Mal was aus meiner früheren Heimat: Radler-Rowdies in der Fußgängerzone
Interessant zunächst: Nichts genaues weiß man nicht. Die Polizei weiß weder, wie oft dort Streife gelaufen wird noch wie viele Verwarnungen es bislang gab.
Ansonsten stimme ich dem zu, was @Torben schon auf facebook schrieb: Die Rendsburger Innenstadt mit dem Fahrrad zu durchqueren ist total bescheuert. Also wirklich bescheuert. Als mein Vater jung war, führte die Bundesstraße 77 zwischen Schleswig und Itzehoe mitten durch die Innenstadt in einer recht abenteuerlichen Wegführung und mit einer Drehbrücke, die regelmäßig für kilometerlange Staus sorgte.
Daraufhin wurde in den siebziger Jahren die so genannte Tangente gebaut, die optisch zu dem Rest der damaligen Bauten passt und die eigentlich gar nicht so hässliche Altstadt nachhaltig verschandelte. Aber gut, irgendwo musste der Verkehr damals ja hin, autogerechte Stadt und so. Seitdem floss der Kraftverkehr gegen den Uhrzeigersinn auf zwei bis vier Fahrstreifen einmal um die Innenstadt herum; die Einbahnstraßenregelung wurde vor einigen Jahren teilweise aufgehoben.
Was man natürlich nicht bedacht hatte, waren die Leute, die mit dem Fahrrad fahren wollten.
Wenn man sich die Karte einmal ansieht, kann man tatsächlich nur auf irgendwelchen mehr oder weniger gammeligen und schmalen Radwegelein an der Stadt vorbei. Unten durch den Stadtpark führt beispielsweise eine Route, wo man dann auch wieder sehen kann, wo man abbleibt. Eine andere Route führt oben über den Obereiderhafen, endet dann an der Kieler Straße und von dort geht’s sinnvoll nur zum Bahnhof oder weiter Richtung Norden.
Die Straße „An der Bleiche“ darf man mit dem Rad nicht befahren, die Eisenbahnstraße im Norden darf man theoretisch, seit da mal das
weggerostet ist und nicht wieder ersetzt wurde. Das macht aber auf Dauer auch keinen Spaß, weil die Rendsburger Kraftfahrer auf der Straße dort keine Radfahrer dulden und ihrem Missmut deutlich kundtun. Und wenn man dann an die Polizei gerät, ist eh alles vorbei, die finden das auch nicht so pralle.
Und dann kann man ja mal gucken, welche Routen noch übrig bleiben. Die einzige Route, die mir jetzt einfällt, ist echt kompliziert, aber alle anderen Routen führen entweder unten durch den Stadtpark oder oben durch den Obereiderhafen.
Abgesehen davon verstehen sich Radfahrer in Rendsburg auch eher Fußgänger mit Rädern zwischen den Beinen. Das Verständnis habe ich dort schon in der Schule so kennengelernt, als uns erklärt wurde, in Straßen ohne Radweg auf dem Gehweg und nicht auf der Fahrbahn zu fahren — wohlgemerkt mit 12 bis 14 Jahren. Ich will allerdings auch nicht ausschließen, dass es in anderen Orten ein ebenso verschobenes Verständnis gibt.
Insgesamt wundere ich mich nicht, dass die Leute dann eben einfach durch die Hohe Straße radeln und die einfachste und vor allem zielführendste Verbindung wählen. Man könnte ja nunmal auch die grundlegenden Probleme angehen und jedenfalls mit der entsprechenden Beschilderung versuchen, einen Weg für Radfahrer durch die Innenstadt zu schlagen, aber auf die Idee kommt man in Rendsburg wohl auch noch lange nicht.