Beiträge von Malte

    Äh? Nein! Fakebook und Twitter sind keine Autostartprogramme des Betriebssystems ...

    Das nicht, nein, aber die Leute verbringen einen wesentlichen Teil ihrer Screen Time mit solchen Anwendungen.

    Und weiter zum Thema Falschinformationen

    Das sehe ich zwar als Falschinformation an, hinter der womöglich eine gewisse Agenda steckt, aber ich denke nicht, dass diese Falschinformation auf eine politische Spaltung der Gesellschaft abzielt. Insofern halte ich das für ärgerlich, aber nicht gesellschaftszersetzend.

    Wobei natürlich diese eingestreuten Narrative mit museumsreifen Schlafwagen, die eigentlich jünger als ein ICE 3 sind, natürlich durchaus die Verkehrswende torpedieren. Über dieses Phänomen, dass Radfahrer rote Ampeln „missachten“, Kraftfahrer rote Ampeln hingegen „übersehen“ (und das überdies meistens nur aufgrund der tiefstehenden Sonne oder anderer Widrigkeiten), hatten wir ja auch schon mal gesprochen. Und irgendwo verläuft da natürlich auch die Schwelle, ab der solche Formulierungen oder Falschinformationen tatsächlich zu einer wirtschaftlichen oder politischen Gefahr werden, etwa wenn die Debatte um aussterbende Innenstädte beinahe allein mit der Problematik fehlender Parkplätze bespielt wird, aber leider gänzlich außer Acht gelassen wird, dass die Zeit der großen Warenhäuser als Anker der Innenstadt womöglich einfach vorbei ist… das kann eine Stadt auf kommunaler Ebene tatsächlich nachhaltig beschädigen.

    Und was lernen wir nun daraus? Am Wochenende lieber noch mal kontrollieren, ob der eigene Fahrplan mit Fußballfans kollidiert? Ist das alles, was uns als Gesellschaft einfällt?

    Gestern wollten wir eigentlich von Rostock nach Hamburg radeln. Wir guckten also nach: Rostock spielt zuhause, also werden wir den Teufel tun, in die Bahn zu steigen. Weil das Wetter nicht mitspielte, wurde die Radtour auf heute verlegt: Von Itzehoe irgendwie wieder nach Hamburg auf einem Umweg mit insgesamt 100 km.

    Natürlich haben wir nicht rausgekriegt, dass heute der HSV in Hamburg spielt.

    Das erfuhr ich heute morgen erst am Lüneburger Bahnhof, als ich an den ersten HSV-Fans vorbei kam und direkt homophob belästigt wurde. Klar: Ich habe ohnehin einen seltsamen Körperbau, bei dem die Proportionen nicht so recht zusammenpassen wollen, ein Gesicht zum Reinschlagen, dann habe ich als Alleinstellungsmerkmal noch ein Fahrrad dabei und trage zu allem Überfluss noch meine Fahrrad-Leggins. Mir fehlt eigentlich nur noch das Blinklicht auf dem Kopf: Hier bin ich, macht mich dumm an.

    Die Fahrt nach Hamburg war glücklicherweise einigermaßen in Ordnung, weil der Fahrradwagen weit vom Treppenaufgang entfernt hielt und darum nicht so sehr viele Fans den weiten Weg nach vorne schaffen. Der Alkohol zeigt eben auch um 8:30 Uhr schon seine ersten Auswirkungen.

    Umstieg in Harburg. Ein Typ bittet verlangt einen Euro von mir, ich will ihm keinen geben, weil ich auf Radtouren auch gar kein Bargeld dabei habe. Das kann ich weder verlieren noch vergessen noch kann’s mir jemand klauen. Er findet’s nicht so gut, beleidigt mich, ein Wort gibt sich das andere. Dann zieht er Leine. Kommt nach ein paar Minuten zurück und sucht noch mehr Streit mit noch mehr homophoben Sprüchen. Das mit der Fahrradhose ist echt der Knaller.

    Weiterfahrt im Intercity. Zwischen Harburg und Hamburg treffe ich noch ein paar Fußballfans, die beim Ausstieg in Hamburg ungefähr zehn Euro Dosenpfand zurücklassen, ansonsten aber nur aufgrund des Schals und nicht wegen der Lautstärke als HSV-Fans zu identifizieren waren.

