Beiträge von Malte

    Oder das hier: https://www.facebook.com/groups/1380190…14347665831684/

    Zitat

    Die Fahrerin konnte durch das Kennzeichen ermittelt werden und hat sich schriftlich geäußert: Sie schreibt, ich hätte ihr ja schließlich eine Kreuzung vorher (auch Fahrradstrasse) die Vorfahrt genommen (habe ich nicht), deswegen hätte sie sich gefreut, als sie im Rückspiegel sah, dass ich gestürzt sei und, (Zitat): "[weil] ich mich innerlich über den Radfahrer ärgerte, habe ich mich über das "Karma" gefreut und fuhr weiter in die Arbeit".

    Das war für die Staatsanwaltschaft scheinbar Grund genug, das Ermittlungsverfahren nicht weiterzuführen.

    Manchmal wundere ich mich ein wenig, wie in den Polizei- oder Medienberichten zu Unfallursachen immer wieder bewusst oder unbewusst versucht wird, die Schuld oder Verantwortung von unfallverursachenden Kraftfahrern zu verniedlichen. Zum Beispiel: 80-Jährige in dichtem Nebel von Auto erfasst und tödlich verletzt

    Zitat

    Im Kreis Diepholz erfasste in der Silvesternacht ein Auto eine Fußgängerin. Diese starb bei dem Unfall. Offenbar war dichter Nebel Schuld daran, dass der Autofahrer die Frau übersah.

    Ich glaube, der Nebel ist genauso wenig schuld wie die tiefstehende Sonne oder der grell leuchtende Mond: Primär ist die Fußgängerin gestorben, weil ein Kraftfahrer nicht mit dem Nebel angepasster Geschwindigkeit unterwegs war; das hat meines Erachtens auch nichts mit „übersehen“ zu tun. Natürlich mag man im weiteren Verlauf auch die Frage stellen, ob man als Fußgängerin nicht gerade bei diesen Sichtverhältnissen ganz besondere Vorsicht walten lassen sollte, aber das ändert erstmal nichts an der primären Unfallursache.

    Nach einer kurzen Verschnaufpause inklusive sauberer und rauchfreier Toiletten in der DB-Lounge im Hamburger Hauptbahnhof…

    … wird es ernst:

    Das Tolle ist aber: Auch wenn der EuroCity ab morgen nicht mehr über die Fähre fährt, ändert sich erst einmal nichts:

    Vielleicht spielt mal wieder der Bordcomputer nicht mit. Wer jetzt aber dachte, es wäre noch Zeit für einen kurzen Snack im Food-Court für die Überfahrt, sollte sich nicht darauf verlassen, dass die Verspätung, die einst angekündigt wurde, auch wirklich eingehalten wird:

    Schließlich nähert sich ein Dreipunkt-Spitzensignal aus der Abstellung, Kameras werden gezuckt, ein bisschen gejubelt, stattdessen rollt aber nur ein Doppelstockwagen des Metronom rein und grüßte freundlich mit „Guten Abend“.

    Kurz darauf wird es hektisch: Der EC 39 rollt an den Bahnsteig. Es bleibt nicht viel Zeit für Fotos, schließlich haben wir ja schon Verspätung, statt den normalerweise etwa zwanzig Minuten Aufenthalt am Bahnsteig soll es heute möglichst gleich sofort wieder zurück nach Kopenhagen gehen, wir haben ja schließlich viel vor und Zeit, wer hat schon Zeit, die Zeit ist schon vor fünf Minuten abgefahren, es ist allerhöchste Eisenbahn!

    Ich sichere mir erst einmal ein paar Andenken. Ich glaube zwar nicht, dass ich die Teile irgendwann gewinnbringend versteigern kann, aber immerhin habe ich jetzt ein nettes Andenken an die heutige Fahrt:

    Ansonsten ist der Zug überraschend leer, vielleicht gerade mal halbvoll. Da kenne ich aus den dänischen Gumminasen nach Aarhus ganz andere Zustände. Wenigstens bei der allerletzten Abschiedsfahrt hätte ich erwartet, dass sich die Fotografen im Zug stapeln.

    Lübeck. Einsteigen zur letzten Fahrt nach Kopenhagen! Hier beehren uns tatsächlich eine ganze Menge Fahrgäste, die entweder einen riesigen Koffer dabei haben oder aber am Vormittag für einen Besuch des Weihnachtsmarktes aus Dänemark angereist sind — und, Pardon, auch dementsprechend beseelt sind. Welch denkwürdiger Zug an diesem denkwürdigen Abend vor ihnen steht, ist den Reisen vermutlich gar nicht bewusst.

    Oldenburg in Holstein. So viele Fahrgäste, wie hier aussteigen, war das Motto der heutigen Fahrt wohl „Dabei sein ist alles“.

    Beim EuroCity sitzt das Makrophon heute etwas lockerer, gegrüßt wird jede Milchkanne entlang der Strecke. Stellwerk? Bahnübergang? Bahnhof? Gegenzug? Heute wird jeder verabschiedet!

    Wir sorgen derweil im Zug für ein bisschen bessere Stimmung, auch wenn wir ein bisschen Angst haben, dass der bald entgegenkommende EC 38 die rote Lichterkette womöglich für ein Signal halten könnte:

    Die Zeit vergeht wie im Flug, Pardon, wie im Zug, während ich noch mit ein paar kamerabewehrten Mitreisenden und einem Reporter des Deutschlandfunks quassele.

    Das einträchtige Schwelgen in Erinnerungen von Menschen, die mal Lokführer waren und Menschen, die schon als Kind über die Vogelfluglinie geflogen gefahren sind und einer Dame, die sowohl mit ihrem riesigen Koffer als auch der Tatsache, dass diese Zugfahrt von einer dreiviertelstündigen Fährverbindung unterbrochen wird, erheblich überfordert ist, wird plötzlich vom Scheppern der Gleise auf der Fehmarnsundbrücke beendet. „Wir sind gleich da“, ruft jemand und wir schauen gespannt aus dem Fenster auf der Suche nach dem Gegenzug EC 32, der hier gleich irgendwo auftauchen sollte.

