Beiträge von Malte

    Das ist jetzt etwas kurzfristig, allerdings findet morgen, am 28. Oktober, eine gemeinsame Sitzung der Ortsbeiräte Ortsbeiräte Ravensberg/Brunswik/Düsternbrook und Wik um 19 Uhr in der Hebbelschule statt.

    Es gibt quasi nur einen Tagesordnungspunkt: Die Neugestaltung der nördlichen Kiellinie.

    Es herrscht nämlich seit einigen Tagen Angst und Schrecken unter Kiels Steuerzahlern, dass im Zuge der Neugestaltung der Kiellinie womöglich der Kraftverkehr ausgesperrt werden könnte: Weiter Streit um die Kiellinie-Nord

    Der Sozialdemokratische Oberbürgermeister Ulf Kämpfer wird natürlich nicht müde zu betonen, dass natürlich auch weiterhin Planungsvarianten mit Kraftverkehr geplant würden. Der Unternehmensverband ist auch dabei und möchte ebenfalls gerne keine Teil- oder Vollsperrungen für Kraftfahrer.

    Es gibt inzwischen auch eine Initiative namens „Kiellinie für alle“, die auch sehr aktiv ist und Flyer an Kraftfahrzeuge und ansässige Anwohner verteilt hat. Im Logo der „Kiellinie“ taucht eine lustige Kombination aus Kraftfahrzeugen, Fahrrädern und Fußgängern auf — das Kraftfahrzeug thront natürlich in der Mitte — die aber so auf der Kiellinie gar nicht fahren kann. Ein Lastenrad auf dem Zweirichtungsradweg zu bewegen ist bestimmt ein großes Abenteuer, auf der Fahrbahn nebenan wird man über den Haufen gehupt. Nun ja. „Für alle“ heißt nach meiner Erfahrung auch eher „für Autos“.

    Die Straßenverkehrs-Ordnung sagt in § 2 Abs. 4 S. 4 StVO:

    Linke Radwege ohne die Zeichen 237, 240 oder 241 dürfen nur benutzt werden, wenn dies durch das allein stehende Zusatzzeichen "Radverkehr frei" angezeigt ist.

    Wenn per Zusatzzeichen auf einem Straßenteil eine andere Verkehrsart „freigegeben“ ist, so geht das im Sinne der Straßenverkehrs-Ordnung in der Regel mit absoluter Rücksicht auf die dort einheimische Verkehrsart einher. Das geht soweit, dass eine Freigabe für den Radverkehr auf Gehwegen sogar eine Schrittgeschwindigkeit verursacht.

    Wenn jetzt ein linksseitiger Radweg mit [Zusatzzeichen 1022-10] für den Gegenverkehr freigegeben wird, ist dann dieser radfahrende Gegenverkehr ebenfalls zu einer erhöhten Rücksicht gegenüber dem in der richtigen Richtung fahrenden Radverkehr angehalten? Will sagen, beziehungsweise fragen: Wenn ein relativ schmaler Radweg, der schon für den Einrichtungsbetrieb nicht die geforderte Breite aufweist, für den Gegenverkehr freigegeben wird, wäre dann der Gegenverkehr spätestens im Sinne des Rückfallparagraphen § 1 StVO verpflichtet, ihm entgegenkommenden Radfahrern, darunter beispielsweise Lastenrädern oder Fahrrädern mit Kinderanhänger, Platz zu machen, also abzusteigen, auf den Gehweg zu schieben, wieder auf den Radweg zu schieben und weiterzufahren?

    Das ist ein anderes Thema, aber die Fünf-Prozent-Hürde ist äußerst wichtig für stabile Regierungen und aus den Erfahrungen in Weimar ins GG eingegangen.

    Das ist richtig, ja, und ich will die Hürde auch gar nicht grundsätzlich in Abrede stellen. Mit unserem Wahlrecht haben wir momentan größere Sorgen, die unsere Bundesregierung in diesem Sommer leider nicht so richtig ernst angegangen ist.

    Dennoch empfinde ich es als Teil derjenigen Generation, die nicht primär festgelegt ist auf CDU oder SPD, als schwierig, wenn ich eine der jüngeren, aber kleineren Parteien wähle: Möchte ich bei der Bundestagswahl 2021 noch einmal die Grünen wählen oder vielleicht doch eine der Klimalisten?

