Multiple Krisen : Apocalypse now? Mir doch egal!
Die kollektive Abstumpfung gegenüber katastrophalen Nachrichten geht Hand in Hand mit dem Abschieben der eigenen Verantwortung. Damit entmündigen wir uns…
www.zeit.de
Ein Gleis ist aufgrund der beschädigten Brücke gesperrt, über das andere soll ein Langzug mit neun Wagen im 20-Minuten-Takt pendeln. In der Praxis ist es eher ein 50-Minuten-Takt, die Busse des Notverkehrs sind vollkommen überfüllt und stehen im Stau, also drängen in Harburg und am Hauptbahnhof alle Pendler in den Nahverkehr und in den Fernverkehr, der momentan für Inhaber von Zeitkarten freigegeben ist.
Und das bleibt jetzt auch bis Mitte September so. Mindestens.
Dass da ein brennender Lkw unter der Brücke stand und erhebliche Schäden verursacht hat, dafür kann die Bahn nichts. Natürlich kann man darüber diskutieren, ob sowas nicht besser brandschutztechnisch gelöst werden könnte, aber sei’s drum: Die Bahn kann meines Erachtens nichts dafür.
Aber dieser 20-Minuten-Takt, der sich im Regelfall in einen 50- bis 60-Minuten-Takt erwächst, wird dadurch verursacht, dass man mal wieder Geld sparen wollte und auf einige Weichen verzichtet hat, mit denen man rechtzeitig das Gleis wechseln könnte. NahverkehrHamburg berichtet, dass mit den eigentlich vorgesehenen Weichen mindestens ein zuverlässiger 10-Minuten-Takt möglich wäre:
Da fällt mir langsam auch nichts mehr zu ein.
Ich bin privilegiert genug, um mit dem Fernverkehr fahren zu können. Aber jene Fahrgäste, die sich vielleicht in den letzten Jahren auf den Nahverkehr verlassen haben und sich nicht einfach Fernverkehrsfahrkarten aus dem Ärmel schütteln können (oder der Fernverkehr auf deren Route nicht fährt) sind ja echt vor Probleme gestellt. Unglaublich.
Das Schicksal setzt ja wirklich zuverlässig noch mal einen drauf.
Seit anderthalb Wochen fährt theoretisch wieder die RB 31 von Lüneburg nach Hamburg mit bis zu zwei Fahrten pro Stunde in den Stoßzeiten. Das ist natürlich aber auch nur Theorie, denn praktisch fällt die eine Fahrt zuverlässig aus und die andere wendet bereits in Hamburg-Harburg.
Und nach Hamburg-Harburg muss man ja erst einmal kommen: Wegen eines brennenden Lkws unter der Brücke vor dem S-Bahnhof Elbbrücken ist der S-Bahn-Verkehr zwischen Hamburg-Hauptbahnhof und Hamburg-Harburg momentan stark eingeschränkt. Ein Gleis ist aufgrund der beschädigten Brücke gesperrt, über das andere soll ein Langzug mit neun Wagen im 20-Minuten-Takt pendeln. In der Praxis ist es eher ein 50-Minuten-Takt, die Busse des Notverkehrs sind vollkommen überfüllt und stehen im Stau, also drängen in Harburg und am Hauptbahnhof alle Pendler in den Nahverkehr und in den Fernverkehr, der momentan für Inhaber von Zeitkarten freigegeben ist.
Wie das läuft konnte ich mir dann auch schon mal ansehen, beziehungsweise anfühlen, als letzten Dienstag plötzlich in Hamburg-Harburg hunderte Fahrgäste in den ICE einstiegen und mir ein Fahrgast unbeabsichtigt beim Versuch, über mein Faltrad zu steigen, erst mit dem Ellenbogen eine Edelstahl
fFlasche in meiner Tasche eindellte (!) und dann ebenso beherzt, wenngleich unbeabsichtigt den Ellenbogen treffsicher in meinem Gesicht versenkte. Das klang so ein bisschen wie eingedrücktes Styropor, aber es ist nicht einmal ein blauer Fleck entstanden. Nun denn.
