Beiträge von Malte

    Es geht um die Kreuzung Kiellinie/Feldstraße mit der Relation von Osten nach Norden. Dort radelt man dann lang und sieht das hier:

    Jo, denkt man sich, und wundert sich: Muss man hier nun an der Haltlinie halten?

    Und weiter: Muss man hier an der Haltlinie halten, wenn man geradeaus fahren will? Oder wenn man nach rechts abbiegen möchte?

    Wenigstens beim Abbiegen nach rechts durchfährt man ja gar nicht den geschützten Bereich, so dass Abbiegevorgänge ja eigentlich von den Lichtzeichen ausgenommen sein sollten. Oder meint die Behörde ausgerechnet an dieser Kreuzung, der geschützte Bereich der Fußgänger erstrecke sich auch über den Radweg, so dass ein Halten unbedingt geboten wäre? Wieso meint sie es gerade jetzt und hier und nicht an sehr viel problematischeren Kreuzungen?

    Und wenn man geradeausfahren möchte, welches Lichtzeichen gilt denn dann? Das für Fußgänger ganz hinten am Horizont ja wahrscheinlich nicht, aber darf man bei der abgebildeten Konstellation aus grüner Fahrbahnampel, bei der ja keine Fußgänger queren können, wenigstens bis hinten zur roten Fahrradampel fahren?

    Darf’s noch eine Schwierigkeitsstufe mehr sein? Was gilt denn beim grünen Pfeil zum Rechtsabbiegen?

    Darf man dann auch auf dem Radweg nach rechts abbiegen oder gilt noch immer die rote Fahrradampel weiter hinten? Eigentlich müsste ja weiterhin die Fahrradampel gelten, wenigstens lese ich aus § 37 Abs. 2 Nr. 6 StVO keine Ausnahme für diesen Fall heraus. Total lustig: Der geschützte Bereich, sofern er denn sich über den Radweg erstreckt, ist dank des Grünpfeils definitiv konfliktfrei befahrbar, aber ich muss mit meinem Bike trotzdem artig vor der Haltlinie warten, weil weiter hinten die Fahrradampel rotes Licht zeigt.

    Der Signalgeber für Radfahrer und Fußgänger ist übrigens gleichgetaktet — das ist eigentlich relativ witzlos, denn wenn man Radfahrern keine zusätzlichen Räumzeiten zurechnen möchte, braucht man auch keinen vom Fußverkehr getrennten Signalgeber. Das stiftet allenfalls Verwirrung.

    Darf’s noch eine Schwierigkeitsstufe mehr sein?

    Man darf diesen Weg natürlich auch in der „falschen Richtung“ befahren, damit man unten an der Kiellinie schön am linksseitigen Ufer pedalieren kann. Welche Lichtzeichen gelten denn für diesen Fall? Oder darf man in der falschen Richtung einfach nach links abbiegen?

    Ich habe ja den Verdacht, dass es für diese Haltlinie noch nicht einmal eine Anordnung geben wird, sollte die Behörde mal in den eigenen Akten forschen. Und so ganz wichtig kann sie und der geschützte Bereich ohnehin nicht sein, wenn für Radlinge aus der freigegebenen Gegenrichtung keinerlei Signale vorgesehen sind.

    @Gerhart hat drüben eine Drucksache über die Umgestaltung der Elbgaustraße aufgetan.

    Die Elbgaustraße führt vom Eidelstedter Platz unter dem gleichnamigen S-Bahnhof hindurch am Farnhornweg vorbei bis zum Rugenbarg. Das ganze kann man sich ja mal bei StreetView ansehen — die : Im südlichen Teil gibt’s benutzungspflichtige Hochbordradwege, im mittleren Teil Hochbordradwege ohne Benutzungspflicht, aber in einem erbärmlichen Zustand, im Tunnel unter der Bahn handtuchschmale Radwege ohne Benutzungspflicht, im Norden dann Hochbordradwege ohne Benutzungspflicht.

    Abgesehen vom südlichen Teil sind die Radwege zwar irgendwie schon befahrbar, aber nicht schön zu befahren — entweder rumpelt’s ganz grauenvoll oder man darf mit kaum nennenswerter Geschwindigkeit dort entlangkraxeln, wenn der Radweg direkt neben parkenden Kraftfahrzeugen entlanggeführt wird.

    Zwischen der S-Bahn und der AKN-Brücke gibt’s als Zugabe noch auf beiden Straßenseiten stellenweise so wenig Platz, dass es früher nur für einen benutzungspflichtigen Fuß- und Radweg gereicht hat.In Nordrichtung vom Mesterfeld bis zur AKN-Brücke, Richtung Süden von der AKN-Brücke über den Haseldorfer Weg bis zum Redingskamp. Klar, auch dort ist Radfahren irgendwie möglich, aber… naja, man sieht, wo die Prioritäten lagen. Beim Rad- und Fußverkehr jedenfalls nicht.