    Die Grünen machen nach meinem Dafürhalten zwar sehr viel Werbung mit Umwelt- und Klimaschutz und der Verkehrswende, stellen als Bestandteil der Regierung dann aber sehr schnell fest, dass A 20, A 26 und A 49 dummerweise doch noch durch ökologisch wertvolle Gebiete hindurch fertiggebaut werden muss und das mit der Verkehrswende doch nicht so einfach ist und im Endeffekt wird’s dann die CDU mit einer Sonnenblume drauf. Ich kann auch eine Klimaliste wählen, weiß aber auch: Die werden es niemals über die Fünf-Prozent-Hürde schaffen.

    Gerade wenn ich von der Position einer kleineren Partei überzeugt bin, ist es fatal, sie aus taktischen Erwägungen doch nicht wählen zu können.

    Ich habe das Gefühl, Biden wird auch nur gewählt damit Trump es nicht wird. Einen richtigen Enthusiasmus rund um Biden gibt es aber auch nicht, oder?

    Nein, nach meiner Beobachtung nicht. Man hat wohl wirklich nur die Wahl zwischen „Katastrophal“ und „Nicht ganz so schlimm“.

    Zur Wahl stehen auch noch Jo Jorgensen von der Libertarian Party und Howie Hawkins von der Green Party, die ja quasi dermaßen chancenlos sind, dass eine Stimme für diese Kandidaten tatsächlich verschenkt ist. Das Wahlsystem mit im Endeffekt nur zwei Parteien ist noch nachteiliger als unsere komische Fünf-Prozent-Hürde.

    In einer Woche wird in den Vereinigten Staaten gewählt, unter anderem der künftige Bewohner des Weißen Hauses. Ich lese mir seit Wochen und Monaten jeden Tag gegenteilige Artikel durch, warum Biden quasi nicht verlieren kann oder Trump locker gewinnen wird oder der Supreme Court die Wahl gerne an Trump verschenken möchte und so weiter und so fort.

    Angesichts des Systems der Wahlleute repräsentiert der Wahlsieger ohnehin nicht den Wunsch des Wählers, aber ich habe immer mehr den Eindruck, dass der Ausgang der Wahl mittlerweile geradezu entkoppelt wird vom Wählerwillen, sondern stattdessen mit der Schließung von Wahllokalen in blau zugeneigten Wahlkreisen, der zeitlichen Begrenzung der Auszählung, so dass die zumeist blauen Briefwählerstimmen nicht mehr gewertet werden können, mit Gerrymandering oder Entscheidungen des seit heute noch konservativer orientierten Obersten Gerichtshofes.

    Während wir vor vier Jahren mit Umfragen hantierten, die mit einer Wahrscheinlichkeit von 89 Prozent (?) einen Sieg von Hillary Clinton prognostizierten, haben wir dieses Mal Umfragen an der Hand, die in den meisten wichtigen Staaten einen wesentlichen Vorsprung für Biden berechnet haben, der zudem deutlich komfortabler ist, weil sich die meisten Wähler wohl schon recht eindeutig für einen Kandidaten entschieden haben.

    Aber wenn ich dann Analysen zur Briefwahl lese, dann habe ich nicht den Eindruck, als dieser Vorsprung etwas zu bedeuten hat, wenn beispielsweise die Auszählung abertausender blauer Briefwahlstimmen um Mitternacht gestoppt werden muss.

    Andererseits bin ich bekanntermaßen auch nur ein Pessimist — aber was meint ihr denn eine Woche vor der Wahl, wer da drüben die ehemalige Weltmacht USA künftig leiten wird?

    1) Die Roller "an sich" finde ich gut. Und ich hätte mir immer gewünscht, dass in unseren Städten und Ortschaften Heerscharen von Segway-Rentnern rumdüsen statt Autos, seit ich das erste mal einen Segwayroller gesehen habe. Das war noch vor dem legendären "Kaufhauscop" irgendwo in Tirol. Mit einem Roller zu fahren, ob Segway oder Kinder-E-Roller, daran finde ich nichts Schlechtes.

    Ich weiß noch, dass meine Kommilitonen und ich gleich zu Beginn des ersten Semester im Jahr 2009 unbedingt auf jeweils einen Segway sparen wollten, der damals ja locker ein paar tausend Euro gekostet hat. Die ganze Sache hatten wir ein paar Monate lang durchaus ernster verfolgt, aber im Endeffekt und elf Jahre später bin ich mir beim Segway auch nicht mehr so sicher, ob er wirklich eine Lösung für unsere Verkehrsprobleme gewesen wäre. Der tatsächliche Platzverbrauch während der Fahrt ist ja doch nicht so ganz ohne.

    2) Dass statt dessen die geeigneten Fahrbahnen immer noch fürs Rumfahren von täglich Millionen leerer Beifahrersitze und Rücksitzbänke "reserviert" werden, dafür können die Roller m.M.n. nichts.