    Zehn Stunden später. Weil ich erst 99 km geschafft habe, drehe ich noch eine Runde um den Hauptbahnhof. Am Ausgang des Südstegs am öffentlichen Urinal ist Hamburg auch zu dieser Stunde noch blau-weiß, man hat ja schließlich gewonnen, und darum müssen dutzende Erwachsene ihr Revier markieren. Das öffentliche Urinal bietet nur zwei Pinkelbecken, der Rest pisst irgendwo in die Gegend, einer sogar gegen einen Rettungswagen.

    Keine zehn Meter kotzt mir einer vors Rad.

    Gut, runter zum Bahnsteig. Mir kommen Fußballfans aus dem Metronom aus Bremen auf der Treppe entgegen, irgendjemand mit gelben Farben hat dort wohl gespielt, und natürlich versucht man wieder am Fahrrad zu ziehen oder mich zur Seite zu drücken. Ist halt nicht jeder damit einverstanden, wenn jemand mit dem Fahrrad die Treppe nimmt, das ist ja an normalen Tagen nicht anders. Unten am Metronom suchen die ersten Leute direkt Streit, aber immerhin nicht mit mir. Dafür stolpert beim Einsteigen jemand theatralisch gegen mein Fahrrad, um mir anschließend eine Blase ans Ohr zu labern. Ich hab jetzt schon keine Lust mehr. Dann fraternisiert der Typ mit Fußballfans auf der anderen Seite des Fahrradwagens, die dort laut grölend ihren Erfolg begießen und das tun, was ein Fan tun muss, also auf dem Klo rauchen und laute Musik hören und sowas alles.

    Und dann diskutieren sie ernsthaft minutenlang darüber, was bei mir wohl schiefgegangen sein muss im Leben. Und wieder fallen die üblichen Phrasen von wegen wo ich denn zur Schule gegangen wäre: Waldorfschule? Oder doch Auschwitz?

    Und ich möchte gerne noch mal irgendjemandem die Frage stellen: Ist das so, dass wir als Gesellschaft diesen Zustand tolerieren? Ist das quasi Brauchtumspflege?

    Und da sich der Staat aus dieser Problematik offenbar zurückgezogen hat: Wie setze ich mich denn als einzelner Fahrgast zur Wehr, wenn ich beispielsweise am Wochenende den Nahverkehr nutzen möchte oder in den Augen der lieben Fußballfans noch weitere einladende Merkmale aufweise, also beispielsweise weiblich bin? Nimmt man dann jetzt Pfefferspray mit oder wie soll ich das verstehen? Oder lautet der Tipp wieder: Tragt keine kurzen Röcke und fahrt am Wochenende mit dem Auto?

    Nun gab es Desinformationskampagnen allerdings auch schon vor Erfindung des Internets. B**D, Murdoch, Hearst, Hugenberg, ...

    Mit der BILD war man aber nur zehn Minuten nach dem Kauf konfrontiert und musste sich eventuell in der Mittagspause mit Kollegen noch mal darüber unterhalten.

    Den albernen Sharepics mit Falschinformationen ist man heutzutage beinahe rund um die Uhr ausgesetzt, sobald man das Smartphone einschaltet. Die Algorithmen der gesellschaftlichen Netzwerke sorgen mittlerweile mit einer gewissen Verlässlichkeit dazu, auch den größten Unsinn in die Timelines zu spülen — Zorn und Wut wirken als Interaktionsträger nunmal deutlich stärker als Freude und Glück.

    Interessant: Bei einer Studie in Berlin konnten Haushalte ihren CO2-Ausstoß auch unter größten Anstrengungen nur um elf Prozent verringern. Mehr war einfach nicht drin.

    (S+) Überforderung, Gegenwehr: Die Soziologin Anita Engels erklärt, warum der Kampf gegen die Klimakrise stockt
    Politische Entscheider sind überfordert, der Wandel produziert Gegenwehr: Die Hamburger Soziologin Anita Engels sagt, warum die Transformation der Gesellschaft…
    www.spiegel.de

    SMS ist ziemlich unsicher und eignet sich nicht als 2. Faktor.

    TOTP und WebAuthn, beide sehr viel sinnvoller, bleiben auch den nichtzahlenden Kunden erhalten.

    Sinnvoller Schritt!

    Schon, aber SMS als zweiter Faktor erscheint mir niederschwelliger als darauf zu hoffen, dass die Leute sich sich mit TOTP oder WebAuthn auseinandersetzen, beziehungsweise im Fall von WebAuthn auch die notwendige Hardware mitbringen.

