Ich wollte ja eigentlich schon vor ein paar Tagen schreiben, dass ich mit der Nachfrage noch warte, bis man die Kreuzung denn fertiggestellt hat. Offenbar war das noch nicht der anvisierte Endzustand:

Mittlerweile ist die Kreuzung aber seit ein paar Tagen fertiggestellt und es ist einfach die reine Geilheit. Kann man echt kaum anders nennen. Da ist auch der Bullshit-Faktor schon wieder so hoch, dass mir der Sinn nach einer Grundsatzdiskussion steht, warum sich wohl Radfahrer im Straßenverkehr permanent verarscht fühlen.
Fangen wir erstmal mit der harmlosen Sache an. Wenn ich aus dem Hörgensweg ankomme, muss ich ja auf der Fahrbahn fahren. Weil aber wenigstens jetzt in den Abendstunden der Umlauf an der Lichtsignalanlage mit Induktionsschleifen geregelt wird, stehe ich als Radling gleich blöd da, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Normalerweise bekomme ich mit meinem Rad so gut wie jede Schleife ausgelöst, indem ich einfach eine Felge direkt auf die erkennbare Linie der Schleife stelle. Hier klappt das aber nicht, weil ich auf dem rechten Fahrstreifen überhaupt nicht weiß, wo die Schleife liegt und ich auch auf den sichtbaren „Verbindungslinien“ nichts geworden bin, und auf dem linken Fahrstreifen zwar die Schleife sichtbar ist, sich aber nicht auslösen lässt.

Also werden die bösen Radfahrer einfach über rot fahren — wer stellt denn ernsthaft sein Rad ab, um dann sie acht Meter bis zum Knöpfchen zu laufen, um anschließend wieder zurückzulaufen und dann endlich irgendwann fahren zu können. Der Witz ist ja natürlich auch, dass der Verkehr nicht behindert werden soll, wie es ja so schön heißt, und deshalb Fußlinge nach der Anforderung des Signals noch eine ganze Weile schmoren dürfen — Kraftfahrzeuge, die die Induktionsschleife auslösen, bekommen hingegen sehr viel schneller grünes Licht. Da weiß man ja sofort, wie hier die Prioritäten in Hamburg liegen. Wenn man es schon nicht geregelt bekommt, die Induktionsschleife vernünftig einzustellen, dann könnte man ja wenigstens noch einen zweiten Druckknopf für Radfahrer aufstellen, wobei dann die Frage ist, wie man als linksabbiegender Radfahrer dort drankommt.
Nächstes Problem: Angenommen, wir fahren die Holsteiner Chaussee entlang und wollen hier nun indirektes Linksabbiegen praktizieren. Und zwar so, wie man es in der Grundschule lernt und nicht so, wie es die Straßenverkehrs-Ordnung erlaubt. Ich stelle mich also in diesen tollen Kasten und warte. Denn weil dort keine Induktionsschleife liegt oder ich jene nicht auslösen kann, muss ich rüber zum Knöpfchen laufen: Anders bekomme ich zu dieser Zeit kein grünes Licht. Da fragt man sich wirklich, was die hanseatischen Planer wohl unter einem Fahrrad verstehen, wenn ich das andauernd abstellen und schieben muss.

Weiterhin gehen wir jetzt mal davon aus, dass ich nun nicht mitten in der Nacht dort stehe, sondern vielleicht tagsüber und neben mir aus dem Hörgensweg, den ich ein paar Absätze weiter oben beschrieben habe, für mich ein Kraftfahrzeug die Induktionsschleife ausgelöst hat. Dann passiert das hier:

Das ist doch absolut geil, oder? Im Gegensatz zu der im Eingangsbeitrag beschrieben Fahrtrichtung habe ich hier immerhin zwei Signalgeber für Fußgänger und Radfahrer im Blick, die werden aber erst grün, wenn ich als indirekt Linksabbiegender Radfahrer da drüben noch den Knopf drücke. Wenn ich das nicht mache, bekomme ich kein grünes Licht, darf also nicht fahren und muss den abbiegewilligen Kraftfahrzeugen im Weg herumstehen. Die werden sicherlich ungeduldig hupen, vielleicht haut mir auch einer aufs Maul, aber mehr als zur Seite gehen kann ich ja nicht, denn für mich ist ja keine grüne Ampel sichtbar. Oder, viel schlimmer noch, ich stelle mein Rad in dem Kasten ab, gehe zum Knopf rüber, während in diesem Moment die Fahrbahn-Ampel auf grünes Licht springt und die Kraftfahrer ob des zweirädrigen Hindernisses geradezu ausflippen.
Ich kann zwar aus dem aufgemalten Kasten noch gerade so an der Spiegelung der Blende die Farbe des Fahrbahn-Signalgebers hinter mir erkennen, aber als normaler Radfahrer blicke ich ja eh nicht durch, ob der nun für mich gilt oder nicht:

Und da wundert man sich immer, wenn Radfahrer sich nie an die Regeln halten und immer über rote Ampeln fahren, ja? Aber bei solchen Kreuzungssituationen kann man sich ja als Radfahrer nur noch vollkommen verarscht fühlen.
Nun weiß ich natürlich immer noch nicht, ob das wirklich schon der Endzustand der Kreuzung sein soll oder ob man sich da noch etwas einfallen lässt. Falls nicht, bleibt das wohl so eine halbgare Lösung wie viele tendenziell gute Ideen für den Hamburger Radverkehr. Falls doch: Auch nicht viel besser. Warum lässt man dann den Radverkehr erstmal ein paar Tage oder Wochen mit so einem bescheuerten Zwischenschritt allein? Klar, Kraftfahrer und Fußgänger müssen sich auch mal gedulden, und ginge es nur um Geduld, wäre die Sache auch nur halb so wild. Aber das man als Radfahrer nicht mal über eine Kreuzung kommt, das ist einfach kein akzeptabler Zustand.