    Das entsprechende Stück wurde mittlerweile von [Zeichen 240] zu [Zusatzzeichen 1022-10] heruntergestuft — die Probleme bleiben natürlich, weil kaum ein Radfahrer die Gelegenheit wahrnimmt, dort auf der Fahrbahn zu fahren. Ich habe das früher eine Weile praktiziert, mal ging das wochenlang ganz problemlos, mal wurde man täglich angehupt und beschimpft, so richtig entspannend ist das jedenfalls nicht. Mittlerweile meide ich die Straße einfach und schiebe mein Rad, falls ich damit S-Bahn fahren möchte, denn auch auf dem restlichen Stücken ohne Benutzungspflicht wird man häufig darauf hingewiesen, dass es ja einen bestens ausgebauten und breiten Radweg gäbe.

    Und auch als Fußgänger macht’s halt keinen Spaß, wenn man auf den engen Gehwegen beiseite geklingelt oder eng überholt wird. Mit meiner Freundin nehme ich eigentlich lieber den Bus, so unangenehm ist diese Strecke.

    Nun sollen also Veränderungen her — ich bin gespannt, welche Pläne man sich ausdenken wird und welche Teilstücke der Elbgaustraße überhaupt betroffen sein werden. Der problematische Teil vom Farnhornweg bis zum Eidelstedter Platz bietet ja kaum Platz, um Kraft-, Rad- und Fußgängerverkehr gleichermaßen zu berücksichtigen, insbesondere der Abschnitt mit den freigegebenen Gehwegen ist nunmal mordsmäßig schmal. Wird das wieder so eine halbgare Lösung, den Radverkehr entlang der freigegebenen Gehwege mit ultraschmalen Schutzstreifen zu beglücken?

    ABER: Du selbst schreibst ja, dass auch du den Weisungen der Polizei nicht Folge geleistet hast (find ich jetzt nicht schlimm, aber ich finde es auch nicht schlimm, wenn Fahrzeuge durch die teils 100m große Lücken der CM durchfahren).


    Ganz klar: Ja. Aber da sehe ich das wie du bezüglich der Lücken bei der Critical Mass: Solange ich der Polizei nicht im Wege stehe oder andere Teilnehmer gefährde, sause ich eben schnell auf dem freizuhaltenden Fahrstreifen nach vorne.

    "Team Blau", "Rennleitung" und ähnliche despektierliche Begriffe sind meiner Meinung übrigens nach mit Schuld am mangelnden Respekt gegenüber von Polizisten.


    Puh, schwieriges Thema. „Team Blau“ halte ich tatsächlich auch für despektierlich, beim Begriff „Rennleitung“ habe ich dieses Gefühl tendenziell eher nicht. Bezüglich „Rennleitung“ habe ich drüben im Verkehrsportal mal bei zwei Polizeibeamten nachgefragt, wie sie diese Bezeichnung empfinden und die hatten damit eher kein Problem. Sowas wie „Bullen“ oder ähnliche Begriffe kommen mir hingegen definitiv nicht über die Lippen.

    … und dann war da ja auch noch der Polizist auf dem Fahrrad, der die Demonstration anführte — und dann, ich hab’s leider nicht auf der Kamera, links an dem Touristenbus durchdrängelte, während der Bus sich erst vom beherzten Eingreifen eines Motorrad-Polizisten, der irgendwie über die Gehweg gerast kam, vom weiteren Spurwechsel nach links abbringen ließ.

    Da dachte ich echt, ich halt’s einfach nicht mehr aus.

    Hat eigentlich jemand auf Video, wie ich mich gegenüber vom ZOB gemault habe?

    Das war ja der Hit: Es gab eine explizite Ansage, dass der linke Fahrstreifen zwar gesperrt, aber für die Motorradpolizisten freizuhalten wäre. Malte Hübner weiß es trotzdem besser und saust mit der Kamera in der Hand herum, natürlich auch auf dem linken Fahrstreifen, um sich dann mit Tatütata vom Motorrad verscheuchen zu lassen. Ich wechselte dann also wieder in das Teilnehmerfeld, bremste ab, weil wir gerade auf eine rote Ampel zufuhren und kippte dann einfach im Stand nach links um. Zack, einfach so — ich habe nicht mal den Arm zum Abstützen ausgestreckt. Immerhin ist nichts kaputt, weder Fahrrad noch Jacke noch Kamera.