    Schon wieder eine relativ kleine Randnotiz mit erheblichen Auswirkungen:

    Account-Sicherheit: Twitter bietet Zwei-Faktor-Sicherung per SMS nur noch Abokunden
    Twitter erlaubt künftig nur noch zahlenden Abonnenten, Textnachrichten zur Kontosicherung zu benutzen. Die Sicherung auf anderem Weg bleibt aber für alle…
    www.zeit.de

    Sicherheitsfeatures sollten nie ein Premium-Produkt werden, schon gar nicht in einem Mediendienst. Twitter selbst und wir als Gesellschaft sollten eigentlich ein gewisses Interesse daran haben, dass Sicherheitsfunktionen auch für Menschen mit schmalen Geldbeutel zur Verfügung stehen. Aber vielleicht sehe ich das tatsächlich einfach ganz anders als Herr Musk.

    Es gibt ein ganz einfaches Mittel gegen Deepfakes: Noch mehr Deepfakes.

    Wenn das ganze Internet und jedes Smartphone erst mit Deepfakes von jedem und allem überschwemmt sind, wird niemand mehr glauben was er dort sieht. Olaf Scholz als Drag Queen? Fake. Olaf Scholz umarmt Putin? Fake. Olaf Scholz schüttelt Olearius die Hand? Fake.

    Du setzt aber voraus, dass die Menschen daran interessiert sind, tatsächlich ihre Medienkompetenz anzuwenden, um die Wahrheit zu erkennen Lügen zu entlarven.

    Ich behaupte: Das sind sie gar nicht. Das Netz ist heute schon durchflutet von Falschinformationen, von einseitigen Darstellungen und Berichten, in denen entscheidende Aspekte womöglich nicht den Raum finden, den sie verdient hätten (und nein, damit möchte ich so genannte Qualitätsmedien gar nicht ausklammern). Aber die Leute glauben es trotzdem, weil es eben das eigene Weltbild unterfüttert — und weil solche Falschinformationen beinahe immer darauf abzielen, eine einfache Lösung für komplizierte Sachverhalte in einer komplexen Welt anzubieten. Daran will man glauben.

    Mit etwas Medienkompetenz lassen sich die meisten Falschinformationen, die mir täglich in den gesellschaftlichen Netzwerken begegnen, recht einfach entlarven — noch: Die drei Sätze auf einem knalligen Sharepic, das durch irgendwelche AfD-nahen Facebook-Gruppen gereicht wird, entlarve ich im Handumdrehen auf dem Smartphone während ich auf dem Klo sitze. Wenn aber umfangreichere Berichte auftauchen, etwa die angebliche Enthüllung über Nordstream 2 oder die so genannten Twitter-Files, dann kostet es mich deutlich mehr Zeit, angemessen darauf zu antworten. Und erstens liest das dann keiner, weil’s zu lang ist, und zweitens kostet es mich womöglich über eine halbe Stunde, meine Einlassung darauf zu tippen.

    Das steht dann in keinem Verhältnis mehr. Und mit einer künstlichen Intelligenz, die Texte zwar noch längst nicht im Sekundentakt fabriziert, aber nicht weit davon entfernt ist, wird es umso leichter, neue Geschichten zu stricken, die sich wie ein wohlig-warmer Mantel um das verunsicherte Gemüt des Empfängers legen.

    Und ein Foto mit Scholz oder Putin fiele da gar nicht so sehr auf: Wer ohnehin fest daran glaubt, unsere ganze Welt wäre eine Simulation unter der Knute von Klaus Schwab, findet auch für ein solches Foto einen würdigen Platz in der eigenen Gedankenwelt.

    Insofern ist es wirklich bedauerlich, dass unsere Welt zwar wahnsinnige technologische Fortschritte macht, wir aber als Gesellschaft längst nicht mithalten können. Als meine Eltern geboren wurden, gab es noch nicht einmal das Farbfernsehen. Als ich Anfang dieses Jahrtausends auf die gymnasiale Oberstufe besuchte, war es uns immer noch streng verboten, das Internet zur Recherche zu nutzen oder Hausaufgaben am Computer zu erstellen. Und selbst heute werden allzu häufig (aus durchaus nachvollziehbaren Gründen) elektronische Geräte auf dem Schulgelände komplett verboten. Wo soll also Medienkompetenz erlernt werden — vom technischen Verständnis der so genannten neuen Medien, um in der rasend schnell vorpreschenden IT-Branche mithalten zu können, mal ganz zu schweigen?