Und heute stieg ich zum Zwecke eines kurzen Werkstattbesuchs in Harburg aus und kam anschließend nicht mehr von der Stelle. Die S-Bahn? Kann man vergessen. Den Busverkehr auch. Der Nahverkehr wechselt jedes Mal kurz vor der Einfahrt das Gleis, so dass man es gar nicht mehr rechtzeitig zum richtigen Gleis schafft und wenn man zufälligerweise schon am richtigen Gleis stehen sollte, ist der Zug schon überfüllt. Der Fernverkehr taucht in der Bahn-App gar nicht erst auf, weil er ja nur „zum Ausstieg“ hält.
Und so sieht die ganze Sache dann am Hauptbahnhof aus:
Ja, die wollen alle in den RE 4 nach Bremen auf Gleis 13 steigen. Und das sind noch längst nicht alle, oben stehen noch ein paar mehr und schaffen es nicht einmal mehr zum Bahnsteig herunter:
Aus dem ICE, mit dem ich dort auf Gleis 14 eingefahren kam, konnte man lediglich aus den vorderen Wagen aussteigen, weiter hinten kam man ernsthaft nicht mit dem Fuß auf den Bahnsteig.
Will sagen: Der Nahverkehr ist hier momentan komplett hinüber. Ich neige ja zu Fatalismus, aber man kann hier wirklich niemandem, den man mag, eine Fahrt mit der Bahn empfehlen.
Und das geht in alle Richtungen so: Der RE 6 nach Westerland ist mutmaßlich hinreichend aus der Berichterstattung in den Medien bekannt. Der RE 7 nach Flensburg und Kiel: überfüllt. RE 8 Richtung Lübeck: Überfüllt. RE 1 Richtung Rostock: Überfüllt. Und so weiter und so fort.
Am Wochenende bin ich naiverweise mit dem Fernverkehr nach Fehmarn gefahren. Ich hatte mir keine Gedanken über die Rückfahrt gemacht, beziehungsweise wusste wohl, dass es voller würde, aber ich hatte trotz meiner jahrelangen Erfahrung als Bahnfahrer keine Vorstellung: Ich kam über einen Zeitraum von fünf Stunden nicht von der Ostseeküste weg, weil die kleinen Nahverkehrszüge einfach überfüllt waren. Glücklicherweise hatte ich ja mein Rad dabei und fuhr einfach rüber zur Bahnstrecke Kiel–Lübeck, wo ich dann gerade noch eben so in einen Zug reinpasste. Die Bahn hat wohl noch bis zum Betriebsschluss um Mitternacht Leute am Bahnsteig stehen gelassen.
Insofern kann man wirklich nur hoffen, dass die Leute ab dem 1. September wieder artig ins Auto steigen.
Die RB 31 fährt ja sonst kurz nach dem RE3 nach Hamburg. Natürlich wäre man damit 20 Minuten später in Hamburg. Aber besser 20 Minuten später und als "Entschädigung" in einem nicht ganz so vollen Zug als 60 Minuten später auch nicht wissen, ob man mitgenommen werden kann.
Naja, das stimmt nicht so ganz. Wenn der RE 3 überfüllt in Lüneburg ankommt, hat er in der Regel schon einiges an Verspätung eingesammelt, so dass mitunter die RB 31 bereits abgefahren ist und in Winsen überholt werden soll. Soll heißen, sobald man bemerkt, dass es mit dem Zustieg in den RE 3 nicht klappt, ist die RB 31 höchstwahrscheinlich schon fort, zumal man ja auch im besten Fall nur vier Minuten Zeit hätte, um von Gleis 2 vom Bundesbahnhof rüber über den Bahnhofsvorplatz nach Lüneburg-West zu laufen. Das schafft ein trainierter Mensch sicherlich auch in 90 Sekunden, aber sobald Verspätung im Spiel ist, wird’s knapp.
