Beiträge von Malte

    Eigentlich wollte ich ausnahmsweise mal ganz ruhig und chillimilli mit der Bimmelbahn nach Hause, aber ich stehe halt immer kurz vor der Detonation, wie man so schön sagt. @harald_legner postete auf Instagram ein Foto aus der Luruper Hauptstraße: Aus einem Hydranten mitten auf dem Radweg wurde ein Wasserschlauch lustig durch die Gegend verlegt. Sowas liebe ich ja, das hatte ich in Wedel während des Studiums schon oft genug gesehen, tatsächlich teilweise auch mit Personenschaden — immerhin war nicht ich derjenige, der gestürzt ist, wohl aber derjenige, der es dann absicherte und bei den zuständigen Behörden bemängelte.

    Das sah in diesem Falle tatsächlich so aus:

    Ich hab’s auch noch mal mit der Polizei, die nebenan vorbeibraust:

    Ist natürlich superwitzig. Klar, das Sichtfahrgebot gilt auch für Radfahrer, trotzdem baut man nicht irgendwelche ungesicherten Hindernisse auf dem Radweg auf. Weil aber Versorgungsleitungen gerne unter den Radwegen verlegt werden, gucken die Wasseranschlüsse eben aus dem Radweg hinaus. Man stelle sich vor, so etwas gäbe es nebenan auf der Fahrbahn…

    Ich folge dem Schlauch und landete auf einem Privatgrundstück, was den Eigentümer auf den Plan rief. Der Schlauch stamme vom Zirkus nebenan, gab jener zu Protokoll, und der Zirkus mache das jedes Mal so. Irgendjemand stülpe dann nach ein paar Tagen das nebenan befestigte Zirkusplakat über das Ding und dann wäre die Sache soweit geregelt. Man habe aber auch schon mal Speichenreflektoren und ähnliche Anbauteile gefunden, die auf eine Kollision hindeuten.

    Super. Er mochte aber keine Warnweste rausrücken, um das Ding temporär abzusichern. Klar, nicht jeder hat Lust, Zeit und Geld zu investieren um auszubügeln, was andere verbockt haben.

    Nun wäre das alles nur halb so witzig und noch nicht einmal einen eigenen Beitrag wert, wenn nicht ein Kennzeichen neben dem Ding gelegen hätte. Das hatte ich bei den vorigen Fotoaufnahmen weggelegt, aber ungefähr dort hatte ich es gefunden — war das heute Nachmittag auch schon dort, @harald_legner?

    Hmm. BN PJ …. Hmm. Bonn… Bonn… Moment — mit BN PJ beginnen die Kennzeichen der elektrischen Street-Scooter der Post =O Hat da ernsthaft ein Street-Scooter ganz artig mitten auf dem Radweg geparkt, um den Verkehr nicht zu behindern, und dann seine Stoßstange an dem Hydranten eingebeult, obwohl… obwohl doch das Sichtfahrgebot gilt? Und hat dann den Heimweg ohne vorderes Kennzeichen angetreten? Sachen gibt’s.

    Ich düste also rüber zum PK 25. Ich hatte mir meine Abendgestaltung zwar anders vorgestellt, aber was tut man nicht alles für die Fahrradstadt, nicht wahr? Das blöde bei solchen Besuchen bei der Polizei ist halt, dass man von vornherein weiß, dass sich die diensthabenden Beamten nur mäßig für den Hydranten auf dem Radweg interessieren werden. Ich legte mir gedanklich meinen Bingozettel zurecht und wettete, es liefe entweder auf „Radfahrer müssen auch Rücksicht nehmen“ oder „das Sichtfahrgebot gilt auch für Radfahrer“ hinaus.

    Der Beamte interessierte sich leider tatsächlich mehr für das Kennzeichen als für den Hydranten. Für das Kennzeichen wird gleich ein Vorgang aufgemacht, bei dem ich als Zeuge geführt werde, okay, aber bezüglich des Hydranten auf dem Radweg werde er einen Funkstreifenwagen vorbeischicken. Er gab aber sinngemäß zu bedenken, dass es auch für Radfahrer kein Recht auf maximale Geschwindigkeit gäbe.

    Im Bingo war ich nie gut.

