Beiträge von Malte

    Anders kann ich mir das nicht erklären, der Bezirk baut sowas nicht, ohne das irgendwo bekanntzugeben. Zumindest an geeigneten Stellen :whistling:

    Tatsächlich hatte ich das auch schon über Facebook erfahren, aber in meinem Eingangsbeitrag nicht besonders hervorgehoben. Dennoch sehe ich es wie Alf, es handelt sich eigentlich nicht um eine Wiederherstellung im eigentlichen Sinne, weil es zuvor eine buckelige, aber immerhin durchgängige Radverkehrsführung gab, die nun aber aufgrund der Baumscheibe unterbrochen ist.

    Und ich wundere mich schon: So etwas muss doch irgendwo einmal auffallen? Oder ist allen Teilnehmern der Verantwortungskette so etwas einfach egal?

    Direkt gegenüber meiner früheren Wohnung am Eidelstedter Platz befindet sich eine relativ berühmte Stelle in Hamburger Radwegenetz, an der Radfahrer sich den Eintrittspreis für eine Achterbahnfahrt auf dem Dom sparen können:

    Obwohl ich dort dreieinhalb Jahre gewohnt habe und jeden Abend dort vorbeigefahren bin, habe ich offenbar nur zwei Fotos von dieser Stelle. Das zweite ist von der Kieler-Straße-Erlebnistour, an der wir vom Holstenplatz bis zur Bundesautobahn 23 und zurück gefahren sind und, Hach, was haben wir alles erlebt!

    Nun wurde nach vielen Jahrzehnten der Radweg, äh, naja, erneuert. Fertig? 3, 2, 1:

    Ist jetzt nicht deren ernst, oder? Da ist ja quasi alles schiefgegangen, angefangen von der Unterbrechung des Radweges zugunsten der Baumscheibe bis hin zu der bummeligen Breite von 1,25 Metern. Immerhin wurde ein kleiner Abstand zu parkenden Kraftfahrzeugen gewahrt — und die sind vermutlich wieder einmal das Problem: Weil im Zuständigkeitsgemenge der Straßenplanung jeder Parkplatz heilig ist, wird lieber der Radweg unterbrochen anstatt zwei Parkplätze für eine sichere Führung des Radverkehrs und den Erhalt der Bäume zu opfern.

    Sowas regt mich echt auf! Das war zu Fuß gehend immer eine bescheuerte Stelle, weil Radfahrer — natürlich! — einfach rechts auf dem engen Gehweg an dieser Stelle vorbeigedüst sind und beispielsweise vor einem knappen Jahr meine Mutter dort angefahren wurde. Was denken sich die Leute denn, was dort passieren wird? Dass Radfahrer artig an jedem plötzlich endenden Radweg absteigen und fünf Meter schieben werden?

    Vielleicht schon, den solche Stellen haben in Hamburg schließlich Tradition:

    But wait, there’s still more!

    Denn keine fünfzig Meter zuvor wurde der Radweg im brandgefährlichen Abstand um ein paar stadtbildprägende Parkplätze herumgelümmelt. Natürlich parkte dort auch hin und wieder mal ein SUV oder ein Geländewagen und die Nutzung des Radweges ist in Ermangelung vorgeschriebener Sicherheitsabstände schon nicht einmal mehr bei Kleinwagen möglich, aber… naja:

    Auch dort wird gerade gebaut und es ist noch nicht abzusehen, wie schlimm es wirklich wird. Man konnte sich nicht einmal zu einem Haltverbot oder einer Entfernung der Werbefahrzeuge im unmittelbaren Bereich der Radverkehrsführung durchringen. Verkehrsteilnehmer mit Anhängern, Rollstühlen oder Kinderwagen werden sicher ganz dankbar sein.

    Bloß gut, dass ich dort nicht mehr wohne.

    Ich finde gerade die Quelle nicht mehr, dass die Löschung geheim erfolgen muss. Allerdings gehe ich nach wie vor davon aus, dass das so passieren wird, denn auch der Hinweis auf einen gelöschten Beitrag könnte als Signal gelten — etwa wie damals Bin Ladens Bart oder Uhr. Wenn es also nicht mehr nur um die Entfernung terroristischer Inhalte ginge, sondern auch um die Unterbindung der Signalwege für Terroristische Anschläge, so wird man kaum darum herumkommen.

    Bei der ganzen Debatte der vorigen Seite zeigt sich wieder einmal das Problem, dass in diesem Themenkomplex um Inhaltsfilterung, sei es für Terrorbekämpfung oder urheberrechtlich geschützte Inhalte, an automatisierten Kontrollen, also so genannter Filter eigentlich kein Weg vorbeiführt. Ich kann alleine schlichtweg nicht alle Beiträge lesen und einordnen und gegebenenfalls abändern oder löschen. Das schaffe ich personell schon gar nicht und ich bin froh, wenn ich abends jedenfalls einen ganz groben Überblick habe, was tagsüber im Forum passiert ist.

    Und: Diese automatisierten Methoden könnten überhaupt nicht feststellen, ob etwas zu löschen ist oder nicht. Wie soll ein Filter verstehen, was es mit der CIA und irgendwelchen Vorfällen auf sich hat, wenn ich selbst nicht dazu in der Lage bin, so etwas einzuordnen? Soll der bei Wikipedia nachschlagen? Das ist nach dem momentanen Stand der Technik absolut unmöglich.