Es frustriert einfach wenn die ganzen Baumaßnahmen das System "Bahn" oft in einem schlechten Licht da stehen lassen. Auf das 9€-Ticket kann man es auf jeden Fall nicht schieben. Es sind einzelne Züge dadurch überfüllt, ja aber meist war dann auch irgendwo eine Störung beteiligt - und das gab es auch 2019 schon.
Ich bin ja nun aber auch schon seit 2015 regelmäßig mit der Bahn unterwegs, seit 2018 nahezu täglich. Zwischendurch war’s mit der Pandemie natürlich in öffentlichen Verkehrsmitteln alles etwas entspannter, aber so ein Chaos wie in diesen Tagen habe ich echt noch nicht erlebt. Ich habe gerade keine Zahlen zur Hand, wie sich das Fahrgastaufkommen in den letzten Monaten entwickelt hat, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass die gesellschaftlichen Netzwerke schon mal so voll mit Fotos von komplett überfüllten Zügen gewesen wären.
Übrigens passend zum Thema: https://www.landeszeitung.de/lueneburg/6091…-ueberfuellung/
Letzte Woche sind wir mit dem Zug von Lüneburg nach London und wieder zurück gegurkt, das war eine Zumutung sondergleichen, die mich von der Idee, noch einmal mit der Bahn solche Distanzen zurücklegen zu wollen, tatsächlich geheilt hat. Und in der Woche davor habe ich binnen fünf Tagen zwischen Lüneburg und Hamburg insgesamt elf Stunden Verspätung am Hamburger Hauptbahnhof abgesessen — ich kann mir nicht helfen, aber in dieser Dimension hat es so etwas nach meinem Dafürhalten früher nicht regelmäßig gegeben.
Malte, sorry, Du lässt den nicht unrelevanten Fakt, dass derzeit baustellenbedingt auf der Relation nur ca. 1 von 3 Zügen pro Stunde fährt einfach weg.
Jain — ja, ich hab’s nicht erwähnt, weil ich dachte, das weiß hier inzwischen jeder
Der Zug, der hier entfällt, ist allerdings der Bummelzug, der von Lüneburg nach Hamburg und zurück fährt. Wenn der RE 3 aus Hannover oder Uelzen schon voll in Lüneburg ankommt, spielt die RB 31 noch gar keine Rolle. Und ich habe auch meine Zweifel, ob die Fahrgäste, die zu 95 Prozent direkt nach Hamburg wollen, angesichts der Überfüllung von vornherein auf die RB 31 ausgewichen wären.
Sofern ich mich ja freue, dass die Leute mit der Bahn fahren und eventuell zu einem gewissen Teil das auto stehen lassen, so sehr freue ich mich auch auf den 1. September, wenn man die Bahn auch wieder nutzen kann.
Der Metronom rechts war heute Mittag schon wieder dermaßen voll, dass einige Fahrgäste am Bahnsteig zurückblieben. Von der Fahrradmitnahme will ich gar nicht erst wieder anfangen, aber auch mit Kindern, Gepäck oder einem Rollstuhl hat man hier kaum eine Chance, hier verlässlich ans Ziel gebracht zu werden.
Links steht der kleine Bummel-LINT nach Lübeck, der teilweise weiter nach Kiel fährt. „Absolut überfüllt“ ist gar kein Ausdruck für diese Sardinenbüchse. Und wir haben noch nicht einmal genügend Fahrzeuge, um dort einen zweiten LINT 54 anzuhängen, um die Sache wenigstens ein bisschen zu entspannen.
Ich bin privilegiert genug, um mit dem Fernverkehr fahren zu können. Aber jene Fahrgäste, die sich vielleicht in den letzten Jahren auf den Nahverkehr verlassen haben und sich nicht einfach Fernverkehrsfahrkarten aus dem Ärmel schütteln können (oder der Fernverkehr auf deren Route nicht fährt) sind ja echt vor Probleme gestellt. Unglaublich.