    Ergänzend zu den ganzen Fußlingen gab’s ja auch wieder Vollprofis am Lenkrad, die das mit der Demonstration nicht verstanden haben. Hier und dort und an ein paar anderen Stellen galt auch nur das Lichtzeichen-Prinzip: „Ich habe grün, also fahre ich!“ Dr Motorradpolizist auf dem zweiten Bild wurde ja beinahe umgekachelt, an einer anderen Kreuzung bahnten sich noch zwei SUVs hupend ihren Weg zwischen den Motorrädern hindurch, während ein dritter Profi von rechts die aufgestauten Kraftfahrzeuge auf der Gegenfahrbahn überholte, dann aber irgendwie keinen Mumm hatte, durch den Demonstrationszug zu fahren und entnervt wendete.

    Und kurz vor der Unfallstelle musste ich dort noch kurz einem Kraftfahrer erklären, dass der Motorradpolizist diese „Du wartest jetzt hier!“-Geste nicht zum Spaß gemacht hatte. Und er rief mir noch hinterher: „Aber der ist doch jetzt weg!“

    Schlimm genug, dass manche Leute trotz Fahrprüfung zu blöd sind, ein Kraftfahrzeug im Straßenverkehr zu führen, aber dass nicht einmal mehr der Polizei eine Art von Respekt entgegengebracht wird, das macht mich… ja, echt fassungslos.

    Wie soll ich eigentlich überhaupt noch irgendjemandem guten Gewissens erklären, dass Radfahren zur Arbeit eigentlich eine super Sache ist?

    Tja.

    Wenn man dort steht, da vorne die Angehörigen, da hinten Menschen, die die getötete junge Frau kannten, da wird einem schon anders. Das ganze Gelächter über „Übersehen“, das bleibt einem dann doch im Halse stecken.

    Und der Moment, der mir tatsächlich einen richtigen Schlag in den Magen verpasst hat, war dieses Motiv:

    Wahnsinn. Absoluter Wahnsinn.

    @mir hat drüben im Verkehrsportal mal bemängelt, dass sich die Polizei immer mehr aus dem Straßenverkehr zurückziehe und das dadurch entstandene Vakuum eben mitunter von aggressiven Verkehrsteilnehmern gefüllt würde.

    Bei der Huffington Post wird noch mal die Geschichte von der Berliner Polizei aufgewärmt, die angeblich bei Fahrraddiebstählen nicht mehr ermitteln will, weil es sich nicht lohne:

    Das Schicksal einer Podiumsdiskussion lässt sich womöglich schon auf einen Blick erfassen: Vor dem Bucerius-Kunst-Forum gibt es keine Fahrradständer.

    Das macht zwar nichts, denn bekanntlich ist Hamburg eine schöne Stadt, weil sie viele Brücken hat, an denen man Räder anschließen kann, aber ein bisschen richtungsweisend ist die Sache schon.

    Und dann sitzen im Publikum primär Damen und Herren, die vermutlich regelmäßig diese „Zur Sache, Hamburg“-Debatten um der Debatte Willen besuchen, aber mit Radverkehr im Allgemeinen eher weniger am hübschen hanseatischen Hut haben. Das ist zwar eigentlich kein Problem, denn der Mobilitätswandel ist ein Thema, das uns alle etwas angeht, aber… naja, ein bisschen… tja, ein bisschen fraglich ist da schon, auf welchem Niveau denn hier diskutiert wird. Tendenziell berichtet die ZEIT, die hoffentlich mit der veranstaltenden ZEIT-Stiftung etwas zu tun hat, recht objektiv und vor allem sachlich beinahe einwandfrei über Radverkehrsthemen, aber, naja, man kennt das ja, ein Großteil der Leute ist mit den Regeln für Radfahrer gänzlich überfordert.

    Immerhin hat man große Pläne, die Losung des heutigen Abends lautet: „Straßenkampf in der Hanesstadt oder Lassen sich Fahrrad- und Autoverkehr versöhnen?“

    Darüber diskutieren heute unter Moderation von Patrik Schwarz:

    • Peter Lohmeyer: Schauspieler und „fahrradfreundlichste Persönlichkeit 2016“
    • Thomas Lohse: Vorstand Hansa Funktaxi eG 211211 und Vorstand Taxen-Union Hamburg Hansa e.V.
    • Frank Drieschner: Redakteur der ZEIT


    Definitiv eine interessante Zusammensetzung des Podiums — mal sehen, was an Sachlichkeiten dabei herumkommt.

    Die Einführug übernimmt eine Mitarbeiterin der ZEIT, die um eine rege Beteiligung des Publikums bittet — während das Publikum schon jetzt jedes Mal auflacht, wenn Begriffe wie „Verkehrsregeln“, „Fahrradstadt“ und „Radweg“ fallen — ich vermag allerdings nicht einzuordnen, aus welchem Grunde.