    Vielleicht wäre es darum ganz schön, wenn wir uns wieder dem eigentlichen Thema zuwenden könnten: Die Europäische Union möchte gerne einen so genannten Löschbefehl implementieren, der mich binnen einer Stunde zwingt, bemängelte Inhalte zu löschen: https://www.tagesschau.de/ausland/eu-terror-filter-101.html

    EU debattiert "Terror-Filter" im Netz

    Natürlich gibt es keine einheitliche Definition von Terrorismus, wie wir auf der vorigen Seite schon dargelegt haben. Stattdessen muss entfernt werden, was den Behörden nicht gefällt. Eine Meldung darüber darf natürlich nicht erfolgen, die Löschaktionen müssen geheim erfolgen — da kann man sich ja auch wieder seinen Teil denken. Beunruhigt es die Bevölkerung zu sehr zu erfahren, dass womöglich ein Terror-Livestream von YouTube gelöscht wurde? Wenn diese Löschbefehle geräuschlos und undokumentiert erfolgen müssen, dann gehe ich nicht davon aus, dass ich rechtliche Handhabe gegen mögliche Fehlentscheidungen erhalte. Und dann soll ich noch glauben, dass da nicht „versehentlich“ zu viel gelöscht wird, etwa Dokumentationen von Polizeigewalt, Korruption oder womöglich auch ganz banale Aufrufe zu Demonstrationen?

    Ich muss noch berichten, was eigentlich vor gut zwei Wochen beim Amtsgericht vorgefallen ist, als ich mit der von Uwe ausgearbeiteten Begründung zur Zulassung der Rechtsbeschwerde und Begründung der Rechtsbeschwerde zum Rechtspfleger gegangen bin.

    Die Kurzfassung lautet: Es ist grundlegend in die Hose gegangen. Ich habe den Antrag auf die Rechtsbeschwerde zurückgezogen und bekomme in den nächsten Tagen oder Wochen eine Rechnung für den Rotlichtverstoß und die Gerichtskosten. Der Rechtspfleger machte deutlich, dass man ohne Anwalt eigentlich gar keine Chance hat, vor dem Oberlandesgericht mit einer Rechtsbeschwerde durchzukommen.

    Die Langfassung:

    Ich hatte mir am Mittwoch einen Termin für Freitag beim Rechtspfleger gebeten. Freitagabend um Mitternacht lief schließlich die Frist zur Abgabe einer Begründung ab und gegen 12:30 Uhr tauchte ich dort auf. Das erste Problem war: Der Rechtspfleger gedachte um 14 Uhr Feierabend zu machen.

    Das zweite Problem war, dass wir überhaupt nicht daran gedacht hatten, wie die Einreichung einer Begründung über den Rechtspfleger funktioniert. Der gute Mann war schier fassungslos, als ich ihm sechseinhalb ausgedruckte Seiten hinblätterte, die Uwe formuliert hatte. Zur Erklärung seiner Verfassung muss ich wohl etwas weiter ausholen: Der Rechtspfleger diente in meinen Fall dazu, dass ich auch ohne den kostenintensiven Weg über einen Rechtsanwalt eine Rechtsbeschwerde einlegen kann und die dazu notwendige Begründung über den Rechtspfleger abgebe. Der Rechtspfleger tippt die Beschwerde zusammen und prüft meine Begründung quasi Satz für Satz, schlägt Urteile nach und schaut unter Umständen auch nach, ob das zitierte Urteil überhaupt für die Beschwerde brauchbar ist. Damit soll verhindert werden, dass ganz clevere Leute ihre Rechtsbeschwerde damit begründen, dass der Beamte bei der Feststellung der eigentlichen Ordnungswidrigkeit gar keine Mütze getragen hätte. So einen Stuss muss er sich halt auch manchmal anhören, das ist sein Job, und zu seinem Job gehört auch, dass sich die Richter am Oberlandesgericht mit nicht abgeben müssen.

    Das kostet aber alles Zeit und in der Regel beginnt dieser ganze Prozess damit, dass direkt nach der Verkündung des Urteils (nicht nach der Zustellung der schriftlichen Ausfertigung!) mehrere Termine beim Rechtspfleger vereinbart werden, beispielsweise einmal pro Woche nachmittags um 13 Uhr für drei Stunden. So eine Rechtsbeschwerde zu formulieren braucht halt seine Zeit. Insofern ging der Rechtspfleger wohl davon aus, dass ich an einem Freitagnachmittag auf den letzten Drücker vor Fristende wohl nicht viel mehr zur Begründung beitragen wollte als „Gerügt wird die Verletzung des materiellen Rechts“.

    Der Rechtspfleger war wirklich nach Kräften bemüht mir zu helfen, aber selbst wenn er sich jetzt den ganzen Nachmittag noch drangesetzt hätte, wären niemals die ganzen sechseinhalb Seiten zur Begründung durchgekommen. Es blieben mir also nur die Alternativen, entweder die Rechtsbeschwerde jetzt zurückzuziehen oder noch schnell etwas zu formulieren. Seiner Schätzung nach würden wir vielleicht eine halbe Seite hinbekommen, vielleicht sogar eine ganze.