Ergänzend zu Peters Ausführungen möchte ich außerdem zu bedenken geben, dass der ganze Kram hier momentan von einer einzelnen Privatperson unterhalten und bezahlt wird.
Will sagen: Wenn mir mal etwas zustoßen sollte, sei es in Form eines unaufmerksamen Rechtsabbiegers im Straßenverkehr oder auf irgendeine andere Art und Weise, dann ist dieses Forum eben auch recht schnell aus dem Netz verschwunden. Oder wenn das mit den Energiepreisen so weiter geht und ich irgendwann zu der Erkenntnis gelange, dass meine Schmerzgrenze erreicht ist, beziehungsweise ein dann womöglich recht kostenintensives Hobby aufgegeben werden müsste, dann wäre womöglich dieses Forum auch fort.
Hier steht eben kein Verein oder keine Firma hinter, die mit entsprechenden finanziellen oder personellen Mitteln einen Betrieb garantiert. Das macht es aus meiner Sicht für Gruppen, die auf eine solide Basis für einen Austausch angewiesen sind, eher unattraktiv, denke ich.
Nun sollte es wieder funktionieren — bitte probiere es noch einmal.
Gestern habe ich mir im Brompton-Laden mal ein Exemplar aus der T-Line angesehen: https://de.brompton.com/t-line
Das Ding ist wirklich unanständig leicht — gefällt mir aber (zum Glück, sagt mein Geldbeutel) überhaupt nicht. Die dickeren Rohre sind dem Wechsel von Stahl- zum TItan-Rahmen geschuldet, was dem kleinen Brommie ein bulligeres Aussehen verleiht, und technisch ist das bestimmt ein Meisterwerk, das ich als Laie gar nicht ordentlich honorieren kann. Für meine Einsatzzwecke brauche ich aber Schutzbleche, eine Lichtanlage mit Dynamo, den Gepäckträger für meinen ganzen Krempel und die Tasche vorne, wobei der Block für die Tasche offenbar das einzige ist, was sich ohne großen Aufwand montieren ließe.
Das Ding hat sicherlich seine Zielgruppe, aber ich gehöre nicht dazu. Unsere Brommies gehen als Packesel mit auf Wanderschaft, da kommt es auf ein paar Kilogramm mehr oder weniger nicht an.
uff...
Vor allem hätte ich ja auch einfach wieder mit dem Rad von Hamburg nach Lüneburg fahren können. Wäre ja seit Beginn der Neun-Euro-Saga nicht einmal das erste Mal, dass das passiert. Nur: Bei mehr als 30 °C, beziehungsweise bei stellenweise fast 38 °C ist mir das mit dem Radfahren dann doch ein bisschen zu blöd, auch wenn's abends deutlich kühler wurde.
Und so braute sich gestern der perfekte Sturm zusammen: Neun-Euro-Ticket plus so genanntes Ausflugswetter in Form einer Hitzewelle plus Baumaßnahmen zwischen Uelzen und Hamburg plus einer Oberleitungsstörung zwischen Lüneburg und Hamburg — und plus eines Schadens an der Strecke zwischen Hannover und Bremen.
Hannover und Bremen? Jo.
Und so fuhren die ICEs, die momentan aufgrund der Baumaßnahmen zwischen Uelzen und Hamburg zwischen Hannover und Hamburg über Bremen umgeleitet werden, wieder auf dem alten, direkten Weg, um das fein gewebte Netz aus Anschlussverbindungen und Verspätungen nicht komplett zum Kollaps zu bringen. Und die ICEs, die eigentlich regulär über Bremen fahren und aufgrund der Baumaßnahmen als Bummel-ICE von Hannover nach Hamburg mit Halt in Lüneburg, Uelzen und Celle fuhren, wurden über die schadhafte Strecke umgeleitet, denn bei denen ist ja eh alles egal. Soweit alles klar?
