Mal sehen, wie es nun weitergeht:
Ich wüsste ja zu gerne, was der Wissing nun eigentlich mit seinen E-Fuels will. Ich glaube immer noch nicht daran, dass wir selbst bei intensiver Forschung E-Fuels bis allerspätestens 2035 zur Serienreife treiben können. Da ist noch viel zu viel ungeklärt, etwa wie CO2 aus der Atmosphäre abgeschieden soll und wo der Strom für diesen ingesamt enorm energieintensiven Prozess stammen soll. Von neuen Atomkraftwerken? Oder gar von so genannten Windspargeln, die just bei der Kraftfahrerklientel nicht wohl gelitten sind? Und dann muss der Kram ja nicht bis 2035 fertig sein, sondern schon vorher, um nicht Gefahr zu laufen, den gesamten Kontinent lahmzulegen.
Und wenn das dann funktioniert, können wir uns zufrieden auf die Schultern klopfen: Dann ist die Europäische Union die einzige große Volkswirtschaft der Welt, die noch mit Verbrennungsmaschinen fährt. Momentan sieht es für mich so aus, als ob weder China, die USA, Kanada, Japan, Indien oder Australien noch in naher Zukunft auf die Verbrennungsmaschine setzten werden. Allenfalls in Afrika oder im tiefen Südosteuropa oder in Südamerika könnten wir dann unsere E-Fuels zu verkaufen versuchen.
Nur sind E-Fuels womöglich auch dann selbst für europäische Verhältnisse zu teuer, insofern wird sich Afrika den Kram eh nicht andrehen lassen wollen.
Hätten wir hingegen die Umstellung auf Elektromobilität forciert und unsere Wind- und Solarindustrie nicht nach China verscherbelt, könnten wir als Marktführer sowohl Indien als auch Afrika ein Netz an Ladesäulen aufbauen. Nun macht’s der Chinese, während wir uns in Deutschland mit Stammtisch-Weisheiten gegenseitig bauchpinseln von wegen im Winter reiche die Kapazität von Elektroautos nicht mal bis zum nächsten Briefkasten.
Momentan habe ich eher den Eindruck, im Sinne unserer Wirtschaft und unseres Wohlstands ist es sinnvoller, eine rasche Umstellung auf Elektromobilität anzustreben, statt jetzt Wirtschaft und Verbraucher im Unklaren zu lassen, ob sich eine Wallbox lohnt oder ob das nächste Auto doch lieber wieder ein Verbrenner wird. Und das klingt mir eher nach dem Fahrplan für Wohlstandsverluste und Deindustrialisierung.
Meine Eltern haben sich übrigens vor einigen Wochen noch schnell einen Neuwagen gekauft, bevor die Grünen die Verbrennungsmaschine verbieten können. Vertrauen in Elektromobilität haben sie nicht und ich kann es auch ungefähr nachvollziehen: In meinem Heimatort gibt es öffentliche Ladesäulen nur an einem Supermarkt. Ich hatte zwar hier im Forum schon mal nachgerechnet, dass das Nachladen im Supermarkt für ihr Nutzungsprofil womöglich reichen könnte, aber trotzdem kann ich verstehen, dass man sich kein Elektroauto kauft, wenn es vor Ort keine Lademöglichkeiten gibt. Und ich kann verstehen, dass man weder als Privatperson noch als Kommune in Lademöglichkeiten investiert, wenn die Bundesregierung signalisiert, dass E-Fuels vielleicht das nächste große Ding wären.