    Aber: Ich war schier nicht in der Lage, die umfangreichen und ausformulierten sechseinhalb Seiten auf eine oder gar eine halbe zu schrumpfen, ohne wesentliche Teile der Begründung fallenzulassen. Darauf war ich nun gar nicht vorbereitet. Wir schnitzten noch eine Weile an einer Kurzfassung herum, aber ich sah ein: Das wird nichts.

    Angesichts des Kostenrisikos einer erfolglosen Rechtsbeschwerde, das wir in meinem Fall leider nicht so ganz beziffern konnten, ließ ich es lieber bleiben.

    Dann war ja noch das Problem, dass Uwe die Begründung wie hier im Thread mehrfach erwähnt anhand der fehlenden Gelbphase gestrickt hatte. Der Rechtspfleger merkte an, dass das aber nicht ginge, weil sich das Gericht im Urteil ja geschickt um die fehlende Gelbphase und deren Berücksichtigung herumgeschlichen hatte. Wir blätterten etwas in der Akte und fanden meinen Antrag auf die Korrektur des Urteils. Auf der Rückseite stand: „Wiedervorlage am 22. März“ Das Gericht wollte also abwarten, ob ich eine Begründung zur Rechtsbeschwerde abgebe, um dann eventuell das Urteil zu korrigieren. Ich bin mir nicht sicher, ob das so ablaufen dürfte oder nicht, aber eigentlich ging ich davon aus, dass die Korrektur nach Möglichkeit sofort erfolgen sollte, um den Aufbau der Rechtsbeschwerde zu ermöglichen.

    Naja. Für das nächste Mal sind wir dann schlauer: Man ruft rechtzeitig den Rechtspfleger an.

    Übrigens: Wenn man das einen Anwalt machen lässt, wird man nach meiner Erfahrung kaum mit den üblichen Sätzen aus der Anwaltskostentabelle auskommen, sondern eine gesonderte Vergütung vereinbaren müssen, die nach unserer vorsichtigen Schätzung und meinen Nachfragen bei verschiedenen Anwälten im Endeffekt zwischen 3.000 und 7.000 Euro gelegen hätten. Im Erfolgsfall bekäme man aber offenbar nur die Kosten aus der Tabelle zurück, also anscheinend knappe 500 Euro (???), den Rest zahlt man dann aus der eigenen Tasche drauf fürs gute Gefühl, im Recht gewesen zu sein. Das steht natürlich in gar keiner Relation zum eigentlichen Bußgeld von 60 Euro und das ist dann wohl auch der Grund, warum es für solche Fälle bislang keine erfolgreichen Rechtsbeschwerden gibt.

    Insofern möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei Uwe für die ausführliche Begründung bedanken, auch wenn die leider im Endeffekt nicht zum Zuge kam.

    Und ich muss mir noch mal überlegen, wie ich diese medienwirksam organisierten Fahrradkontrollen der Polizei einordnen soll.

    Seit nunmehr acht Monaten fahre ich jeden Tag mit dem RE 7 oder dem RE 70 von Kiel nach Hamburg zur Arbeit und es dauerte immerhin jene acht Monate, bis die ganze Sache am Montagabend mal so richtig schief ging.

    Der Reihe nach:

    20:44 Uhr: Von der Critical Mass in Lüneburg breche ich mit dem ICE 584 nach Lübeck bis Hamburg auf, der schon 20 Minuten Verspätung wegen polizeilicher Ermittlungen hat. Macht ja nichts, damit rutsche ich gerade so in eine Lücke zwischen zwei Metronom-Verbindungen und erwische in Hamburg noch den RE 70 nach Kiel um 21:22 Uhr.

    21:10 Uhr: Ankunft in Hamburg. Dumme Sache allerdings: Der RE 70 nach Kiel fällt aus. Und der folgende RE 7 ebenfalls. Es fährt überhaupt nichts mehr aufgrund polizeilicher Ermittlungen in Kiel. Das weiß auch die Lautsprecherdurchsage im ICE, als wir gerade in den Bahnhof fahren, aber weitere Handlungshinweise für Reisende nach Kiel gibt es leider nicht. Man steht dann etwas dumm in der Gegend herum.

    21:19 Uhr: Die Lautsprecheransage am Bahnsteig empfiehlt den ICE 584 nach Lübeck, aus dem ich gerade ausgestiegen bin, ab dort die RB 84 nach Kiel, aber da komme ich leider nicht mehr mit, weil die Türen bereits geschlossen sind und hinter der einzig verbleibenden Tür zur Zugabfertigung schon Stau herrscht, während der Zugbegleiter die letzten Reisenden mit riesigen Koffern in den überfüllten Zug bittet.

    Ich weiß auch nicht so richtig, was ich in Lübeck sollte, beziehungsweise wie weit ich mit dem RE 83 oder der RE 84 komme, wenn der Kieler Hauptbahnhof nicht angefahren würde. Vielleicht fährt die Bahn bis Kiel-Elmschenhagen, vielleicht bis Raisdorf oder Preetz, von dort könnte ich noch mit dem Rad weiter, aber wenn es blöd läuft, fährt sie vielleicht nur bis Plön oder fällt komplett aus. Irgendwas muss ja im Busch sein, denn der RE 7 oder RE 70 könnte ja auch wenigstens bis Neumünster oder Bordesholm fahren. Tut er aber nicht.

