16.45 Uhr
Heute geht es um die Umgestaltung des Eppendorfer Marktplatzes. Der Eppendorfer Marktplatz ist ein bemerkenswertes Konstrukt der Verkehrsführung mit viel Stau, viel Lärm, vielen Abgasen und komplett ohne Aufenthaltsqualität. Hier ist fast nichts schön — und alles soll besser werden.
16.50 Uhr
Ef gibt Knufperftangen! Total fuper! If komme gerne naf Hamburg-Nord!
17.03 Uhr
Es wird gebimmelt, es geht los.
Roland Hansen ist Projektleiter beim LSBG und ist für den Eppendorfer Marktplatz zuständig. Es wird auch um die Busbeschleunigung gehen, am Eppendorfer Marktplatz fahren die Metrobuslinien 20 und 25 entlang. Ein weiterer Aspekt, vor allem für uns interessant, ist die Förderung des Radverkehrs. Hinsichtlich der Busbeschleunigung möchte man einen festen Takt sicherstellen, um weitere Busse einsetzen und die Taktzeit von zehn auf fünf Minuten zu verkürzen. Das wäre bislang nicht möglich, weil aufgrund der Stausituation teilweise drei Busse hintereinander führen und dann eine halbe Stunde Pause wäre.
Weitere Aspekte: Barrierefreiheit, Fahrgastkomfort und Sicherheit, außerdem ganzheitliche Planung für Mehrwerte für alle Verkehrsteilnehmer schaffen.
Man befinde sich momentan im vorgelagerten Verfahren zur Planung, man böte das Angebot zur Mitwirkung und möchte Empfehlungen erarbeiten. Die Ergebnisse des Abends würden dann in die eigentliche Planung einfließen und anschließend mit den Trägern der öffentlichen Belange abgestimmt.
17.16 Uhr
Frau Blöcker vom Büro Tollerort übernimmt die Moderation.
Es hätte sich herausgestellt, dass die meisten der Anwesenden nicht an der Passantenbefragung teilgenommen hätten, man könne also heute noch sehr viel Neues von den Verkehrsteilnehmern lernen und hoffe auf differenzierte Hinweise. Die meisten Anwesenden hätten angegeben, mit der Situation am Eppendorfer Marktplatz absolut unzufrieden zu sein.
Etwa die Hälfte der Anwesenden wohnt im direkten Umfeld des Eppendorfer Marktplatzes, vier der Anwesenden sind Gewerbetreibende, knapp die Hälfte ist regelmäßiger Kunde bei Geschäften am Eppendorfer Markplatz. Ein Drittel nutzt regelmäßig die Bushaltestelle Eppendorfer Marktplatz.
17.20 Uhr
Kurze Runde von zehn Minuten für Statements der Anwesenden zur jetzigen Situation am Eppendorfer Marktplatz und neue Potenziale.
- Die Bushaltestelle gehören an den Straßenrand.
- Soll die Bushaltestelle mit bearbeitet werden oder nur der Eppendorfer Marktplatz? Die Bushaltestelle befände sich ja in der Eppendorfer Landstraße.
- Der 20er und 25er fahren immer hintereinander weg und nicht in einem gewissen Abstand, so dass sich ein wechselnder Fünf-Minuten-Takt ergäbe. Applaus!
- Gibt es größere Gebäude, die in der Umgebung gebaut werden sollen?
- Die Länge der Haltestelle reicht für mehrere Busse hintereinander nicht aus.
- In der Ludolfstraße stadtauswärts an der rechten Seite ist der Radweg eine Katastrophe. „Nicht nur dort?“
- Fühlt sich als Fahrradfahrer rings um den Eppendorfer Markt sehr unwohl. Außerdem bekäme man an den Ampeln wartend die ganze schlechte Luft ab, die Ecke habe keinen Verweilcharakter.
- Man müsse die Aufenthaltsqualität steigern. Applaus!
