Ich rege mich ja schon wieder auf, wenn ich das da hören muss. Klar, als Beschuldigter eines lustigen Rotlichtverstoßes unter einer Sekunde weine ich jetzt besonders laut, aber diese Aussage, dass man aufgrund von zwei getöteten Radfahrern in diesem Jahr jetzt diese Fahrradkontrolle durchführt, die regt mich auf.
Laut @Th(oma)s’ Tabelle gab es insgesamt drei Todesfälle in Zusammenhang mit einem Fahrrad:
- 7. Mai: Ein abbiegender Lastkraftwagen überfährt eine 33-Jährige
- 23. April: Eine „Fußgängerin mit Fahrrad“ betritt plötzlich die Fahrbahn und wird von einem Lastkraftwagen getötet
- 21. Februar: Ein Radfahrer stürzt aus ungeklärter Ursache und verstirbt eine Woche später
Bei keinem dieser tödlichen Unfälle war ein Rotlichtverstoß, Geisterradeln oder Handynutzung ursächlich. Trotzdem wird das wieder gegenüber den Medien so verkauft, als könne man mit einer solchen Großkontrolle wie heute solche Unfälle vermeiden.
Um das noch mal in aller Deutlichkeit zu sagen: Ich habe für Leute, die über rote Ampeln oder auf der falschen Straßenseite fahren, nur sehr wenig Sympathien übrig. Aber: Ich kann nachvollziehen, dass nicht jeder Verkehrsteilnehmer mit der Straßenverkehrs-Ordnung unter dem Kopfkissen schläft und direkt entscheiden kann, wann welche Verkehrsregeln in welcher Situation einschlägig sind. Und ja, ich sehe immer noch eine gewisse Mitschuld an diesem Chaos bei den Straßenverkehrsbehörden, die mit einer inkonsistenten Beschilderung dafür sorgen, dass es an einigen Stellen schwer bis unmöglich ist, sich irgendwie an die Verkehrsregeln zu halten — gerade wenn dann wie so häufig in der Vergangenheit die „Radfahrer werden sich ihren Weg suchen“-Karte gespielt wird und dem Radverkehr einfach ein
anstelle einer akzeptablen Verkehrsführung präsentiert wird.
Indem man aber den Fokus nur auf Rotlicht und Geisterradeln legt, das dann medienwirksam kommunizieren lässt, werden aber nur die üblichen Vorurteile angefeuert. Die so genannten Drunterkommentare sind mal wieder nicht zum Aushalten, die Leute dürfen sich wieder einmal in Fantasien ergehen, über rot fahrende Radfahrer auf die Motorhaube nehmen und noch mal so richtig draufhalten zu können. So etwas zählt heutzutage offenbar als legitime Meinungsäußerung.
Und mit dem Abstrafen von Rotlichtverstößen unter einer Sekunde, die nunmal physikalisch nur sehr schwer zu bändigen sind, macht man den Leuten echt nur noch das Radfahren in Hamburg madig. Ich ziehe jetzt an den nächsten Wochenenden Stück für Stück nach Kiel um, aber ich glaube, meine letzte Tour morgen mit dem Faltrad zur Arbeit werde ich eher mit der Bahn bestreiten.
Ich habe für heute jedenfalls die Nase voll von diesem Tag.