Future überparteilich dafür arbeitet, dass Bewusstsein für die Notwendigkeit einer effektiven Klimapolitik in der Bevölkerung zu verankern. (Minute 9:10 von 10:10)

    Für den kommenden Freitag (18.6.2021) kündigt Carla Reemstma einen Klima-Streik-Freitag an. In Hannover ist das Treffen dafür um 12:30 auf dem Opernplatz. https://fridaysforfuture-hannover.de/2021/05/31/end…er-klimastreik/

    "Der Parteitag lehnte auch einen Vorstoß für ein Tempolimit auf Landstraßen mit großer Mehrheit ab. Demnach sollte außerhalb geschlossener Ortschaften ein generelles Tempolimit von 70 Kilometern pro Stunde greifen. Stattdessen votierte der Parteitag für das vom Bundesvorstand vorgeschlagene Tempolimit von 130 Kilometern pro Stunde auf Autobahnen, ohne neue Vorgaben für Landstraßen." An diesem Wochenende beschließen die Grünen ihr Bundestagswahlprogramm. Das Zitat ist aus der Berliner Zeitung vom 11.6.2021 https://www.berliner-zeitung.de/news/gruene-ge…assen-li.164705

    Offensichtlich schreckt die Partei Bündnis 90/Die Grünen aus wahlkampftaktischen Gründen davor zurück, die tatsächlich notwendigen Änderungen für eine wirksame Verkehrswende ins Bundestagswahlprogramm zu schreiben. Wobei ich Tempo 70 auf Landstraßen immer noch für zu schnell halte, stattdessen ist Tempo 60 eine Geschwindigkeit, die für den flächendeckenden ÖPNV auch im ländlichen Raum eine sehr viel bessere Rahmenbedingung darstellt.

    Auf Autobahnen ist ein generelles Tempolimit von 80 km/h die Chance, den vorhandenen Verkehr ökologisch vorteilhafter abzuwickeln und ein stressfreieres Fahren zu ermöglichen.

    Ein generelles Tempolimit von 60 km/h auf Landstraßen und 80 km/h auf Autobahnen würde mit minimalen Investitionskosten umgesetzt werden können. Und langfristig würde durch die deutlich längere Haltbarkeit der vorhandenen Infrastruktur immense Kosten eingespart werden können. Der geradezu gebetsmühlenartig vorgetragene Behauptung der Parteien, die Verkehrswende sei extrem kostspielig, wird gebetsmühlenartig von den Parteien vorgetragen. die eine echte Verkehrswende verschleppen. Deutlich niedrigere Tempolimits auf Autobahnen, auf Landstraßen und in der Stadt aber erfordern keine kostspieligen Investitionen sondern vor allem die Bereitschaft leicht verwirklichbare Maßnahmen umzusetzen.

    So wie es jetzt aussieht wird jedoch keine Partei zur Bundestagswahl im Herbst 2021 antreten, die es wagt, die für eine nachhaltige Mobilitätswende notwendigen Änderungen in ihrem Parteiprogramm zur Bundestagswahl anzukündigen.

    "Mit Tempo 200 durch die Innenstadt

    Gegen mehrere Fahrer leitete die Polizei Verfahren ein, weil sie zu schnell und zu laut unterwegs gewesen seien. Ein weiterer Fahrer entzog sich einer Kontrolle. Das Auto sei in Kurven gedriftet und mit Tempo 200 im Innenstadtbereich unterwegs gewesen. Eine Verfolgung sei nicht möglich gewesen, ohne Unbeteiligte zu gefährden, so die Polizei."

    NDR vom 10.6.2021

    https://www.ndr.de/nachrichten/ni…toposer162.html

    Bei den gegebenen technischen Möglichkeiten mutet es mittelalterlich an, dass solche gemeingefährlichen Rasereien nicht gleich von vornherein unterbunden werden, wie es mit einem verbindlichen ISA möglich wäre. Stattdessen ist die Polizei gezwungen, auf eine Straftäter-Verfolgung zu verzichten, um keine Passanten zu gefährden.

    "Man spreche sich nicht gegen eine grüne Kanzlerschaft aus, sondern gegen eine Regierung die Ziele über Verbote und Vorschriften erreichen wolle, "statt sich auf die Marktkräfte der sozialen Marktwirtschaft zu berufen", sagte der Pressesprecher der INSM."

    So steht es in dem von Schlau Meyer verlinkten WAZ-Artikel. https://www.waz.de/politik/baerbo…d232510513.html

    Ein weiterer Versuch, die Grünen als "Verbotspartei" zu charakterisieren.