Und der Regionalverkehr fiel stundenlang aus. Und Schienenersatzverkehr gab es auch keinen, angeblich wegen Personalmangels aufgrund der Corona-Pandemie. Ich weiß überhaupt nicht, wann hier irgendwann einmal Schienenersatzverkehr angeboten wurde und halte das mit dem Personalmangel für eine Schutzbehauptung — man hat hier einfach nie einen bestellt. Kann ich mich nicht dran erinnern.
Es wurde dann empfohlen, mit der S-Bahn von Hamburg nach Harburg zu fahren und dort den regulären, aufgrund der Baumaßnahmen eingerichteten Busverkehr zu nutzen, der aber natürlich mit seinen lustigen Bussen, in den dann die Leute aus sieben prall gefüllten Doppelstockwagen reinpassen sollen, komplett überfordert war.
Im Endeffekt ließ man sich von irgendjemandem abholen oder mitnehmen — oder harrt wie ich am Bahnhof aus, um den einzigen RE 3 zu erwischen, der an dem Tag noch fuhr. Immerhin blieb es bei annehmbaren 150 Minuten Verspätung. Das ist ja schon beinahe normal.
Bei der Fahrradsternfahrt NRW bin ich dieses Jahr am 8. Mai aus Dortmund losgefahren. In Dortmund war’s mit dem Fahrrad auch nicht so richtig schön, auch wenn man sich in einigen Straßen mittlerweile wirklich Mühe gibt, eine brauchbare Infrastruktur herzustellen, die über einen weißen Strich auf dem Gehweg hinausgeht. Trotzdem ist man halt froh, die Stadtgrenzen hinter sich zu lassen, denn so richtig schön ist das Radfahren dort einfach nicht, weder hinsichtlich der Infrastruktur noch von der Gemütslage der Kraftfahrer oder anderer Verkehrsteilnehmer.
Am Wochenende war ich erst zur Critical Mass dort und düste dann am nächsten Tag von Dortmund über Münster nach Osnabrück.
Und kam an der Walther-Kohlmann-Straße vorbei. Walther Kohlmann war wohl wohl in ein Pfarrer aus dem Widerstand zur Zeit des Nationalsozialismus und das ist auch schon alles, was das Internet über ihn weiß, denn ansonsten gibt es zum Suchbegriff eher Unfallmeldungen aus der gleichnamigen Straße.
Die Sache begann auch schon ganz komisch, ich kam hier von Süden auf dem Hochbordradweg angekurbelt und wollte irgendwie geradeaus. Musste aber erst einmal rechts abbiegen, dann über die Straßenbahnschienen rüber, dann… ja, keine Ahnung. Dem Straßenverlauf folgen bot sich nicht an. Nach einer Extrarunde über die Kreuzung tat sich das, was ein Rennradler mir vormachte: Bei grünem Licht für Fußgänger (Signalgeber für den Radverkehr gab es keine) auf die Kreuzung rollen, dort vor der Haltlinie warten und dort wiederum bei grünem Licht Vollgas geben, um auf dem Seitenstreifen weiterzufahren.
Der Seitenstreifen sah so aus, war hin und wieder mit parkenden Kraftfahrzeugen belegt, wie das bei einem Seitenstreifen so ist, und mit arg vielen kleinen Steinchen übersäht, so dass ich mich vor der Wahl sah, meine Radtour entweder aufgrund eines platten Reifens auf dem Seitenstreifen vorzeitig zu beenden oder aber auf dem rechten Fahrstreifen von aggressiven Kraftfahrern gemaßregelt zu werden:
Dann kam dieser Canyon-artige Abschnitt, auf dem man mit dem Rad nun zwangsläufig auf dem rechten Fahrstreifen fahren muss, weil auf dem Seitenstreifen dicke Lastkraftwagen parken und sogar mehrere Blumenhändler ihren Wagen aufgebaut haben. Der Kraftverkehr findet das nicht so geil und ich bin mehrfach von Lkws unangenehm dicht überholt worden, während es immer wieder Lücken auf dem Seitenstreifen gibt, bei denen erwartet wird, ich führe direkt wieder rüber und ließe die aufgestauten drei Kraftfahrzeuge direkt passieren:
Ganz am Ende klärt sich die Sache dann: Es ist in Ermangelung von Zeichen 237 zwar kein echter Radfahrstreifen, aber wohl schon irgendwie zum Radfahren vorgesehen. Eigentlich eine lustige Idee: Man braucht sich nicht mit Falschparkern auf dem Radfahrstreifen herumzuschlagen, weil’s kein Radfahrstreifen ist, kann aber trotzdem behaupten, ganz viel für den Radverkehr getan zu haben.
