Ich bin ja immer wieder erstaunt, auf was für Ideen die Leute kommen.
Im ICE 4 helfe ich ja gern und oft mit, wenn Fahrgäste ihr Bike in die Bimmel wuchten, und relativ oft stelle ich fest, dass die meisten Fahrrad-Fahrgäste zum allerersten Mal ihr Fahrrad mit ihn die Bahn nehmen und mit den Fahrradhalterungen grundsätzlich überfordert sind. Das verzögert dann, wie man so schön sagt, den Betriebsablauf, denn schon ein einziger Fahrgast, der erstmal über die Funktionsweise der Halterungen philosophiert, blockiert den kompletten Zusteigeprozess und schon staut es sich und so weiter und so fort.
Aber: Man kommt ja dann grundsätzlich immer irgendwie noch zurecht.
Entweder nehmen die meisten Leute nach ihren Erfahrungen mit der Fahrradmitnahme in der Bahn diesen Service kein zweites Mal in Anspruch oder die Sache mit der Fahrradmitnahme boomt, wie man so schön sagt.
Manchmal wird’s aber auch ganz komisch. In Kiel sind zwei Radfahrer mutmaßlich am Bahnsteig zurückgeblieben, die sah ich gerade noch während der Abfahrt in die Bahnhofshalle rennen. Mit der Zugbegleiterin bedauerte ich die beiden dann etwas, aber wenn der ICE fährt, dann fährt der, da wird naheliegenderweise nicht wieder in den Bahnhof eingerückt. Dafür hätten dann jetzt zwei andere Fahrgäste mit Fahrrad eventuell Glück, meinte sie — aha? Offenbar dürfte man bei ihrer Fahrt auch ohne Fahrradreservierung teilnehmen, wenn es genügend freie Stellplätze gäbe. Das ist ja ein ganz interessantes Prinzip, da fahre ich dann also mit meinem teuren Flexpreisticket und meinem Fahrrad mit Fahrradticket, aber ohne -reservierung zum Bahnsteig, steige da mal auf gut Glück in den ICE ein und schaue nach, ob auf meinem Fahrtabschnitt noch was frei ist? Und wenn nicht, dann versuche ich’s beim nächsten Zug noch mal und wenn’s bei der letzten Verbindung des Tages auch nicht klappt, schmeiße ich das Fahrrad ins Gleisbett und fahre ohne?
Das hat mich nicht ganz überzeugt, aber dankenswerterweise stieg gleich in Neumünster jemand „unplanmäßig“ ein, denn laut Reservierungsanzeige wollten wir in Neumünster gar keine Fahrräder aufnehmen.
Offenkundig hatte er keine Reservierung, das hat ihn aber nicht so richtig gestört, und die fehlende Reservierung war nicht das einzige, was ihn nicht störte — er stellte sein Fahrrad längs zur Fahrtrichtung auf, schloss es an und ging:

Eigentlich muss ich schon in Hamburg-Dammtor aussteigen, sonst schaffe ich’s nicht rechtzeitig ins Bureau, aber vielleicht sollte ich auch bis zum Hauptbahnhof mitfahren, einfach mal um zu staunen, wie dort die auf der Anzeige angeschlagenen vier Fahrräder einsteigen werden? Wobei ja theoretisch die Möglichkeit bestünde, dass der Typ ebenfalls in Hamburg wieder aussteigt und auf der Anzeige gesehen hat, dass er keinen nervt. Man kann ja nie wissen — das wäre dann wohl dieses Auf-gut-Glück-Prinzip, das die Zugbegleiterin erwähnt hatte.