    Ist es tatsächlich so, dass eine Partei im politischen Wettbewerb nicht bestehen kann, wenn es dem politischen Gegner gelingt, sie als Verbotspartei hinzustellen?

    Ich halte es für unrealistisch, Autofahrer in absehbarer Zeit dazu zu bringen, bei zu breitem Fahrzeug auf das Parken zu verzichten. Deshalb müssen die Parkplätze leider breiter werden. Wichtig ist aber, dass die Parkplätze von der Kommune reduziert werden, wenn dadurch zu wenig Fahrbahn übrig bleibt.

    Ich halte es für völlig unrealistisch, es immer weiter in die falsche Richtung laufen zu lassen, so dass die Fahrzeuge immer breiter, immer schwerer und immer schneller werden.

    Leider reagiert die Verkehrsverwaltung so, dass die Autofahrer ermuntert werden, immer noch größere Autos zu kaufen:

    radverkehrsforum.de/attachment/15661/

    Hier der streetview-Link zu der Stelle: https://www.google.com/maps/@52.37009…!7i13312!8i6656

    In der Marienstraße hat die Polizei Schilder anbringen lassen mit der Aufforderung "Spiegel einklappen". Dabei hat die Marienstraße in dem Abschnitt mehrere Fahrspuren je Richtung. Ist also breit genug. Begründung der Polizei: Sie haben keine Lust so oft Unfallaufnahmen mit abgefahrenen Spiegel zu machen.

    Die Schilder führen aber dazu, dass Autofahrer beim Parken immer weiter auf den auf den benutzungspflichtigen Radweg vorrücken. Das wird von der Polizei in Kauf genommen. Hauptsache keine Unfallaufnahmen mit abgefahrenen Spiegeln machen müssen. :(

    Tempo 30 Reduktion auf der Fahrbahn? Bislang Fehlanzeige. Dabei würde Tempo 30 auch die Anzahl der abgefahrenen Spiegel reduzieren.

    Meine Befürchtung:

    Die Autos werden noch breiter und Spiegel durch Kameras ersetzt, die nicht so weit abstehen und deshalb seltener abgefahren werden. Und keiner traut sich, geringere Grenzwerte für Fahrzeuge festzulegen. :rolleyes:

    Doppelt gemoppelt hält besser?

    Wenn da ohnehin kein Fahrzeug langfahren darf, dann kann man sich das Fußwegschild doch eigentlich sparen?

    Oder man nutzt es, um ein [Zusatzzeichen 1022-10] dazu zu hängen. Schließlich ist dieser Streckenabschnitt in der Straße Ratswiese ein wichtige und viel genutzte Verbindung, um vom Leineufer auf die Wunstorfer Straße zu kommen.

    Oder sollte man es besser so ausschildern:

    Aber dann nehmen vielleicht die Radfahrer*innen zu wenig Rücksicht auf den Fußverkehr?

    Das google-Satellitenfoto zeigt die Stelle ohne Baustelle:

    https://www.google.com/maps/@52.37873…t/data=!3m1!1e3

    Diese Baustellenausschilderung verbietet ebenfalls die Fahrbahn-Fahrt und ermöglicht stattdessen die Mitbenutzung des Fußwegs durch den Radverkehr:

    Wenn ich das richtig sehe ist auf der Fahrbahn eine Einbahnstraße und in Gegenrichtung nicht zu befahren. Da der Radweg endet, bleibt nur ein Gehweg. Bei [Zeichen 239] [Zusatzzeichen 1022-10] muss man Schrittgeschwindigkeit fahren, wäre also auch nicht deutlich schneller.

    Habe mich noch mal direkt vor Ort umgesehen. Dort hat sich inzwischen etwas verändert:

    Das Schild [Zusatzzeichen 1012-32] wurde ersetzt durch [Zeichen 239] + [Zusatzzeichen 1022-10] .

    Und ich finde das gut so!

    Ja, es gibt einzelne Fahrradfahrer*innen, die fahren bei so einer Ausschilderung zu schnell und zu unvorsichtig. Aber deswegen sollte man nicht grundsätzlich auf eine solche Ausschilderung verzichten. Schließlich gibt es auch beispielsweise Verkehrsberuhigte Zonen, in denen der Fahrzeugverkehr zu schnell unterwegs ist. Deswegen würde doch auch niemand auf die Idee kommen, grundsätzlich keine Verkehrsberuhigten Zonen mehr auszuschildern.