    Künstliche Intelligenz (KI) birgt Gefahren hinsichtlich möglicher Desinformationskampagnen, da KI-Systeme darauf ausgelegt sind, große Mengen an Daten zu verarbeiten und Muster in ihnen zu erkennen. Desinformationsersteller könnten KI-Systeme nutzen, um gezielte Kampagnen zu erstellen und zu verbreiten, die auf bestimmte Zielgruppen abzielen und ihre Meinungen und Überzeugungen beeinflussen könnten. Durch die Verwendung von Deep Learning-Algorithmen könnten Desinformationsersteller sogar personalisierte Desinformationskampagnen erstellen, die auf das individuelle Nutzerverhalten zugeschnitten sind.

    Eine weitere Gefahr von KI im Zusammenhang mit Desinformationskampagnen ist die Möglichkeit, Deepfakes zu erstellen. Deepfakes sind manipulierte Medieninhalte wie Videos oder Bilder, die mithilfe von KI erstellt werden. Sie können verwendet werden, um politische Kandidaten, Prominente oder andere öffentliche Personen in peinliche oder kompromittierende Situationen zu bringen. Da Deepfakes oft sehr überzeugend sind und schwer von echten Medieninhalten zu unterscheiden sind, könnten sie dazu beitragen, die öffentliche Meinung zu manipulieren und Desinformationskampagnen zu verstärken.

    Schließlich besteht eine weitere Gefahr darin, dass KI-Systeme selbst lernen können, Desinformationskampagnen zu erstellen. Durch die Verwendung von generativen Modellen können KI-Systeme automatisch Texte, Bilder oder Videos erstellen, die sich wie authentische Medieninhalte anfühlen, aber tatsächlich Desinformationen enthalten. Dies könnte zu einem Anstieg der automatisierten Desinformationskampagnen führen, die schwer zu erkennen und zu bekämpfen sind. Es ist daher wichtig, dass Forscher und Entwickler von KI-Systemen geeignete Schutzmaßnahmen ergreifen, um die Verwendung von KI für Desinformationskampagnen zu verhindern.

    Wird künstliche Intelligenz wie ChatGPT zum Propagandawerkzeug?
    Gezielte Desinformationskampagnen bedrohen Demokratien weltweit. Intelligente Sprachmodelle könnten diese Gefahr künftig deutlich verschärfen. Eine Wunderwaffe…
    www.faz.net

    Einen recht langen Artikel zu dem Unfall gibt es drüben bei Eurotransport. Unter anderem geht es um die Frage, ob die getötete Radfahrerin geradeaus fahren wollte oder auf dem benachbarten Gehweg unterwegs war.

    Lkw-Abbiegeunfälle: Die Frage der richtigen Reaktion
    Ein tragischer Abbiegeunfall in der Hamburger Hafen-City zeigt, wie dogmatisch die Aussagen des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) mittlerweile…
    www.eurotransport.de
    Jeder Zweite nutzt es täglich: Für die meisten Deutschen ist das Auto unverzichtbar
    Hoher Kaufpreis, zu wenig Ladestationen, teurer Strom: Elektroautos sind bei den Deutschen laut einer Umfrage nicht besonders beliebt. Viele setzen demnach auf…
    www.spiegel.de
    Streit um Autobahnbau in der Ampelkoalition: FDP und SPD für neue Straßen
    Die Grünen sind mit ihrer Autobahn-kritischen Haltung in der Ampelkoalition zunehmend isoliert. SPD-Fraktionsvize Detlef Müller warnte davor, verschiedene…
    www.spiegel.de

    Schätze, wenn man das mal 50x gemacht hat, gehts besser. Ich machs nicht mehr.

    Auch wenn der Trend zum Drittrad geht: Woher nimmst du denn so viel Material zum Ausprobieren?

    ich find 5 Jahre und die Liste der Ersatzteile schon a weng arg.

    Findest du? Das meiste davon ist ja bereits einmal ersetzt worden nach etwa 7.000 Kilometern, insofern ist das eher der Verschleiß aus zweieinhalb Jahren.

    Mir fällt der Vergleich auch etwas schwer, denn die meisten der Verschleißteile habe ich an einem „normalen Fahrrad“ ja nicht in dieser Form oder überhaupt nicht; da gibt’s diesen Stoßdämpfer nicht und das Schwingenlager sowieso nicht. Bei einem 28"-Rad ist der Umfang der Räder fast doppelt so lang wie bei den 16"-Rädern, insofern vermute ich, wird die kleine Felge eben doppelt so schnell verschleißen, wenn die Bremsbeläge die Felge doppelt so häufig überstreichen.

