Moin moin,
ich bin gerade aus Japan zurück gekommen und wosllte einmal meinen Eindruck über den japanischen Verkehr mitteilen. Wahrscheinlich wird das hier eine grobe Sammlung von Dingen, die mir auffielen. Ich hoffe es sind ein paar Sachen für euch dabei. Leider habe ich keine Fotos.
1. Straßenquerschnitt
In Japan wird dicht gebaut, in Tokio und Kyoto sind die meisten Straßen ungefähr so breit wie zwei Autos.
Es gibt keinen Bürgersteig, statt dessen wird mit weißer Farbe ein Streifen abgetrennt für den sich keiner interessiert.
Die Ansicht aus Google Streetview zeigt die Außenbezirke von Tokio und noch eine relativ breite Straße.Nicht selten, sah das einfach so aus.
Diese kleinen Straßen machen den größten Teil aus. Es gibt natürlich noch mehrspurige Hauptstraßen, aber der überwiegende Teil ist eng. Das gilt nicht nur für die Wohnstraßen, sondern auch für viele Ziele, zu denen evtl. fahren möchte.
2. Verkehrsaufkommen
In Tokio ist die U-Bahn (in Tokio gibt es mehrere Anbieter, das Netz ist dicht) immer voll. Zu Stoßzeiten richtig voll. Mir passierte es mehrmals, daß meine Freundin mich darauf hinwies, ich würde jungen Japanerinnen Angst einjagen (Ausländer, groß) und sollte doch beim Anstehen Abstand halten, nur damit genau diese jungen Japanerinnen sich fünf Minuten später genau neben mich in die Sardinenbüchse quetschen. Körperliche Nähe ist nur außerhalb von Bus und Bahn verunsichernd.
U-Bahnen fahren alle fünf Minuten, sie wird von jedem benutzt. Dafür sind diese engen Straßen quasi Auto leer. Ich habe mir Tokio nach Einbruch der Dunkelheit (19:00, viele Japaner sind zu dieser Zeit noch auf ihrem langen Heimweg) mal vom Tokio Sky Tree von oben angeguckt. Autos nur auf den mehrspurigen Hauptstraßen, dort sogar rel. Staufrei. Die engen Gassen: leer.
In Kyoto war das anders. Es gibt auch dort eine U-Bahn, aber viel ÖPNV wird über Busse geregelt. Die Japaner ticken da nicht anders als die Deutschen: "Wenn ich mit dem Bus im Stau stehe, kann ich auch Auto fahren". Dem entsprechend gab es immer Stau / zäh fließenden Verkehr. Die Seitenstraßen sind dennoch rel. bequem für alle nutzbar.
In beiden Städten haben die Radfahrer genervt. Dort wo es Bürgersteige gibt, sind diese für die Fußgänger schon zu klein, aber überall sind sie für Radfahrer benutzungspflichtig. Man quetscht sich dann aneinander vorbei. Das geht, weil Japaner sehr höflich und zurückhaltend sind, und im Grunde nie schneller fahren als Fußgänger. Geht auch gar nicht. In den engen Gassen läuft das aber, wenn sie nur mal klingeln würden, wenn man im Weg steht.
3. Verhalten der Verkehrsteilnehmer
Der Verkehr in Japan scheint mir in Japan von gegenseitiger Rücksichtsnahme geprägt zu sein. Dort wo das Füßgängeraufkommen größer ist als der für Fußgänger vorgesehene Platz (also quasi überall), wird auf der Fahrbahn gelaufen. Die Autofahrer warten oder quetschen sich langsam daran vorbei, falls Platz ist. Ich habe in ganz Japan nur einen Autofahrer hupen hören: Ein Taxi im Touriviertel von Kyoto.
Zweiräder haben es auch ganz gut in Japan. Die wen. Radfahrer, die die Fahrbahn nutzten, sowie Rollerfahrer etc. konnten sich immer bequem durch den Stau schlängeln. Da machte keiner die Lücke zu, keine böse Geste, nichts.
4. Die Fahrkartenautomaten von Metro/Bus/Bahn geben auch Scheine als Wechselgeld. Halleluja!
Gruß, Tobias