Beiträge von Malte

    Wieso, im Gegensatz zu bei uns, haben Radler hier ganz eindeutig immer Vorfahrt.

    Für uns ganz eindeutig. Bei einer anderen Diskussion vor einigen Monaten stand für die versammelte Facebook-Kapazität fest, dass Radfahrer hier keine Vorfahrt haben, weil es einen Fußgängerüberweg gäbe. Und das Zeichen 205? Joa, das, öh, gehört bestimmt zum Fußgängerüberweg.

    https://www.google.com/maps/@53.24062…i8192?entry=ttu

    Bevorrechtigt zwischen dem Zebrastreifen über den freien Rechtsabbieger und dann rum um den Kreisverkehr... hui, da habt ihr aber auch abenteuerliche Konstruktionen bei euch. Und dann jemand erklären, dass es auf der Fahrbahn gefährlicher wäre :rolleyes::rolleyes:

    Und du kannst sicher sein, dass du früher oder später an jemanden geraten wirst, der dir dort vorsätzlich die Vorfahrt nehmen wird. Oder wie man es halt als Kraftfahrer nennt: „Radfahrer müssen sich an die Regeln halten!“

    Die Lüneburger Landeszeitung berichtet über Planungen für den Umbau der so genannten Sternkreuzung:

    Mehr Sicherheit für Fahradfahrer: Soll die Stern-Kreuzung umgebaut werden?
    Die Stern-Kreuzung nahe der Salztherme soll fahrradfreundlicher werden. Doch ein geplanter Umbau wurde im Mobilitätsausschuss stark kritisiert, weil andere…
    www.landeszeitung.de

    Dazu gibt es natürlich wieder die obligatorischen Drunterkommentare, in denen ausführlich das Fehlverhalten von Radfahrern skizziert wird und auf dem zweiten Blick recht deutlich wird, dass überraschend häufig eine Fehlinterpretation der Verkehrsregeln durch die Windschutzscheibe hindurch vorlag.

    Ich tippe mich derweil wieder dumm und dusselig beim Versuch, den Leuten zu erklären, ob man an solchen Kreisverkehren mit dem Fahrrad Vorfahrt hat oder nicht oder ob man trotz der Fahrradfurt absteigen muss oder ob Radfahrer nur Vorfahrt haben, wenn die Furt rot markiert ist.

    Und dann habe ich auch gleich wieder eine gewisse Idee, warum es an solchen Kreuzungen häufiger Konflikte gibt.

    Das Thema wird ja nie alt:

    Entwicklungshilfe: Warum zahlt Deutschland 315 Millionen für Busse und Radwege in Peru? - WELT
    Der Weltrettungsanspruch der Ampel ist teuer und wird meine Generation finanziell belasten. Es sind vor allem die Schulden, aber auch Projekte der deutschen…
    www.welt.de

    Ich empfehle für eine ausführliche Betrachtung der Radwege in Peru diesen Thread auf Threads:

    PackoPopp (@packo.popp) auf Threads)
    Wird immer mehr zu meinem Lieblingsthema: "Warum investieren wir 315 Millionen Euro in Radwege in Peru?" Vielleicht mal ein Versuch einer Einordnung.…
    www.threads.net

    Du schreibst über eine Diskussion mit einem Autler. ich geh mal davon aus, dass du kein Ordner warst, wie hast Du denn so einen intensiven Austausch geschafft?

    Auch wenn ich kein Order war, blieb ich hier und da stehen für ein paar Fotos oder um eben beim Corken von Kreuzungen zu unterstützen. So kommt man dann leider immer recht schnell ins Gespräch.

    Nach der mit größter Pietät geäußerten Formulierung in einem im Netz verfügbaren Nachruf zu urteilen, muss er durch seine bedingungslose Beharrlichkeit (nach dort zitierter eigener Aussage „im Autismusspektrum“) manchmal auch für seine Freunde aus der Fahrradszene sehr anstrengend gewesen sein.