    Stattdessen herrscht plötzlich große Aufregung im Zug, als wir uns dem Fährbahnhof und dem mir mittlerweile vertrauten Funkloch zwischen Oldenburg und Burg auf Fehmarn nähern. Das liegt an zwei Dingen: Einerseits stand die Regionalbahn, die um 19:15 Uhr aus Puttgarden nach Lübeck fahren sollte, mitten im Güterbahnhof herum und wartet. Und wenn sie dort steht, dann steht wohl auf ihrem Bahnsteiggleis jemand anders: „Der EC 32 ist noch da“, tut plötzlich jemand seine neu gewonnenen Informationen aus dem Internet kund, „DER EC 32 IST NOCH DA.“

    Angeblich litt der EC 32 unter einem defekten Funkgerät und hätte es nicht rechtzeitig aus dem Bahnhof herausgeschafft.

    Angeblich.

    Unser EC 39 orgelt auf dem Weg zum Bahnsteig sein dreitöniges Makrophon rauf und runter und kriegt sich gar nicht mehr ein und wir finden uns plötzlich inmitten einer kleinen Abschiedsparty wieder, während aberdutzende Eisenbahnfans auf dem Bahnsteig aufgewühlt mit ihren Kameras im Dauerfeuer hin und her rennen:

    Ich traue mich nicht besonders weit aus dem EC 39 heraus, will schließlich nicht ohne Faltrad und meinen halben Hausrat auf dem Bahnsteig zurückgelassen werden, springe aber schließlich aus der dritten Tür raus, durch die vierte Tür wieder rein und stoße auf dem Weg nach vorne im engen Gang beinahe mit entgegenkommenden Fotografen zusammen, während neben uns in den Vierersitzgruppen verständnislose Reisende sitzen, die überhaupt nicht verstanden, was hier gerade vor sich geht.

    Nach viel zu kurzen fünf Minuten Aufenthalt am Bahnsteig trollt sich der EC 39 zum allerletzten Mal auf die Fähre:

    Angekommen.

    Es wird noch kurz per Lautsprecherdurchsage kundgetan, dass wir bitte den Zug verlassen mögen und der Aufenthalt auf dem Fahrzeugdeck während der Fahrt aus Sicherheitsgründen verboten wäre, aber das Augenzwinkern war selbst durch den Lautsprecher hindurch deutlich zu sehen.

    Heute werden die Sicherheitsbestimmungen etwas lockerer ausgelegt, das Fährpersonal war ganz gut mit dem Anfertigen von Fotos ausgelastet und erklärte bereitwillig die Modalitäten bei der Verladung eines Zuges auf eine Fähre.

    Eine weitere Menschentraube bildet sich an der Spitze des Zuges, Kameras werden durch die knapp einen Meter breite Lücke zwischen dem Schott des Schiffes und den Pausbacken der Gumminase manövriert. Jemand hat dort einen laminierten Zettel und zwei Fahnen angebracht und offenbar waren wir, wie ich später erfuhr, schon seit Hamburg derart geschmückt unterwegs. Vielleicht war die mangelhafte Klebfähigkeit von Klebestreifen auf kaltem Untergrund auch der Grund für die verspätete Bereitstellung des Zuges?

    Ich habe auch noch zwei Erinnerungsfotos an diesen Tag:

    Kurz vor 20 Uhr begebe ich mich wieder nach unten aufs Fahrzeugdeck. Mein Plan für die nächsten 15 Minuten: Dem Zug mit dem Faltrad hinterherfahren, ein paar Fotos schießen, währenddessen die Helmkamera laufen lassen. Dann durch die Polizeikontrolle, gleich wieder zurück zum Bahnhof, noch einige Fotos schießen, dann zu Fuß wieder über den Landgang auf die Fähre und wieder rüber nach Puttgarden.

    Aus irgendeinem Grunde ging ich bei der Planung dieses Vorhabens davon aus, alle Fahrgäste stiegen wieder artig in den Zug, während ich als einziger mit dem Fahrrad nach dem EuroCity und vor den LKWs von der Fähre fahren könnte, so dass ich anschließend im Besitz einer einmaligen Filmaufnahme der letzten Fährüberfahrt wäre.

    Natürlich denkt aber gar niemand daran, den Sicherheitsbestimmungen an diesem denkwürdigen Abend Respekt zu zollen, stattdessen stehen Dutzende Fahrgäste vor dem Schott herum und schießen immer noch Unmengen an Fotos.


    Dann…

    … öffnet sich das Schott…

    … und los geht’s:


    Glücklicherweise habe ich immer Gehörschutz dabei, denn der Zug trötet unablässig wie ein trauriger Elefant, während er zum allerletzten Mal von der Fähre herunter rollt:

    Die Fahrgäste im Zug winken unablässig (mittlerweile dürften auch Unbeteiligte verstanden haben, dass diese Fahrt etwas besonderes war), die Eisenbahnfans außerhalb des Zuges fotografieren und filmen unablässig. Ich habe ja nun echt nicht besonders viel Ahnung von Eisenbahnen, aber das war wirklich ein bisschen emotional. Tjoa.

    Der Zug fährt geradeaus an den temporären Bahnsteig, der vor einigen Jahren für die Grenzkontrollen auf der dänischen Seite errichtet wurde. Ich darf da natürlich nicht hinterherfahren — Brompti ist ja keine Eisenbahn — und nehme den Umweg

    [attachment=12116]


    Eine Felge gibt’s für 30 bis 40 Euro, die Montage kommt noch oben drauf.