- Es kommt häufig zu Kollisionen zwischen Radfahrern und Fußgängern, man werde häufig von Radfahrern angepöbelt, wenn man beim Rechtsabbiegen mit dem Auto die Furt blockiere. Außerdem würden Radfahrer immer wieder von der Politik hofiert, obwohl Radfahrer sich gar nicht an die Verkehrsregeln hielten. Rücksicht dürfe für Radfahrer kein Fremdwort sein. Tosender Applaus!, B-B-B-B-INGO!
- Neue Gebäude würden ohne Tiefgarage gebaut, man müsse endlich wieder Parkplätze finden können.
- Man müsse den Autoverkehr zurückdrängen, so dass der Eppendorfer Marktplatz wieder zu einem Marktplatz werde!
- Der Autoverkehr staue sich häufig in Richtung Winterhude, so dass der Eppendorfer Marktplatz zugestaut werde. Man müsse dort den Zufluss begrenzen.
- Man müsse auch die Luftqualität berücksichtigen, dort tut sich Hamburg immer sehr schwer mit.
- Es gäbe immer noch sehr laute Busse, man solle auch dort die neuen, leiseren Busse einsetzen.
- Warum ist denn niemand von der Polizei hier? Die Polizei halte immer das Stoppschild hoch und verhindere Verbesserungen. Nach dem schweren Unfall an der Eppendorfer Landstraße habe es viele Verbesserungsvorschläge gegeben, aber die Polizei habe beschlossen, nichts zu unternehmen.
Anschließend eine Diskussion zu den Neubauten und einem Parkhaus in der Gegend. Darüber kenne man sich nicht gut aus, es ginge ja heute um den Straßenbau und nicht um andere Bauprojekte. Allerdings wäre der besagte Neubau mit einer Tiefgarage ausgestattet, die aber prinzipiell nicht öffentlich sein wird.
Die Polizei hätte die Einladung abschlägig beschieden, da man aufgrund der vielen Überstunden beim G20-Gipfel keine Kapazitäten frei hätte. Es ist allerdings der Leiter Verkehr und Prävention vom Polizeikommissariat als Zuhörer anwesend.
17.32 Uhr
Zu den Ergebnissen der Befragungen.
Es habe 21 Einzel- und Kleingruppengespräche in vier Monaten gegeben, die allerdings nicht repräsentativ wären. Man habe schon einen großen Strauß an Informationen, den man heute weiter ausführen möchte. Im Juni habe man eine Passantenbefragung durchgeführt. Man werde die Ergebnisse online zur Verfügung stellen.
Bezüglich des Radverkehrs: Die Radverkehrsführung wäre eine Katastrophe, die Sichtbeziehungen äußerst schlecht, die Radwege wären zu schmal, man werde an vielen Stellen in den Gegenverkehr geleitet. Außerdem habe man sich zusätzliche Abstellmöglichkeiten für Fahrräder gewünscht und möchte lieber auf der Fahrbahn fahren.
Ähnlich zeigen sich die Ergebnisse der Fußgängerbefragung: Alles zu schmal, schlechte Sichtbeziehungen, keine Querverbindungen. Häufig wären auch die so genannten Bettelampeln bemängelt worden. Man habe sich gewünscht, die Situation für Fußgänger komplett zu überdenken, man fühle sich dort als Fußgänger im Quartier verloren.
Die Nutzer des Busverkehrs bemängeln die schlechte Erreichbarkeit der Bushaltestelle und deren mangelhafte Dimensionen. Es staue sich dort zu häufig, außerdem wäre die Haltestelle nicht barrierefrei. Es habe Anregungen gegeben, den Eppendorfer Marktplatz zum Zentralen Omnibusbahnhof auszubauen.
Kraftfahrer bemängeln die permanente Staubildung rund um den Eppendorfer Marktplatz. Es führen häufig Kraftfahrzeuge auf den Bussonderstreifen herum, außerdem gäbe es dort keine Parkplätze. Kraftfahrer äußerten den Wunsch, den Durchgangsverkehr aus dem Eppendorfer Platz herauszuhalten.
Zwischenfrage: Könnte man den Eppendorfer Marktplatz nicht untertunneln?