    Das möchte ich auch nicht den Rollern anlasten. Aber nach dem, was ich so in den einschlägigen Verkehrsausschüssen und Pressemitteilungen mitbekommen habe, wurden die Roller stets als Teil der Verkehrswende präsentiert. Da wird dann erklärt, Menschen würden statt mit dem Auto künftig mit dem Leihroller zum Bahnhof oder zur Arbeit fahren — was ich für eine einigermaßen absurde Annahme halte. Ich gehe nicht davon aus und kann auch nicht beobachten, dass vom Auto auf den Roller umsteigen, es werden wohl eher Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln eingespart.

    Und ich laste es auch der Politik an, dass man einerseits so begeistert von E-Rollern als angeblichen Schlüssel der Verkehrswende ist, andererseits aber hinsichtlich der Flächenaufteilung auf der Straße mal wieder keine Angebote machen mochte. Stattdessen wurden Roller einfach der ohnehin schmalen Fläche für nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer zugeschlagen, frei nach dem Motto: Hauptsache der Kraftverkehr bleibt unbehelligt.

    Ich hätte es als ehrlicher und als große Chance empfunden, hätte die Politik diese Begeisterung für Roller im wahrsten Sinne des Wortes auf die Straße gebracht und an Hauptverkehrsstraßen jeweils einen Fahrstreifen reserviert für Fahrräder und E-Roller, hätte Seitenstreifen im großen Stil umgewandelt in Parkplätze für Fahrräder und E-Roller, aber nichts davon ist passiert. Stattdessen gurken die E-Roller auf Rad- und Gehwegen herum und Fußgänger dürfen sich mit Bergen geparkter E-Roller herumschlagen.

    Ich beobachte, dass sich Wut gegen die Roller-Verleiher und -Benutzer richtet. Das kann ich angesichts des täglichen Irrsinns auf den Straßen, des Lärms und Gestanks, nicht nachvollziehen.

    Ja, wir haben definitiv zu viele Kraftfahrzeuge in unseren Städten, gar keine Frage. Aber umgekehrt bedeutet das ja auch: Nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer hatten bislang viel zu wenig Platz.

    Und ich empfinde es tatsächlich als unnötige Störung, wenn ich als Fußgänger einen ohnehin engen und teilweise zugeparkten Gehweg nicht nur mit statistisch einem renitenten Gehwegradler teilen muss, sondern sich seit Juni auch noch statistisch zwei Rollerfahrer dazugesellen, denen ich Platz machen muss und die ihre Fahrzeuge dann womöglich aus Spaß auf der nächsten Querungshilfe für Fußgänger abstellen. Das löst bei mir nun wahrlich keine Begeisterung aus.

    Denn es ist eben nicht erlaubt überall dort zu fahren, wo Fahrräder dürfen sondern weit weniger. Lediglich benutzungspflichtige Radwege dürfen/müssen befahren werden.

    Aber schau mal, § 10 eKFV sieht das anders und ist an dieser Stelle eben nicht intuitiv: Unabhängig von der Benutzungspflicht muss auf der rechten Straßenseite alles befahren werden, was nach Radweg aussieht, erst wenn auch kein nicht-benutzungspflichtiger, aber baulich vorhandener Radweg zu sehen ist, darf die Fahrbahn genutzt werden.

    Kraft § 12 eKFV ist ein Roller aber plötzlich ein Fahrrad, wenn es um Verkehrsverbote wie Zeichen 250, 254 oder 260 geht, und wenn eine Einbahnstraße in Gegenrichtung mit Zusatzzeichen 1022-10 für den Radverkehr freigegeben ist.

    Nicht besonders intuitiv ist dagegen, dass ein Roller aber nicht grundsätzlich von Zusatzzeichen 1022-10 erfasst wird, also die Freigaben für Gehwege, linksseitige Radwege oder Fußgängerzonen. Da ist ja beispielsweise die Stadt Kiel auch anderer Meinung und geht davon aus, dass Roller in Fußgängerzonen irgendwie okay wären.

    Und das führt eben dazu, dass es plötzlich Straßen gibt, in denen ein benutzungspflichtiger Radweg in einem freigegebenen Gehweg endet oder aber lediglich ein linksseitiger Radweg wie an der Kiellinie vorhanden ist, der aber von Rollern nicht befahren werden kann — und das widerspricht ja wiederum der Prämisse aus § 10 eKFV, das grundsätzlich alles zu befahren ist, was irgendwie nach Radweg aussieht.