    Nach 7.600 Kilometern wurden vor zwei Wochen die Felgen gewechselt. Eine neue Felge kostet knappe 30 Euro, die Montage vorne 40 Euro, die Montage hinten 47 Euro, macht also insgesamt knappe 150 Euro. Sinnvollerweise werden auch gleich die Bremsbeläge bei dieser Gelegenheit erneuert, die kosten pro Paar je nach Qualität etwa 10 Euro, für das Wechseln im Zuge der Reparatur wurden 13 Euro veranschlagt — so etwas kann man aber auch eigentlich selbst machen.

    Ungefähr 200 Euro finde ich nach 7.600 Kilometern nicht allzu schlimm, allerdings fahren andere Menschen ihr Brompton auch locker doppelt so lange, bis die Felgen durch sind. Das hängt aber natürlich auch vom Einsatz, vom Fahrstil und von der Witterung ab.

    Gerade aus dem Zug gesehen: In Hamburg-Harburg führt entlang der Hannoverschen Straße auch so ein prächtiger Zweirichtungsradweg mit genau den gleichen tollen engen Fahrstreifen für den Radverkehr. War zufällig schon mal jemand dort? Sonst sehe ich mir das nächstes Jahr mal genauer an.

    Meine Wege werden zukünftig im Saaletal (Jena) und vermutlich auch ein wenig zwischen Pleiße, Parthe und Weißer Elster (Leipzig) zurückgelegt werden - im Unterschied zu meinen letzten ca. 30 Fahrradjahren dann ab jetzt auch mit ordentlich Höhenmetern.

    Kommst du zur Critical Mass Leipzig? Die ist angesichts der Reaktionen der Kraftfahrer ein bisschen hanseatisch angehaucht ^^

    Alle zwei Wochen (und mitunter auch häufiger) wird in Umkreis meiner Wohnung so ziemlich jeder Quadratzentimeter zugeparkt, der sich zum Beparken eignet: Heimspiel für Holstein Kiel im etwa einen Kilometer entfernten Holsteinstadion. Das geht soweit, dass ich teilweise als Fußgänger schon Probleme beim Überqueren von Kreuzungen habe, weil selbst der direkte Kreuzungsbereich, ja gar Lichtzeichenanlagen einfach zugeparkt werden. Von Radwegen will ich hier gar nicht erst anfangen — es ist abenteuerlich.

    Natürlich gibt es eigentlich auch ein Parkhaus, finanziert von meinen mühsam erarbeiteten Steuergeldern, aber das kostet halt Geld. Im Interesse so genannter Bürgernähe wird auch beim Falschparken direkt vor dem Parkhaus jedes Auge zugedrückt. Es gibt zwar einen speziellen Holstein-Kiel-Tarif, allerdings nur eine einstreifige Ein- neben einer einstreifigen Ausfahrt. Nach Auskunft der Stadt Kiel ist die Kapazität dieser Konstruktion nicht geeignet zur Bewältigung des An- und Abreiseverkehrs — also sollen die Leute halt auf dem Radweg oder im Straßenbegleitgrün oder auf dem Gehweg parken. Es ist ja nur alle zwei Wochen, da könne man auch mal Rücksicht nehmen.

    Was man aber auch nehmen könnte wäre das Fahrrad — wenn es denn im Bereich des Holsteinstadions vernünftige Fahrradparkplätze gebe. Wer keinen Platz für das Rad an einem der gefühlten sieben Fahrradständer fand, musste eben an einem Baum oder irgendwo anders parken. Oder eben ins Auto steigen.

    Nun wurde aber plötzlich geliefert und das Angebot an Fahrradständern vervielfacht:

    98 Fahrradständer habe ich gezählt, von denen die beiden äußeren aufgrund der Reflektoren nicht nutzbar sind. Angeblich sollen es 100 sein, vielleicht habe ich mich auch ein bisschen verzählt.

    Wer nun aber glaubt, das wäre eine tolle Maßnahme für mehr Radverkehr in der Fahrrad- und Klimanotstandsstadt Kiel, der irrt natürlich: Die Bügel kommen alle wieder fort. Der Ortsbereirat Wik hat einen entsprechenden Antrag zur Entfernung gestellt, obwohl die Fahrradständer gar nicht in der Wik, sondern im Bereich des Ravensbergs stehen, aber dort nunmal Kraftfahrer aus der Wik parken wollen. Je nach Zählweise wurden für die 100 Fahrradständer nämlich zehn bis 13 „Kfz-Stellplätze“ „vernichtet“ und ich muss zugeben, das wirkt schon ein bisschen seltsam, wenn an den 100 Fahrradständern nur alle zwei Wochen jemand parkt.

    Nur: Die der Vernichtung zugeführten Kfz-Stellplätze dienten aufgrund ihrer ungünstigen Lage abseits von Wohnbebauung, dafür in direkter Gegenwart einer autobahnähnlichen Straße eher für Dauerparker wie Wohnmobile oder Anhänger. So richtig viel wertvoller Parkraum ist hier also gar nicht verloren gegangen.

    Für radfahrende Fußballfans sollen nun andere Lösungen gefunden werden. Im Gespräch ist beispielsweise ein Fahrradständer hinter dem Stadion, der dort niemanden stören kann.

    Ist halt auch die Frage, wie viele Menschen mit dem Rad zum Fußballstadion fahren, wenn die Fahrradabstellmöglichkeiten nicht präsent im öffentlichen Raum zu sehen sind. Aber auch in einer Stadt im Klimanotstand möchte man es sich nunmal nicht mit dem kraftfahrenden Wähler verscherzen.

    Gegen 14 Uhr brach ich wieder auf zum Bahnhof in Puttgarden, auf dem Plan stand der EC 34 nach Hamburg, der von dort um 17:28 Uhr schließlich die finale Fahrt zurück über die Fähre bis Kopenhagen antreten sollte.

    Gegen 14:25 Uhr tauchte schon mal die Fähre auf, im Hintergrund ist der zuglos tuckernde Dampfer nach Rødby zu sehen.