    Das Podium sei bewusst klein gewählt, erklärt Patrik Schwarz daraufhin, denn die eigentlichen Experten säßen im Publikum. Das verspricht ja großartig zu werden, womöglich toppt das noch diverse Wutbürger-Veranstaltung des Harvestehuder Weges.

    Oder auch nicht: Schwarz ruft zum Griff zu den roten oder grünen Karten auf — rot zeigt, wer mit dem Auto gekommen ist, grün, wer mit dem Fahrrad anlandete. In einer zweiten Runde darf auch noch grün zeigen, wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist ist.

    Peter Lohmeyer wird begrüßt, er ist „fahrradfreundlichste Persönlichkeit 2016“. Das geht ganz einfach, man kriegt eine E-Mail, ob man mit dem Titel einverstanden ist und weiß überhaupt nicht, was mit dem Titel eigentlich gemeint ist. Dann nimmt man den Preis an oder auch nicht, aber falls ja, bekommt man einen Helm und eine lustige Statue. Es stellt sich heraus, dass Lohmeyer sich wohl positiv gegenüber dem Fahrrad geäußert hat — ansonsten aber nicht so ganz viel mit Fahrrädern zu tun hatte.

    Schwarz sucht eines dieser Interviews heraus und zitiert: „Helmmäßig bin ich nicht so der Typ.“ Oh, wie passt das denn? Das habe mit dem Umgang mit dem Rad zu tun, meint Lohmeyer, er führe mit dem Rad zum Biomarkt, aber weil er vor dem Biomarkt sein Rad nicht abschließe, könne er auch den Helm nicht anschließen, also bliebe der Helm im Keller, denn mal ist der Helm zu warm oder nicht und im Winter passe die Mütze nicht, aber naja. Damit der Helm nicht so lange im Keller bleibt, sondern vielleicht auch mal einen Kopf schützt, wird er heute Abend noch verlost gegen jemanden, der drei vernünftige Sätze darlegen kann, warum er so einen Helm brauche.

    Hmm.

    Schwarz will noch mal wissen, ob Lohmeyer tatsächlich sein Rad nicht anschließt, aber es handle sich um ein Experiment, denn ihm würden nur Räder gestohlen, die er sorgfältig anschließt. Also ließe er das bleiben, das mit dem Anschließen, und das klappe ganz gut.

    Ah, Schwarz fragt, ob Lohmeyer nur Fahrradfahrer oder Fahrradideologe wäre. Lohmeyer bezeichnet sich aber als Ideologe, weil er nicht nur mit dem Rad zum Biomarkt fährt, sondern sogar zum Bahnhof, wenn er mit dem Zug fahren müsse (dann würde das Rad aber abgeschlossen) und sich sogar am Zielort ein Rad leiht (oder in Berlin sogar ein Schrottrad stehen hat).

    Es geht noch um dies und das und ob man Fahrräder nur leiht und nicht stiehlt, wenn man es nach ein paar Monaten wieder an den ursprünglichen Platz stelle, eigentlich ganz lustig, aber so richtig kommt noch nichts sachliches bei rum.

    Nun ist Thomas Lohse dran und berichtet erstmal von ein paar schlechten Erfahrungen, die sehr grenzwertig seien. Es komme regelmäßig vor, dass seine Taxi-Fahrer sich mit Radfahrern in die Wolle bekommen. Es komme regelmäßig vor, dass Radfahrer seinen Taxis in die Türen träten — der Taxifahrer habe dann einen dicken Hals, Radfahrer aber leider dicke Waden, mit denen sie dann das Heil in der Flucht suchten.

    Hmm. Das sind immer die schönsten Geschichten, aber womöglich gibt es noch eine Vorgeschichte — oder steht da einfach ein Taxi am Fahrbahnrand, ein Radfahrer kommt vorbei und tritt einfach in die Tür? Da passiert doch eigentlich meistens noch mehr — nur wird das natürlich von Lohses Angestellten eher nicht berichtet werden.

    Ein Gast aus dem Publikum: „Taxifahrer als Heilige darzustellen finde ich echt scheiße.“ Ui, es wird ja wirklich lustig!

    Eine weitere Wortmeldung von jemandem, der zwar mit dem Auto hier ist, dem aber als Radfahrer schon mal der Kragen geplatzt wäre: „Ich finde, Radfahrer müssten respektvoller gegenüber Fußgängern umgehen! (…) Und das Argument von Herrn Lohse kann ich nachvollziehen, es gibt auch respektlose Radfahrer. (…)“

    Noch mehr Wortmeldungen. Ein älterer Herr berichtet, er habe schon mal einen Radfahrer gesehen, der… ach nee, gar nicht, der berichtet, er habe schon mal einen Autofahrer gesehen, der mit dem Auto auf dem Radweg geparkt hätte, woraufhin er mit der Faust an die Scheibe geschlagen hätte.

