Beiträge von Hans Rost

    Als ich letztens in Dresden war, habe ich eine ganz besondere Fahrradampel mit Drücker gefunden: Die Bettelampel für Radfahrer und KFZ mit separaten Drückern. Es handelt sich um eine Zugangsstraße in den Park Großer Garten (hier noch ohne die Ampel: ). Es gibt dort also jede Menge Radfahrer und praktisch keine KFZ. In diesem Sinne ist das also eher symbolisch.

    Grün für Fahrrad kommt recht schnell, für Auto habe ich nicht getestet, da war ich noch etwas überrascht was es alles gibt. Mit Auto muss man wohl aussteigen um da drücken zu könnnen.

    Hi auch Explosiv,

    natürlich ist das klar, dass das keine gute Idee ist, sowas zu machen. Und das ging auch nicht gegen Dich, Du hast ja nur den Anlass geliefert, weil es zeigt wie sehr sich das allgemein einschleift, wenn es gesellschaftsfähig ist bei Unfällen ohne viel Aufhebens zu sagen, jemand hätte halt keine Chance gehabt. Mir ging die Hutschnur nur wegen der Formulierung hoch, weil viele solcher Unfälle innerhalb der "geduldeten" Regelüberschreitungen passieren, und die Leute sich dann halt selbst versichern müssen dass es daran nicht lag, sondern dass es eben passieren musste.

    viele Grüße auch noch,
    Hannes

    PS noch zum Fall: Ich hatte vorhin die Pressemeldung noch nicht gelesen, hatte irgendwie mit einem Überweg gerechnet. Aber dennoch, ich kann mir schlecht vorstellen, dass die Frau sich von hinten vors Führerhaus angepirscht hat um nicht gesehen zu werden. Es kommt schon hin und wieder mal vor, dass man eine Straße abseits von Ampeln quert, gerade wenn der Verkehrt ohnehin gerade steht/staut. Und ich bin mir nicht so sicher, ob ich dran gedacht hätte, typischerweise kann man den Fahrer ja aus der Gehperspektive schon sehen. Und wie gesagt; ich finde schon, dass man es in einem LKW bemerken können sollte, wenn ein Fußgänger quert. Wenn nicht, geht der Fahrer das Risiko halt ein.

    Es widert mich jedes Mal von neuem an, wenn es wieder heißt, "der [Kraft-]Fahrer hatte keine Chance". Es schafft ein vermeintliches Opfer und verdreht die Tatsachen, wo die Schuld und wo der Schaden liegt.

    Hi
    da hat wohl Darwin zugeschlagen. Wenn man unerwartet zu dicht vor einem hohen LKW-Führerhaus vorbeigeht, hat der Fahrer keine Chance und imho auch keine Schuld, den schiebenden Radfahrer zu sehen. Ausnahmsweise.

    Ganz klares Nein! Die Straßenverkehrsordnung ist da auch klar. Sicherheitsabstände, angepasste Geschwindigkeit, usw. Aus der Betriebsgefahr folgt außerdem noch die Pflicht zur erhöhten Vorsicht.

    - Wenn man in einem Fahrzeug fährt, dass einem die Sicht und/oder das Gehör einschränkt und das nicht durch entsprechende Vorsicht ausgleicht, dann hatte man nicht "keine Chance".
    - Wenn man mit einem Fahrzeug mit "totem Winkel" abbiegt und jemand anders umfährt, hatte man nicht "keine Chance".
    - Wenn man zu schnell oder mit zu geringem Abstand vom Straßenrand oder zu Sichthindernissen fährt und jemanden erfasst, dann hatte man nicht "keine Chance".
    - Wenn ein Kind sich auf dem Gehweg losreißt oder sonstwie auf die Fahrbahn läuft, dann hatte man nicht keine Chance.
    - Wenn man wegen irgendeiner Ölspur irgendwohin schlittert, dann kann man drüber reden.

    Aber: Keine Chance hat (meistens) nur das Unfallopfer. Niemals der Verursacher!

    Und weil es schon lang ist und so gut passt:

    Eine wesentliche Kampagne in den 70ern in den Niederlanden war "Stop de Kindermoord". Vorher gabs Autogerechtes Verkehrswachstum wie hier, heute können Kinder (und alle Anderen auch) ohne Bedenken ihre Wege mit dem Rad oder zu Fuß machen. Ich hatte mir letztens mal die Polizeipressemeldungen zu Unfällen mit Radfahrern und Fußgängern in Leipzig angeschaut: Es ist schon auffällig, dass bei den Unfallopfern unter den Fußgängern Kinder recht stark vertreten sind (und auch dort oft von "achtete nicht auf den Verkehr" die Rede ist). Insofern: "Keine Chance? Das tote/verletzte Kind/Fußgänger/Radfahrer/Andere hatte keine Chance!" und wer möchte "Stoppt den Kindermord!"