    Dann passierte eine ganze Weile erstmal nichts, während das Schiff wie ein Vogel mit offenem Schnabel am Kai lag. Das Bugschott öffnete sich nicht und unter den anwesenden Fotografen machte plötzlich die Nachricht die Runde, dass der Zug gar nicht auf der Fähre wäre, sondern aufgrund einer Verspätung erst eine halbe Stunde später hier ankäme.

    Dann öffnete sich das Schott und gab den Blick auf den EC 34 frei:

    Und los geht’s. Das war das vorletzte Mal, dass ein Zug in dieser Richtung die Fähre verlässt und das letzte Mal, dass ein Zug bei Tageslicht die Fähre verlässt:

    Auf dem Fahrgastinformationssystem flimmerten die bereits bekannten Grüße auf deutsch und dänisch:

    Und dann passierte, was ich schon aus einem halben Jahr mit meiner BahnCard 100 kenne:

    Nichts.

    Der Zug stand am Bahnsteig und wollte nicht mehr weiter, weil der Bordcomputer streikte. Und die Reservierungen wurden nicht mehr angezeigt. Und die Steckdosen wurden plötzlich abgeschaltet.

    Die unfreiwillige Zwangspause bot immerhin die Gelegenheit für ein schönes Abschiedsfoto im gleißenden Sonnenlicht, das sich plötzlich durch Wolken und Pfützen brach. Derweil liefen vier Beamte der Bundespolizei durch den Zug und wollten mal sehen, wer denn da heute einreisen möchte. Bei mir gab es allerdings nichts zu bemängeln, außer dass die Sache mit dem Faltrad in einem Zug, der zwar Fahrradpiktogramme an der Außenseite führt, aber laut Fahrplan keine Fahrräder transportiert, zu Irritationen führte.

    Andererseits war heute „der letzte Tag“ und man ließ es darauf beruhen, anstatt sich mit den Modalitäten eines Faltrades auseinander zu setzen.

    Mit zehn Minuten Verspätung dampften wir aus Kopenhagen ab und ich konnte mich mit einem Blick aus dem Fenster vergewissern, dass ich wirklich kein allzu unnormaler Mensch bin:

    Der Rest der Fahrt war, um es diplomatisch auszudrücken, eher bescheiden.

    Das ging damit los, dass ich eigentlich einen Sitzplatz reserviert hatte, witzigerweise den gleichen wie auf der Hinfahrt, auf dem aber schon jemand saß. Nämlich eine junge Dame, die zu dem Vater auf dem Sitzplatz nebenan gehörte. Ich erklärte, dass ich diesen Sitzplatz reserviert hätte, drang aber weder bei Tochter noch Vater durch die kabellosen Earpods, I tried it again, sorry, but I got a reservation for your seat, for 43, aber beide sahen sich nur an und zuckten mit den Schultern.

    Hinter mir krächzte es derweil: „There are no reservations today!“

    Und so trug es sich zu, dass ich auf den drei Klappsitzen gegenüber der Toilette endete.

    Nun war der Platz im Endeffekt nicht so schlecht, ich hatte mein Faltrad im Griff, es gab eine Steckdose und ich konnte problemlos an jedem Bahnhof hin und her laufen, saß überdies direkt an der Tür, und musste mich nicht mühsam mit langen Beinen zwischen Sitzplatz und Tasche aus der Sitzgruppe falten.

    Was aber nicht ging, war die Toilette gegenüber, die in dänischen Zügen offenbar tatsächlich als Raucherabteil Verwendung findet. Ich habe nicht mitgezählt, aber rein vom Gefühl her lief alle zehn Minuten jemand mit der Kippenpackung in der Hand oder mit einem auffällig großen Quader in der Arschtasche in die Toilette, um dort fünf Minuten zu verweilen und anschließend ohne Klospülung wieder zu verschwinden. Ich kann mir denken, was da wohl passiert sein wird — ein großes Geschäft war’s sicherlich nicht und der Zigarettengestank war relativ eindeutig. Und damit ich auch an ihren teuren Zigaretten teilhaben könnte, wurde freundlicherweise beinahe jedes Mal die Tür offen gelassen:

    Irgendwann kam das Zugpersonal vorbei und ich fragte nach dem werten Befinden des Reservierungssystems. Falls der Zug tatsächlich ohne Reservierungen führe, bekäme ich ja 4,50 Euro im Reisezentrum zurück. Ich erfuhr allerdings, dass die Reservierungen heute aus technischen Gründen nicht angezeigt würden, ich wüsste schon, der renitente Bordcomputer, aber natürlich hätte ich meinen Sitzplatz einnehmen können, ich müsste ja lediglich den jeweiligen Fahrgast ansprechen.

    Nur: Jetzt war ja eh alles zu spät, denn die Reservierungen gelten ja nur eine Viertelstunde nach Abfahrt aus dem Bahnhof. Herzlichen Dank und viel Freude mit meinen 4,50 Euro, liebe Bundesbahn!

    Mittlerweile habe ich ja auch raus, was der krächzende Typ mit seinem englischsprachigen Kommentar meinte: Der Zug ist nur in Dänemark reservierungspflichtig, nicht aber in Deutschland. Dass ich eine Reservierung für meinen blöden Sitzplatz in Wagen 81 hatte, kam wohl nicht so recht zur Geltung.

    Vielleicht möchte mir die Bahn ja mal den Buckel herunterrutschen.

    Immerhin konnte ich meinen Groll mit ein paar schönen Sonnenuntergängen vertreiben:

    Ich schoss noch ein paar Fotos in Oldenburg…

    … und in Lübeck…

    … aber prinzipiell war das jetzt alles nicht so unglaublich interessant, ich hatte es ja schließlich schon fünf Stunden zuvor gesehen und beschrieben.