    Im Wetten war ich dafür umso besser: Was meint ihr, wie lange es dauern wird, bis diese Gefahrenstelle abgesichert wird? Der Zirkus ist noch bis Mitte Oktober dort:

    Das hier ist noch mal die Gefahrenstelle aus der Gegenrichtung bei meinem zweiten Besuch, nachdem ich vom PK 21 zurück nach Hause rollte. Irgendjemand ist mittlerweile auf die Idee gekommen, den Schlauch wenigstens gerade zu verlegen:

    Das nützt aber trotzdem nichts: Selbst wenn man sich langsam fahrend auf den Hydranten konzentriert, sobald da hinten aus der Ausfahrt jemand rausfahren will, verlagert sich die Konzentration ruckartig und schon schlingert man seitwärts über den Schlauch auf die Nase:

    Nun gut: Mal sehen, wie lange es dauert, bis diese Gefahrenstelle gesichert wird.

    Ein paar Meter weiter hat man die entgegengesetzte Fahrtrichtung, hier geht’s von der Rathausstraße (rechts im Bild) nach links in den Mertensdamm. Vorfahrtregelung? Nö. Hier gilt wohl auch eher § 10 StVO, beziehungsweise § 9 Abs. 3 StVO gilt nicht.

    Blick in die Gegenrichtung. Immerhin wurde darauf verzichtet, die Zäune mit irgendwelcher Werbung zuzuhängen.

    So sieht’s der Kraftverkehr. Ganz hinten winkt zwar ein [Zeichen 205] , aber ob das nun zur Sicherung dieser Querungsfurt hier vorne taugt oder nur ein Überbleibsel der Lichtzeichenanlage ist, vermag ich nicht so richtig einzuschätzen.

    Das Vorrecht von Fußgängern sehe ich an dieser Stelle nicht, das hier scheint mir vergleichbar mit den ganz normalen Situationen, bei denen ein Kraftfahrer aus einer untergeordneten Straße auf die übergeordnete Straße einfahren möchte und diese untergeordnete Straße querende Fußgänger warten müssen.

    Für Radlinge scheint es mir noch schwieriger zu sein. Die dürfen zwar mit Schrittgeschwindigkeit durch diesen Notweg fahren, auf der anderen Straßenseite aber nicht weiter, weil der Gehweg ab dort ohne Freigabe für den Radverkehr geführt wird. Es findet also quasi zwangsläufig ein Einfahren in die Fahrbahn statt und schon grüßt wieder § 10 StVO.

    Puh.

    Der Gehweg auf der rechten Seite ist für ein ganz kurzes Stück für den Radverkehr freigegeben, was aber dank des Drängelgitters gar nicht nutzbar ist:

    Kleiner Spaß.

    Das hier war dann schon der erste dickere WTF-Moment. Das hier ist die andere Seite der Baumaßnahme, hier wurde die Durchfahrt durch die Holstenbrücke gesperrt, es besteht für den Fahrbahnverkehr nur noch die Relation Martensdamm–Rathausstraße.

    Nun war ich gestern ganz schön renitent unterwegs und marschierte einfach mit § 9 Abs. 3 StVO winkend über die Fahrbahn, während der Kraftverkehr nach rechts abbog und gar nicht daran dachte, mich irgendwie durchzulassen. Irgendwelche vorfahrtregelnden Schilder gibt’s hier nicht, es kommt also darauf an, ob man diese Streckenführung als Abbiegemanöver begreift, so dass hier § 9 Abs. 3 StVO einschlägig wäre.

    Mittlerweile tendiere ich eher dazu anzunehmen, dass der Fahrbahnverkehr hier einfach dem auf einen Fahrstreifen reduzierten Fahrbahnverlauf folgt und für Fußgänger und Radfahrer demnach § 10 StVO gilt. Wenn ich mir jetzt die ganzen Leitbaken und das ganze Drumherum wegdenke, bliebe ja tatsächlich nur ein einzelner Fahrstreifen übrig, der eine 120°-Kurve beschreibt und den ich mit meinem Rad oder zu Fuß in der Mitte queren möchte.

    Ich bin unsicher, was meint ihr dazu?

    Blick in die Gegenrichtung. Der Kraftverkehr geht definitiv davon aus, an dieser Stelle Vorfahrt zu haben — mit Ausnahme von Malte Hübner warten alle Fußgänger und Radfahrer artig, bis die Fahrbahn frei ist. Ich stelle es mir auch besonders toll vor, wenn der Bus an der Haltestelle steht und man nicht mehr erkennen kann, ob da jemand flott die Bergstraße heruntergerollt kommt.