    Und das Steuerlager, das auf einer auch nur halb so langen Vorderrad-Gabel hockt, ist nach meinem Dafürhalten auch höheren Kräften ausgesetzt als bei einem großen Fahrrad. Selbst die Brems- und Schaltzüge, die normalerweise nur im Bereich des Lenkers bewegt werden, werden beim Brompton während der Faltvorgänge viel häufiger beansprucht.

    Insofern sagt mir mein Bauchgefühl, dass das mit dem Verschleiß schon so einigermaßen hinkommt.

    Oder mal schauen, was man dir für das gebrauchte Rad so bei ebay und co anbieten würde. :/

    vielleicht wäre Verkauf und Neukauf am Ende günstiger :S

    Auf gar keinen Fall. An dem Rad hängen Erinnerungen dran, das gebe ich nicht weg.

    Am blauen Brommie kündigen sich die nächsten Reparaturen an Verschleißteilen an und dieses Mal ist wirklich alles dabei:

    • Das Steuerlager rastet schon wieder in der Zwölf-Uhr-Position ein und muss erneuert werden.
    • Sowohl Hinterrad- als auch Vorderradfelge sind langsam durchgebremst, die hintere Felge allerdings deutlich stärker als die vordere.
    • Das Schwingenlager hat mittlerweile recht viel Spiel nach links und rechts.
    • Beim Tretlager hält sich das Spiel noch in Grenzen, aber nach bald 16.000 Kilometern wäre wohl ein Austausch angesagt.
    • Der Standard-Brompton-Sattel aus Kunststoff reißt an den Seiten schon auf.
    • Brems- und Schaltzüge sowie die Kabel für die Beleuchtung sind ebenfalls von der UV-Strahlung gezeichnet.
    • Die Handgriffe sind vollkommen hinüber.
    • Die Mäntel gleichen einem Schweizer Käse.
    • Der Stoßdämpfer reißt ebenfalls schon ein und quietscht unangenehm.

    Anfang April wird das Faltrad fünf Jahre alt und es scheint der Zeitpunkt gekommen, um tatsächlich alles einmal zu erneuern. Auf der Liste fehlen eigentlich nur die beiden Faltgelenke, die Schaltung und solche Sachen wie die kleinen Rollen, auf denen das Rad geschoben wird, oder die Gummibänder des Gepäckträgers und Pedale. Naja, und die Kette fehlt, aber die ich gerade erneuert hatte und gleich nach der ersten Fahrt in Schnee und Salz mit dem Rosten begann.

    Gerade der einrastende Lenker verleidet mir nun wieder den Spaß am Radfahren, zumal mit zunehmendem Verschleiß des Steuerlagers auch ein nicht unerhebliches Sicherheitsrisiko einhergeht.

    Die Frage ist nun, was ich davon sinnvollerweise selbst reparieren kann. Klar, Handgriffe, Mantel, Sattel und Stoßdämpfer sind gar kein Problem und bis auf den Stoßdämpfer auch schon als Ersatzteil im Regal. Da kann man nicht viel falsch machen.

    Das Tretlager traue ich mir auch noch zu, da habe ich mittlerweile eine gewisse Erfahrung.

    Die Felgen zu erneuern mit Aus- und Einspeichen soll ja grundsätzlich auch kein Hexenwerk sein — aber traue ich mir das zu? Zumal mir da der notwendige Zentrierständer genauso fehlt wie die Zeit, mich einen ganzen Abend damit zu befassen.

    Das Schwingenlager tauschen? Auf gar keinen Fall. Wenn ich da in der Anleitung lese, dass ich eventuell eine Bohrmaschine benötige und den Schrauben mit der Heißluftpistole zu Leibe rücke, wird mir Angst und Bange. Danach kann ich das ganze Rad wegwerfen.

    Beim Steuerlager sieht es ähnlich aus: Als das Lager letztes Mal getauscht wurde, sah das Fahrrad aus, als hätte es sich mit einer Katze geprügelt und ich musste mehrfach die Schrauben nachziehen lassen. Das kriege ich alleine im Leben nicht hin.

    Und das Verlegen der Kabel ohnehin nicht.

    Insofern muss ich wohl in mich gehen, inwiefern ich hier sparen und Erfahrung sammeln kann — oder ob ich lieber die Werkstatt alles machen lasse.

    Ich seh’s ja schon kommen: Wenn ich mich selbst am Einspeichen versuche, muss das Rad anschließend ohnehin in die Werkstatt.