    Der EC 34 kam pünktlich in Hamburg an und fuhr noch mal für eine Stunde in die Abstellung, bevor er zu seiner allerletzten Tour als EC 39 über die Fähre nach Kopenhagen aufbricht:

    Los geht’s mit dem EC 33 von Hamburg nach Puttgarden! Hier sind bestimmt ein Dutzend Eisenbahnfotografen an Bord und ich bin der einzige von denen, der heute nicht in der ersten Klasse reist. Naja.

    Es ist nun auch nicht so, dass die Stimmung sonderlich gedrückt wäre — die Verbindung wird ja nicht komplett eingestellt, sie fährt „nur“ eine andere Strecke. Und wirtschaftlich denkende Fahrgäste werden sich wohl eher über die Zeitersparnis von 20 Minuten freuen, anstatt der vorletzten Eisenbahnfährverbindung Europas hinterherzutrauern.

    Spannend finde ich ja diesen klappbaren Führerstand. Bis zu fünf dreiteilige DSB-MF-Triebzüge können auf diese Weise verbunden werden. Zwischen den einzelnen Einheiten werden die Führerstände in einen Schrank geklappt und die Pausbacken aufgeblasen. Mehr als sechs Wagen hintereinander passen allerdings nicht auf die Fähre.

    Beruhigend, dass auch das dänische Rollmaterial so seine liebe Not mit den Anzeigen hat und der Zug denkt, er wäre immer noch in Hamburg.

    Kurzer Stopp im Lübecker Hauptbahnhof. Einigen Fahrgästen fällt erst hier auf, dass die sechs Wagen nummeriert sind — allerdings etwas ungünstig: Jeweils anderthalb Wagen haben eine Nummer, die ersten beiden 71 und 72, die hinteren beiden 82 und 81. Da kann man schon mal durcheinander geraten.

    Schleswig-Holsteins Eisenbahninfrastruktur hängt ja traditionell gern etwas hinterher, die Strecke von Hamburg nach Lübeck wurde erst 2008 elektrifiziert. Der Fahrdraht reicht zwar immerhin bis Travemünde, allerdings nicht weiter nach Norden bis Neustadt, geschweigedenn Puttgarden; auf dänischer Seite sieht es nicht wesentlich besser aus. Als der Lübecker Hauptbahnhof elektrifiziert wurde, mussten die Gleise inklusive der Bahnsteige abgesenkt werden, um Platz für den Fahrdraht zu schaffen. Die denkmalgeschützte Treppe im Hintergrund wurde auf einen Sockel gesetzt, der auf weiteren Stufen bis zum Bahnsteig herabführt.

    Auf der ab morgen befahrenen Strecke von Hamburg über Flensburg bis Puttgarden hängt zwar ein durchgängiger Fahrdraht, allerdings sind die dänischen DSB-ER-Züge nicht für den internationalen Verkehr nach Deutschland ertüchtigt. Es wird also weiterhin mit Diesel getuckert, was insbesondere den nächtlichen Umlauf über Kiel vereinfacht, wenn von Hamburg über Kiel nach Flensburg durch das nicht elektrifizierte Niemandsland gefahren wird.

    Obwohl es keinen großen Bahhof geben sollte, grüßt auf der Laufschrift jemand „Tschüs Vogelfluglinie“ und „Farvel Fugleflugtslinjen“.

    Ankunft in Oldenburg in Holstein. Der Bahnhof hat heute nur noch ein einziges Bahnsteiggleis an einem untermaßigen Regionalverkehrsbahnsteig, der aber immerhin lang genug für eine DSB-MF-Doppeltraktion oder die sommerlichen Wochenend-Doppelstockzüge mit fünf Wagen ist. Der Bahnsteig steht allerdings mitten auf einem alten Gleis, das einfach überbaut wurde. In Fahrtrichtung links träumt der Rest eines Güterbahnhofs von besseren Zeiten, rechts wartet ein Bus auf Anschlussreisende neben einer weiteren Laderampe.

    Weiter geht’s über die Fehmarnsundbrücke. Das ist die, die bei stärkerem Wind immer wieder direkt gesperrt wird. Wenn hier im Zuge einer festen Fehmarnbeltquerung eine Autobahn und eine zweigleisige Eisenbahnstrecke nach Fehmarn führen, wird diese Brücke eventuell abgerissen und ersetzt. Bis dahin gehen aber noch einige Monde ins Land, vor 2028 ist damit nicht zu rechnen. Für ein Radverkehrsforum interessant wäre noch die Querung des Fehmarnbelts für nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer, aber das machen wir später mal, es ist grauenvoll.

    Auf Fehmarn begegnet uns der verspätete EC 38 auf dem Weg nach Hamburg:

    Das Gleisdreieck nach Fehmarn stammt noch aus Zeiten der Inselbahn, als noch eine Eisenbahnfähre von Großenbrodefähre nach Fehmarnsund dampfte und eine Inselbahn quer über die Insel bis nach Orth führte. Als die Fehmarnsundbrücke mit der querenden Strecke bis nach Puttgarden im Jahr 1963 gebaut wurde, entstand dieses Gleisdreieck, das 1995 wieder stillgelegt wurde, als die Eröffnung der Großen Belt-Brücke 1998 in Dänemark den Eisenbahngüterverkehr auf der Insel schlagartig beendete.

    Seit 2010 gibt es in Burg wieder einen Nahverkehrshalt, der sich etwas nördlich des früheren Bahnhofs befindet. 2022 soll dieser Bahnhof aufgrund der Bauarbeiten für die feste Fehmarnbeltquerung schon wieder stillgelegt und einige Jahre später mit dann nunmehr zwei Gleisen als Ersatz für den Bahnhof Puttgarden eröffnet werden.

    Aus dem Archiv:An den Sommerwochenenden fahren zwei Mal pro Tag sogar längere Doppelstockzüge von Hamburg direkt nach Puttgarden, ansonsten nur ein kleiner Bummellint.