    Okay, ja, warum nicht.

    Der nächste ist dran: Jemand bemängelt die fehlende Rückbesinnung auf § 1 StVO. Es ginge nicht an, dass den Autofahrern immer mehr Platz weggenommen würde, man müsse sich wieder auf gegenseitige Rücksichtnahme zurückbesinnen.

    Frank Driescher ist dran, der damals über die Posse an der Walddörferstraße berichtete. Lohse kommt gar nicht mehr so richtig zu Wort mit seinen Geschichten über radikale Taxi-Tür-Treter.

    Driescher meint, Hamburg wäre als autogerechte Stadt aufgebaut worden, in der Radfahrer quasi als Eindringlinge in das motorisierte Revier angesehen würden. Nächster Halt Fahrradstadt: „Das große Wort Fahrradstadt für diese kleine Modernisierung.“ Autofahren wäre ein Lebensstil, der darauf aufbaue, dass Autofahrer darauf angewiesen wären, dass andere Menschen keine Autofahrer wären. Lohse wird um seine Meinung gebeten, hat aber offenbar nichts dazu zu sagen und wirkt ein bisschen angefressen.

    Schwarz möchte eigentlich einen Kraftfahrer zu Wort kommen lassen, denn Kraftfahrer kämen in der heutigen politischen Zeit nicht so richtig zu Wort. Es findet sich aber kein Kraftfahrer.

    Eine weitere Dame zeigt auf und bemängelt, Scholz habe nur gesagt, Hamburg würde Fahrradstadt — aber es würde mit ihm kein Auto weniger geben. Dabei wäre mehr notwendig als hier und da kleine Verbesserungen. Warum warte man so lange, diese Stadt wirklich zu einer lebenswerten Stadt zu wandeln?

    Nun findet sich eine leidenschaftliche Autofahrerin, die aber alle Seiten kennt, wie man so schön sagt, die aber auch nicht Partei für den Kraftverkehr ergreifen mag, sondern eher die schmalen Schutz- und Radfahrstreifchen zu unsicher empfinde.

    Ja, Herrgottnocheins, gibt’s denn hier niemanden, der mal auf den Tisch haut? Wo bleiben denn die Vorwürfe ween der Straßensteuern und sowas?

    Noch jemand kommt zu Wort, es gäbe mal früher Vorschläge, wie man gut Auto fährt. Sowas bräuchte man heute auch, es müssten die Regeln für Radfahrer erklärt werden. Er bemängelt, dass Radfahrer nicht wüssten, wie man sich am Fußgängerüberweg verhalte und verbotenerweise mit dem Rad drüber fahren — obschon die Sache von der ZEIT schon erklärt wurde. Man muss es halt nur lesen und verstehen.

    Jemand anders erzählt von seinem Fahrrad, dass er mit acht Jahren bekommen hat, als er noch nicht mal bis zum Sattel reichte. Er führe in engen Straßen in der Fahrbahnmitte, damit ihn niemand eng überholte.

    Noch jemand erzählt, er habe mal in Berlin gewohnt und meint, die Stadt wäre zu groß zum Radfahren, denn wer nicht im Stadtzentrum wohne, könne nicht mit dem Rad fahren. Gut, ich wohne in Eidelstedt, das definitiv nicht dem Stadtzentrum angehört, aber mit dem Rad bin ich trotzdem hier.

    Driescher berichtet, in den Randbezirken wohnten mehr Menschen als in der Innenstadt, aber in der Innenstadt wären mehr Autos angemeldet. Lohmeyer erklärt, man müsse ja nicht immer den ganzen Weg mit dem Rad fahren, man könne auch zwischendurch in die S-Bahn steigen, also verschiedene Arten der Mobilität kombinieren.

    Schwarz startet die nächste Abstimmung: Grüne Karte für mehr Fahrradstadt, rot für „es reicht!“

    Schwarz bittet um Wortmeldungen.

    Der Erste berichtet, ein Modal-Split von 25 Prozent wäre genug, die Stadt wäre auf einem guten Weg, es müsse noch mehr fürs Rad getan werden, aber 25 Prozent wären zu ambitioniert.

    Endlich! Es geht los! Die Zweite meint: Radfahrer müssten eine Fahrprüfung ablegen und ein kleines Nummertaferl bekommen, schließlich würde man oft genug als Fußgänger beinahe totgefahren.