Außerdem wäre häufig bemängelt worden, dass der Eppendorfer Marktplatz eine reine Verkehrsfläche ohne jegliche Aufenthaltsqualität wäre.
17.43 Uhr
Ergebnisse der Passantenbefragung.
Man habe insgesamt mit 204 Passanten und 12 Gewerbetreibenden gesprochen. Ein Gespräch dauerte durchschnittlich zwölf Minuten. Die Gespräche wären entlang eines Fragebogens mit Leitfragen geführt worden.
Die meisten Befragten wäre zu Fuß und mit dem Rad unterwegs, die wenigsten mit dem Kraftfahrzeug. Wundert jetzt ja nicht so mega, wenn man im Auto nicht anhalten und teilnehmen kann.
Man habe überwiegend mit Menschen gesprochen, die den Eppendorfer Marktplatz täglich nutzten, also ihren Alltag dort verbringen.
Die meisten der Befragten bewerteten die Situation am Eppendorfer Marktplatz äußerst schlecht:
Es gab allerdings auch einige positive Aspekte — allerdings beinahe alle in Bezug auf die Anbindung des Eppendofer Marktplatzes an den öffentlichen Personennahverkehr:
Die Aufenthaltsqualität wurde von der Hälfte der Teilnehmer mit einer Note schlechter als 3 bewertet worden:
Es gab aber auch ein paar positive Aussagen wie „Es ist schön hier“:
Am meisten wurde nachgefragt,
- die Übersichtlichkeit zu verbessern
- Fuß- und Radwege zu verbessern
- und den Kraftverkehr zu reduzieren
Nicht verändert werden dürfe:
- der Baumbestand
- die Altbauten
- und das Einzelhandelsangebot
Die Gewerbetreibenden bewerten die verkehrliche Situation zum Großteil als katastrophal. Positiv erlebt man den Busverkehr. Die Aufenthaltsqualität wird positiver empfunden, obwohl der Eppendorfer Marktplatz als „dreckiger öffentlicher Raum“ empfunden wird.
17.52 Uhr
Jetzt wird noch weiteres Feedback gesammelt:
- Man hätte die Passantenbefragung besser ankündigen sollen. Könne man für den Imbiss eine Alternative finden? Der Friedensbaum müsse bleiben. Ein Tunnel wäre super. Könne man das Erdgeschoss der Hamburger Sparkasse als Wartehaus nutzen? Könne man den Grünzug vom Park nicht in den Marktplatz hineinziehen? Außerdem müsse man berücksichtigen, dass viele Altbauten bald entkernt werden müssen. Außerdem Sierichstraße, dort führen auch viele Radfahrer, das müsse man berücksichtigen. „Luft holen!“
- Es fällt auf, dass nur der Eppendorfer Marktplatz als einzelner Punkt berücksichtigt wird. Der Stau entstehe aber, weil die Verkehrsführung in die Nebenstraßen negativ wäre. Man könne mit einer Aufhebung der Einbahnstraßen den Anwohnerverkehr deutlich verbessern.
- An der Erikastraße werde eine neue Schule gebaut, dort würden viele Kinder mit dem Auto gebracht, das müsse man berücksichtigen. Außerdem wäre die Erikastraße vollkommen zugeparkt, dort fände man keinen Parkplatz mehr.
- Zur Barrierefreiheit: Für Sehbehinderte müsste man einen Absatz als taktiles Element einsetzen, damit behindere man aber Rollatoren und Radfahrern. Wie ist das hier geplant?
- Die Betrachtung des Eppendorfer Marktplatzes wäre ungenügend, denn wenn im fünfhundert Meter entfernten Winterhuder Marktplatz etwas los wäre, gäbe es auch am Eppendorfer Marktplatz Stau.
- Es gäbe ja am Eppendorfer Marktplatz die Bundesstraßen 5 und 433, gibt es diesbezüglich Einschränkungen wegen des Bundesrechtes?
18 Uhr
Vorstellung der Rahmenbedingungen zur Planung. Man beginne zwar mit einem weißen Blatt Papier, müsse aber gewisse Aspekte betrachten.