    Genaueres weiß man nicht, also warte ich lieber auf die nächste gesicherte Reisemöglichkeit, anstatt plötzlich irgendwo in Ostholstein mitten in der Nacht am Bahnhof ausgesetzt zu werden.

    21:25 Uhr: Ein Blick auf das Twitter-Konto der @DBRegio_SH offenbart, dass die polizeilichen Ermittlungen gar nicht in Kiel stattfinden, sondern in Neumünster. Insofern wäre eine Fahrt über Lübeck doch eine ganz gute Idee gewesen, um zeitig nach Hause zu kommen: https://twitter.com/DBRegio_SH/status/1112790716571373576

    21:30 Uhr: Ich saufe mir jetzt erstmal einen an, dann sehen wir weiter. Zwischendurch wäge ich die Alternativen ab: Ich könnte ab 22:08 Uhr mit dem RE 8 bis Lübeck und von dort aus mit der RB 84 nach Kiel fahren, wäre dann aber erst um 0:17 Uhr dort. Das ist mir ein bisschen zu lang und ich warte erstmal ab, ob die Streckensperrung wie mittlerweile angekündigt um 22 Uhr aufgehoben wird; dann wäre ich nämlich mit dem RE 70 um 22:22 Uhr schon um 23:32 Uhr in Kiel. Und obendrein spare ich mir das Geprügel um den kleinen LINT, mit dem die Fahrten der RB 84 ab Lübeck geleistet werden.

    21:40 Uhr: Ah, es soll ein Schienenersatzverkehr von Brokstedt nach Kiel und von Neumünster nach Nortorf geleistet werden. Das nährt die Hoffnung, dass es hier bald weitergeht, denn wenn der Schienenersatzverkehr in Brokstedt startet, muss man ja auch irgendwie nach Brokstedt kommen: https://twitter.com/DBRegio_SH/status/1112799772761616384

    22:12 Uhr: Der RE 70 nach Kiel am Gleis 7 steht zwar als Abfahrtbereit auf der Tafel, am Gleis dann aber doch nicht und fällt aber dann doch aus. Naja. Der Zugbegleiter weiß auch nichts davon, dass es einen Schienenersatzverkehr ab Brokstedt geben könnte, und äußert seinen Missmut darüber, dass ihn ohnehin niemand informiere. Tja. Er bekommt dann den ganzen Frust der Reisenden ab, die nun nach Hause wollen.

    22:20 Uhr: Mal gucken, was im RE 7 auf Gleis 12 so geht. Laut Auskunft der App soll sich die Bahn um 22:43 Uhr in Bewegung setzen. Wer’s glaubt! Die Abfahrtstafel bittet darum, vom Einsteigen abzusehen, ich beschließe aber, dass ich mir von Anzeigetafeln heute nichts mehr sagen lasse.

    22:24 Uhr: Ah, mittlerweile trudeln die ersten Presseberichte zum Vorfall in Neumünster ein: Neumünster: Bahnhof nach Bombendrohung gesperrt

    22:41 Uhr: Auch der RE 7, in dem ich mich gerade befinde, fällt aus. Obendrein wechselt die Anzeige plötzlich zu „Flensburg“. Nach Kiel geht’s also eh nicht? Der Typ neben mir macht sich erst einmal ein Starkbier auf und leert die Dose binnen zwei Minuten. Den Pegel hätte ich jetzt auch gerne.

    22:42 Uhr: Ein Fahrgast kommt vorbei und möchte gerne nach Elmshorn. Ich lese ihm seine Reisemöglichkeiten mit RB 71 und RE 6 vom Hauptbahnhof und aus Hamburg-Altona vor, aber damit kann er nicht so richtig viel anfangen. Er versteht aber, was „Zug fällt aus“ bedeutet, viel mehr geben seine Deutschkenntnisse nicht her.

    22:45: Der Typ mit der nunmehr leeren Starkbier-Dose fraternisiert mit einem Fahrgast aus der ersten Klasse und organisiert noch ein Sixpack Astra aus dem EDEKA, der in einer Viertelstunde schließt. Eile ist geboten, aber man will halt nicht mit dem ganzen Gepäck in den engen Supermarkt klettern.

    22:46 Uhr: Durchsage: Der Zug fällt aus. Das ist ja nichts neues. Aber: Wir mögen bitte mit einem RE 8 über Lübeck fahren und wären dann um 1:45 Uhr in Kiel. Dieser Zug würde gleich umgesetzt auf Gleis 13 um und würde dort als Hotelzug stehenbleiben.

    Für mich stellt sich nun langsam die Frage, ob ich nicht lieber im Bureau übernachte. Um 1:45 Uhr in Kiel ankommen — wenn es denn wirklich so pünktlich klappt — bedeutet schließlich auch erst um 2.15 Uhr im Bett zu liegen und theoretisch müsste ich schon um 5:30 Uhr wieder aufstehen, um gegen 6:27 Uhr den Zug nach Hamburg zu erwischen.