    In Kiel macht man Ernst und reißt die Holstenbrücke inklusive des Berliner Platzes als Relikte der autogerechten Stadt ab.Die Hintergründe dazu lesen sich tatsächlich ganz interessant, der Großteil des motorisierten Verkehrsaufkommens nutze diese Strecke durch die Innenstadt lediglich als Abkürzung, also verwandelt man einen Teil des Verkehrsraums in einen kleinen Kanal, um die Aufenthaltsqualität und Attraktivität der Innenstadt zu erhöhen, gleichzeitig die Luftschadstoffe zu senken. Soweit, so schick.

    Ich war dort am Wochenende mit @Lischen-Radieschen unterwegs und mir standen ja umgehend die Haare zu Berge.

    Für den Kraftverkehr ist das eine einigermaßen blöde Sache, denn die Strecke ist seit Anfang des Monats gesperrt, man muss also jetzt schon einen Umweg fahren. Für den Radverkehr ist das jetzt noch blöder, denn man darf einen Teil der Arbeitsstelle mit Schrittgeschwindigkeit durchfahren, einen anderen nicht, und dazu gesellen sich natürlich noch brandneue Gefahrenstellen.

    Das erste Kunstwerk steht an der Andreas-Gayk-Straße in Höhe der Hafenstraße. Heute haben wir alles da, dachte man sich, und stellte einfach alles auf, was der Verkehrszeichenkatalog zu bieten hatte.

    Keine Ahnung — mit dem [Zeichen 240] möchte man offenbar signalisieren, dass man hier mit dem Rad fahren dürfe. Aber wo? Auf der Fahrbahn? Auf dem Schutzstreifen? Auf dem Gehweg? Vermutlich auf dem Gehweg, denn dort hinten lockt schon gleich das nächste Zeichen 240. Trotzdem gilt ja eigentlich entlang des gesamten Querschnitts das [Zeichen 250] , das ja keine Freigabe für den Radverkehr vorsieht.

    Vielleicht könnte man ja diverse Schilder, die hier ohnehin keinen interessieren, im Sinne des „mit einem beiläufigen Blick“-Erfassens wieder abbauen, beispielsweise die Sackgasse und den Schippenmann mit Zeichen 274-53, vielleicht auch das [Zeichen 138-10] .

    Heute war Mobilitätsfest in Kiel: Viele Ideen für eine mobile Stadt

    Das war quasi nebenan, also haben wir uns eine Weile dort herumgetrieben und es war tatsächlich mal wieder sehr überraschend, dass es eben außerhalb wütender Nutzerkommentare in den einschlägigen Medien auch eine Realität gibt, in der ganz normale Menschen bereits den so genannten Mobilitätswandel leben — und ganz selbstverständlich aufs Lastenrad anstatt ins SUV steigen.

    Fahrräder, Nahverkehr, Elektromobilität überall — und natürlich auch die Deutsche Verkehrswacht. Und was der Deutschen Verkehrswacht zum Thema Mobilität einfällt, ist das hier:

    Ist ja fast wie im Krieg, da legt man einfach mal den Helm des gefallenen Radfahrers auf den Lenker.

    Das interessierte Publikum konnte sich die tollsten Geschichten anhören, wie un-fass-bar fuck-ing ge-fähr-lich und rück-sichts-los Radfahrer unterwegs sind. Die fahren sogar an Kreuzungen weiter und pochen auf ihre Vorfahrt, obwohl Autofahrer abbiegen wollen. Obwohl Autofahrer abbiegen wollen!!! Absolute Selbstmörder, diese Radfahrer! So rücksichtslos!

    Ich hatte nach zwei Minuten genug und habe mich lieber den etwas positiver gestimmten Ausstellern des Mobilitätsfestes angeschlossen.

    Vor allem ist dieser aufgemalte tote Winkel mal wieder im wahrsten Sinne des Wortes deplatziert. Einerseits dient der rechte Seitenspiegel nunmal nicht als Schminkspiegel für den Fahrer, andererseits weiß ich nicht, warum der tote Winkel nun ausgerechnet rechts des Dreiecks enden sollte, mit welchem Spiegel oder welchem Schulterblick sollte denn ausgerechnet dieser Bereich einsehbar sein? Wenn der Fahrer durch seine Tür sieht, kann er das Hütchen ganz rechts bestimmt nicht erkennen.