Direkt danach folgt diese Auffahrt, an der mit großzügiger Geschwindigkeit abgebogen wird:
Und wenn’s am Platz mangelt, hört der Möchtegern-Radfahrstreifen einfach auf. Dann darf man sich auf dem Fahrstreifen zum Geradeausfahren einordnen und das kommt bei den Leuten nicht so richtig gut an:
Naja, und als Bushaltestelle dient der Multifunktionsstreifen dann auch noch:
Okay, easy, klar, nächstes Mal fährt man dann einfach auf dem rechten Fahrstreifen und lässt diese Albernheiten rechts liegen, aber das ist auch nicht unbedingt die Art und Weise, wie ich mir eine entspannte Radtour vorstelle.
Alle reden übers Energiesparen und wenigstens beim Smartphone fühle ich mich einigermaßen konsequent: Smartphones und ähnliche Geräte mit USB-Anschluss speise ich in der hellen Jahreszeit nur mit Solarenergie oder der Kraft meiner Beine. Während der Fahrt betreibe ich am Dynamo einen AppCon3000, der selbst bei meiner lahmen Reisegeschwindigkeit von mitunter nur 18 km/h locker ausreicht, um das Smartphone und den internen Akku komplett aufzuladen, bei Pausen kommt eine 28-Watt-starke Solarzelle zum Einsatz, mit der ich auch regelmäßig eine Powerbank mit 26 Ah wieder auflade. Klappt prima.
Sinnvollerweise sollte in der Gesamtbilanz allerdings auch eingepreist werden, dass sowohl Smartphone als auch Solarzelle, Powerbank und USB-Ladegerät fürs Fahrrad unter einem erheblichen Aufwand von Energie hergestellt wurden. Vermutlich käme ich deutlich grüner davon, verzichtete ich auf Solarzelle und USB-Ladegerät und lüde meinen Krempel einfach abends an der normalen Steckdose.
Der Klimaschutz scheitert mal wieder an — wer hätte es gedacht? — den lieben Freidemokraten:
Nur was wäre die Alternative?
Nach meinem Dafürhalten hätte man sich diese Nummer mit der Schrittgeschwindigkeit auf freigegebenen Gehwegen sparen können. Daran hält sich nunmal kein verständiger Mensch, weder für ein paar hundert Meter noch für über dreißig Kilometer. Wir haben im Sinne der Straßenverkehrs-Ordnung zwar 13 verschiedene Straßenteile oder -seiten, auf denen ich mit dem Rad fahren darf, aber eben nicht die Möglichkeit, einen breiten Gehweg auf der rechten Straßenseite so zu beschildern, dass man dort mit normaler Geschwindigkeit fahren darf, wenn man denn möchte, oder eben weiterhin auf der Fahrbahn kurbeln kann.
Wenn jetzt aber auch noch außerörtliche Radwege wie im Kreis Stormarn als freigegebener Gehweg beschildert werden, dann habe ich als Radling eben nur die berühmte Wahl zwischen Pest und Cholera: Fahre ich auf der Fahrbahn, nerve ich den Kraftverkehr, der eventuell entsprechend reagieren wird, bleibe ich auch dem Gehweg, muss ich mit Schrittgeschwindigkeit fahren — oder verhalte mich ordnungswidrig und im Falle eines Unfalls stecke ich gehörig in Kalamitäten.