    Mir liegt es fern, als Laie eine Ferndiagnose zu stellen (zumal ich ihn ja leider nie zu Lebzeiten getroffen habe), aber es klang auch aus den Redebeiträgen zu Beginn der Demonstration in Pforzheim so, als wäre Natenoms Verhalten in gesellschaftlicher Hinsicht etwas unkonventionell gewesen. Ich erinnere mich, dass eine Dame von einer Unterhaltung mit ihm erzählte und er wohl Schwierigkeiten hatte, ihr in die Augen zu sehen und das wiederum auf eine eindrucksvoll empathische und respektvolle Art und Weise erklärt hätte.

    Weiß jemand mehr darüber? Vielleicht bin ich naiv, aber ich wüsste nicht, wie oder warum man als seriöse Zeitung und Massenmedium hier weiter Stimmung gegen das Todesopfer machen sollte.

    Naja, aus dem gleichen Grunde, weswegen wir ja schon seit über zehn Jahren ständig diese reißerischen Artikel von Hamburger Zeitungen lesen müssen: Dieser so genannte Krieg auf der Straße klickt halt geil. Wen man als Nachrichtenverlag momentan Reichweite in gesellschaftlichen Netzwerken erreichen möchte, muss man entweder irgendwas über Trump, über Insolvenzen oder eben über den Straßenverkehr bringen. Alles andere bringt ja nichts, wie man an der Anzahl der Kommentare und Shares ablesen kann. Und wenn man dann eben weiß, dass in Pforzheim Berichte über diesen einen renitenten Radfahrer extrem polarisieren, dann schreibt man die womöglich auch in einer Art und Weise, die eine noch höhere Reichweite garantiert.

    Und generell: Wie kam es zu dieser offensichtlich sehr aggressiven Stimmung gegenüber Natenom? Ich meine, was hat er gemacht außer Radfahren und in seinem Blog darüber zu berichten? Seine Anzeigen sind ja offensichtlich wirkungslos verpufft.

    Aber er war eben bekannt, über ihn wurde in der Öffentlichkeit gesprochen. Und mit solchen Aktionen ist man dann eben schnell so beliebt wie Knöllchen-Horst.

    Zwei Artikel bei der ZEIT:

    Natenom: Er warnte vor den Gefahren für Radfahrer – bis er überfahren wurde
    Andreas Mandalka ließ sich nicht vom Radfahren abbringen. Nicht durch rücksichtslose Autofahrer, gleichgültige Behörden oder den Hass im Dorf. Jetzt ist er tot.
    www.zeit.de
    Andreas Mandalka: Unbekannte verwüsten Gedenkstätte für getöteten Rad-Aktivisten
    In Neuhausen erinnerte ein weiß lackiertes Fahrrad an den kürzlich bei einem Autounfall getöteten Andreas Mandalka. Nach der Zerstörung des Rads ermittelt die…
    www.zeit.de

    Ehrlich gesagt: Nach den Erlebnissen der gestrigen Demonstration habe ich nicht damit gerechnet, dass die Plüschtiere lange leben werden. Ich dachte mir aber, schreib’s mal lieber nicht, das ist ein bisschen zu doll.

    Dass aber wirklich nicht einmal 24 Stunden später das Ghostbike verwüstet wird, das macht mich fassungslos. Und es zeigt eben auf, dass wir womöglich doch ein ganz erhebliches Problem im Straßenverkehr haben.

    Wie ist eigentlich dein persönlicher Eindruck vom Zustand des Radwegs neben der L547?

    Soweit ich das gestern bei den Redebeiträgen und im Gespräch mit Radfahrern aus der Region verstanden habe, ist das gar kein Radweg; ich habe auch über weite Strecken keine blauen Schilder gesehen. Und die Sache ist wohl auch knifflig: Die Fahrbahn der L 547 wird vom Land instandgehalten, der Sonderweg nebenan durchs Gehölz liegt aber im Verantwortungsbereich der jeweiligen Gemeinden und die hatten wohl weder Lust noch Geld für die Instandhaltung, so dass die blauen Schilder abgebaut und der Sonderweg sich selbst überlassen wurde.