    Im Übrigen gelten sämtliche von Malte genannten Probleme gleichwohl auch für (Leih-)Räder und (Leih-)Autos, ich sehe da keinen Unterschied.

    Naja, Autos fahren nun doch eher seltener auf Geh- und Radwegen herum, schon gar nicht in der falschen Richtung.

    Und bei Fahrrädern habe ich den Eindruck, dass die Nutzer sowohl ihre eigenen als auch die geliehenen Räder einigermaßen sinnvoll abstellen, zumal die Ära der Free-Floating-Systeme nach meiner Kenntnis in so ziemlich jeder Stadt vorbei ist, seitdem diese tonnenschweren gelben Leihpanzer aus Asien wieder verschwunden sind.

    Ich habe es aber weder bei falschparkenden Kraftfahrzeugen noch bei Fahrrädern erlebt, dass die in einem derartigen Ausmaße verkehrsbehindernd abgestellt werden. In dem Zeitfenster zwischen dem Auftreten der Roller und der Pandemie bin ich nur ein paar hundert Meter vom Hamburger Hauptbahnhof zur Arbeit gefahren und es standen beinahe jeden Morgen absichtlich falsch abgestellte Roller auf den Geh- und Radwegen herum.

    In Kiel gibt es nach Angaben des Anbieters Tier mittlerweile 600 Roller zum Leihen und ich gehe durchaus davon aus, dass es wohl täglich mehr als 600 falsch parkende Kraftfahrzeuge auf Geh- und Radwegen geben wird, gar keine Frage, hinsichtlich der Quantität sind die Leihroller vermutlich unterlegen. Aber falsch parkende Roller haben für mich dann doch noch eine andere Dimension, weil sie zusätzlich in den geschützten Bereich abseits der Fahrbahn eindringen, der in der Vergangenheit von Kraftfahrern noch verschont blieb.

    Ich weiß nicht ob ich ein Sonderfall bin aber für Strecken >5KM, bei großer Hitze, wenn am Ziel keine Möglichkeit besteht das Rad zu sichern oder nach/vor einem langen Lauf (Liste sicher nicht abschließend) benutze ich öfter meinen eScooter oder auch mal ein Leihrad. Ich glaube auch fest daran, dass wenn dies alle tun würden anstatt sich in ein Auto zu setzen, die Welt eine bessere wäre :)

    Das mag sein, aber dann kommt noch mein großes „Aber“:

    Ich habe den Eindruck, dass diese Roller von politischer Seite primär befürwortet werden, weil es irgendwas mit einer App ist und die Leute das für modern und fortschrittlich halten. E-Roller waren sogar so wichtig, dass sie das bekamen, was Fahrrädern seit Jahrzehnten verwehrt blieb: Eine Sonderbehandlung abseits der autozentrierten Straßenverkehrs-Ordnung, nämlich die eKV. Mit Fahrrädern gemein habe sie allerdings, dass E-Roller Bitteschön den Kraftverkehr nicht zu sehr stören mögen — deshalb kommen auch so komische Regelungen raus, dass mit dem E-Roller alles befahren werden muss, was auch nur im Entferntesten nach einem Radweg aussieht. Was mit Fußgängerzonen, freigegebenen Gehwegen, linksseitigen Radwegen passiert, das wurde mal wieder ignoriert, da hat entweder keiner daran gedacht (weil dem Bundesrat der Straßenverkehr nur durch die Windschutzscheibe bekannt ist?) oder es war zuviel Aufwand (weil der Bundesrat zufrieden war, wenn die Fahrbahn nicht von E-Rollern bevölkert wird?).

    Und im Endeffekt kommt da nichts halbes und nichts ganzes raus. Hier in Kiel haben wir abseits der Innenstädte vor allem in den Wohngebieten immer noch sehr viel Kopfsteinpflaster, auf dem man mit den kleinen Rädern verständlicherweise überhaupt nicht fahren kann. Weil dort einige touristisch interessante Routen oder beliebte Abkürzungen hindurchführen, fährt an einem lauen Sommerabend ein E-Roller nach dem anderen auf dem Gehweg herum. Weil der Straßenverkehr für nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer nunmal so ist wie er ist, haben wir hier teilweise Straßen mit Radfahr- und Schutzstreifen neben Hochbordradwegen oder freigegebenen Gehwegen, wo auch niemand kapiert, wo man denn mit dem Roller fahren soll oder nicht.