    Total gut auch der Hinweis, dass der Spiegel zwar nicht richtig eingestellt wäre, aber das könnte ja auch im laufenden Betrieb passieren, da stießen ja regelmäßig Fahrgäste beim Einsteigen gegen. Okay, das habe ich ja noch nie erlebt, aber: Kann man den Spiegel vielleicht danach nicht wieder einstellen? Oder läuft das dann wirklich so, ups, da ist jemand gegen den Spiegel gestoßen, naja, dann kann ich halt den Rest des Tages rechts nichts sehen?

    Übrigens: Auf diesem Fußgängerüberweg kann eine ganze Schulklasse stehen und der Fahrer kann sie nicht sehen. Darum nicht vor einem Bus über einen Fußgängerüberweg laufen, da kann euch der Busfahrer nämlich nicht sehen! Trotz des Spiegels da oben in der Ecke! Alle unsichtbar, alles ganz schlimm!

    Hasseldieksdammer Weg in Kiel.

    In der Mitte ein alter Radweg. Der Radweg in der Mitte wurde dann für die Gegenrichtung vorgesehen und ein neuer Radweg für die eigentliche Fahrtrichtung nebenan appliziert.

    Dann kam der Mobilitätswandel und ein Schutzstreifen wurde ergänzt.

    Nun weiß der Kraftverkehr leider überhaupt nicht mehr, welchen Radweg er zuparken soll — obwohl fünfzig Meter weiter noch eine Menge freier Parkplätze gewesen wären…

    Erstmal sorry, das war nicht meine Absicht böse rüberzukommen.

    Alles gut — mich nerven nur diese „Bitte sofort löschen“-Witze so langsam ein wenig, weil ich die mittlerweile überall höre. Fotos auf Fahrradstadt.Hamburg bitte sofort löschen, denn sonst denken alle, die Hamburger Radfahrer wären in ihrem Moloch zufrieden. Fotos auf Cycleways bitte löschen, denn negative Meldungen über die Radverkehrsinfrastruktur hält die Menschen vom Radfahren ab. Und Fotos von criticalmass.in bitte auch löschen wegen Persönlichkeitsrechten und so.

    Vielleicht sollten wir auch in Deutschland endlich den Alkohol so hoch besteuern, dass der Konsum zurück geht. Denn ein Großteil der geschilderten Probleme ist meiner MEinung nach auf den Alkoholpegel zurückzuführen...

    Insofern ist auch das Alkoholverbot innerhalb des HVV recht witzlos, zumal der Regionalverkehr ja ausgenommen ist. Hilft ja nichts, wenn man vorher genügend tankt, beziehungsweise ohnehin auf das Verbot scheißt und den Humpen direkt im Zug leert. Die Polizei kann da nur zuschauen, wollte sie die Sache nicht komplett eskalieren lassen.

    Mir haben gerade ein paar ganz schwachsinnige Fans des VfB Lübeck mein Fahrrad in der U2 auseinandergenommen und ich weiß gar nicht so recht wohin mit meiner Wut.

    Vor allem, weil ich eigentlich selbst schuld daran bin.

    Heute war „Bahn für alle“ inklusive Fahrradflohmarkt an der Radrennbahn Stellingen und als ich dort heute morgen ankam, dauerte es eine ganze Weile bis ich den Grund für die komplett zugeparkte Hagenbeckallee, das große Polizeiaufgebot und die vielen Sicherheitsmänner erkannte: Nebenan wurde Fußball gespielt.

    Damit hatte ich mein Interesse an dem Sachverhalt dann schon wieder erschöpft.

    Dann, kurz nach 15 Uhr, wollte ich noch schnell in die U2 hüpfen, um gegen 15.21 Uhr den Zug nach Kiel zu schaffen. Allein das war schon rechts aussichtslos und kam zeitlich inklusive Umsteigepuffer gar nicht hin, aber ich hatte irgendwie die HVV-App falsch abgelesen.