    Es ist also noch genug „Radweg“ da, um sich öffentlichkeitswirksam zu beschweren, dass Radfahrer nicht drauf fahren, aber es ist eben eigentlich eher ein Gehweg, auf dem man gar nicht mit dem Rad fahren darf. Und dann kommen wiederum solche Wege wie dieser hier, auf dem noch mit am Wochenende durchaus stärkeren Kraftverkehr aus den angrenzenden Kleingärten zu rechnen ist.

    Ich hab hier drüben ein paar Fotos hochgeladen und die (für eine Fahrraddemonstration meines Erachtens beinahe schon üblichen) Erlebnisse geschildert:

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    Jetzt auch bei der Süddeutschen Zeitung:

    Demonstrationen nach Tod des Radfahr-Aktivisten Andreas Mandalka alias „Natenom“
    Auf Social Media prangerte der Pforzheimer Aktivist die Rücksichtslosigkeit im Verkehr an. Könnte sein Tod bewirken, dass sich etwas ändert?
    www.sueddeutsche.de

    Ich verspüre ja die ganz leise Hoffnung, dass durch diese umfangreiche Berichterstattung womöglich doch ein gewisses Umdenken einsetzen könnte, jedenfalls bei einem kleinen Teil der Bevölkerung.

    Das gilt nicht nur für Tattergreise. Es fehlt in großen Teilen der Bevölkerung, die Kraftfahrzeuge bewegen, das Bewusstsein, dass das Risiken birgt und daher besondere Aufmerksamkeit verlangt. Wir haben eine Infrastruktur und ein Verkehrssystem, das den Anschein erweckt, als wäre das nicht so, weil alle Eventualitäten berücksichtigt und vermeidbare Risiken weitgehend ausgeschlossen wurden.

    … und das ist für mich ein Problem, dass sich längst nicht nur auf den Straßenverkehr bezieht, sondern nur da besonders auffällig ist, weil tendenziell überforderte Menschen mit großen Maschinen hantieren und das Kraftfahrzeug nunmal als immer gegenwärtiger Alltagsgegenstand gilt.

    Aber man findet ja grundsätzlich auf jeder Arbeitsstelle Menschen, die ohne Schutzkleidung mit der Kettensäge hantieren. Das interessiert abseits der Berufsgenossenschaften auch niemanden, bis dann doch irgendwann das Bein ab ist. Und ich stecke ja mittlerweile auch in der Drohnen-Szene drin; dort hantieren Menschen mit Drohnen, die zwischen 249 g und mehreren Kilogramm wiegen und fliegen die teilweise recht sorglos über Menschenansammlungen oder in Höhen, die eigentlich der bemannten Luftfahrt vorbehalten sind. Denen fehlt auch jegliches Verständnis dafür, dass auch ein fetter A380 so eine Drohne nicht einfach verspeist, sondern ein Notfall eintreten könnte.

    Die „neue“ Verkehrsführung existiert nunmehr seit knapp zwei Jahren und ich beobachte immer noch regelmäßig Kraftfahrer mit Lüneburger Kennzeichen, die davon nichts mitbekommen haben. Ja, also bitte, wenn zwei Jahre lang die Existenz eines roten Signalgebers nicht einmal wahrgenommen wird, dann brauche ich mich auch nicht wundern, wenn ich auf dem voll beleuchteten Fahrrad mit reflektierender Kleidung und knallgelbem Rucksack nicht wahrgenommen werde. Das ist ja albern.

    Auf dem Rückweg vom Bahnhof fuhr ein Kraftfahrzeug an mir vorbei, bei dem ich wetten wollte, dass der noch bei rot nach rechts abbiegt. Tat er dann auch — und zwar wieder so vollkommen unnötig: Er bremste an der roten Ampel ab, stand eine Weile dort, bis der Signalgeber zum Geradeausfahren wieder rotes Licht zeigte, und fuhr dann los, etwa zwei Sekunden bevor der Signalgeber zum Rechtsabbiegen grün zeigte. Ich war mit dem Foto einen Moment zu spät, man sieht den Wagen noch ganz knapp rechts neben der Kreuzung.

    Ich verstehe einfach nicht, was an dieser Ecke so kompliziert ist.