    Weiter geht’s ins riesige Gleisfeld des alten Güterbahnhofs. Es ist mir unvorstellbar, was hier früher alles rangiert und verladen worden ist. Mittlerweile gibt es nach meiner Kenntnis nur noch ein einziges befahrbares Gleis, das sich hier so durchschlängelt und dann an einem von drei Bahnsteigen endet:

    Ankunft in Puttgarden. Nebenan wartet schon 648 843 als RB 21719 auf die Rückfahrt nach Lübeck:

    Auch hier lässt das einzeilige Fahrgastinformationssystem noch Platz für Höflichkeiten:

    Nach einem kurzen Aufenthalt zum Personalwechsel geht’s dann rauf auf die Fähre. Die Fahrgäste bleiben während der Auffahrt im Zug, müssen dann aber während der Überfahrt den Zug verlassen:

    Aus dem Archiv: Auf dem Zug sieht es dann so aus:

    Der Zug passt haargenau, zum Ausstieg gibt es provisorische Bahnsteige:

    Der Bahnhof Puttgarden macht derweil den gewohnt traurigen Eindruck. Von drei früher 400 Meter langen Bahnsteigen ist nur noch einer in Betrieb, gekürzt auf die nahverkehrsverträgliche Länge von 200 Metern. Unvorstellbar, was hier zur Blütezeit der Vogelfluglinie los gewesen sein muss —

    Der mittlere Bahnsteig findet Verwendung als überdachter Parkplatz für die Scandlines-Verwaltung, der hintere Bahnsteig wird offenbar bereits abgebrochen: dort hängt sogar noch ein alter Zugzielanzeiger mit Fallblattanzeige — der hatte früher viel zu tun, über den Fehmarnbelt fuhren nicht nur Züge nach Kopenhagen und Stockholm, sondern auch nach Hoek van Holland und Rom.

    Früher, also in besseren Zeiten, führte von allen drei Bahnsteigen eine Treppe hoch auf die Brücke in das mittlere Gebäude mit Wartehalle und Gastronomie, von wo aus ein mittiger, wirklich breiter Landgang zu den beiden Fähren führte. Letzterer wurde vor langer Zeit bereits abgebrochen, heute führt nur noch ein relativ schmuckloser Landgang links vorbei an die beiden Kaianlagen. In dem mittleren Gebäude befindet sich seitdem ein Bureau der Scandlines-Verwaltung:

    Die Treppe vom noch in Betrieb befindlichen Bahnsteig wurde schon vor langer Zeit gesperrt, stattdessen müssen Fahrgäste an einem albernen Hindernislauf über Gleis 1 und 2 teilnehmen.

    Hier ist noch ein bisschen zu erahnen, wie das früher funktionierte, als hier Güterzüge verladen wurden und der Wendezugbetrieb für Personenzüge noch nicht erfunden wurde. Die ziehende Lok wurde abgekuppelt und trollte sich nach links oder rechts auf ein Ausweichgleis, von hinten setzte eine Rangierlok an und schob den Zug auf die Fähre.

    Hier gab es früher offenbar sogar ein relativ modernes Rollband für schwere Gepäckstücke:

    Tja.

    Ein bisschen fortschrittlich ist der Bahnhof Puttgarden aber gegenüber vielen Nahverkehrshaltepunkten immer noch: Es gibt eine beheizte Wartehalle mit Ticketautomat, drei Fressautomaten und sauberen Toiletten. Da kann man schon mal applaudieren.

    Oben gibt es vier Ticketautomaten für die Fähre. Offenbar gibt es Zeiten mit höherem Andrang als heute.

    Nur: Woher sollen denn die Fährgäste ohne Auto kommen? Touristen aus Fehmarn, die einmal rüber nach Rødby wollen, um sich dort die Stadt anzusehen? Fernverkehr findet hier ja ab morgen nicht mehr statt und die Nahverkehrsanbindung wird noch weiter eingedampft:

    Einige Fahrten beginnen und enden aus mir unbekannten Gründen im benachbarten Burg auf Fehmarn, bis dahin fährt dann sogar ein Bus. Unbedingt attraktiv ist das Angebot allerdings nicht, aber vielleicht war das auch gar nicht das Ziel:

    Oben auf der Brücke ist die Luft noch immer schwanger vom Geist der 70er, der hier nicht nur architektonisch noch gegenwärtig ist. Es sieht nicht nur alles alt aus, es riecht aus so. Was hier wohl früher alles los gewesen sein muss!

    Noch mal ein verschwommener Blick zurück auf das Bahnhofsgelände:

    Und rüber zu den Kaianlagen. Früher führte ein Landgang mittig zwischen die beiden großen Becken, der wurde dann irgendwann gegen den kleinen links im Bild ersetzt.

    Bis zur Rückfahrt mit dem EC 38 in anderthalb Stunden kann man sich noch prächtig die Zeit mit dem Info-Point vertreiben, der recht kritisch die Notwendigkeit einer festen Fehmarnbeltquerung hinterfragt. Das ist angesichts des Betreibers auch nicht verwunderlich.

    Seit vor ein paar Wochen die Kieler Weihnachtsmärkte öffneten, habe ich einen bislang traurigen Rekord aufgestellt: Ich wurde jeden Abend an dieser tollen Kreuzung von rechtsabbiegenden Kraftfahrern „übersehen“, die einen Moment zuvor ihre rote Ampel „übersehen“ haben. Kein Witz: Jeden Abend.

    Insgesamt vier Mal ist mir auch ein Hattrick gelungen: Erst am Bahnhof von unaufmerksamen Kraftfahrern beim ordnungswidrigen Rechtsabbiegen „übersehen“ werden, dann am Ziegelteich von rechts bei rotem Licht abbiegenden Kraftfahrern „übersehen“, dann droben an der Hafenstraße noch einmal. Während der Weihnachtsmarktzeit ist wohl wirklich jeder im Stress und muss dringend einen Parkplatz finden oder seine Liebsten abholen oder einfach schlecht gelaunt sein.