    Ich werfe einfach mal eine Große Koalition in den Raum. In der ARD liegen SPD und Grüne momentan beide bei 18,7 Prozent, beim ZDF die SPD bei 18,2 und die Grünen bei 18,3 Prozent.

    Tendenziell haben also die Grünen momentan eine Handvoll Stimmen mehr als die SPD.

    Das heißt, bei einer Weiterführung von R2G wäre die SPD plötzlich nur Juniorpartnerin unter den Grünen. Will sie das? Als ehemals größte Partei links der Mitte darf sie eigentlich nicht kleine Partnerin neben den Grünen auftreten, ohne ihr Profil gänzlich zu verreiben. Für die SPD wäre eine Große Koalition vermutlich die beste Option, um gesichtswahrend aus diesem Debakel rauszukommen.

    Dass die FDP ein weiteres Mal aus einer Landesregierung geflogen ist, halte ich trotz meiner persönlichen Abneigung gegen freidemokratische Parolen für bedauerlich.

    Content Notice: Gewalt, Homophobie, Messer, Vergewaltigung

    Nun hab ich’s auch geschafft, mit einem Messer bedroht zu werden.

    Okay, das ist so eine erste Zeile im LinkedIn-Stil, um Aufmerksamkeit zu erheischen. Los ging’s gestern morgen in Lüneburg mit dem Metronom nach Hamburg. Wir hatten versäumt, vor Fahrtantritt den Kalender der Fußballspiele zu überprüfen und so standen wir einem bereits recht gut gefüllten Zug voller Magdeburger Fußballfans auf dem Weg nach Kiel gegenüber, die schon seit kurz vor sechs Uhr unterwegs waren und offenkundig mächtig getankt hatten. Mit Fahrrädern hatten wir keine andere Wahl als uns im Fahrradwagen niederzulassen, wo bereits ausgelassene Stimmung herrschte.

    In der folgenden halben Stunde wurde das übliche Programm abgespult: Es wurde exzessiv dem Alkohol zugesprochen, geraucht und anschließend in die Ecke gepinkelt, dazu laute Musik abgespielt und gegrölt und hin und wieder mal ein Hitlergruß gezeigt. Die dutzenden Aufkleber, die anschließend Fenster, Sitzlehnen und die Decke zierten, waren da noch das kleinste Problem. Das ist, wie man so schön sagt, an Fußball-Wochenenden in der Bahn die neue Normalität.

    Interessant war bei dieser Fahrt, dass drei Kinder anwesend waren und ebenfalls Magdeburger Farben trugen. Und diese Kinder, zwei junge Mädchen und ein etwas älterer Junge, durften auch mal die Wodka-Flaschen halten, wenigstens der Junge nahm auch schon mal einen Schluck oder tat wenigstens so. Das führte dann zu skurrilen Situationen, dass die erwachsenen Frauen und Männer das übliche Liedgut anstimmten, zu denen auch frauenverachtende Texte zählten, die Frauen nicht nur am Herd, sondern primär draußen an der Laterne verorteten. Bloß gut, dass die beiden jungen Mädchen sicherlich nicht verstanden, was Papa dort eigentlich meint, wenn er grölt, er werde die Kieler Frauen so richtig in alle Körperöffnungen „ficken“ und anschließend „wie ein Stück Dreck“ behandeln.

    Nachdem man sich eine Weile den Kieler Frauen gewidmet hatte, waren nun „die Ausländer“ dran, aber diese Texte muss ich hier nun wirklich nicht reproduzieren. Ihr kennt den Kram ohnehin, wenn ihr mal an solchen Wochenenden unterwegs gewesen seid.

    Dritter Akt: Homophobe Scheiße. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich nicht meine Fahrradkleidung trug, denn die lange Fahrradhose gleicht dem betrunkenen Fußballhirn zu sehr einer Strumpfhose, so dass man mir in der Vergangenheit mehrfach freundliche Angebote zum Oralverkehr unterbreitete oder auch schon mal tätlich wurde. Abgesehen davon ist das absolut widerlich-komisch: Man besingt St. Pauli als homosexuell, korrigiert dann das Liedgut auf Holstein Kiel, was sich zwar nicht mehr so gut reimt, aber immerhin zum heutigen Spiel passt, ist aber selbst so unglaublich touchy, denn die besoffenen Fans fassen sich gegenseitig ständig an und schlabbern sich mit der Zunge am Ohr oder was auch immer. Es fällt mir schwer, das alles einzuordnen.