    Der nächste Fehler: Ich entschied mich angesichts des Polizeiaufkommens nicht gegen die U-Bahn, sondern schoss erstmal fasziniert ein Foto:

    Nächster Fehler: Ich ging inmitten der Meute die Treppe hinunter, denn die U-Bahn zum Hauptbahnhof stand schon am Gleis, ich wollte mit. Direkt auf der Treppe schmiss ein Fan mit einem Plastikbecher nach einem der Beamten, traf ihn am Kopf, blaffte ihn dazu blöd an. Im Staatsapparat stieg der Adrenalinpegel kurzzeitig an, aber die VfB-Fans halten zusammen und zeigten einstimmig auf den Fremdkörper in dieser Menge: Auf den Radfahrer und sein Fahrrad. Nun war die Polizei nicht blöd, hat das natürlich kapiert, wie sollte ich schon einen Becher werfen, wenn ich mit beiden Händen mein Fahrrad trage, aber es wäre vielleicht der richtige Zeitpunkt gewesen, endlich einmal umzukehren und mit dem Rad zum Bahnhof zu fahren.

    Na gut. Rein in den Wagen, Polizei hinterher. So sicher habe ich mich ja noch nie gefühlt.

    Die VfB-Fans waren zum Großteil unglaublich besoffen und gaben ihr bestes, den Wagen auseinanderzunehmen. Anders kann man es ja nicht nennen, wenn man sich an den Haltegriffen festhält und versucht, die Fensterscheiben artistisch mit Schwung zu zerbrechen. Ich find’s ja glatt ein bisschen schade, dass den volltrunkenen Vollidioten der Plan nicht geglückt ist, ich hätte ich prächtig amüsiert, wäre der Typ anschließend durch das freigetretene Fenster nach außen in den Tunnel gesaust. Ein bisschen Spaß muss sein, aber den hatten momentan nur die VfB-Fans.

    An der Christuskirche ging’s richtig los. Irgendjemand rief „Zecken!“, die Hälfte der Fans stürmte direkt auf den Bahnsteig, die Polizeibeamten hinterher. Ich habe nicht so ganz verstanden, was draußen abging, denn zurück blieben die besoffensten Fans, die sich tatsächlich nicht mehr auf den Beinen halten konnten — und sich nun mit sexistischen Sprüchen den übrigen Fahrgästen näherten und mich provozieren wollten. Den Gefallen tat ich den Herrschaften nicht, die anderen Fahrgäste ließen sich dadurch aber erheblich einschüchtern und steigen sicherheitshalber aus. Einer der Fans machte sich dann an meinem Fahrrad zu schaffen und drohte mich und das Bike auf den Bahnsteig zu befördern, so dass es ein ganz kurzes Hin und Her gab, bis glücklicherweise die Beamten wieder einstiegen und die Fahrt nach einiger Zeit weiterging.

    Dann kam irgendein Funkspruch, es hieß plötzlich „Mützen auf“, die Beamten vermummten sich und zogen die ganz dicken Handschuhe an. Na prima. Derweil stand der besoffene Idiot von eben noch immer mir, drückte das Ende des Rennradlenkers in seine Hose, als wollte er das Ding in seinen Anus einführen und tat so, als ließe er sich von mir befriedigen. Das wurde wohl mit der Zeit langweilig, also sorgte er selbst für die notwendigen Bewegungen, hob damit mein Fahrrad vorne an, so dass der Hinterreifen freischwingend einen der Beamten ans Knie knallte.

    Das war der Moment, in dem es ernst wurde. „Lass den Scheiß“, blaffte die Staatsmacht, „Ich hab gar nichts gemacht!“, verteidigte sich der Betrunkene. Ich versuchte mein Fahrrad festzuhalten, was natürlich in dem vollgepressten Wagen nur mäßig funktionierte.

    Das gleiche Spiel kurz darauf noch einmal, nur wurde dieses Mal mit Verstärkung anderer Fans noch mehr Krawall provoziert. Der Besoffene, dem der Rennradlenker immer noch im Anus steckte, wollte jetzt eine Strafanzeige wegen Körperverletzung gegen mich aufgeben, denn schließlich blutete ihm das Arschloch so sehr. Als diese Späße weder bei der Polizei noch bei mir auf sonderlich großes Interesse stießen, trat er mir im Takt zu „SCHEISS ST. PAUHAULIIIIII“ mehrfach mit Gewalt gegen den Vorderreifen.