    Der heutige Rotlicht-Liebhaber an der Hafenstraße toppte dann alles. Es läuft ja immer so:

    Wenn ich vom Bahnhof ankomme, bekommt erstmal der Fahrbahnverkehr konfliktfreies Rechtsabbiegen signalisiert, gleichzeitig darf der Verkehr von rechts aus der Hafenstraße in beide Richtungen abbiegen.

    Dann zeigt der Signalgeber zum Rechtsabbiegen gelbes Licht:

    Anschließend schaue ich mal nach hinten, wer sich denn da so nähert. Zu normalen Zeiten abseits des Weihnachtsmarktes nähert sich von hinten niemand, weil der Fahrbahnverkehr an einer Fußgängerampel zurückgehalten wird. Zur Weihnachtszeit läuft das allerdings anders, weil auch zu dieser späten Stunde noch Kraftfahrzeuge aus ihren Parklücken abfahren oder von über die Fahrbahn laufenden Fußgängern aufgehalten werden oder irgendwo wenden oder weiß der Geier was.

    Blick nach vorn: Inzwischen habe ich auf dem Signalgeber für Radfahrer grünes Licht, gleichzeitig wird das Geradeausfahren grün signalisiert. Der Signalgeber zum Rechtsabbiegen zeigt rot.

    Von hinten nähert sich ein Kraftfahrzeug mit einem ordentlichen Tempo. Falls er rechts abbiegen möchte, ist es zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht mehr in der Lage, rechtzeitig vor der Haltlinie zu bremsen — und fährt drüber. Und zwar mit einem Tempo, das deutlich macht, es werde noch vor mir rechts abbiegen wollen.

    Der Fahrer geht in die Bremsen und zeigt mir empört und ausdauernd den Scheibenwischer. Im Hintergrund ist zwar nicht der rote Signalgeber zu sehen, den er „übersehen“ hat, wohl aber die grüne Fußgängerampel — ein sicherer Indikator dafür, dass sein Signalgeber in diesem Moment rotes Licht zeigt.

    Tja: Dummerweise sieht man sich immer zwei Mal im Leben, nä?

    So etwas passiert — kein Scherz — seit Beginn der Weihnachtsmarktsaison jeden Abend. Natürlich nicht immer in obiger Größenordnung mit wütendem Beschleunigen und beleidigenden Gesten, sondern eher ganz subtil wie in den vorigen Beiträgen bereits beschrieben. Aber es passiert — kein Scherz — jeden Abend. Ich werde dort jeden Abend „übersehen“.

    Ich hätte gute Lust, einen Teil meiner Freizeit zu opfern und jedem dieser Fahrer eine Ordnungswidrigkeitenanzeige reinzudrücken. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob die Stadt Kiel solche Privatanzeigen verfolgt. Andererseits kann ich nicht nachvollziehen, warum solche Zustände in direkter Nähe zum Hauptquartier des Kommunalen Ordnungsdienstes toleriert werden. Entweder stellt man da mal eine Weile jemanden zur Verkehrsüberwachung ab — allein die leuchtende Uniform dürfte ja den ein oder anderen Verkehrsteilnehmer zu einem gründlicheren Studium der Signalgeber veranlassen — oder man bringt das Signalbild in Ordnung, denn ganz offensichtlich sind noch immer viele Verkehrsteilnehmer mit dem kleinen roten Signalgeber überfordert.

    So schwer kann das ja nicht sein.

    Da die Stadt Kiel aber nach einer relativ ausführlichen Mail zu Beginn des Jahres nicht mehr auf meine Beschwerden reagiert, nehme ich zur Kenntnis, dass man dort wohl andere Sorgen hat.

    Vielleicht Falschparker? Naja:

    Dieses Falschparken auf dem mittleren Fahrstreifen wird zwar grundsätzlich hin und wieder mal sanktioniert, allerdings sieht man ja, dass diese 15-Euro-Knöllchen keine abschreckende Wirkung erzeugen. Eine einfache Wahrscheinlichkeitsrechnung ergibt eben, dass es günstiger ist, einmal im Monat 15 Euro zu bezahlen, als im Parkhaus für 1,50 Euro pro Stunde zu parken. Ich weiß auch nicht, wie man das Parken dort unterbinden soll — Leitbaken scheinen nicht zu helfen, Sandsäcke erscheinen mir eine Nummer zu groß.

    Es ist jedenfalls für Radfahrer äußerst lästig, weil die Linienbusse einen äußerst großzügigen Sicherheitsabstand zu den in der Mitte parkenden Fahrzeugen halten und teilweise nicht nur mit den Rädern auf der weißen Begrenzungslinie des Radfahrstreifens rollen, sondern teilweise — wenn beispielsweise in der Mitte jemand die Tür öffnet, plötzlich komplett auf den Radfahrstreifen wechseln. Da gab es in den letzten Monaten wohl schon einige brenzlige Situationen, während denen der Bus ganz kuschelig die Nähe von Radfahrern gesucht hat.

    Hier im Hintergrund, in ebenjener Hafenstraße, befindet sich übrigens das nächstbeste Parkhaus:

    Mir fallen im Umfeld dieser Kreuzung noch eine Handvoll weitere Parkhäuser ein, darunter auch das tolle neue Parkhaus am ZOB, das vor zwei Monaten mit viel Getöse eingeweiht wurde, aber nach meiner Beobachtung so gut wie leer steht. Klar, wer ist denn so blöd und fährt ins Parkhaus, wenn quasi in erster Reihe kostenlos geparkt werden kann?

    Die Kraftfahrzeuge im Vordergrund gehören übrigens keinen Schaustellern, nein, das sind Gäste des Weihnachtsmarktes. Die fahren quasi bis direkt vor die Buden, dann steigt einer aus, holt gebrannte Mandeln oder Poffertjes oder tatsächlich eine Isolierkanne mit Glühwein, dann wird umständlich gewendet und wieder abgedampft. Wozu haben wir dann doch gleich diese Anti-Terror-Säcke dort vorne hingelegt?