    22:50 Uhr: Zwei aufgeregte Fahrgäste betreten den Wagen, sie wären gerade im RE 8 gewesen und hätten dort vom Zugbegleiter die Information erhalten, dass aufgrund polizeilicher Ermittlungen in Kiel die RB 84 ausfiele. Man habe sie dann auf diesen Zug verwiesen, weil die Streckensperrung in Kürze aufgehoben würde. Nun wundere ich mich: Ist die Nummer mit den polizeilichen Ermittlungen in Kiel immer noch die alte Information von vor zwei Stunden? Oder wurden die Ermittlungen nun ausgeweitet, wurde der Zug mit der Bombe zur Untersuchung womöglich nach Kiel verbracht, so dass der Bahnhof in Neumünster wieder freigegeben wurde? Nichts genaues weiß man nicht und es ist auch niemand da, den man fragen könnte. Die beiden Damen oben an der DB-Information haben auch keine genaueren Information und wissen noch nicht einmal, dass die Sperrung von einer Bombendrohung verursacht wurde.

    22:59 Uhr: Nun soll der RE 7 von Gleis 11 auf Gleis 13 wechseln, damit er dem abendlichen Fernverkehr nicht im Weg steht. Mal sehen. Jedenfalls setzt sich die Bimmel nun in Bewegung.

    23:03 Uhr: Irgendwo zwischen Innen- und Außenalster wenden wir jetzt.

    23:06 Uhr: Nun stehen wir auf Gleis 13. Da sind wir ja schon mal weit gekommen; hin und zurück bestimmt 500 Meter.

    23:29 Uhr: Draußen am Bahnsteig wird regelmäßig irgendwas durchgesagt, davon ist aber im Zug nichts zu verstehen. Meine Motivation, aufzustehen und mir das anzuhören, ist eher gering.

    23:35 Uhr: Durchsage: Es fährt ein Bus nach Neumünster und Flensburg um 23:45 Uhr an der Kirchhofallee. Alle rennen los. Was ist denn eigentlich mit Kiel?

    23:45 Uhr: Vom Bus, der genau jetzt abfahren sollte, ist bislang nichts zu sehen.

    23:46 Uhr: Der Bus ist da, fährt aber nur direkt nach Dänemark und bedient Pattburg, Aarhus, Frederica und Kopenhagen. Und diesen Bus hat offenbar noch nicht einmal die Regionalbahn angefordert, sondern die Dänische Staatsbahn als Ersatz für den Nachtzug IC 431 nach Kopenhagen.

    23:50 Uhr: In den nächsten Minuten kommen weitere Busse an, bei denen aber noch nicht so ganz klar ist, welcher denn nun wohin fährt. Einer hält nur in Flensburg, ein anderer nur in Rendsburg und Schleswig, ein dritter in Neumünster. Dann gibt es wohl noch einmal widersprüchliche Informationen, zwei Busse fahren wohl über Neumünster, dann einer nach Rendsburg und einer nach Schleswig. Und was ist mit Kiel? Kurz vor Abfahrt wird noch mal hektisch telefoniert, einige Fahrgäste rennen hastig zu einem anderen Bus, weil sich die Fahrtziele geändert haben.

    0:20 Uhr: Ich komme leider nicht mit, weil Falträder im Schienenersatzverkehr aus Sicherheitsgründen von der Beförderung ausgeschlossen sind. Klar, wer kennt es nicht, dieses Verletzungsrisiko, wenn das Faltrad bei einem starken Bremsmanöver die Decke der Gepäckfächer des Reisebusses durchschlägt und drei Fahrgäste tötet? Bei dem ganzen Krempel, den die Leute in den Bus stopfen, habe ich für diese Begründung jetzt nicht so ganz viel Verständnis, da fährt schließlich sogar ein ganzer Kontrabass-Koffer auf dem Gang liegend mit.

    Allerdings: Was hätte ich in Neumünster oder Schleswig schon machen sollen? Den Rest mit dem Rad zurücklegen? Dann gehe ich eben wieder zurück in den blöden Aufenthaltszug. Von Schleswig aus hätte ich immerhin mit der RE 74 nach Kiel fahren können, aber es soll wohl nicht sein.

    0:23 Uhr: Bei der rund um die Uhr geöffneten DB-Information erfahre ich, dass der Aufenthaltszug bis vier Uhr dort am Gleis steht und dann, sofern möglich, wieder in den Regelbetrieb wechselt. Das bringt mir ja nicht so viel: Ich kann also bis vier Uhr dort pennen, muss dann aber vier weitere Stunden am kalten Bahnhof zubringen, bis ich ins Bureau kann. Super. Obwohl der Lauftext auf der Anzeigetafel verspricht, der Zug bliebe „die ganze Nacht am Bansteig (sic!)“, ist er wohl wirklich nur zum Aufwärmen gedacht und nicht als Übernachtungsmöglichkeit für Arbeitnehmer, die in acht Stunden wieder im Bureau sitzen sollen.