    Will sagen: Wenn E-Roller diese Welt ein bisschen besser machen sollen, dann hätte der Bundesrat, beziehungsweise die Politik die Sache endlich mal vernünftig regeln sollen. Stattdessen wurde ein Regelwerk geschaffen, was zwar den Betrieb von E-Rollern „irgendwie“ ermöglicht, aber ungünstigerweise in Kombination mit der in den Städten vorhandenen Infrastruktur primär dazu führt, dass sich nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer und E-Roller-Fahrer mitunter in die Haare bekommen, während der Kraftverkehr nach Möglichkeit unbehelligt bleibt. Damit schlägt man die berühmten zwei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits geht man Kraftfahrern nicht auf die Nerven und riskiert Popularitätsverluste vor der nächsten Wahl, andererseits hat man diese tollen Roller und kann tolle Reden über die angebliche Verkehrswende halten.

    Ich kann allerdings auch nur mittelbar nachvollziehen, warum der Begriff „App“ eine so unglaubliche Faszination auf Kommunalpolitiker ausübt. Aber es ist ja schier unverständlich, wie fast jede Stadt auf diese so genannten digitalen oder smarten Lösungen abfährt, obwohl man mitunter in den jeweiligen Ausschüssen gar nicht benennen kann, was denn eigentlich das Problem ist, das mit diesen Rollern gelöst werden soll.

    Laut Marcus Grahnert gibt es ab Mitte Juli eine neue Nacht-ICE-Verbindung zwischen München und Hamburg; Richtung Norden ICE 1688, Richtung Süden ICE 1689.

    Es handelt sich wohl um einen ICE-T, der um 6:13 Uhr in Lüneburg vorbei kommt und mich, sofern ich denn irgendwann im nächsten Jahr mal wieder ins Bureau kommen sollte, um 6:43 Uhr in Hamburg abliefert.

    Ein interessanter Gedanke in diesem Zusammenhang: Damit wird zwar das nächtliche Platzangebot auf dieser Strecke vergrößert, allerdings fährt der ICE später ab, kommt früher an und flankt auf diese Weise den parallel verkehrenden Nightjet aus der Fahrplanauskunft. Den findet man künftig wohl nur noch, wenn man weiß, dass es ihn gibt und in der Fahrplanauskunft „schnellste Verbindungen anzeigen“ und „ICE“ und „IC/EC“ abwählt.

    Vielleicht sollte ich mir hin und wieder mal die gedruckte Ausgabe zulegen, das scheint ja mitunter recht unterhaltsam zu sein:

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    In München werden wohl jetzt Verwarnungen aufgrund von Verstößen gegen den Datenschutz gegen Nutzer von weg-li verteilt:

    Heute hat ein gewisser EinRobert1 Post von der Stadt Magdeburg bekommen und soll 200 Euro zahlen, weil er nach Ansicht des Landesdatenschutzbeauftragen Fotos ohne Rechtsgrund und ohne Einwilligung der Fahrzeughalter unverschlüsselt an die Bußgeldstelle übermittelt zu haben:

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    Die weitere Argumentation ist ja durchaus seltsam, der Landesdatenschutzbeauftrage scheint ja zu vermuten, er führe eine Liste mit Verstößen und Kennzeichen, um „Wiederholungstäter“ zu erkennen. Ich bräuchte dafür nicht einmal eine Liste, ich erkenne die üblichen Kraftfahrzeuge und deren Kennzeichen auch beim vorbeilaufen. Irgendwann merkt man sich ja, um welche Radwegparker man immer wieder herumfahren muss.

    Er hat auch schon mal einen längeren Brief zu der Datenschutzproblematik bekommen, die auch sehr aufschlussreich ist.

    Die Roller sind eine Pest, noch schlimmer fand ich allerdings die Leihräder in Berlin, die schrottreif in erbärmlichem Zustand überall noch ungeordneter rumstanden oder lagen als die E Roller.

    Ah, du meinst diese gelben Räder von O-Bike? Die waren ja ein ebensolcher Unfug des Kapitalismus, nur eben aus Asien statt aus Nordamerika.

    Ich erinnere mich aber auch, dass es vor ungefähr zehn Jahren noch Freefloating-Leihräder von der Bahn in Berlin gab, die auch wild in der Gegend geparkt wurden. Aber die Räder wurden von den Nutzern immerhin noch als solche erkannt und einigermaßen vernünftig geparkt, während die Roller aus irgendeinem Grunde den Spieltrieb wecken und mitunter absichtlich an den absurdesten Stellen abgestellt werden.

    In Köln, HH und Berlin gehört es offensichtlich zum üblichen Gebrauch die Roller zu zweit zu benutzen.