    Ja, solche sprachlichen Kämpfe sind ätzend. Noch ätzender ist nur wenn man sie verloren hat (siehe auch )

    Ich hatte es dort schon teilweise in den Kommentaren geschrieben: Beim Auto-laengsseits-parken fehlt die Dorringzone: 13m^2 --> 16m^2, Beim Fahrrad-parken ist die Fläche etwa Faktor zwei zu gross (Fahrräder werden praktisch immer versetzt doppelt auf der selben Flaeche aufgestellt, zB an Buegeln)

    Beim dynamischen Flaechenverbrauch werden Spurbreiten angenommen: Fahrrad 1.5m, Auto je nach Geschwindigkeit Breite + 0.25m (30km/h) oder 0.5m (50km/h) seitlicher Abstand. Beim Auto werden 1.4 Insassen angenommen, beim Fahrrad nur 1.0 (real wahrscheinlich wirklich unter 1.4, aber sicher über 1.0).

    Insgesamt finde ich dynamischen Flaechenverbrauch als Groesse ziehmlich nutzlos. Wenn die Flaechen als Strassen/Wege in der (nicht) Stadt da sind werden sie natuerlich auch entsprechend (nicht) genutzt. Da war der Flächengerechtigkeitsreport wesentlich besser, man kann sich vorstellen wie man so-und-soviel Fläche hätte in Lebensqualität umsetzen können.

    Genauso meinte ich das mit dem Ausflug auch. Beim Sport denkt man ja typischerweise mal ueber das Risiko von Alleinunfaellen oder in der Gruppe nach.

    Wenn man bendenkt, dass viele das Rad halt nur zum Familienausflug rausholen und wie unbrerechenbar mein Sohn mit 6 Jahren noch faehrt, ist das am Ende noch berechtigt dass bei Familienausfluegen die meisten bei 15km/h Helm tragen. Plus dem Gruppendruck natuerlich noch.

    Um ein paar erste Zahlen zu bekommen, habe ich mal Videos von meinen taeglichen Strecken der letzten Woche oder so gesichtet:

    Fuer den Alltagsverkehr habe ich bei 206 Radfahrer 20 mal einen Helm gesehen (10%). Interessant war, dass davon 8 falsch gefahren sind (also Gehweg und/oder gegen die Fahrtrichtung), von den 186 ohne Helm waren das 15. Die Zahlen sind natuerlich noch ziehmlich klein, aber ich koennte mir schon vorstellen, dass der hohe Anteil an Geister/Gehwegfahrern unter den Helmtraegern signifikant wird.

    Mich wuerde schon interessieren wie hoch die Helmtragequote tatsaechlich bei Alltagsfahrten in anderen Staedten ist, ob es einen Unterschied zwischen mehr und weniger radfahrfreundlichen Staedten gibt (und auch ob/wie der Anteil Falsch/Geisterfahrer sich bei beiden Gruppen lokal unterscheidet) ...

    Dazu waeren bessere Zahlen doch interessant, oder?

    Beobachtung zum Helm:
    Nachdem mir heute morgen gefühlt fast die Hälfte der Fahrradfahrer mit Helm begenet sind, habe ich auf der Rückfahrt mal gezählt. Einmal im Stadtwald fernab von jedem Autoverkehr, überwiegend vermutlich Berufspendler: 20 Fahrradfahrer, davon 8 mit Helm => 40%.
    Dann auf einer Starkbefahrenen Kreuzung zwischen einer Fußgängerzone (teilweise Radfahrer frei) und einer Hauptverkehrsstraße: 100 Fahrradfahrer, davon 4 mit Helm.

    Mein Gefuehl sagt mir auch, dass beim Ausflugsverkehr die Helmtragequote wesentlich groesser als im Alltagsverkehr ist. Irritierend ist das immer, weil das bei mir doch eher andersrum ist, also Helm in der Stadt haeufig auf, beim gemuetlichen Ausflug ziehmlich sicher nicht.

    Das heisst doch nur, dass die anderen Richtungen eben nicht freigegeben sind. Rechtsabbieger und Fussgaenger- / Radampel, oder von mir aus mehrere Linksabbieger gleichzeitig ist ja auch oft.

    Ich frage mich nach dem lesen von [stvo]37[/stvo] jetzt eher, ob die Pfeilampel mit Fahrrad-Sinnbild jetzt nur implizit vorgesehen ist. Explizit ist sie jedenfalls nicht erwaehnt. Hier (in Leipzig) gibts uebrigens einige davon.