    0:30 Uhr: Das ist natürlich eine tolle Idee, hier in einem Hotelzug zu schlafen, wenn hier seltsames Publikum umherstreift und Mülleimer durchsucht. Ich will ja niemandem etwas böses unterstellen, aber womöglich finden die Leute Falträder oder Notebooks oder Geld genauso toll wie ich und ziehen mir meinen Kram unter dem schlafenden Hintern ab. Es wird ja schon seinen Grund haben, dass die Lautsprecherdurchsagen regelmäßig vor aggressiven Bettlern und organisierten Diebesbanden warnen.

    0:35 Uhr: Die Bahn ist ja nicht doof und setzt die DB-Sicherheit ein, um zwielichte Gestalten aus dem Zug zu entfernen. Gleichzeitig wird kontrolliert, dass sich auch niemand auf den Ultrabequemsesseln der ersten Klasse breit macht, der das in Ermangelung einer entsprechenden Fahrkarte gar nicht darf. Da wundere ich mich schon: Hier sind vielleicht vierzig Personen im Zug, warum kann man die nicht einfach in der ersten Klasse sitzen lassen?

    0:38 Uhr: Hektik, Hektik! Der Zugbegleiter hat Taxi-Gutscheine organisiert, wir mögen uns bitte alle oben auf dem Hachmannplatz treffen.

    0:50 Uhr: Es gibt Taxis nach Elmshorn und Kiel und der Zugbegleiter hat trotz der ganzen Sonderwünsche seiner Fahrgäste („bitte nicht zum Bahnhof sondern nach Hause“, „bitte in Sparrieshoop halten“) eine Ruhe sondergleichen, das könnte ich nicht. Mit Faltrad habe ich aber wieder keine Chance, denn eine Beförderung von Fahrrädern ist im SEV nicht vorgesehen. Ich habe auch nicht ganz so viel Lust, mich jetzt mit Taxifahrern zu streiten und mich dann in der gedrückten Stimmung nach Kiel fahren zu lassen, womöglich stimmt er während der Fahrt noch das Lied vom „RAAADWEEEG“ an. Und schon gar nicht will ich jetzt eine Diskussion mit dem Zugbegleiter anfangen, denn der macht schließlich auch nur seinen Job und hält schon für die Wut der Fahrgäste auf seinen Arbeitgeber den Kopf hin, da muss ich nicht auch noch draufschlagen.

    Und davon abgesehen: Wenn ich um 1 Uhr mit dem Taxi loskäme, wäre ich inklusive der ganzen Zwischenstopps vielleicht um 3 Uhr in Kiel, vielleicht auch erst um 4 Uhr, wenn die ganzen Leute noch ihre Sonderwünsche durchsetzen und statt zum Bahnhof lieber direkt vor die Haustür chauffiert werden wollen, weil die Bahn ja zahlt. Dann penne ich noch zwei Stunden und fahre wieder los? Das hat auch keinen Sinn, dann bleibe ich lieber hier.

    Ach, scheiße.

    1:05 Uhr: Ich beschließe, den Leuten nicht weiter auf den Sack zu gehen und setze mich wieder in den Aufenthaltszug. Vielleicht kann ich ja wenigstens bis 4 Uhr schlafen und dann noch die Zeit totschlagen.

    1:20 Uhr: Ein Typ kommt vorbei und weckt mich auf, indem er mir an die Schulter packt. Oder habe ich das nur geträumt? Jedenfalls hätte ich ihm vor Schreck fast aufs Maul gehauen, obwohl er eigentlich nur 80 Cent für den Bäcker will. Die kriegt er aber nicht, weil mir die Sache etwas seltsam vorkommt, am Ende nimmt er nicht nur 80 Cent, sondern das ganze Portemonnaie.

    1:30 Uhr: Lautsprecherdurchsage: Die Streckensperrung in Neumünster wäre aufgehoben worden, diese Bimmel führe um 1:57 Uhr los nach Kiel. Damit stellt sich ja die Frage, ob beide Zugteile nach Kiel fahren oder ob einer nach Flensburg düst oder einer hier im Bahnhof verbleibt. Bislang kennzeichnen sich beide Zugteile als „Regionalbahn SH“ und verweigern hartnäckig jegliche Auskunft, wohin sie wohl fahren. Dann leuchtet plötzlich doch noch „Kiel Hbf” als Fahrziel auf, aber ich mag der Sache nicht ganz trauen, denn schließlich hält sich der Zug ja auch noch für den RE 7, der um 21:43 Uhr losfahren sollte.

    1:37 Uhr: Nächster Kontrollgang der DB-Sicherheit. Die wissen aber noch nicht einmal, dass die Bahn gleich losfahren soll, geschweigedenn dass sie Auskunft über die Fahrtziele machen könnten.

    1:45 Uhr: Durchsage: Dieser Zug hält heute wegen Bauarbeiten nicht in Hamburg-Dammtor. Ich glaube, das ist meine kleinste Sorge. Ob hier ernsthaft jemand am Hauptbahnhof ausgeharrt hat, um mit diesem Zug die 500 Meter nach Dammtor zu fahren, also hat hier jemand ernsthaftes Interesse an dieser Information?