    Die Motivation hinter dieser Doppelnutzung kann ich auch durchaus nachvollziehen: Die Kosten für eine Fahrt sind je nach zurückzulegender Fahrtstrecke nicht unerheblich, das Brett groß genug für vier Füße, da sehen manche Nutzer eben Potenzial zum Geldsparen.

    Und häufig steht eben auch nur ein Roller irgendwo herum, beziehungsweise n - 1. Wenn eine Gruppe von n Personen losfahren möchte, stehen dann eben zwei Personen auf einem Fahrzeug.

    Oder es sollen Kinder transportiert werden. Aber dann ist es eben so wie es ist: Familien mit Kindern unter 14 Jahren steht eine Fahrt mit einem Roller nicht zur Verfügung.

    Nachdem die Polizei vor ein paar Wochen noch guter Dinge war, dass es mit den Rollern bislang keine ernsteren Vorfälle gegeben hätte, klingt das heute dann doch etwas anders: Alkohol am Lenker wird zum Problem

    Die leichte Verfügbarkeit dieser Fahrzeuge, für die man nur eine App herunterladen braucht, sorgt eben auch dafür, dass der eine oder andere nach einer ordentlichen Party betrunken mit dem Roller den Heimweg antreten möchte — und statt im Bett plötzlich im Krankenhaus landet. Tja, nun — hätte ja auch niemand mit rechnen können, dass bei dieser Gamification des Straßenverkehrs die Leute einen Roller nunmal nicht als Fahrzeug begreifen sondern eher als Spielzeug.

    Dann hat die Polizei noch drei Verstöße von Rollerfahrern auf dem Gehweg und vier Verstöße von Rollern mit zwei Personen geahndet.

    Um diese sieben Verstöße mit Rollerfahren auf dem Gehweg oder zwei Personen zu beobachten brauche ich nur einen Spaziergang durch die Stadt:

    Und das mit dem in der Gegend herumliegen ist auch so eine Sache. Zwar fahren tatsächlich mehrere (?) Mitarbeiter durch die Gegend und stellen den Kram wieder zurück auf den Gehweg, aber dann steht er erstens auf dem Gehweg herum und zweitens treffe ich auf meinem Weg durch die Stadt immer noch oft genug auf Roller, bei denen ich mich tatsächlich wundere, warum und aus welchem Grund die wohl so lustig abgestellt wurden:

    Ich behaupte mal frech, dass man diese Problematik durch die Windschutzscheibe des Streifenwagens nicht wahrnimmt und dieses ständige Fahren mit zwei Personen auf dem Gehweg quasi unter dem Radar stattfindet. Man muss sich wohl schon ziemlich anstrengen, um sich beim ordnungswidrigen Fahren von der Polizei erwischen zu lassen

    Das kann ich Dir genau sagen:

    Man muss vor dem Überqueren der Fahrbahn immer in beide Richtungen schauen, weil es immer sein kann, dass aus beiden Richtungen Fahrzeuge kommen, völlig egal, ob das erlaubt ist oder nicht.

    Gut, Punkt für dich: Klar muss man das. Aber trotzdem ist es ja hilfreich, wenn Straßenverkehrsinfrastruktur auf den ersten Blick verständlich ist.

    Es handelt sich übrigens um eine Fußgängerquerung.

    Das ist richtig. Leider steht an der linken Seite ein Wegweiser für Radfahrer, der nach meiner Kenntnis hier über die Straße weist. Natürlich ist es Radfahrern weiterhin unbenommen, abzusteigen und dem Pfeil schiebend zu folgen, aber davon kann ja bei der Stadt niemand ernsthaft ausgegangen sein.

    Mir fällt gerade in den letzten Tagen und Wochen wieder auf, dass die örtliche Lokalzeitung primär Berichterstattung pro Auto fährt — ganz so, als bestünde die Leserschaft primär aus Kraftfahrern und Menschen, die mit der Verkehrswende oder Fahrrädern oder Füßen so gar nichts anfangen können.

    Da wird zum Beispiel der tägliche Stau an der Kaistraße bemängelt. Und dann sind auch noch die Radfahrer schuld, weil nach Fertigstellung des Kleinen Kiel-Kanals die Buslinien neu geordnet wurden und eine provisorische Bushaltestelle, die den Radweg unterbrochen hatte, nun wieder abgebaut wird.

    Dass diese Arbeitsstelle seit einiger Zeit den Radweg an einer der Hauptverkehrsstrecken für den Kieler Radverkehr komplett unterbricht, wird im Artikel natürlich nicht erwähnt. Der Stau der vielen Kraftfahrzeuge auf der Fahrbahn ist interessanter.

