Die Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen von SPD und Grünen ist ja bislang relativ überschaubar, was das Thema Verkehr und Mobilität angeht: SPD und Grüne einigen sich nur auf wenig Neues
Dass es nun eine „provisorische Fahrradspur“ in der erst in diesem Jahrtausend noch autogerecht konstruierten HafenCity geben soll, beziehungsweise dass diese „Fahrradspur“ quasi die größte Neuigkeit ist, Puh, lässt schon erahnen: Dahinter kommt nicht mehr so viel.
Mittelfristig sollen pro Jahr einhundert Kilometer Radverkehrsinfrastruktur gebaut werden. Aber eben nur mittelfristig, denn für realistisch hält man im Rathaus nur 60 bis 80 Kilometer, was immerhin eine Verdoppelung des jetzigen Tempos darstellt. Dabei werden auch die bereits bekannten Rechentricks weiter Anwendung finden: Wenn eine Buckelpiste eine neue Asphaltdecke bekommt, aber trotzdem weiterhin unterhalb der Mindestvorgaben aus den Verwaltungsvorschriften und des gesunden Menschenverstandes bleibt, zählt das trotzdem mit für die Statistik. Wenn eine Buckelpiste nach der Verlegung von Versorgungsleitungen, die sich gerne unterhalb des Radweges befindet, wieder mit den gleichen Pflastersteinen ausgelegt wird, zählt das natürlich auch als Verbesserungsmaßnahme.
Ich frage mich, ob wohl die tatsächliche Entfernung eines Radweges auch in die Statistik einfließt, weil man quasi eine virtuelle Radverkehrsinfrastruktur auf der Fahrbahn geschaffen hat, oder ob die Umschilderung von einem Gehweg in einen benutzungspflichtigen Fuß- und Radweg auch als Maßnahme zählt. Immerhin wird man wohl nicht so frech sein, die temporären Radverkehrsführungen innerhalb von Arbeitsstellen in die Statistik einfließen zu lassen, sonst hätte man angesichts des Einfallsreichtums der Behörden schnell mehrere hundert Kilometer pro Jahr voll.
Es bleibt also dabei: Man möchte gerne mehr Radverkehr, aber bitte nur dort, wo dem Auto kein Platz weggenommen wird.