    1:48 Uhr: Oh, der Zug ist aufgewacht. Jetzt weiß er ganz sicher, dass er nach Kiel fährt und spult jetzt das ganze Programm seiner Durchsagen ab, beispielsweise „Ausstieg in Fahrtrichtung rechts“. Das stimmt mittlerweile aber nicht mehr, weil wir an einem anderen Bahnsteig stehen als vorhin, aber wer weiß, wo für den Zug denn gerade „in Fahrtrichtung rechts ist“.

    1:51 Uhr: Der NDR berichtet, dass Sprengstoffspürhunde im Zug in Neumünster angeschlagen hätten: https://www.ndr.de/nachrichten/sc…uenster532.html

    1:53 Uhr: Ohne weitere Durchsage oder Vorwarnung fuhr der Zug plötzlich los — aber in die falsche Richtung. Keine fünf Meter stoppt er abrupt.

    1:54 Uhr: Noch mal nachgesehen: Draußen an den beiden Zugteilen steht jetzt nicht mehr „Regionalbahn SH“, sondern „Kiel Hbf“.

    1:55 Uhr: Wir spielen das gleiche Spiel noch einmal und rollen fünf Meter weiter. Mittlerweile haben wir auch schon drei Minuten Verspätung gegenüber der eigentlich anvisierten Abfahrtszeit angesammelt. Gegenüber meiner geplanten Ankunft in Kiel um 22:32 Uhr habe ich nun beinahe viereinhalb Stunden Verspätung angesammelt.

    1:58 Uhr: Der eifrige Zugbegleiter von vorhin ist immer noch im Dienst und läuft aufgeregt mit dem Telefon am Ohr hin und her. Das ist kein gutes Zeichen.

    2:00 Uhr: Wir fahren wieder. In die falsche Richtung. Jetzt kapiere ich das erst: Weil wir aufgrund von Bauarbeiten nicht über Hamburg-Dammtor fahren können, nehmen wir wieder den Weg über die Güterumgehungsbahn — und die ist halt über die andere Richtung erreichbar.

    2:02 Uhr: Was soll jetzt noch schiefgehen? Tja: Wir haben beispielsweise noch ein paar Betrunkene vom Bahnhof dabei, die sich offenbar im Aufenthaltszug aufwärmen wollten und von der buckeligen Anfahrt aufgeweckt wurden. Die wollen aber gar nicht nach Kiel, die wollen wieder aussteigen und überlegen, wo sich die Notbremse befindet. Immerhin geben die Leute gleich wieder Ruhe und pennen weiter.

    2:06 Uhr: Aufgrund polizeilicher Ermittlungen verzögert sich die Fahrt um fünf Minuten. Ist mir echt scheißegal: https://twitter.com/DBRegio_SH/status/1112868936171782144

    2:08 Uhr: Einer der Obdachlosen sitzt in der Sitzgruppe gegenüber und hantiert nun mit Kaffeepulver herum und schmiert damit erst einmal den ganzen Tisch ein. Naja.

    2:10 Uhr: Wo auch immer wir gerade entlangfahren, viel zu sehen ist in der Dunkelheit eh nicht von der Güterumgehungsbahn.

    2:12 Uhr: Der Typ hat jetzt Kaffeepulver in seine Wasserflasche gekippt. Die enthielt allerdings Wasser mit Kohlensäure und dementsprechend sieht es jetzt auch aus. Hätte er stilles Wasser genommen, hätte es vermutlich nicht zur Detonation gereicht.

    2:20 Uhr: Nun weiß ich beinahe alles außer seinem Namen über den Mann. Er ist seit zwanzig Jahren obdachlos, hat Wasser in den Beinen und einen kaputten Rücken, deshalb kann er „nicht mehr so gut kacken“ und bittet um Entschuldigung für den Geruch. Dann bemüht er sich wirklich redlich, seinen gesprudelten Kaffee wieder aufzuwischen. Er war mal Matrose, mal Maschinenbauer, und hat noch nie einen Tropfen Alkohol getrunken.

    2:22 Uhr: Nun ist der Zug irgendwo bei Hamburg-Eidelstedt wieder von der Güterumgehungsbahn auf die eigentliche Strecke eingebogen. Das hätte ich mir ja zu gerne bei Tageslicht angesehen, dort habe ich schließlich dreieinhalb Jahre gewohnt.

    2:26 Uhr: Nicht nur im Bahnhof Dammtor wird gebaut, sondern auch hier wurde irgendwas an den Gleisen geschweißt. Das sieht bei dieser Dunkelheit zwar echt hochinteressant aus, ist aber für die Geschwindigkeit dieser Bimmel eher nachteilig.

    2:30 Uhr: Wir halten jetzt ernsthaft in Pinneberg.

    2:35 Uhr: Nach der Abfahrt in Pinneberg ist dem Zug plötzlich eingefallen, dass er ja einen Fahrplan hat. Der ist zwar nicht ansatzweise aktuell, aber das hält den Zug nicht davon ab, eine ganz schön optimistische Einschätzung der Ankunft in Kiel um 2:58 Uhr zu versprechen — das wäre in knapp 20 Minuten.

    2:39 Uhr: Dass mir mein Sitznachbar angesichts meines hartnäckigen Hustens von anderen Obdachlosen erzählt, die auch so geklungen hätten, um dann zwei Tage später tot zu sein, bessert meine Laune nur mäßig.