    Manchmal gibt es aber auch sinnvolle Artikel, deren Nutzen sich erst auf den zweiten Blick erschließt: Wie gut sind die Parkhäuser im Zentrum?

    Ja, ich dachte beim Lesen des Parkhaus-Tests erst, Puh, was für ein Theater nur für Reichweite und Klicks, aber so unrecht hat die Zeitung gar nicht mal: Wir reden ständig davon, dass die Leute doch einfach ins nächste Parkhaus fahren sollen anstatt fünf Runden im Parksuchverkehr um den Block zu treiben und dann ordnungswidrig auf dem Gehweg zu parken, aber tatsächlich ist das ja so ein Ding: Will man in einem Parkhaus parken, wo sich im Laufe des Abends seltsame Gestalten herumtreiben und trinken und pöbeln? Damals, als ich noch mit meinem grünen Polo unterwegs war, habe ich tatsächlich mehrere Male beispielsweise im Parkhaus an der Falkstraße geparkt und musste vor dem Bezahlen des Parkscheins erst einmal warten, bis einige Betrunkene ihre Meinungsverschiedenheit um eine Flasche Bier geklärt hatten. Einmal hat auch jemand in den Geldrückgabeschlitz des Automatens gepisst — zum Glück konnte man damals noch bargeldlos mit Geldkarte bezahlen.

    Will sagen: So ein Parkhaus-Test ist eigentlich gar keine so ganz schlechte Idee, wenn man den Leuten immer wieder das verkehrswendegerechte Parken dort empfehlen will. Auch wenn es natürlich nach wie vor nicht mein Problem ist, wo die Leute mit ihrer Karre abbleiben, wenn sie in die Stadt fahren und sich nicht ins Parkhaus trauen. Aber man sollte es im Auge behalten.

    Aber am schönsten, weil mutmaßlich am reichweitestärksten und empörungstreibensten ist das Dauerthema Parkplätze! Beziehungsweise die so genannte Parkplatzvernichtung. Und das treibt manchmal reichlich seltsame Blüten — etwa mit dieser Umfrage, die mit Fahrradbügel statt Parkplätze: Werden Autofahrer in Kiel benachteiligt? überschrieben wird. Standesgemäß wird als Gegenüberstellung ein Titelfoto gewählt, bei dem ein Fahrrad eine Menge leerer Fahrradstellplätze ziert und ein Foto, auf dem die Parkplatznot in engen, vollgeparkten Straßen dargestellt wird. Ich gehe davon aus, dass diese Auswahl der Fotos kein Zufall ist und in seiner Funktion als Vorschaubild in den gesellschaftlichen Netzwerken die Leute so richtig heiß machen soll.

    Erst beim Lesen des Artikels bekommt man raus, wie dramatisch es um die Parkplatzvernichtung in Kiel, der Landeshauptstadt im Klimanotstand wirklich bestellt ist: Es wurden 50 Parkplätze der Vernichtung zugeführt. Moment: 50 Parkplätze seit 2014, also ungefähr neun pro Jahr. Na, das nenne ich mal eine Benachteiligung, Donnerwetter.

    Leider haushalten die Kieler Nachrichten sehr streng mit ihren Informationen, denn die Zeitung legt in einem anderen Artikel hinter der Bezahlschranke ausführlich dar, wo Parkplätze in Fahrradstellplätze umgewandelt wurden und vor allem: Dass in diesen sechs Jahren ganze 2.000 zusätzliche Stellplätze für Kraftfahrzeuge geschaffen wurden: So viele Parkplätze mussten in Kiel für Fahrräder weichen

    Allein diese Wortwahl: Kraftfahrer werden „benachteiligt“, Parkplätze „geopfert“ oder „vernichtet“ oder „zerstört“, Radfahrer „blockieren“ die Straße, missachten die Verkehrsregeln und werden ohnehin grundsätzlich im negativen Kontext dargestellt oder erst gar nicht erwähnt.

    Als beispielsweise am Kieler Königsweg die Einfahrt aus der Ringstraße für den Kraftverkehr unterbunden und damit ein Unfallschwerpunkt entschärft wurde, bekamen die Gegner der Sperrung binnen drei Tagen vier Artikel platziert (1, 2, 3, 4), um ihre durchaus berechtigte Kritik darzulegen, aber in keinem einzigen dieser Artikel kommen die in der Regel zweiradfahrenden Befürworter der Sperrung zu Wort, die an dieser Kreuzung jetzt nicht mehr regelmäßig „übersehen“ werden. So bleibt beim Leser natürlich das Bild hängen, dass diese Sperrung tatsächlich ganz großer Unsinn wäre — schade.