Von 1817 bis 1890 wurde der Eppendofer Marktplatz als Kram- und Viehmarkt genutzt. Von 1913 bis 1973 wurde der Marktplatz durch eine Straßenbahn erschlossen, danach vom Busverkehr.
Bezüglich der Unfälle der letzten fünf Jahre: Es habe pro Jahr etwa 80 Unfälle gegeben, davon 17 mit Verletzten und sieben mit Radfahrern oder Fußgängern. Die meisten Unfälle wären Abbiege-, Auffahr- und Wendeunfälle gewesen. Die Unfallzahlen bewegten sich im üblichen Bereich, die meisten Unfälle spielten sich allerdings zwischen Kraftfahrzeugen ab, Fußgänger und Radfahrer wären meistens unbeteiligt. Die häufigen Wendeunfälle wären der komplizierten Verkehrsführung geschuldet, wenn Kraftfahrer im letzten Moment noch wenden möchten, um ihr Ziel zu erreichen.
Vorstellung der einzelnen Fahrbeziehungen. Das ist ja noch lustiger als beim Radverkehr:
Verkehrsstärken: 50.000 Kraftfahrzeuge überquerten pro Tag die Winterhuder Brücke, die meisten Kraftfahrzeuge führen weiter Richtung Lokstedt, dort wären 25.000 Kraftfahrzeuge unterwegs. 15.000 Kraftfahrzeuge bögen Richtung Süden ab. Der Schwerlastverkehr bewege sich üblicherweise im Bereich von vier Prozent.
Ruhender Verkehr: Es gäbe rund um den Eppendorfer Marktplatz relativ viele Parkmöglichkeiten, die Parkflächen wären momentan allerdings häufig von Dauerparkern belegt und stünden nicht für Verkehrsteilnehmer zur Verfügung, die eigentlich einkaufen wollen.
Zwischenruf: Es gäbe einige Parkplätze mit Parkuhr, die man auch am Sonntag füttern müsse, wenn man nicht aufgeschrieben werden wolle, das wäre ein Unding.
ÖPNV: 20 und 25 fahren in Ost-West-Richtung, 22 auch in etwa Ost-West, aber Richtung Kellinghusenstraße. 34 Richtung Süden und Norden, 114 Richtung irgendwo anders, kaum noch zu erkennen. An der Bushaltestelle werde das alles gebündelt, siebentausend Fahrgäste nutzen diese Haltestelle pro Tag.
Der Radverkehr werde von schmalen Radwegen geprägt, die nicht einmal im Ansatz den Vorschriften entsprächen.
Lustige Definition von benutzungspflichtigen Radwegen: Radwege, die breit genug sind, wären benutzungspflichtig, zu schmale Radwege wären nicht benutzungspflichtig. Na ja.
Grundsätzlich solle der Radverkehr auf der Fahrbahn geführt werden, das komme allerdings aufgrund der Verkehrsbelastung nicht in Frage. Es wäre bei dieser Verkehrsbelastung eine teilweise oder eine komplette Separation angezeigt.
Es gäbe für den Radverkehr wenige Querungsmöglichkeiten…
… und dadurch entsprechende Umwege:
Es gäbe am Eppendorfer Marktplatz relativ viel Radverkehr, genaue Zahlen habe man gerade nicht zur Hand.
Welche Querungen gibt es für Fußgänger?
Die Aufenthaltsqualität habe man nicht abbilden können, weil es keine qualizifierten Räume für den Aufenthalt gäbe.
Eine Steigerung der Aufenthaltsqualität ginge nur mit einer Verlagerung des übergeordneten Durchgangsverkehrs. Den Durchgangsverkehr könne man nicht einfach umleiten, weil man mit der Winterhuder Brücke eine der wenigen Alsterquerungen in der Nähe habe. Einen autofreien Eppendorfer Marktplatz wird man aber nicht herstellen können.
18.45 Uhr
Jetzt eine Viertelstunde Pause. Danach geht’s in Workshopgruppen weiter.