    Lohse wird zu der Sache mit den Nummerschildern befragt, aber er hält das für unsinnig, allein schon beim Verwaltungsaufwand bei über 80 Millionen Rädern. Er lobt die Arbeit der Fahrradstaffel, die bei einer weiteren Verdichtung des Verkehrs unabkömmlich wäre (die ja bekanntlich abseits von Licht-Kontrollen eher im Hintergrund bleibt), denn wenn sich Radfahrer an die Regeln hielten, passiere ja nicht so viel.

    Lohmeyer legt los, dass diese Sache mit der Regelbefolgung der Radfahrer vor allem auch der unbrauchbaren Infrastruktur geschuldet wäre. Gäbe es eine brauchbare Infrastruktur, die nicht ständig zu übemenschlichen Manövern zwinge, klappe es auch besser mit der Regelbefolgung. Die Zeit, in der Autofahren in der Spaß bedeutet hätte, wäre vorbei, heute ginge es primär um Mobilität, nicht um Spaß. Das hatte vorhin ein Zuschauer bemängelt.

    Nächste Wortmeldung: Die Stadt würde immer noch für den Kraftverkehr geplant, vor allem über vier Räder erschlossen, so dass die Infrastruktur für Zweiräder eher an den Rand gedrängt würde.

    Schwarz zitiert nun aus einer Umfrage: „Was kann man ihrer Ansicht nach gegen Aggressionen im Straßenverkehr tun?“ Antwortmöglichkeiten waren: „Stärkere Polizeipräsenz“, „intelligentere Verkehrswege“ und „eigene Rücksichtnahme“.

    Platz 1, 78 Prozent, habe der Vorschlag mit den intelligenteren Verkehrs erobert.
    Platz 2 mit 59 Prozent (muss 78 plus 59 nicht hundert ergeben?) bekam die eigene Rücksichtnahme.

    Warum aber behauptet die CDU weiterhin, gegen die Probleme im Straßenverkehr helfe nur der Holzhammer mit mehr Kontrolle, obwohl der Verkehrsteilnehmer mit seiner Konsensmeinung schon viel weiter wäre. Bei der Diskussion kommt aber nicht so richtig was rum.

    Nun wird Taxi-Chef Lohse zu Hochbordradwegen befragt. Seine Antwort: „Ist schweinegefährlich.“ Er beruft sich auf E-Fahrräder, die damit sogar 20 oder 25 Sachen führen, das könne sich nicht mehr zwischen den Fußgängern auf den Hochbord-Radwegen abspielen. Der Fahrradverkehr gehöre auf die Straße.

    Aufgeregte Wortmeldungen!

    „Die Elbvertiefung ist ein Kampfblatt für die Radfahrer!“ Der Herr bezieht sich auf ein Interview mit dem Fahrradpapst aus Kopenhagen, der sich ganz klar für Separation ausgesprochen habe. Warum mache Hamburg das Gegenteil?

    Lohse: Man wolle hunderte Kilometer Radwege bauen, aber kein Geld dafür ausgeben, also male man einfach nur Streifen auf die Fahrbahn. Aus politischen Gründen gäbe es keine andere Möglichkeiten, außerdem mangele es an Platz. Es wäre politisch gewollt, den Radverkehr auf der Fahrbahn von Hauptverkehrstrassen zu führen — warum nicht durch Grünanlagen oder Parallelstraßen?

    Schwarz fragt, warum man denn früher auf Hochbordradwege gesetzt hätte, warum wäre das jetzt anders? Das muss Lohmeyer beantworten: Er beantwortet die Frage aber nicht so richtig, sondern berichtet von seinen Erfahrungen auf der Elbchaussee. Schwarz hakt noch mal nach, ob die Streifen-Lösungen nur eine Mode wäre. Drieschner: Hochbordradwege wären Unsinn, dafür wäre in Hamburg kein Platz, schließlich parkten dort Autos.

    Eine Zuschauerin berichtet von einem kaputten Helm, der vom Bordstein gespalten wurde, als sie auf der Fahrbahn ausweichen musste. Auf dem Hochbordradweg wäre das nicht passiert.

    Eine weitere Dame berichtet vom Planungsprozess: Die Planung wären einwandfrei und sicher, aber die Politik sorge anschließend für halbgare Lösungen, weil man Angst vor handfesten Bekenntnissen in Richtung des nichtmotorisierten Verkehrs habe.

    Gäbe es nicht gerade einen sehr fahrradfreundlichen Senat? Nein, bemängelt die Dame, man merke nichts davon, die Planungen würden nach wie vor stark ausgebremst, es scheitere gar an Kleinigkeiten wie besseren Ampelschaltungen und es mangele vor allem an politischen Willen.