    Der Vorderreifen hat das zwar optisch überlebt, aber ob man mit dem Ding noch fahren sollte, ist jetzt halt auch die Frage.

    So. Hauptbahnhof raus. Ein paar Dutzend betrunkene Fans marodieren noch ein bisschen weiter.

    Und dummerweise möchten die gerne am gleichen Bahnsteig losfahren wie ich — glücklicherweise Richtung Lübeck und nicht nach Kiel. So endet die lustige Fahrt zwar schon am Hauptbahnhof, aber immerhin gleich mal wieder mit einem Totalschaden.

    Ich könnte mich echt ohrfeigen, nicht spätestens nach dem Vorfall an der Treppe einfach mit dem Rad zum Bahnhof zu fahren.

    Die Hamburger Morgenpost schreibt: „Parking Day“ in Ottensen: Heute gehören die Parkplätze uns!

    Nun ist mir ja klar, dass eine solche Aktion auch provozieren und zum Nachdenken anregen soll, allerdings komme ich nicht so richtig mit den Rückmeldungen zurecht. Aus meinen Erfahrungen bei der Critical Mass weiß ich ja, dass man durchaus etwas härter angegangen wird und Beschimpfungen zum allgemeinen Sprachgebrauch gehören. Und nun wundere ich mich, warum jetzt ganz unverblümt Morddrohungen in öffentlichen Kommentaren und bei facebook gepostet werden, beziehungsweise statt „Spinner“ oder „Arschlöchern“ jetzt von eher rechtslastigen Ausdrücken wie „Kreaturen“ und „wertloses Leben“ die Rede ist. Das wundert mich ein bisschen — gerade in Hinblick auf die Bundestagswahl nächste Woche.

    Zitat

    Ätzend. Direkt die Polizei rufen.

    Zitat

    Früher haben diese Kreaturen Häuser besetzt, heute besetzen sie Parkflächen.

    Zitat

    Grüne=Gehirn amputiert

    Zitat

    Für den ADFC ist der Autofahrer der Feind. Der ADFC besteht zu 99,9% aus Hardcore Kampfradlern. Für die ist eine rote Ampel schon ein Grund völlig auszurasten.

    Zitat

    Lächerliche Gestalten...

    16.45 Uhr

    Der Termin ist für vier Stunden angesetzt — Donnerwetter. Immerhin gibt es genug zu futtern, unter dem Tisch steht noch mehr, ich habe alles in Erfahrung gebracht. Drinnen gibt’s die Plakate von der letzten Veranstaltung zu sehen sowie drei neue Planungen:

    17 Uhr

    Roland Hansen begrüßt die Anwesenden. Nochmalige Einführung zur Thematik: Ursprünglich ginge es die Busbeschleunigung, ein ganz wesentlicher Faktor wäre aber auch der Radverkehr.

    Aus den Impulsen aus der letzten Veranstaltung wurden drei verschiedene Planungen entworfen, die heute in der Planungswerkstatt bearbeitet werden sollen.

    Zwischenfrage: Wird denn den Empfehlungen der Bürger gefolgt oder dürfen die Behörden wieder ihr eigenes Süppchen kochen, wie drüben in der Uhlenhorst?

    Antwort: Man orientiere sich natürlich an den Empfehlungen, allerings müssten die geäußerten Bedürfnisse in einen rechtlichen Rahmen eingearbeitet werden. Eine ausführliche Diskussion zur endgültigen PLanung wird aber auch auf der entsprechenden Sitzung des Regionalausschusses stattfinden können.

    17.18 Uhr

    Die heutige Veranstaltung ginge bis 21 Uhr — das wäre der Komplexität der Thematik geschuldet. Es würden zunächst die drei Planungsvarianten vorgestellt, dann würde in drei Arbeitsgruppen an jeweils einer Planung gefeilt.

    Längere Einführung zum weiteren Vorgehen. Soweit nichts neues.

    Man habe an der Punktetafel am Eingang sehen können, dass die meisten Teilnehmer zu Fuß und mit dem Rad am Eppendorfer Marktplatz unterwegs wären, Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs und Kraftfahrer wären deutlich in der Minderheit.

    17.25 Uhr

    Vorstellung der drei Alternativen aus den Hinweisen der Auftaktveranstaltung.