    2:51 Uhr: Wir halten sogar in Wrist. Wahnsinn!

    2:55 Uhr: Mein Sitznachbar wechselt nun die Plastiktüten aus, die er zwischen Socken und Schuhen trägt, weil er offene Beine hat. Der Gestank im Wagen ist unerträglich, aber Scheiße, meine größte Sorge war bis eben, dass ich heute nicht nach Hause komme? Er hat gar kein zu Hause, sondern lebt mal hier und mal da und ist froh, zwangsläufig zwei Stunden im warmen Zug verbringen zu können.

    2:57 Uhr: Nun stöbert er in einem Flyer von nah.sh und ist über die Garantie gestolpert. Er staunt, ob man wirklich Geld zurückbekommt und ich rechne ihm vor, dass ich für diese siebenstündige Verspätung 3,70 Euro zurück — und merke in diesem Moment, dass das für mich so lächerlich wenig Geld ist, dass sich eigentlich noch nicht einmal das Ausfüllen des Formulares lohnt, mein Nachbar davon aber vermutlich einen ganzen Tag ziemlich gut leben kann.

    3:05 Uhr: Der Zug mit der Bombendrohung hat den Bahnhof Neumünster offenbar bereits verlassen, hier ist überhaupt nichts mehr zu sehen.

    3:28 Uhr: Relativ pünktlich kommt die Bimmel in Kiel an. Nun stellt sich die Frage: Fahre ich gleich mit dem nächsten Zug zurück und warte eine halbe Stunde am kalten Bahnhof? Und dann fahre ich aus Hamburg noch mal mit einem Zug von bis Elmshorn oder Neumünster und wieder zurück, inklusive des Risikos, aufgrund verpasster Anschlüsse am kalten Bahnhof zu übernachten? Oder fahre ich jetzt nach Hause, lege mich für zwei Stunden hin und fahre direkt um 6:27 Uhr zur Arbeit?

    Ich entscheide mich schließlich dafür, kurzfristig einen halben Tag Urlaub zu nehmen und bis zehn Uhr zu Hause zu schlafen. Das halte ich für die beste Idee in dieser Situation.

    Und ansonsten lerne ich, dass Informationen alles sind. Hätte ich in dieser zunächst widersprüchlichen Informationslage gleich gewusst, dass die Ermittlungen nicht in Kiel, sondern in Neumünster sind, hätte ich ja einfach über Lübeck fahren können. Mit ein bisschen mehr Frechheit hätte ich mir und meinem Faltrad einen Sitz-, beziehungsweise Stellplatz gesichert und fertig.

    Aber die Bahn beziehungsweise deren Personal weiß halt auch nicht weiter. Das Ende der Streckensperrung wurde quasi jede Stunde wieder um eine Stunde verschoben, nichts genaues wusste man nicht. Mir ist natürlich klar, warum das so ist, denn die Bahn ist auf Informationen der Polizei angewiesen und die Polizei weiß natürlich auch nur das, was die Sprengstoffspürhunde oder das Bombenräumkommando melden. Natürlich ist man nachher immer schlauer, das nächste Mal penne ich einfach im Bureau oder suche mir rechtzeitig ein Hotel oder fahre über Lübeck oder notfalls mit dem Rad nach Kiel. Das wären auch nur vier Stunden gewesen.

    Will sagen: Es muss sichergestellt werden, dass Fahrgästen und dem Personal eine eindeutige Informationslage zur Verfügung steht. Es geht nicht an, dass es anfangs noch hieß, der Kieler Bahnhof wäre gesperrt, so dass ich mich gar nicht erst auf den Weg nach Lübeck gemacht habe. Und dass der Schienenersatzverkehr erst nach knappen vier Stunden, Taxis noch eine Stunde später bereitgestellt werden, Puh, ich weiß nicht, das ist schon sehr unglücklich. Und das sind auch Dinge, die ich nicht so ganz verstehe: Laut diversen Informationshäppchen gab es ja einen Schienenersatzverkehr ab Brokstedt, warum fuhr man dann nicht wenigstens von Hamburg bis Brokstedt?

    Aber immerhin bekomme ich ja 3,70 Euro erstattet.

    Laut Einschätzung von WoltLab, dem Hersteller dieser Forensoftware, sind „normale“ Internetforen von der Urheberrechtsreform nicht betroffen: Auswirkungen der Urheberrechtsreform auf Foren

    Spannend bleibt aber natürlich weiterhin, wie sich denn wohl die Umsetzung in die deutsche Gesetzgebung gestalten wird. Bei dem ganzen Hin und Her, das heute schon dazu veranstaltet wird, mag ich nicht an eine saubere, rechtlich einwandfreie und belastbare Umsetzung glauben.

    Was ich ansonsten von City-Rollern halte: Nicht so viel.

    Tatsächlich begegnen mir die Dinger relativ häufig in der Bahn und werden wohl für die berühmte letzte Meile genutzt. Nach meiner Beobachtung kann man aber jene letzte Meile auch zu Fuß zurücklegen. Mein Rad würde ich für diesen lockeren Kilometer noch nicht einmal aus dem Keller tragen — insofern spielen die für mich in ganz anderen Klassen und sind nicht direkt vergleichbar.