Malte, ich kann Deinen Frust verstehen, glaube jedoch, dass Du aus Deinen Problemen die falschen Schlüsse ziehst.
Zum Einen gehst Du davon aus, dass Radwege irgendwie doch sicherer sind als die Fahrbahn. Diesem Trugschluss bin ich auch lange erlegen, weil es sich halt sicherer anfühlt. Das liegt daran, dass man Gefahren, auf die man einen Einfluss zu haben glaubt, eher unterschätzt, und Gefahren, denen man sich hilflos ausgesetzt führt, überschätzt. Das ist auf Radwegen und Fahrbahnen der Fall. Auf Radwegen muss ich nur gut genug aufpassen (und die Autos sind auch weit weg), um sicher zu sein, auf Fahrbahnen kann ich nur hoffen, dass die Kraftfahrer mich sehen (und die sind auch noch ganz dicht dran). Am Ende das Tages ist es jedoch genau umgekehrt. Es fühlt sich nur nicht so an.
Ich beschäftige mich nun nicht erst seit Gestern mit dem Thema, und mir konnte noch niemand einen Ansatz präsentieren, der mir den Glauben an den sicheren Radweg wiedergben konnte. Man muss sich auch vor Augen führen, dass der überhaupt mögliche Sicherheitsgewinn durch Radweg minimal ist. Der Unfalltyp läuft eben und ferner liefen. Andere, häufigere Unfalltypen werden jedoch wahrscheinlicher.
Nebenbei: Die beiden größten Unfallschwerpunkte im Polizeirevier 27 sind Holsteiner-Hörgensweg und Holsteiner-Baumarktausfahrt. Kieler-Reichsbahnstraße wurde in dem Zusammenhang aber auch genannt.
Zum Anderen haben Deine Unfälle der letzten Zeit gar nichts mit der Sicherheitsproblematik zu tun. Die Autofahrer sind gegen Dich vorgegangen, weil sie Dich für einen minderwertigen Verkehrsteilnehmer halten. Du hat in Ihren Augen nicht das Recht, ihnen, den richtigen Verkehrsteilnehmer, im Weg zu sein. Mit diesem (eingebildete) Vergehen Deinerseits rechtfertigen sie ihr Fahrverhalten.
Ich komme dann nicht auf die Idee, deren Sicht der Dinge anzunehmen, sonder eher zu dem Schluss, dass man da für ein Umdenken sorgen sollte.
Das ist in meinen Augen die Kernaufgabe von Radverkehrspolitik. Radfahrer in den Augen aller zu gleichwertigen Verkehrsteilnehmern zu machen.
Es stellt sich dabei aber auch die Frage, ob man das mit der Forderung nach Sonderlösungen hinbekommt, oder, ob man damit sogar die Diskriminierung zementiert. Wer Sonderlösungen fordert, kann eben eine Sonderstellung bekommen, und die muss nicht zwangsläufig gleichwertig sein.
Hat man gedoch eine vollwertige Stellung als Verkehrsteilnehmer erreicht, lösen sich andere Probleme von allein. Autofahrer werden nicht mehr aggresiv gegen Radfahrer, also nicht mehr als geen andere Verkehrsteilnehmer. Und wenn Radwege gebaut werden, dann sind es keine Alibiradwege, Alibifahrradstraßen, etc mehr, sondern Verkehrswege.
Zum Schluss noch das: Das Meckern sehe ich als eine Art seelesche Hygiene. Radfahrer haben oft das Gefühl, herabgewürdigt zu werden. Um damit klar zu kommen, ist die Unterstützung von Leidensgenossen hilfreich. Man bekommt bestätigt, dass es andere auch so sehen und man nicht vielleicht doch minderwertig ist.