    Nun werden wieder eine ganze Menge Folien aus der ersten Veranstaltung an die Wand geworfen, um die bisherige Situation zu verdeutlichen.

    17.32 Uhr

    Jetzt weren die Alternativen vorgestellt.

    Alternative 1:

    Der Kraftverkehr wird genauso geführt wie heute. An der Ostseite des Eppendorfer Marktpaltzes wird eine Querungsmöglichkeit für nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer eingeführt, die Bushaltestelleninseln werden auf gelöst und an den Fahrbahnrand verlagert.

    Querschnitt Eppendorfer Marktplatz: Die Radwege werden mit dem Busverkehr zusammengelegt, so dass die Nebenflächen deutlich vergrößert werden.

    Ein Problem dieser Variante wären die fehlenden Parkplätze für die Kraftfahrer, so dass zu erwarten wäre, dass Kraftfahrer „nur mal kurz“ auf dem Bussonderfahrstreifen stehen.

    Nun erst einmal eine Diskussion, ob Fragen jetzt geklärt werden oder später, denn jeder will nun irgendwas zu der Planung erfahren. Es geht nicht voran.

    Querschnitt Heinickestraße: Ein Bussonderfahrstreifen in der Fahrbahnmitte, Radfahrstreifen mit 1,85 Meter, zwei anstatt drei Fahrstreifen, Parken auf der Seitenfläche.

    Querschnitt Ludolfstraße: Verbreiterung der nördlichen Nebenfläche, Einführung eines zwei Meter breiten Zweirichtungsradweges.

    Noch eine Verständnisfrage: Wurde die Polizei gefragt, ob die Polizei häufiger Präsenz zeigen möchte?

    Das wäre keine Verständnisfrage und solle später diskutiert werden.

    Alternative 2:

    Öffnung der Ludolfstraße für den Gegenverkehr, um den Verkehr aus dem Eppendorfer Marktplatz herauszuhalten. Am Eppendorfer Marktplatz entfiele dann der Durchgangsverkehr, die Fläche würde dann für die Neugestaltung der Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs vorgesehen. Den Fahrtweg für die Linien 20, 22 und 25 müsste man neu gestalten, eventuell müssten diese Linien einen Kreis fahren.

    Die Verkehrsbelastung würde in der Heinickestraße ganz erheblich größer.

    Am Eppendorfer Marktplatz wird die alte Bushaltestelle auflöst, dort enthält der Querschnitt dann zusätzliche Fahrstreifen mit jeweils zwei Meter breiten Radfahrstreifen.

    Heinickestraße: Wieder Zweirichtungsradweg mit zwei Meter Breite. Auf dem Gehweg gegenüber darf mit Schrittgeschwindigkeit gefahren weren.

    Ludolfstraße: Ebenso zwei Meter breiter Zweirichtungsradweg.

    Alternative 3:

    Ebenfalls Öffnung der Ludolfstraße, Führung des Verkehrs aus dem Eppendorfer Marktplatz heraus in die Tarpenbekstraße. Der eigentliche Eppendorfer Marktplatz und die Heinickestraße wären so gut wie autofrei.

    Das verursacht natürlich eine entsprechende Verlagerung des Verkehrsaufkommens.

    Entsprechend sehen die Querschnitte aus:

    Verlierer ist die Ludolfstraße mit deutlich mehr Verkehrsaufkommen. Der Radverkehr müsste sich dann in den Eppendorfer Marktplatz oder an die Alster verlagern, in der Ludolfstraße gibt es nur eine kombinierte Rad- und Fußgängerlösung.

    Laute Diskussion, wer denn überhaupt den Eppendorfer Markplatz als Lebensraum möchte. Es wird laut und hitzig.

    Nachfrage: Was ist mit den Bewohnern der Ludolfstraße? Die verlören jetzt ja ihren kompletten Lebensraum, direkt vor der Haustür brausten dann vier Fahrstreifen entlang.

    Nachfrage: Ist der Bund wegen der Bundesstraße einverstanden?

    Das soll später besprochen werden.

    Sind Änderungen an der Höchstgeschwindigkeit vorgesehen?

    Dafür wären die Straßenverkehrsbehörden zuständig, da gibt es entsprechende Verwaltungsvorschriften.

    Frage: Könnte man anstatt der Ampeln nicht einen Kreisverkehr einbauen?