    Weitere Wortmeldung: Man erreiche 25 Kilometer pro Stunde auch ohne Pedelec, die wären auch ohne Motor leicht zu machen. Es habe allerdings lange gedauert, bis sie sich auf die Fahrbahn getraut habe, weil ständig gehupt, gedrängelt und gebrüllt würde, Tempo 30 wäre eine Lösung.

    Nächste Abstimmung zu Tempo 30. Rot für mehr Tempo 30, grün für mehr Vollgas. Zwei Drittel stimmen für Tempo 30, ein Drittel für nicht so ganz viel Tempo 30.

    Und wie sieht es dann 2025 aus, wenn der Radverkehrsanteil sich verdoppelt haben soll?

    Drieschner: „Kann ich mir nicht vorstellen.“ Diese heutige Versammlung wäre nicht repräsentativ für die gesamte Stadt. Die Verhältnisse für den Radverkehr würden aber sehr viel besser werden als heute.

    Schwarz: Inwiefern ist der Umstieg aufs Fahrrad vom Auto eine Illusion?

    Drieschner: „Ich glaube, dass das Auto eine Art Suchtdroge ist.“ Man gewöhne sich an diese Art der Mobilität, man könne sich nichts anderes mehr vorstellen.
    Lohse: 25 Prozent Fahrradverkehr wären eine Wunschvorstellung, die Mobilität ändere sich aber, man könne einen Kraftfahrer aber durchaus zum Radfahrer machen, man würde sehen, dass Kraftfahren in der Stadt rückläufig wäre. Schließlich wolle man den Individualverkehr zurückdrängen, um wieder Platz in der Stadt zu schaffen, also würden Menschen aufs Rad und auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen.

    Ist nun schon Schluss?

    Schwarz lobt die objektive Bezeichnung des Autos als Fortbewegungsmittel, nicht als Wohnzimmer, schließlich verwandle sich das Auto in eine Art Multimedia-Kugel. Machten wir uns keine Illusionen, wenn wir glauben, die Leute wollten Fahrrad fahren, anstatt in eine solche Kugel zu steigen?

    Lohmeyer trifft in seiner Antwort das Thema allerdings nicht so ganz das Thema und erzählt von einem weißen Rad, das er seinem Sohn gekauft habe. Lohmeyer ginge aber auf die Nerven, wie viele Autos es heute schon gäbe, er möchte gerne jeden Haushalt auf einen einzigen Wagen reduzieren. Lohmeyer holzt gegen SUV, bei denen man als Radfahrer bei einem Unfall keine Chance mehr hätte. Lohmeyer erwähnt noch dies und das und schließt mit: „Ich bin radikal für eine autofreie Stadt!“

    Schwarz: Eines werde aber in der autofreien Stadt noch wichtiger. Jetzt zeigt er den Helm. Den Zusammenhang möge sich jeder selbst herstellen.

    Ein Zuschauer bietet an, gegen Tausch mit dem Helm eine Fahrradleiche wieder in Gang zu bringen oder Lohmeyer eine Stadtrundfahrt in einem elektrischen Auto zu spendieren.

    Der Herr hinter mir meldet sich, er schlägt vor, den Helm dem Herrn Scholz zu überlassen, damit er mal mitbekomme, dass es auch Radverkehr gäbe.

    Noch ein Zuschauer: Eine Welt mit § 1 StVO brauche keinen Helm.

    Ich hätte mich auch gerne gemeldet: Herr Lohse könne ja auch unterschreiben und das nächste Mal, wenn mich einer seiner Taxifahrer anhupt, kann ich ihm ja zeigen: Hier, dein Chef sagt, ich dürfe das!

    Hmm.

    Nun will niemand den Helm haben. Geht der nun ernsthaft an Scholz? Helm hin, Helm her, das hätte man auch besser lösen können.

    Eine weitere Zuschauerin macht noch mal Werbung für die „Kurs Fahrradstadt“-Petition. Man könne ja den Helm gleichzeitig mit den gesammelten Unterschriften übergeben.

    Noch eine Wortmeldung: Den Helm als Wanderpokal nutzen. Jeder Politiker, der was für den Radverkehr unternehme, dürfe eine Zeit lang diesen Helm tragen.

    Und dann ist schon Schluss. Alle packen ihre Sachen und stürmen raus — das ging ja recht schnell.

    Immerhin geht auch die Sache mit dem Fazit recht schnell: Ganz gute Unterhaltung für das Bildungsbürgertum am Donnerstagabend, aber an sachlichen Argumenten, die in irgendeiner Weise diskussionswürdig wären, kann ich leider nichts entdecken.