    Übrigens wurde kurz nach meinem Foto ein Radfahrer beinahe von einem Kraftfahrzeug „übersehen“, das just in dem Moment ausparken wollte, als der Senior mit seinem Rad in Richtung des Weihnachtsmarktes unterwegs war. Ein paar Tage vorher wurde wohl schon ein anderer Radfahrer vom morgendlichen Lieferverkehr „übersehen“ und kam mit einer Prellung ins Krankenhaus. Da kann man echt nur applaudieren.

    Und wenn Weihnachtsmarkt ist, dann kann man echt überall parken. Ich versteh’s nicht: Merkt denn niemand, dass das wenigstens im Bereich einer Kreuzung eine echt blöde Idee ist? Klar, man kommt ja noch vorbei, aber mit Rollstuhl oder Kinderwagen oder — Gott bewahre! — mit Taststock für sehbehinderte Menschen ist das echt nicht so geil. Witzigerweise herrscht dort dank der rechts abgehenden Arbeitsstelle und der eigentlichen Straßensperrung dort gar kein nenneswerter Verkehr, so dass man dort auch notfalls, naja, zu Fuß bei, ähm, roten Licht queren könnte, hehehe, macht natürlich niemand, aber aufgrund der vielen Falschparker herrscht dort ein so großes Verkehrsaufkommen, dass die Fußgängerampel wiederum notwendig ist.

    Andererseits scheint das Parken dort ja für die Wahrung hoheitlicher Aufgaben geboten zu sein — dann kann es so verkehrt ja nicht sein:

    Was das eben erwähnte Verkehrsaufkommen betrifft, so bin ich mir gar nicht sicher, ob das auf der Fahrbahn oder auf dem Gehweg größer ist. Diese vielen Notparker fahren nämlich mutmaßlich ihre Parklücke über den Gehweg an:

    Eigentlich ist es ja nur eine Frage der Zeit, bis dort ein nichtmotorisierter Verkehrsteilnehmer kaputtgefahren wird. Und dann werden sich wieder alle fragen: Wie kann denn so etwas passieren?

    Tja: Regierung und Bahn gegen Wiederaufnahme von Nachtzug-Betrieb

    Ich bin schon ein paar Mal mit diesen so genannten „IC-“ oder „ICE-Nachtzügen“ gefahren und das ist ja eine Qual sondergleichen. Beim legendären IC 2020 kann man sich erst einmal mit anderen Fahrgästen anlegen, die dort quer über mehrere Sitze liegen und den reservierten Sitzplatz nicht freigeben wollen, dann steht überall Gepäck herum und mitunter kommt man ohne Klettergurt und -seile noch nicht einmal in die Nähe des anvisierten Sitzplatzes. Und dann dieses zusammengerumpelte Rollmaterial aus alten Interregio-Wagen mit gammeligen Nicht-IC-mod-Kram.

    Die einzig akzeptable Fahrt war mit dem Nacht-ICE von Kassel nach Hamburg, weil sich im ICE 1 die Sitze einigermaßen bequem einstellen lassen. Immerhin werden ja zum Fahrplanwechsel einige dieser Nachtverbindungen vom IC auf ICE hochgestuft.

    Trotzdem ist das keine Alternative zum „echten“ Nachtzug. Ich habe von meinem Großvater die Fähigkeit geerbt, quasi immer und überall schlafen zu können, aber nach einer Fahrt in einem solchen Zug ist der nachfolgende Tag echt im Arsch. Natürlich ist es einerseits ein Vorteil, dass dieser Zug auch nachts an jeder Milchkanne hält und selbst in entlegenden Gegenden einen Nachtanschluss bietet, andererseits kommt man im schlimmsten Fall um vier Uhr morgens am Ziel an, am Bahnhof hat noch nichts geöffnet und ins Hotelzimmer darf man mit viel Augenzudrücken erst gegen zwölf. Tja.

    Das wird eigentlich nur davon überboten, dass diese Züge auch mal zwei Stunden zu spät unterwegs sind — und diese zwei Stunden sitzt man dann nachts am kalten Bahnhof mit zweifelhafter Gesellschaft herum, weil es sowas wie Wartehallen oder eine Aufsicht nicht mehr gibt.

    Dem gegenüber steht ein erheblicher Entwicklungs- und Wartungsaufwand, um den Bluetooth-Kram stabil hinzukriegen.

    Beim gestrigen Gran Fondo habe ich Herz- und Trittfrequenz mit Wahoo aufgezeichnet und es hat eher mäßig funktioniert: Bei Kilometer 81 stürzte die Wahoo-App ab, berappelte sich danach aber wieder bis Karlsruhe — und vergaß beim Speichern plötzlich, dass ich gerade 100 Kilometer gefahren war. Die ganze Strecke war weg.

    Glücklicherweise habe ich die Tour auch noch mit Strava nebenher aufgezeichnet, zwar ohne Herz- und Trittfrequenz, aber immerhin mit der gefahrenen Strecke — sonst wäre ich ja wirklich erheblich angepisst.

    Diese Bluetooth-Verbindungen scheinen ja tatsächlich erhebliche Schwierigkeiten zu bedeuten, mir ist aber noch nicht so richtig klar, was denn nun das Problem sein mag.

    Kennt jemand hier einen passenden Anbieter, der nicht mehrere hundert € verlangt?

    In Hamburg standen vor dem hiesigen IKEA immer ein paar Sprinter verschiedener Anbieter, die unerwartet große Möbeleinkäufe nach Hause fahren wollten, die hätten sicherlich auch noch eine passende Palette irgendwo herumliegen. Ich habe diesen Diensten damals nicht so richtig getraut, aber vielleicht schaust du einmal ganz unauffällig nach, ob sich da etwas passendes findet?