    Das soll später diskutiert werden.

    Frage: Gibt es schon Ideen zu den Kosten?

    Nein. Aber die Kosten werden sich von Variante 1 bis 3 steigern, Variante 3 wäre also die teuerste.

    Frage: Will man mit dem Umbau auch eine Senkung der Verkehrsstärke erreichen?

    Nein, es wird mit den momentanen Verkehrszahlen gerechnet.

    18.15 Uhr

    Jetzt geht’s nach der Pause in die Arbeitsgruppen. 20 Teilnehmer möchten die Variante 3 bearbeiten, 3 die Variante 2, niemand die Variante 1. Schade.

    Ich düse nun erstmal nach Hause, morgen ist ein langer Tag.


    pfffft, wir reden hier vom Wirkungskreis der Straßenverkehrsbehörde des Polizeikommissariates 21 in Hamburg. Da ist Hopfen und Malz verloren bzw. StVB-PK21 zeigt bei jeder Baumaßnahme, dass die etliche Armutszeugnisse auf Halde haben...

    Ich muss mal eine ganz blöde Frage stellen: Inwieweit kann in Hamburg eine Straßenverkehrsbehörde ihren Ermessensspielraum ausdehnen? Ich hatte ja drüben in Wedel hin und wieder das Vergnügen mit der örtlichen Straßenverkehrsbehörde und habe meine Sorgen hinreichend oft nach oben zur Landesbehörde eskaliert, die für die Wedeler Späßchen im Straßenverkehr relativ wenig Humor zeigte. Gibt es in Hamburg eine vergleichbare Kontrollinstanz?

    Parking Day Ottensen am Spritzenplatz. Als ich kurz vor 15 Uhr ankam, war gerade die Polizei damit befasst, falschparkende Kraftfahrzeuge aus den Haltverboten zu entfernen. Offenbar wurde zunächst mit freundlichen Suchanfragen in den örtlichen Cafés und mit persönlicher Ansprache gearbeitet, bei zwei hoffnungslosen Fällen war aber schon der Abschleppdienst unterwegs, also wurde die Sache schon gleich viel teurer.

    Das ist natürlich der Hit. Zwei empörte Kraftfahrer konnten gar nicht fassen, dass das Haltverbot tatsächlich gelten sollte, denn normalerweise gelten Haltverbote nicht und man könne ja trotzdem dort parken. Der absolute Meltdown fand dann statt, als die Kraftfahrer erfuhren, warum sie jetzt auch noch den Abschleppdienst bezahlen sollten: Damit ein paar renitente Radfahrer Kunstrasen auslegen und die Parkflächen bespielen könnten — im wahrsten Sinne des Wortes.

    So ganz schwer zu verstehen sind die Haltverbote aber nicht, für Interessierte gibt’s auch noch eine auskunftsfreudige Rückseite:

    Der Abschleppdienst rückt an, kann den Transporter aber nicht mitnehmen, weil der zu groß ist. Das hat ja mal wieder prächtig funktioniert.

    Drei Minuten später gibt sich dann ein Gast aus dem gegenüberliegenden Café, der die Szene offenbar schon eine ganze Weile beobachtet hat, als Fahrer zu erkennen — und es wird anscheinend diskutiert, ob das Haltverbot denn wirklich gilt oder ob denn vor dem Wagen nicht noch genug Platz zum Parken wäre, denn da ist doch sooooooo viel Platz.

    Manchmal frage ich mich wirklich, wie es denn grundsätzlich um den Straßenverkehr in Deutschland bestellt ist. Die Leute kommen schon bei einem simplen, nicht so richtig misszuverstehenden Haltverbot auf lustige Ideen, das ist ja kaum zum Aushalten.

    Ich bewachte mit meinem Rad eine Weile die freigewordene Parkfläche und habe zu meinem eigenen Erstaunen nicht aufs Maul bekommen. Heute war ein richtig guter Tag!

    Die Hamburger Morgenpost war mit der Kamera dabei:

    Die Grünen mit ihrem Eisfahrrad:

    Und ansonsten war das echt eine nette Sache — auch wenn sich das Feedback der vorbeikommenden Passanten eher in Grenzen hielt („Was wollen diese Radfahrer denn noch alles?“, „Ihr Spinner zahlt nicht mal Steuern!“).