    Immerhin aber wurde ich gut unterhalten.

    (Direkt niedergeschrieben inklusiver aller Rechtschreibfehler während der Veranstaltung — leider erst jetzt den „Absenden“-Knopf gedrückt.)

    Kann ich am Wiesendamm bitte wieder meinen alten separierten Hochbordradweg zurückkriegen? Ich piss mir jedesmal vor Angst in die Hose, wenn ich dort auf dem neuen Streifen fahren muss crying.png

    Man darf nun aber auch nicht außer acht lassen, dass viele Radfahrer von solchen Streifen nichts halten. Meine Freundin beispielsweise führe auf dem Wiesendamm lieber ordnungswidrig auf dem Gehweg, anstatt auf dem Streifen — ganz einfach aus dem Grunde, dass ihr die ständigen Wechsel zwischen Fahr- und Radstreifen aufgrund parkender Kraftfahrzeuge zu blöd sind.

    Für uns ist sowas ein Klacks, Schulterblick nach hinten, linken Arm raus, los geht’s, aber es gibt eben auch nicht so ganz erfahrenere Radfahrer, für die zugeparkte Streifen eine gänzlich untaugliche Infrastruktur darstellt.

    An der Klütjenfelder Straße in Hamburg hat man sich etwas tolles ausgedacht. Dort führt ja die Veloroute 11 entlang, für die man sich eine tolle Treppe, ne, Moment, eine tolle Brücke gebaut hat.

    Nun ist die Brücke auf der einen Straßenseite, der alte Radweg aber auf der anderen, also muss man da irgendwie rüber und die Beschilderung ist mal wieder ganz großartig:

    Die Veloroute, also das Schild mit dem roten Fahrrad, zeigt nach hinten rechts. Okay. Ab dem Pfosten handelt es sich nach Hamburger Lesart aber um einen freigegebenen Gehweg, auf dem ja eigentlich Schrittgeschwindigkeit gilt, aber so ganz genau weiß man das ja nicht, weil gleich danach ja ein [Zeichen 240] mit [Zusatzzeichen 1000-30] folgt. Normalerweise bedeutet das einen gemeinsamen Fuß- und Radweg mit Radverkehr in beiden Richtungen — damit man aber in diesem Fall nicht auf die Idee kommt, in Blickrichtung noch weiter auf dem gemeinsamen Fuß- und Radweg zu gondeln, hat man am Horizont noch mal schnell [Zeichen 237] und [Zusatzzeichen 1012-31] angeklemmt. Ja, Moment: Soll damit auch die vorige Freigabe des Gehweges widerrufen werden?

    Oder ist einfach eh alles egal?

    Andere Blickrichtung — hier gibt’s immerhin ein Erklärbär-Schild:

    Besser wird die Sache aber nicht:

    Vielleicht ist es angesichts solcher Beschilderungen auch kein Wunder, dass man als Radling irgendwann keine Lust mehr hat und sich einfach seine eigenen Wege sucht — notfalls eben ordnungswidrig.

    Vermutlich nichtmal nach Aufforderung.
    Dabei müssten zumindest die Baustellen an Hauptverkehrsstraßen (und dazu zählen ganz sicher die innerorts verlaufenden Bundesstraßen) zwingend vor Aufnahme der Arbeiten abgenommen werden.


    Nach meinen Erfahrungen findet allenfalls mal auf Bundesautobahnen oder Bundesstraßen eine Kontrolle statt. Dortige Arbeitsstellen sind aber meistens relativ unproblematisch, da meistens auf der einen Richtungsfahrbahn die eigentlichen Arbeiten stattfinden, während auf der anderen Seite eine andere Firma für die Lenkung des Verkehrs zuständig ist — und manchmal klappt’s halt auch nicht.

    Wenn aber bei kleineren Baumaßnahmen die Baufirma auch für die Absicherung zuständig ist, dann kommt halt meistens etwas mangelhaftes bei rum. Oh, dann will da jemand Baumaterialien anliefern, stellt die Absicherung beiseite, um seinen Lastkraftwagen rückwärts in die Arbeitsstelle zu navigieren und nach Feierabend bleibt die offene Absperrung in der Gegend liegen und die Verkehrsteilnehmer dürfen dann sehen, wie sie klarkommen.

    Das ist allerdings nichts, was nur Radfahrer und Fußgänger betrifft, aber abseits der eigentlichen Fahrbahn sind halt überdurchschnittlich viele Nachlässigkeiten zu finden.

    Ich höre immer nur die Worte: "Kein Personal."


    Oder keine Lust oder kein Interesse oder: Es gäbe eine Anordnung und man solle sich keine Sorgen machen.