    Okay, wo war nun eigentlich das Zugpersonal? Wie so oft: Nicht da. Es gab auch nicht mal die obligatorischen Durchsagen zum Alkohol- und Rauchverbot in der Bahn, abgesehen davon, dass das die Leute vermutlich auch nicht gestört hätte. Was sollen denn zwei oder drei Zugbegleiter, womöglich noch Zugbegleiterinnen, denn auch gegen mehrere hundert stark betrunkener Magdeburg-Fans ausrichten? Die Bundespolizei kommen lassen, um die Sache so richtig eskalieren zu lassen? Damit die Fans mit dem Nothammer die Scheiben einschlagen und draußen im Gleis herumlaufen?

    Die Leute beim Metronom sind wohl auch froh, wenn sie ihre vertraglich vereinbarten Verkehrsleistungen erbringen können, das Rollmaterial so einigermaßen im rollbaren Zustand bleibt und das Zugpersonal nicht in eine Schlägerei verwickelt wird.

    Als ich mal vor einigen Jahren in Schleswig-Holstein von angetrunkenen Fußballfans belästigt wurde, empfahl mir das Zugpersonal folgerichtig: Wenn ich nicht möchte, dass mich betrunkene Fans homophob belästigen oder mir gar eine Backpfeife verpassen, dann dürfe ich halt nicht am Wochenende mit der Bahn fahren. Insofern halte ich ja auch die tollen Aufrufe wie „#respektvollreisen“ oder „Bleibt friedlich, dann fahren wir euch gern“ für schönen Feelgood-Aktionismus, den man als Pressemitteilung verschicken kann, der leider nicht funktioniert, solange man die Leute nicht knallhart vor die Tür setzt.

    Ankunft in Hamburg. Wir warten einen Moment, bis sich die lieben Fußballfans die Treppe hochgeschlichen haben und machen uns dann ebenfalls auf den Weg.

    Dann passiert, was natürlich passieren muss: Einer der Fans zieht am Hinterrad meines Fahrrades, so dass ich beinahe nach hinten die Treppe herunterfalle. Natürlich stürze ich nicht, haha, als Vielfahrer, der häufig das Rad mitschleppt, bin ich solche Späße ja gewöhnt. Allerdings schubst er auch Lischen-Radieschen beinahe die Treppe hinunter, die daraufhin ihren Missmut kundtut.

    Und nun geht’s los. Fußballfans halten natürlich zusammen, klar, und nun stehen wir oben, eingeklemmt zwischen so genannten Sicherheitskräften der DB-Sicherheit und so genannten Polizeibeamten, während mir die angesoffenen Fans in der Hoffnung auf eine zünftige Schlägerei mehrfach mit der flachen Hand ins Gesicht langen und mir erzählen, Leute wie mich hätte man früher in die Gaskammer gesteckt, dass ich unwertes Leben wäre und was man alles mit meiner Frau anstellen werde.

    Normalerweise bin ich nach vielen Jahren des Radfahrens in Hamburg und als Vielfahrer in der Bahn geübt darin, mir solchen Unsinn nicht zu Herzen zu nehmen, aber in diesem Fall konnte ich mich der Situation ungünstigerweise nicht direkt entziehen, denn direkt hinter mir standen ja die Leute von der DB-Sicherheit und widmeten sich intensiv ihren Smartphones. Und so gerne höre ich mir die detaillierte Beschreibung, wie ein betrunkener Fan meine Frau vergewaltigen wird, auch nicht an. Ich sag mal so: Ein Ermittlungsverfahren würde mutmaßlich wegen „gegenseitiger Beleidigung“ eingestellt. Ist ja nichts passiert, wie man so schön sagt. Aber ich habe mich tatsächlich auch nicht unbedingt mit Höflichkeiten zurückgehalten.

    „Ist ja nichts passiert“ ist allerdings auch ein sehr optimistischer Ausgang, denn einer der Fans, der eben noch seine Wodka-Flasche in der rechten und seine junge Tochter an der linken Hand hielt, zog plötzlich ein Messer. Was für eine absurde Situation: Ein volltrunkener Vater zieht morgens in Gegenwart seiner Tochter und der Polizei ein Messer. Er traute sich zwar nicht zuzustechen, aber das war schon ein, nun ja, interessanter Moment. Die Polizei stand zwar keine drei Meter entfernt, hat’s aber entweder nicht mitbekommen oder sich nicht dafür interessiert oder beides oder keine Lust auf den ganzen Ärger.

    Warum bleibt der Typ mit dem Fahrrad auch nicht einfach zu Hause?