    Und obwohl Radfahrer in dieser Lokalzeitung quasi nicht oder nur im negativen Kontext erscheinen, haben die Kieler Nachrichten offenbar am Mittwochmorgen die Stadt großflächig mit diesen albernen Sattelüberziehern ausgestattet:

    Anscheinend, so wurde mir zu getragen, liefen die Leute sogar in Innenhöfen herum, um die Werbeartikel zu platzieren. Die darauf abgedruckte Frage soll wohl lustig sein, ich hätte mich wohl auch gefragt, wer sich denn traut, mein Fahrrad anzufassen, aber ich hätte mich eher mittelmäßig um diesen Überzieher mutmaßlich minderer Qualität gefreut.

    Und vor allem ist echt die ganze Stadt voll damit:

    Sogar Kinderräder wurden nicht verschont, obwohl die lieben Kleinen vermutlich noch gar nicht lesen können. Aber wer weiß, vielleicht hat man im dem Alter noch keine Berührungsängste hinsichtlich des eigenen Drahtesels und freut sich sogar über dieses Geschenk:

    Zehntausende Leser gingen allerdings leer aus — Kraftfahrzeuge haben leider keine Geschenke bekommen. Obwohl man sicherlich auch diese albernen Handschuhe für die Außenspiegel hätte bedrucken können, die ja etwa in Schwarzrotgold besonders zu Fußball-Weltmeisterschaften beliebt sind, hat man sich wohl nicht so richtig getraut, das heilige Blech des Abonnenten zu berühren. Denn Kraftfahrer verärgern, das kann sich nunmal keine Lokalzeitung leisten:

    Und eigentlich sind diese Sattelmützen eine richtig gute Marketingaktion:

    1. Einige Radfahrer freuen sich darüber, nutzen diesen Überzieher eine Weile, machen damit kostenlose Werbung: Profit!
    2. Andere Radfahrer ärgern sich, posten Fotos davon auf Twitter und erhöhen dadurch die Reichweite: Profit!
    3. Wenn die Dinger nach ein paar Tagen als Müll durch die Gegend fliegen, kann man noch mal einen Artikel über Radfahrer verfassen, die ihren Müll überall herumliegen lassen und nicht den Weg zum Mülleimer finden. Das klickt gut, das bringt Reichweite: Profit!

    Am Dienstag, den 27. Oktober 2020, werden die Poller vermutlich auf der 332. Sitzung des Ortsbeirates Elmschenhagen/Kroog thematisiert. Ich werde versuchen, dorthin zu fahren, vielleicht mag sich noch jemand aus Kiel anschließen?

    Ich habe mir vor einiger Zeit die Unfallstelle angesehen. Der Zusammenstoß ereignete sich offenbar auf der mittleren Richtungsfahrbahn. Und da stelle ich mir schon die Frage, wer denn selbst als Ortskundiger hier genau sagen kann, in welche Richtung der Verkehr fließt, beziehungsweise in welche Richtung man vor dem Überqueren der Fahrbahnen schauen muss. Und es ist natürlich auch maximal ungünstig, dass hier eine beliebte Querungsmöglichkeit über insgesamt fünf Fahrstreifen komplett ohne jegliche Sicherung besteht. Die nächste ampelregelte Kreuzung befindet sich zwar nur 150 Meter weiter nördlich, wo man sich dann über zwei Bettelampeln hangeln darf, weil die direkte Querungsmöglichkeit nach Gaarden rein fehlt. Eine weitere Kreuzung ist nur über einen Umweg 700 Meter weit entfernt, dann gibt es natürlich noch die halb fertiggestellte und heruntergekommene Gaardener Brücke, die für viele Menschen aber als Angstraum eher nicht in Frage kommt.

    Immerhin hat die Stadt diese Stelle nun entschärft und die autogerechte Stadt an dieser Stelle ein Stück zurückgedreht. Das Abbiegen nach Norden aus dem Gaardener Ring, der einst das pulsierende Zentrum des Ostufers werden sollte, ist nun nicht mehr möglich.

    Aufgrund der Konstruktion mit drei Richtungsfahrbahnen auf zwei Ebenen waren dafür eine ganze Menge Sperrungen notwendig.

    Blick von der Kreuzung Richtung Norden zur Unfallstelle:

    Und hier geht’s nur noch nach rechts:

    Ist halt die Frage, ob das Überqueren von insgesamt vier Fahrstreifen auf zwei Richtungsfahrbahnen nun so viel besser ist, aber immerhin ist jetzt klar, aus welcher Richtung der Kraftverkehr zu erwarten ist.