    Andererseits: Wer nimmt denn ein Messer mit ins Stadion? Klar, Pyrotechnik schleusen die Leute auch einfach an den Kontrollpunkten vorbei, aber ein Messer? Sowas nimmt man ja nicht mit, um sich im Stadion einen Apfel zu schneiden. Aber wenn’s kein Messer war, was war’s dann? Ich nahm mir in dem Moment nicht die Zeit, um mir die Sache genau anzusehen, vielleicht hatte er weiterhin nur die Wodkaflasche in der Hand, in die das Licht in dem Moment fiel, so dass mein Gehirn aus diesem Blickwinkel und aus dem Kontext heraus das Ganze als Messer wahrgenommen hat. Ein Lineal wird er ja nicht plötzlich aus der Tasche gezogen haben.

    Wir fuhren dann, Gottseidank, nicht mit dem Nahverkehr weiter, sondern mit dem IC 2070.

    Der RE 70 mit den Fans überholte uns dann noch in Neumünster, wo schon recht viele Bundespolizisten auf dem Bahnsteig warteten. Schade, dass die Beamten nicht direkt im Zug eingesetzt werden und konsequent jeden rauswerfen, der sich nicht zu benehmen weiß.

    Und was lernen wir nun daraus? Am Wochenende lieber noch mal kontrollieren, ob der eigene Fahrplan mit Fußballfans kollidiert? Ist das alles, was uns als Gesellschaft einfällt?

    Ich will jetzt gar nicht Vergleiche anstellen zu dem Anschlag von Brokstedt, aber gegen so genannte Klimakleber oder die Silvester-Randalierer aus Berlin fordern wir als Gesellschaft die volle Härte des Rechtsstaats, doch wenn Fußballfans einen Zug zerlegen und gegenüber Fahrgästen übergriffig auftauchen, dann ist das okay? Das will mir nicht so richtig in den Kopf. Ständig wird mit der Räumung des Zuges gedroht, aber es traut sich niemand, das mal richtig durchzuziehen? Die Polizei beklagt, vermutlich zurecht, eine Enthemmung der Gewalt gegen Polizeibeamte, aber wo findet dann die Gewalt gegen Fahrgäste in der Bahn Berücksichtigung?

    Ich mag ja gar nicht daran denken, wie geil das dann mit dem 49-Euro-Ticket wird, wenn die Leute noch kostengünstiger durchs Land fahren können als mit ihren Schönes-Wochenend-Tickets.

    „Schönes-Wochenend-Ticket“ ist ja auch mal wieder so eine Bezeichnung, die auf den Prüfstand gehört.

    Danke für die Fotos.

    Ich wundere mich, wie wir nun im Straßenverkehr aus der Situation wieder rauskommen, dass ich als Radfahrer raten muss, ob Zeichen wie [Zeichen 250] oder [Zeichen 267] wohl auch für mich auf dem Fahrrad gelten oder ob ich, wie man hier so schön sagt, mir selbst meinen Weg suchen soll. Unbenommen der Tatsache, dass Verkehrsregeln auch für den Radverkehr gelten, möchte ich den schwarzen Peter schon ein Stück in Richtung der Straßenverkehrsbehörden schieben, die sich in den letzten Jahrzehnten nicht besonders für vernünftige Radverkehrsführungen und Beschilderungen interessiert haben und stattdessen regelmäßig die Frage offen ließen, ob ich auf dem Rad wohl auch mitgemeint bin oder nicht.

    Und noch mal einen Satz zur HafenCity: Ich fuhr vorhin schon wieder an der Unfallstelle entlang und wurde auf dem kurzen Stück auf der Brücke noch enorm eng vom Fahrer eines Betonmischers überholt, der sich zudem offenbar eine Tafel Schokolade ans Ohr hielt (ein Handy wird’s ja nicht gewesen sein, das ist ja verboten). Eine Kreuzung später trafen wir uns noch einmal an dieser trichterförmigen Fahrstreifenverengung, in der er einen weiteren Radfahrer ebenfalls mit deutlich weniger als einem halben Meter Abstand überholte — auf grobem Kopfsteinpflaster, auf dem man sich problemlos auch ohne benachbarten Lkw schnell mal auf die Nase hauen kann. Insofern verfestigt sich bei mir seit der letzten Woche noch einmal der Eindruck, dass in diesem neuen Stadtteil hinsichtlich der Verkehrsführung mal wieder an alles gedacht wurde, nur nicht an den nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmer.